Kapitel 29:

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" Krone,woher, bei Merlins Bart, sollte Avery vom Geheimgang wissen, hm?", hustete Sirius und schlängelte sich durch den schmalen Korridor, den man durch den Wandteppich neben der Statue von Minzie der Winzigen betreten konnte.
" Ich hab keine Ahnung, Tatze. Aber sie weiß davon. Oder willst du sagen, dass sie die Peitschende Weide als Aussichtsplattform benutzen will?" Die Jungs quetschten sich an einer extrem fetten Spinne vorbei und schoben den zweiten Wandteppich zur Seite.
Alle Gänge waren wie ausgestorben und trotzdem; durch den geheimen Korridor hatten sie viele Minuten an Zeit gespart.
" Nein! Aber woher?", fragte Sirius erschöpft und bog um die Ecke. James hastete ihm hinterher.
" Vielleicht hat sie ihn einfach entdeckt. Oder Jemand hat ihr davon erzählt."
Die Jungs rannten die Treppe hinunter und erreichten durch die gewaltige Eingangshalle schnell das Eichenportal. Draußen auf den Ländereien sputeten sie sich. Die Todesser hatten die Tore bald erreicht. Der Wind hatte sich verstärkt und im Schnee kamen sie nur schwerfällig voran. Die Peitschende Weide stand auffällig still da, aber Sirius verhexte sie trotzdem.
" Immobilus!"
Sie krabbelten durch das Erdloch und stürzten durch den steinernen Gang.
Ein Dutzend Minuten vergingen, bevor sie endlich die Treppe hoch kletterten und durch die Falltür im Holzboden die wackelige Hütte betraten, die des Spukens beschuldigt war.
Kratzer an den Wänden und am Boden, von den Pfoten entstanden, schmückten die staubigen Holzbretter überall und James durchsuchte die Hütte eilig.
" Sie ist nicht hier." Ratlos atmete Sirius immer heftiger. James starrte durch eins der definitiv Kälte durchlassenden, zerbrochenem Fenster hindurch und erschrak urplötzlich.
" Da sind Spuren im Schnee, Sirius."
" Was?"
" Sirius, sie war hier. Die Spuren sind frisch. Komm!" James zog seinen besten Freund energisch durch die Hütte und presste die quietschende Holztür auf.
Sie betrachteten die Fußspuren eingehend.
" Es sind Averys. Sie trägt immer Schuhe von einer bestimmten Marke, die einen eingeritzten Ring auf der Sohle hat", meinte Sirius und starrte durch den wehenden Schnee in die Umgebung.
" Woher kennst du dich so gut aus?", fragte James mit hochgezogenen Augenbrauen, doch Sirius winkte ab und sie folgten den Fußspuren. Es waren mehrere hundert Meter bis zur Abgrenzung, bis der die Schüler immer gingen, um das am meisten vom Spuk heimgesuchte Haus Großbritanniens zu begaffen.
Doch auch hier war Avery nicht. Sirius schrie in die Stille hinein und James presste seine Hand auf Sirius' Mund.
" Tatze. Denk dran. Hier ist keine Schutzbarriere mehr. Sie können uns holen. Wir müssen vorsichtig sein. Ich hab's Lily versprochen." Sirius nickte zähneknirschend und sie suchten den weißen Boden nach weiteren Fußspuren ab.
" Was ist, wenn sie appariert ist", sagte Sirius urplötzlich und James atmete tief ein.
" Kann sie noch nicht...Hey! Dort sind welche!" Die Spuren waren schwach, aber noch erkennbar und die Jungs rannten den verschneiten Hügel hinunter.
" Was heckt sie da bloß aus", murmelte James und Sirius schüttelte erstarrt den Kopf. Er schubste seinen besten Freund hinter einen Baumstamm und die Beiden duckten sich.
Stimmen nährten sich und man konnte Schritte im Schnee hören.
" ... Ich weiß nicht, was er dir gesagt hat, Avery, aber..."
Die Jungs entspannten sich und als Sirius aufspringen wollte, hielt James ihn fest. Er deutete mit einer lockeren Kopfbewegung zu den beiden Stimmen und Sirius nickte.
" Rosmerta, bitte..." Averys Stimme klang merkwürdig verzweifelt.
" Madam Rosmerta? Die Wirtin von den Drei Besen?", wisperte Sirius atemlos. " Was zum Henker geht hier vor?"
James schüttelte unmerklich den Kopf und spähte zu Avery, die ihre Arme verschränkt hielt und wie ein verletztes Tier aussah.
" Ich habe keinen guten Kontakt mehr zu deiner Mutter."
" Deiner Schwester!", brüllte Avery säuerlich; sie hatte die Fäuste geballt.
" Und ob du Kontakt hast! Ich sehe doch, von wem die Briefe sind! Du musst mir helfen, Rosmerta, bitte. Sie...sie wurden entführt. Und ich weiß auch von wem."
Rosmerta hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah für einen kurzen Moment so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, doch sie fing sich wieder und warf ihrer Nichte skeptische Blicke zu.
" Von wem?" Avery straffte die Schultern.
" Wir haben den jüngsten Lestranges Brüdern vor einem Jahr Zauberstäbe verweigert, da sie das Dunkle Mal auf den Armen hatten. Sie haben Rache geschworen", flüsterte Avery und blickte unentwegt angsterfüllt in die Gegend. Dann flüsterte sie Madam Rosmerta noch etwas zu und Rosmerta stellte sich gerade hin. In ihrer vollen Größe, Absätze eingerechnet, baute sie sich vor Avery auf und setzte eine ernste Miene auf. " Avery, ich kann dich nicht von hier verschwinden lassen...- "
" DU MUSST! ES SIND MEINE ELTERN!", kreischte Avery panisch und James wurde klar, dass Avery nicht so stolz war, wie sie tat. Innerlich ging sie zu Bruch.
" Avery. Schatz... - "
" Nenn mich nicht Schatz! Ist es dir egal, dass Jemand sie foltert? Sie kämpfen gegen ihn. Und gegen ihn zu gewinnen ist...", Avery brach zusammen.

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Es war Avery egal, dass sie von Kopf bis Fuß durchgeweicht war; sie stand am Rande eines nahen Nervenzusammenbruchs.
" Du musst...mir helfen."
Avery beschlich das leise Gefühl, dass sie ihren Eltern nicht oft genug Danke oder Ich liebe euch auch gesagt hatte. Sie würde für ihre Eltern alles tun.
" Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin", brachte Avery hervor und zitterte am ganzen Leib. " Und ich werde sie nicht hängen lassen. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen... NIEMALS." Avery fing an, lauthals zu weinen und ließ sich wieder in den Schnee fallen.
" Wenn du mich nicht mitnimmst", hauchte Avery und schielte geistesabwesend zu ihr, " dann werde ich dies auf der Beerdigung erwähnen." Ihre Worte bewegten Rosmerta dazu, in ein hektisches Keuchen zu verfallen. Zögernd streckte sie den Arm aus und Avery war fast dabei, ihn zu ergreifen, als Sirius aus dem Gebüsch stürmte. Rosmerta schrie vor Schreck und griff sich ans Herz, aber Avery blieb ruhig.
" Avery." Sirius' graue Augen blickten sie voller Sorge an und Avery wäre fast ein paar Schritte zurück gestolpert.
" Du darfst das nicht alleine durchziehen." Er kam ein paar Schritte näher auf sie zu und Averys Puls beschleunigte sich rasant.
" Du kannst nicht mit. Ich würde es nicht überleben, wenn dir was zu stoßen würde", widersprach Avery schwach und wagte ebenfalls ein paar Schritte nach vorne.
" Was wäre das Leben ohne ein bisschen Risiko?"

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt