Kapitel 31:

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" Es war alles umsonst!", jammerte sie und schlug sich das Kissen gegen ihren Kopf.
Sirius saß am Bettrand von Avery im Krankenflügel und James, Lily, Remus und Clara blickten sich alle hilflos an.
" Meine Eltern wurden gekidnappt, schweben in Lebensgefahr und alles was ich mache, ist mich fast umbringen zu lassen!" Kraftlos sank sie in die Kissen zurück und stöhnte.
Sirius drückte ihre wieder warme, kleine Hand.
" Es war nicht umsonst. Du weißt, dass sie keine der...waren", stotterte Lily.
Remus und James nickten.
" Was ist, wenn ich es einfach nicht genau erkennen konnte? Es war dunkel", krächzte Avery und Clara rückte näher ans Bett heran.
" Avery, du warst in Panik. Madam Rosmerta hat sich eben geirrt."
" Rosmerta hat sich geirrt, ja. Aber ich mich auch...Ihr versteht das einfach nicht. Es tut mir leid, aber das tut ihr nicht. Wie war die Rekrution?" Avery massierte sich die Schläfen.
Lily seufzte.
" Nun, ja. Ein paar Slytherins weniger sind jetzt auf Hogwarts. Sirius, dein Bruder ist noch da."
" Das ist alles ein Plan. Er soll hier bei Dumbledore bleiben und versuchen, an Informationen ranzukommen. Genau wie meine reizenden Cousinen. Die schließen sich nächstes Jahr alle Voldemort an." Sirius starrte auf Averys blasse Hand, die seine fest hielt und spürte ein Gefühl von Wärme von ihr ausgehen.
" Sind sie noch keine Todesser?"
" Nein, Lily", sagte Sirius seufzend und guckte ihr nun in die leuchtend grünen Augen. " Das Tattoo haben sie noch nicht. Aber wir reden über die moralische Einstellung, oder?"
Lily schaute zu Boden. James klopfte ihm auf den Rücken.
" Hey, du musst nicht mehr dorthin."
Sirius grinste. " Jep."
Clara flüsterte Avery etwas ins Ohr, setzte sich dann wieder gerade hin und ignorierte Sirius und James eisig.
Madam Pomfrey, eine honigblonde, normal große Hexe von Anfang Dreißig stürmte durch den Krankenflügel und scheuchte sie auf.
" Würdet ihr das arme Mädchen wohl in Ruhe lassen?"
" Wir sind ihre Freunde!", platzte James heraus, doch Madam Pomfrey schien das nicht im Geringsten zu interessieren.
" Freunde hin oder her: Small-Talk könnt ihr haben, wenn ich sie entlasse. Sie muss sich ausruhen und sich beruhigen, nachdem was ihr widerfahren ist. Einer bleibt am Bett. Einer." Die bösen Blicke ignorierte Madam Pomfrey vollkommen und schließlich verließen alle, außer Sirius und Clara den Krankenflügel.
" Einer", ermahnte Madam Pomfrey sie. Sirius rührte sich starrsinnig nicht von der Stelle und Avery sagte: " Clara, kannst du mir meine Sachen bringen?"
Clara nickte steif, aber verständnisvoll. Madam Pomfrey nickte zufrieden, behielt die Beiden im Augenwinkel und marschierte in ihr Büro, die Schürze wild flatternd vor sich.
" Danke." Avery starrte Sirius in die grauen, spielerischen Augen und Sirius fühlte eine unbekannte Zuneigung für Avery.
" Ohne dich wäre ich tot."
Sirius wusste, dass es wahr war, doch er hatte es nie aus ihrem Mund gehört.
" Ich konnte dich doch nicht sterben lassen. Mit welchem Mädchen hätte ich mich sonst zoffen können?", grinste er schwach und Avery lachte. Ihr typisches Lachen, dass alle Anderen im Raum auch zum Lachen brachte.
" Ich bin eben unersetzbar", meinte sie.
Nach einer kurzen Pause seufzte Avery.
" Denkst du, sie leben noch?"
Er wusste, dass die Chancen schlecht standen und Avery wusste es auch, doch Sirius nickte. Es gab eine Chance, dass sie lebten. Dass sie als nützlich empfunden wurden.
" Ja. Und es war nicht umsonst, Avery."
Sie schluckte die Tränen hinunter und lächelte plötzlich.
" Was?"
" Du warst da." Sie durchbohrte ihn förmlich mit ihren klaren Augen, aber sie hatte ein echtes Lächeln aufgesetzt.
" Du warst da. Und du lebst." Die Worte kamen so unerwartet aus Averys Mund, dass Sirius die Situation zuerst nicht wirklich realisierte.
Sie war froh, dass er da war. An ihrer Seite.
" Du lebst", hauchte sie und stützte sich auf ihren Ellenbogen ab.
" Denkst du...Es wird zu einem Krieg kommen?", flüsterte sie und starrte auf etwas hinter Sirius.
" Ja. Es beginnt ", antwortete er langsam, bedacht Avery nicht zu sehr aufzuregen.
" Ich werde kämpfen."
Sirius fühlte Bilder in sich aufkommen, wie Avery sich mit einem Todesser duellierte.
" Wer nicht?", antwortete er, doch er wusste wer nicht kämpfen würde.
Ihre Augen weiteren sich.
" Wer nicht? Sirius, es gibt viele Leute, die sich im Hintergrund halten und...warten." Die Worte schienen ihr nur schwer aus der Kehle zu kommen und Avery schluckte.
" Die Muggelgeborenen werden sterben." Ihre Stimme klang brüchig.
Sirius wurde blass vor Wut.
" Nicht wenn wir es verhindern."
Er dachte an Lily. James würde sein Leben für sie geben. Würde er es tun müssen? Nein. James und Lily würden es überleben. Sie alle würden es überleben. Alt werden. Kinder kriegen. Überleben.
Avery beugte sich plötzlich näher zu ihm und sagte: " Weißt du, vielleicht gibt es eine Person, die ihn aufhalten wird. Vielleicht sind wir es. Vielleicht auch nicht. Aber er wird sterben. Die Bösen sterben...", ihre Stimme wurde so leise, dass Sirius froh war, dass Avery nur ein Wort in dieser Oktave sagte, " immer, oder?"
Sirius nickte. Avery lehnte sich wieder zurück und war nach 5 Minuten tief und fest eingeschlafen. Sirius betrachtete sie stumm. Ihre haselnussbraunen Augen, die normaler voller Enthusiasmus sprühten, waren fest verschlossen und ihr dezent gezogener Mund mit den glänzend rosa farbenen Lippen war zu. Averys schulterlange Haare lagen wirr auf dem Kopfkissen, unordentlich in alle Richtungen verteilt und wellten sich auf dem blanken Stoff. Die Decke reichte ihr bis zur Brust und sie lag auf der Seite, das Gesicht zu Sirius gewandt. Die Nacht brach herein und Madam Pomfrey schickte vorsorglich auch ihn hinaus.

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Lily stand am Fenster des Schlafsaals und starrte mit glasigen Augen in die Ferne. Der Krieg würde kommen. Noch ein anhalb Jahre würden sie in Hogwarts verbringen. Danach war jeder auf sich alleine gestellt. Die Todesser würden alle, die sich gegen Voldemort stellten umbringen oder foltern. Lily rutschte eine Träne die Wange hinunter. Sie erinnerte sich mittlerweile nicht mehr gerne daran, dass sie muggelstämmig war.
Bald würde sie 17 werden. In nur einer Woche. Das Hogsmeade-Wochenende war gestrichen worden; die Schüler durften das Gelände nicht verlassen. Sie musste sich mehr über Voldemort schlau machen. Er war nicht unsterblich; es musste ein Gerücht sein, um den Unwissenden Panik einzujagen.
Schweigend setzte sich Lily wieder auf ihr Bett und schloss die Augen. Der Krieg würde kommen und sie mussten bereit sein.

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt