Kapitel 32:

363 30 0
                                    

" Wie Sie sicherlich wissen, gehört der Reanimierungstrank zu der Kategorie der schwersten Zaubertränke. Wir richten uns passender Weise nach dem Mondkalender und wissen, dass er genau 2 Wochen braucht und die finale Wirkung bei Vollmond eintritt. Wer weiß denn, was die Hauptzutat ist? Ja, Miss Evans?" Professor Slughorn sah zu Lilys erhobener Hand und sie räusperte sich.
" Die Hauptzutat, die in großen Mengen hinzu gefügt wird besteht aus einer dickflüssigen Substanz aus einem gemahlenen Bezoar, drei zerkleinerten Blutblasenschoten und einem Pfund gepresster Belladonnaessenz."
" Exzellent, Miss Evans! 20 Punkte für Gryffindor!"
Einige Slytherins husteten empört über die vielen Punkte, doch Professor Slughorn war heute zu allen Schülern äußerst großzügig. Während Lily einige Blutblasenschoten klein schnippelte, stellte sie sich die Frage, ob es mit den gestrigen Ereignissen zutun hatte.
" Mr Goyle...Wie oft musste ich ihnen schon sagen, dass man dem Reanimierungstrank nie Hüpfende Giftpilze hinzufügt?! Der Trank gehört zu den Empfindlichsten überhaupt und reagiert höchst gefährlich auf unerwünschte Zutaten! Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!", bellte Professor Slughorn und fügte etwas besänftigter hinzu: " Ratzeputz. So, nun fangen Sie von vorne an."
" Und?" James war näher an Lily heran gerückt und sie lächelte.
" Dein Trank sieht ausnahmsweise mal gut aus." James' Brust wölbte sich stolz.
" Mhm...Nicht so gut wie der von Schniefelus."
Lily schaute hoch und warf säuerlich einen Blick auf Severus Snape, der wie versunken etwas in sein Schulbuch hinein kritzelte und danach anfing, etwas Feuersalamander-Blut in seinen Kessel zu schütten.
" Er ist sehr gut in Zaubertränke. Wundert mich, wieso er nicht im Slug-Klub ist."
" Zuneigung für ihn?"
" Nein", antwortete Lily und maß gründlich das Gewicht von sechs Löwenfischgräten auf ihrer Messing-Waage ab.
" James, ich möchte nicht..."
" Ist schon gut, ich weiß!" Er hob entschuldigend die Hände und es herrschte kurzes Schweigen.
" Und? Aufgeregt wegen deinem Geburtstag?" Lily zuckte mit den Schultern.
" Ich werde volljährig. Da freut man sich doch. Außerdem steht der Apparierkurs an. Es ist ein Mittwoch."
" Richtig", sagte James, plötzlich leicht enttäuscht.
Lily erkannte, dass ihr Freund gehofft hatte, dass sie sich auf ihren Geburtstag freuen würde. Eilig lenkte sie das Gespräch wieder auf die richtige Schiene.
" Zumindest wird das der einzige gute Tag der Woche." Lily bemühte sich, sich nicht von Snape ablenken zu lassen, der geistesgegenwärtig zu ihr hinüber starrte.
James fing an zu strahlen. " Du freust dich also doch?"
Lily lächelte über seinen Enthusiasmus. " Ja."
" Gehst du heute Abend in die Bibliothek?"
" Ja, ich denke scho... - "
" Was willst du hier, Schniefelus?" James' Miene war schlagartig eisern geworden, als Snape vor ihnen stehen blieb und dann mit wütendem Blick davon zum Zutatenschrank wehte.
James starrte ihm nach, als wäre Severus eine laufende Kakerlake.
" Der sollte sich mal die Haare waschen", flüsterte Sirius über den mit Kessel vollgestopften Tisch herüber. James lachte und rührte wieder in seinem Trank.
" Wo warst du heute beim Frühstück, Sirius?", fragte Lily plötzlich und Sirius' freches Grinsen verschwand.
" Krankenflügel."
" Denkst du Avery kann bald wieder spiel...- "
" James!", unterbrach Lily ihn empört und er kratzte sich beschämt am Kopf.
" Ich meine, wie geht es ihr?", fügte James höflich hinzu und bedachte Lily mit einem besorgten Blick.
Sirius zuckte mit den Schultern.
" Du siehst ziemlich schlapp aus", stellte Lily besorgt fest.
" Oh, vielen Dank", murrte Sirius zurück und kniff die Augen zusammen, um seinen brauenden Trank besser betrachten zu können.
" Ich rede über deine Augenringe, deine gebückte Körperhaltung und deinen depremierten Gesichtsausdruck", erklärte Lily.
" Warst du etwa die ganze Nacht dort?" Lily blieb konstant hartnäckig.
Sirius zuckte, in sein Zaubertrankbuch vertieft, mit den Schultern.
" Was hast du mit Avery angestellt?", fragte Remus, der gerade hinter James aufgetaucht war, empört.
" Gar nichts! Ich saß die ganze Nacht einfach nur an ihrem Bett, ihr...Menschen mit Vorurteilen!", fauchte Sirius, offensichtlich so entrüstet, dass ihm auf die Schnelle die Beleidigungen ausgegangen waren.
Remus schmunzelte. " Vorurteile? Du hast halb Gryffindor entjungf...", setzte James an, doch Remus warnte ihn rechtzeitig, während Sirius beleidigt hustete. Professor Slughorn streifte vorbei und lächelte über Lilys und sogar James Arbeit. Sirius konnte in Zaubertränke prinzipiell tun und lassen was er wollte und bei Peter rümpfte er nur die Nase und zog weiter.
" Könntet ihr aufhören, solche Gespräche in der Öffentlichkeit zu führen?", beschwerte Lily sich halbherzig ernst.
" Ich hab ja nicht angefangen, ihr...", setzte Sirius keifend an, doch James beendete den Satz. " ...Menschen mit falschen Anschuldigungen? Schwache Leistung, Tatze." Er schüttelte gespielt enttäuscht den Kopf.
" Ach...haltet doch die Klappe!", grummelte Sirius. James grinste und klopfte ihm auf die Schulter.
" Kann ich dir was sagen?"
" Nein."
" Och bitte."
" Nein, Tatze."
" Du bist verlieeeebt."
Sirius schnaubte wütend und entleerte seinen Kessel mit einem schnellen Schlenker seines Zauberstabs.

-------------------------------------

Lily setzte sich beim Abendessen wieder zu ihren Freundinnen Beth Plaw, Mary Macdonald ( die alle Maccy nannten und welche auf Grund ihres ansprechenden Äußeres und ihrer süßen Art sehr beliebt war ) Dorcas Meadowes und Cadricca ( Cathy ) Phelan, einem schüchternen Mädchen mit viel zu wenig Selbstbewusstsein. Dies war sozusagen Lilys Clique, wenn man die Rumtreiber ausließ und Lily war froh, sich einfach ausgiebig mit ihnen unterhalten zu können.
" Schade, dass wir jetzt nicht mehr nach Hogsmeade dürfen", meinte Mary und steckte sich eine Bratkartoffel in den Mund. Ihre dünnen blonden Haare bändigte sie wie immer mit einem Dutzend Haarspangen.
" Was hast du erwartet?", antwortete Dorcas und las weiter in ihrem Zaubertrankbuch, während sie geistesabwesend ihre Suppe löffelte.
" Nichts anderes, Dorcas. Aber unsere Lily hat doch bald Geburtstag!", lächelte Mary.
" Freust du dich?", fragte Cadricca leise. Lily überlegte. Sie war drauf und dran, die Wahrheit zu sagen, doch dann rief sie sich James' enttäuschtes Gesicht ins Gedächtnis und nickte stattdessen.
" Ja."
Marys Augen leuchteten vor Vorfreude.
" Super! Sag mal, magst du lieber Zischende Zauberdrops, Lakritzzauberstäbe, Kesselkuchen oder Schokofrösche?"
" Äh...Schokofrösche und Kesselkuchen", lächelte Lily.
" Das hätten wir....Magst du Butterbier oder Feuerwhiskey mehr? Oder Goldlackwasser?"
" Ich liebe Goldlackwasser", schwärmte Dorcas, plötzlich aufmerksamer.
" Äh..." Die Tatsache, dass Lily noch nie einen Schluck Feuerwhiskey probiert hatte, interessierte Mary nicht.
" Das wissen wir. Na?", fragte sie.
" Äh...Butterbier, denke ich?"
" Das kommt sowieso auf die Liste...", murmelte sie leise vor sich hin und rührte in ihrem Kelch, während sie angestrengt auf ihren Schoß starrte.
" Du magst doch Kürbissaft?", sagte sie plötzlich lauter.
" Ja, Macs", meinte Lily grinsend und Marys Gesichtsausdruck wurde genervt.
" Hört alle auf damit! Also....", unter dem Tisch zog Mary plötzlich eine vollbeschriebene Pergamentrolle hervor und stand von der Bank auf.
Eilig joggte sie zu den Rumtreibern und gab Remus die Liste.
" Sehr unauffällig", stellte Lily fest, als Mary sich wieder zu ihnen gesellte und ihren Pudding aß.
" Tu einfach so, als wärst du unwissend", zischte sie mit vollem Mund und Lily hob entschuldigend die Hände.
" Apropos, unwissend? Hat jemand eine Ahnung, wo Beth ist?", fragte Lily, als ihr auffiel, dass sie weg war. Alle zuckten ahnungslos mit den Schultern.

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt