Zuckerwatte mit dir

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-Louis

Freudig hüpfte mein Sohn vor mir her und betrachtete, mit leuchtenden Augen, das Geschehen. An jedem einzelnen Stand blieb er stehen und schaute sich alles ganz genau an, ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht.

Er liebte den Weihnachtsmarkt über alles, Karussell fahren, Zuckerwatte und ganz wichtig, die Krippe mit Maria und Josef. Schon von Anfang an, hatte er einen Narren an dem Esel, der bei den beiden Reisenden stand, gefressen.

Für einen kurzen Moment verlor ich Paul aus meinen Augen, fand ihn aber auch recht schnell, an einem Zuckerwatte stand, wieder. Glücklich schaute er sich die bunten Wolken an und drückte seine Nase an der Scheibe, vor der Maschine, platt. Seine Zunge legte gierig über seine Lippen, bereit, die süße Köstlichkeit zu vernaschen.

Traurig lächelnd ging ich auf ihn zu, mit dem Wissen, dass ich ihm seinen Wunsch nicht erfüllen konnte. Als alleinerziehender Vater hatte man nicht unbedingt die besten finanziellen Möglichkeiten, ich konnte ihm gerade noch so die Karussell Fahrt ermöglichen, die Zuckerwatte war einfach nicht mehr drin. Ich wusste, er würde traurig sein, aber ich konnte Momentan die Situation nicht ändern.

"Papa?", fragte Paul und klimmperte schon mit seinen Wimpern, um mich zu überzeugen.

"Tut mir leid Engel, wir haben kein Geld dafür", lehnte ich sofort ab

"Oh bitte"

"Es geht wirklich nicht"

"Bitteeeee", bettelte er weiter

"Nein!", sagte ich und ließ dieses mal keinen Widerspruch zu

"Entschuldigung?", unterbrach uns der Verkäufer und das erste mal, seitdem wir hier standen, sah ich ihn an. Nichts hätte ihn wohl besser beschreiben können, als "genau mein Typ".

"Ja?", fragte mein Sohn direkt und schaute ihn abwartend an, ich wäre in seinem Alter vermutlich schüchtern und verängstigt weggerannt, aber das sei mal nur so dahin gesagt.

"Was hältst du davon, wenn du dir eine Zuckerwatte, egal welche, aussuchen darfst?"

"Darf ich Papi?"

"Du weißt-"

"Es geht natürlich aufs Haus"

"Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber das müssen Sie wirklich nicht tun", wandte ich mich wieder dem Verkäufer zu

"Ich möchte es aber, was darf es denn sein Großer?"

"Eine blaue, aber die gaaaaannnzzz große"

"Vielen Dank", bedankte ich mich freundlich bei ihm

"Hier, die Rechnung", verwirrt sah ich ihn an, er zwinkerte mir bloß zu und
wandte sich dann an die nächsten Kunden.

Mit einem hüpfenden Paul an der Hand lief ich zurück nach Hause. Erst dort bemerkte ich die Nummer auf der Rückseite der Rechnung.

Es dauerte Tage, bis ich mich endlich bei ihm meldete, aber nur wenige Stunden, bis er an Heiligabend in unserer Wohnung stand und mit uns feierte und dann nochmal eine halbe Ewigkeit bis zum ersten "ich liebe dich"

Es war mit Abstand das schönste Weihnachten seit langem und diesem folgten noch viele weitere.

-Paul

Mittlerweile bin ich 16 Jahre alt, vor 11 Jahren haben sich meine Väter kennengelernt und sind nun mehr als glücklich. Ich bin froh das ich damals diese Zuckerwatte bekommen hatte, andernfalls wäre diese Geschichte anders ausgegangen.

Die vielen Dates der Beiden sind immernoch Gesprächsstoff in unserer Familie und gerne höre ich sie mir auch noch ein hundertstes Mal an.

Gerade stehe ich im Türrahmen zu unserem Wohnzimmer und beobachtete meine Väter, wie sie Arm in Arm zusammen gekuschelt auf dem Sofa lagen und friedlich schliefen.

"Ein Herz und eine Seele"

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