Endlich.

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-Kilian

Völlig übermüdet lag ich in meinem abgedunkelten Zimmer, unter einer warmen und weichen Decke und lauschte den Regentropfen, die gegen die Scheibe prallten. Das, dadurch entstandene Geräusch, lullte mich mit der Zeit in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst gerissen wurde, als irgendwer, mitten in der Nacht, wiederholt Sturm klingelte.

Genervt setzte ich mich auf und rieb mir, mit meinem Handrücken, über die Augen, nur schwer gewöhnten sie sich an die Dunkelheit. Mit halb geschlossenen Augen lief ich zur Zimmertür und weiter die Treppen runter, in den angrenzenden Flur. Ich konnte für den Störenfried nur hoffen, das er eine gute Erklärung hatte, mich zu wecken.

Schwungvoll riss ich die Tür auf und schaute meinen Gegenüber mit durchdringenden Blick an.

Dünne Arme schlangen sich, Halt suchend, um meinen Körper und krallten sich in mein Shirt, trotz des Stoffes konnte ich die Nässe direkt spüren und erschauderte.
Vor mir stand mein bester Freund Louis, völlig aufgelöst und am ganzen Körper zitternd, vorsichtig zog ich in weiter in meine Wohnung hinein und verfrachtete ihn ins Wohnzimmer. Unschlüssig blieb ich vor dem weinenden Jungen stehen und sah auf ihn hinab, immer noch hatten sich seine Hände nicht von mir gelöst, der Griff war bloß lockerer geworden.

Meine Hand wanderte in seine Haare und verweilte dort, vorsichtig strich ich ihm, mit dem Daumen, einzelne Haarsträhnen weg. Es dauerte lange bis er sich beruhigte und zu ließ, das ich ihn von seinen nassen Klamotten befreite. Ich wendete meinen Blick von seinem Körper ab, als ich, wie eigentlich immer, wenn er zu mir kam, die Blutergüsse sah. Zu den Flecken kamen auch noch tiefe Kratzer, Schürfwunden und dergleichen

„Er hat es wieder getan, oder? Mensch Louis, diese Beziehung macht dich kaputt, ich sehe doch, dass du nicht mehr kannst", besorgt sah ich ihn an, er erwiderte meinen Blick, aus seinen Augen liefen still unzählige Tränen und es brach mir das Herz ihn so zu sehen und zu wissen, dass man nichts machen konnte an der ganzen Situation.

„Es tut so weh", schluchzend suchte er Schutz bei mir, presste sich eng an mich und vergrub erschöpft sein Gesicht in meinem Oberkörper.

„Ich dachte wirklich, dass wir uns lieben", flüsterte er, ehe er einschlief

Seufzend hob ich ihn hoch und brachte ihn in mein Zimmer, vorsichtig wickelte ich ihn in meine Decke, als sein Shirt dabei etwas hochrutschte sah ich wieder, was sein „Freund " mit ihm angestellt hatte. Sanft fuhr ich mit meinen Fingern über die Wunden, eine Creme würde sie vermutlich wieder heilen, aber was konnte ein Herz heilen?

Lange Zeit lag ich neben ihm und obwohl ich vorhin noch so müde war, fand ich jetzt keinen Schlaf, in mir brodelte eine unheimliche Wut, was musste in einem Menschen vorgehen, dass man einen anderen so sehr zerstörte?

Dicht zog ich Louis an meine Brust und hielt ihn fest, als würde ihn mir jemand im nächsten Moment wegnehmen und beobachtete seine sanften Gesichtszüge. Wenn er schlief wirkte er immer so friedlich, so glücklich, ich wünschte mir, dass er das immer sein könnte, ohne diese ständige Angst verletzt zu werden.

Es kam nicht selten vor, dass Louis zu mir kam, eigentlich immer, wenn gerade sein Freund ihn wieder betrogen hatte oder dieser Gewalttätig wurde, jedes Mal zerriss es mir das Herz und jedes Mal wurde es schlimmer. Ich hatte ihm schon unzählige Male angeboten, bei mir zu wohnen, aber jedes Mal hatte er mein Angebot abgelehnt, lange würde er aber nicht mehr durchhalten.

Irgendwie schlief ich dann doch noch für ein paar Stunden, früh, am nächsten Morgen, wurde ich wach und löste mich von Louis, dessen Arme sich um mich geschlungen hatten. Möglichst leise zog ich mich an und schloss hinter mir die Tür, ehe ich das Haus komplett verlies und mich auf den Weg machte, seinem Freund einen Besuch abzustatten.

Aggressiv wurde mir die Tür geöffnet, als ich an der kleinen, schäbigen Wohnung leutete. Ich ließ ihn garnicht erst zu Wort kommen, sondern rammte meine Faust direkt in sein Gesicht, leicht taumelte er zurück und ich war selbst überrascht, wie viel Kraft ich tatsächlich hatte. Grob packte ich ihn am Kragen und drückte ihn mit dem Rücken gegen die nächstbeste Wand, wütend sah er mich an und mindestens mit dem gleichen wütenden Blick sah ich zurück.

„Fass ihn nie wieder an! Näherst du dich ihm auch nur noch ein einziges Mal, glaub mir, ich mach dir die Hölle heiß, ich bezweifle, dass der Polizei gefällt, was du angerichtet hast. Du weißt, wir haben genug Beweise gegen dich!"

„Ach ja? Was willst du mir denn anhaben? Sieh dich doch einmal an, du könntest nicht mal einer Fliege was zu leide tun", diesmal war er es, der mich gegen die Wand drückte, schwer musste ich schlucken und nahm nochmal all meinen Mut zusammen, ich konnte Louis jetzt nicht hier hängen lassen

„Hörst du das? Sie wissen alles, jedes kleinste Detail, jede deiner Nachrichten kennen sie, alles was du zu ihm gesagt hast und jede noch so kleine Schramme haben sie gesehen, und du glaubst wirklich, das du gewinnen hättest können?", verächtlich sah ich ihn an, mein ganzer Körper stand unter Spannung, innerlich bereute ich es, meine Klappe so weit aufgerissen zu haben, doch in meinem Augenwinkel sah ich bereits, wie die Polizisten sich dem Haus näherten

Seine Augen funkelten gefährlich und er war bereit, auch mich zu schlagen, doch wurde mit Gewalt bereits von mir gerissen, siegessicher lächelte ich. Während ich noch einmal die ganze Situation der Polizei schilderte, wurde er abgeführt, feindselig sah er mich, aus dem Fenster des Polizeiwagens, an.

Ob man ihn so schnell wieder sehen würde war fraglich, immerhin war es nicht das erste Mal, wo er bei der Polizei auffällig wurde.

Nachdem alle das Grundstück verlassen hatten, verließ auch das Adrenalin meinen Körper und erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, was alles hätte passieren können. Mit langsamen Schritten und einem Kopf voller Gedanken, lief ich wieder zurück nach Hause, leicht zitterten meine Hände, als ich versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Mich empfing eine beruhigende Wärme, ansonsten lag alles völlig im Stillen, Louis schien wohl noch zu schlafen.

Geräuschlos lief ich zu meinem Schlafzimmer und steckte den Kopf durch die Tür, um einen Blick ins Innere zu erhaschen. Louis lag immer noch unter einem Haufen von Decken, seine Haare standen in alle möglichen Richtungen ab und bei näherer Betrachtung sah man eine dünne Schweißschicht auf seiner Stirn. Ich ließ ihn schlafen, nach all der Anstrengung war er sicherlich erschöpft.

Liebevoll zog ich ihn an mich und legte meine Arme um ihn, um ihn zu beschützen, wie ich es ab jetzt immer machen würde.

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