Kapitel 17:

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Die Tatsache, dass Lily das halbe Abendessen auf der Toilette verbrachte, schien niemand gesondert zu interessieren.
Lily lehnte einfach nur neben dem Waschbecken und hoffte, dass sich dieser fette eingebildete Troll ,mit einem Schnurrbart in der Größe einer Ratte, bald verziehen würde.
Sie horchte. Immer noch war das grunzende Lachen zu vernehmen. Lily's Magen ließ ein lautes Knurren hören.
Ungeduldig massierte sie sich den Bauch. Noch ein bisschen mehr als ein guter Monat und sie war endlich 17: sie durfte also Magie außerhalb der Mauern von Hogwarts benutzen.
Doch im Moment konnte sie Seife leider nicht in Brot verwandeln, obwohl der Zauberspruch doch ganz leicht war.
Lily warf ihre Locken zurück und betrachtete sich im Spiegel.
Schön hatte sie sich nie gefunden, doch hübsch war sie. Jeder sagte ihr das ( bis auf Petunia ). Früher war Petunia die Süßere gewesen, da Lily für den gewöhnlichen Geschmack ihrer Nachbarn schon als Kind einfach zu ungewöhnlich ausgesehen hatte.
Leuchtend grüne Augen, sich schön lockendes glänzend rotes Haar, Sommersprossen.. Für Muggel war dies ohne Zweifel das klassische Aussehen einer Hexe. Dazu kamen damals die besonderen Fähigkeiten Lily's.
Mittlerweile hatte sie sich ziemlich verändert: ihre Haare waren einen Ticken kürzer, die proportionalen Gesichtszüge waren anders geworden...
Alle beneideten Lily um ihre auffällige, außergewöhnliche Schönheit, aber Lily wurde nie eitel: im Vergleich zu dem Rest ihrer Familie. Seufzend ließ sie ihre Locken wieder neben ihr Gesicht klatschen und setzte sich neben das blank polierte Waschbecken.
Sie hatte Petunia ehrlich gesagt nie wirklich hübsch gefunden: was machten mausgraue Haare schon neben einem pferdeähnlichen Gesicht?
Doch Lily fand die Gesichtszüge ihrer Schwester immer anmutig und graziös : dies verleihte ihr eine gewisse Schönheit, eine Überlegenheit.
Lily kaute auf einer ihrer Haarsträhnen.
Wieso saß sie hier und dachte über Schönheit nach?
Beth färbte offensichtlich auf sie ab.
Sie vermisste James. Sirius, Lupin, Mary, Dorcas, selbst Cadricca. An Severus dachte Lily mittlerweile selten: ihre einst tiefe Freundschaft war Geschichte.
" Schon wieder da?", brachte Petunia unter zusammengeknirschten Zähnen hervor.
" Ja...", sagte Lily verdattert.
" Schön", zischte Petunia und wandte sich wieder Vernon zu. Das jetzige Thema war 'Literatur'.
" Kennst du Tom Sawyer?", fragte Vernon gespannt.
Petunia, die davon noch nie gehört hatte, antwortete grinsend: " Natürlich!"
" Grässliche Geschichte! Langweiliger geht es schlecht, hm?!", schnaubte Vernon.
" Das kannst du laut sagen", meinte Petunia rotwerdend. Die Nervosität staute sich in ihren Wangen.
Lily schüttelte ausversehen den Kopf, empört über Vernon's abfällige Kritik über ein solches literarisches Werk, welches sie seit sie lesen konnte, innig geliebt hatte.
" Was denn?", fragte er bissig.
Lily starrte ihn an, ohne mit den Wimpern zu zucken.
" Nichts. Ich finde nur, dass deine abfällige Kritik über diesen Roman definitiv nicht zutrifft. Es ist ein großartiges Werk von einem großartigen Autor. Nur weil es nicht deinem Geschmack entspricht, heißt dies nicht, dass es schlecht ist."
" Dass du es wagst!", wisperte Petunia lautlos.
" Ich wage hier rein gar nichts. Ich habe nur das Veto-Recht!", sagte Lily stur.
Vernon's Augen hatten die Form von äußerst hässlichen Tellern angenommen.
" Ach... wirklich? Deine Klugheit überrascht mich. Sieht man dir gar nicht an. Aber ich habe nur meine Meinung geäußert."
" Ich meine auch. Das nennt man diskutieren ", sagte Lily unbeherrscht;
sie wusste nicht, weshalb sie sich wegen einer solchen Kleinigkeit so aufregte. Alles stapelte sich einfach: James hatte ihr noch nicht zurückgeschrieben. Sie hatte keinen Kontakt zu Severus. Sie konnte Vernon einfach nicht leiden: doch es war egoistisch es so offensichtlich zu zeigen, also sagte sie bloß: " Entschuldigt. Ich hatte gerade schlechte Laune" und wand sich dem Dessert zu.
Normalerweise war sie nicht so unbeherrscht: zerknirscht würgte sie den Zitronen-Pudding hinunter und setzte sich dann mit einem Blatt Pergament, Feder und Tinte neben das prasselnde Kaminfeuer.

Lieber James,
es ist so trostlos hier. Weshalb schreibst du denn nicht zurück? Bitte bring mich auf den neuesten Stand :-) <3
Lily

Sie rollte den Brief zusammen und schraubte das Tintenfass sorgfältig zu; sie hatte damit so ihre Erfahrungen gemacht.
Butter war noch nicht zurück; sie würde wahrscheinlich auch noch Mäuse jagen gehen.
Also legte Lily den Brief nur auf ihren Nachttisch und ging nachdenklich zu Bett.

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Die Augen weit geöffnet lag James in seinem Federbett und horchte. Er wartete ab. Immer wieder rieb er sich die Augen, zwang sich krampfhaft, wach zu bleiben.
Plötzlich knarrte der Gartenzaun. James sprang auf und zog seinen Zauberstab.
" Tatze?", flüsterte er.
" Ja! Mach' auf!", antwortete die unverkennbare Stimme seines besten Freundes, heute Abend erstaunlich bissig.
" Ja, wart' kurz!" James rannte die Wendeltreppe hinunter, die sein Zimmer mit dem Flur im 1. Stock verband. Das Geländer der Steintreppe, welche ins Erdgeschoss führte, rutschte er lässig runter.
Vor der Haustür stand sein halb erfrorener Kumpel Sirius.
" Tatze!" Sie umarmten sich und klopften sich gegenseitig freundschaftlich auf den Rücken. " Komm rein, Sirius!"
Sirius stapfte grinsend ins Haus.
" Komm, wir gehen in die Küche. Meine Eltern sind gerade nicht da."
" Ok...Okay...", gähnte Sirius. Auf James' besorgten Blick antwortete er nur: " Im Fahrenden Ritter kannste nicht wirklich ruhig oder viel schlafen, James."
" Ich weiß. Was mich eher interessiert, ist was eigentlich los ist."
James öffnete eine Flasche voller goldener Flüssigkeit und schenkte sich und Sirius ein Glas ein.
" Butterbier. Hab ich lang nicht mehr getrunken", sagte Sirius und nahm einen Schluck.
" Alkoholfrei", zwinkerte James.
" Und? Was ist passiert?"
" Es gab einen Familienstreit. James, ich konnte da einfach nicht mehr leben. Die verachten mich. Sie wollen dass ich anders bin, ... Sie haben Vorurteile gegen jeden und ihr... ihr Wahn von reinen Blut!!", Sirius knallte knurrend das Glas auf den Tisch.
" Ruhig, Tätzlein", miaute James und stützte den müden Kopf auf den Armen ab.
" Also, dachtest du: ich steig um Mitternacht in den Fahrenden Ritter und besuch' James."
" Jep ", nickte Sirius und nahm einen weiteren Schluck.
" So kenn ich dich! Keine Sorge, du kannst bei uns bleiben. Ich hol noch ne Matratze. Oder willst du im Gästezimmer schlafen?"
" Ist mir eigentlich egal... Hauptsache wo's warm ist."
" Bei mir im Zimmer ist's warm."
" Pyjama-Party!", kreischten Beide gleichzeitig und prusteten in ihre Gläser.
" Das müssen wir unbedingt vor Beth machen. Die wird sauer...", grinste Sirius.
" Bist du immer noch sauer wegen dem Partner-Look?"
" Und wie."

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt