Kapitel 25:

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Das Kaminfeuer prasselte im Kamin und die Schüler wärmten sich ständig an den warmen Flammen auf. Lily saß, über ihre Hausaufgaben gebeugt, im Gemeinschaftsraum.
" Hey, Lily."
Lily drehte sich um und blickte widerwillig von Doktor Bones wirkungsvollste Tränke auf.
Avery lächelte sie an, einen Stapel Bücher in den Händen haltend.
" Kann ich mich zu dir setzen?"
" Klar." Lily verteilte ihre Hausaufgaben auf eine Tischhälfte.
" Ich hab gehört, dass du richtig gut in Zaubertränke bist." Lily nickte bescheiden. " Ich bin okay."
" Du hattest ein Ohnegleichen in deinem ZAG!", widersprach Avery eifrig. " Ähm...Und ich wollte dich fragen, ob du mir die Zubereitung des Vergesslichkeitstranks zeigen könntest. Das ist der Einzige, mit dem ich dauerhaft Probleme habe", seufzte Avery und umklammerte ihre hochgezogenen Beine.
" Selbstverständlich. Hm... Wir könnten Professor Slughorn fragen, ob er uns Kerker 3 zu Verfügung stellt. Dort wird nicht wirklich viel unterrichtet", schlug Lily vor und Avery nickte strahlend. " Danke! Ich darf es mir nicht leisten, in Zaubertränke kein Erwartungen übertroffen zu bekommen. Sonst lässt mich Slughorn nächstes Jahr nicht weiter machen."
" Was willst du denn werden?", fragte Lily und klappte ihre Bücher zu.
" Aurorin."
" Keine Quidditchspielerin?", fragte Lily lächelnd.
" Hm. Ich weiß nicht, ob ich gut genug für eine der Landesmannschaften bin. Aber das wäre Plan B", erklärte sie ernst.
" Du bist sehr ehrgeizig, weißt du das eigentlich?" Avery starrte Lily verdutzt an.
" Danke. Ähm..."
Lily lachte und ihre äußersten Locken fielen ihr tänzelnd ins Gesicht.

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James betrat kräftigen Schrittes die Bibliothek und fand dort Dorcas Meadowes und Beth bei einer Recherche für die Hausaufgaben. Als er seinen Namen hörte, schlich er eilig hinter eines der vielen Bücherregale.
Sie hatten ihn nicht gesehen.
" ... Ich weiß. Es ist nur...schwer."
" Du darfst es ihr nicht sagen, Dorcas", sagte Beth und blätterte durch ein Buch.
" Denkst du ernsthaft, ich würde Lilys und meine Freundschaft aufs Spiel setzen?", fragte Dorcas mit einem Anflug von Zorn in der Stimme und ließ ein Buch zu schlagen.
" Ich weiß es nicht. Liebe lässt uns dumme Dinge tun", antwortete Beth zähneknirschend und James hielt die Luft an. Über was zum Hippogreif redeten sie? Es hatte etwas mit Lily zutun.
" Ich kann mich im Vergleich zu dir kontrollieren, Beth", sagte Dorcas sachlich und James hörte Beth ein weiteres Buch zu knallen.
" Wag es nicht Dorcas! Wag es nicht, so mit mir zu reden! Ich helfe dir nur."
Sie sortierten weitere Wälzer in die Regale ein.
" Jaja. Es ist nur... Ich weiß nicht einmal, ob er den Brief ernst genommen hat. Wie konnte ich nur so doof sein und Lily ihn ihm geben lassen? Er dachte 100 prozentig, dass er von ihr war!" Dorcas stöhnte leidend.
James presste die Lippen aufeinander, um selbst nicht aufzuschreien. Der Brief, den Lily ihm am Anfang des Schuljahres gegeben hatte, den er, genau wie alle anderen komplett vergessen hatte: war von Dorcas geschrieben worden. Dorcas Meadowes war in ihn verliebt; es änderte nichts an seinen Gefühlen für Lily, aber sie tat ihm, merkwürdiger Weise, leid.
" Oh! Ich muss los. Ich treffe mich noch mit Jemandem." Beth klang plötzlich sehr hektisch.
" Mit wem?", fragte Dorcas scharf.
" Lily", antwortete Beth würdevoll.
" Du wirst ihr nichts sagen." Dorcas' Stimme klang jetzt sehr erwachsen und sogar leicht drohend.
" Nein", sagte Beth, ausnahmsweise genauso erwachsen. James vermutete, dass Dorcas einverstanden nickte und Beth verließ die Bibliothek, schwerfällig einen Stapel Bücher tragend.
James linste durch eine Lücke zwischen den staubigen Büchern. Dorcas saß auf dem Tisch und las sich den Weg durch ein Dutzend um sie herum ausgebreitete Bücher hindurch. Sie sah relativ bedrückt aus und presste die Lippen aufeinander.
James konnte nicht glauben, dass Dorcas Meadowes seit über einem halben Jahr in ihn verliebt war. Er wusste, dass sie chancenlos war; und sie wusste es genauso. Um Dorcas eine peinliche Begegnung zu ersparen, verließ James leise die Bibliothek.

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Lily fiel auf, dass Beth sich im Laufe des Abends ausnahmsweise schweigend verhielt. Schweigen galt als sehr unbethisch und Lily konnte nicht anders, als sie zu fragen, ob alles okay sei.
" Sicher", antwortete Beth, die nun ein Lächeln aufsetzte.
" Wirklich? Du siehst so aus, als würde dich etwas... bedrücken", fragte Lily vorsichtig.
Beth zuckte zusammen. Lily vermutete langsam, dass es ein Stück Tratsch gab, welches Beth unter keinen Umständen weiter erzählen durfte; es machte sie fertig. Manchmal benahm sie sich wirklich wie ein Bilderbuchklischee.
" Nein, nein!", sagte Beth zögerlich.
" Du musst es mir nicht sagen", meinte Lily und lächelte. " Jeder hat ein Geheimnis."
Beth schluckte. In dem Moment kam Dorcas durch's Portraitloch geschlendert. Lily umarmte sie.
" Hey! Hast du die Recherche für Kräuterkunde fertig?", fragte Lily freundlich und ließ sich mit Dorcas auf einem der Sofas nieder.
" Mhm. Paracelsus hat in seinem Leben viel erreicht. Aber Hildegard von Bingen war auch nicht gerade unproduktiv", gähnte Dorcas.
" Allerdings. Oh! Guck mal, da ist Remus." Dorcas starrte zu den 4 Jungs, die lässig durch den Gemeinschaftsraum schlenderten.
" Und?"
" Dorcas!", seufzte Lily leise und grinste. " Merkst du denn gar nichts? Ich habe das Gefühl, Remus steht auf dich." Dorcas' Blick glitt nun zu Remus, der sie ebenfalls aus dem Augebwinkel betrachtete und ihr dann zu grinste. Die Rumtreiber gesellten sich zu ihnen, wobei James Lily auf die Beine zog und sie sanft hinter sich her zerrte.
Er deutete aufs Schwarze Brett. " Das nächste Hogsmeade-Wochenende steht an, Evans", grinste er und wackelte mit den Augenbrauen.
Lily boxte ihn spielerisch in die Seite und küsste ihn dann auf die Wange.
James zog sie automatisch näher an sich heran und küsste sie auf den Mund. Seine Hände lagen direkt über ihrer Hüfte und Lilys Arme fanden ihren Weg um James' Hals ganz leicht; sie erwiderte den Kuss zuerst sanft, doch als James sie an sich presste, wurde der Kuss stärker und keiner von Beiden wollte wirklich aufhören. Besser als Feuerwhiskey, schoss es Lily durch den Kopf. Sie wusste nicht, wie viel Zeit verging, bis sie sich wieder von einander lösten und beide lächelnd, sich noch umarmend, da standen.
" Du bist unglaublich, Evans."
James seufzte verliebt und küsste sie noch einmal kurz auf den Mund.
Lily lachte und erwiderte den Kuss.
" Danke, Potter. Und meine Antwort ist: ja. Du darfst mich zum Hogsmeade-Wochenende einladen."
James seufzte theatralisch erleichtert und kassierte von Lily einen weiteren leichten Schlag in die Seite.
" Hast du nicht mehr zu bieten, Lily?", fragte James grinsend und nahm Reißaus. Lily joggte ihm hinterher und sprang schadenfroh auf James' Rücken. Der fing an, sich zu drehen und Lily wurde nach einiger Zeit schwindelig. Sie wackelte mit dem Kopf und pustete James so lange auf den Hinterkopf, bis er sie runterließ.
Ihre Freunde betrachteten die Beiden wohlwollend und Lily fiel nach ein paar auf, dass Dorcas und Remus fehlten.

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt