9. Be there again for me

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/Überarbeitet/

"Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt"

- Otto von Bismark

"Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen"

- Jean de La Bruyére


Leo PoV:

Ich musste endlich mit Diana reden, ob sie nun wollte oder nicht. Daher ging ich einfach zu ihr nach Hause, um sie direkt bei sich Daheim abfangen zu können und klingelte an der Tür. Ein undefinierbares Geräusch erklang hinter der Tür, ein Fluchen und kurz darauf öffnete sich endlich die Tür.

"Was willst du denn hier?", fragte sie mich genervt und rollte dabei ihre Augen. Mit ihrer Hand strich sie sich über ihr Schienbein, weshalb sie eine leicht gekrümmte Haltung einnahm. Okay, daher kam also das Geräusch. Ich musste grinsen bei dem Gedanken, dass Diana wohl der tollpatschigste Mensch der Welt war. Sie war mal wieder irgendwo gegen gestoßen.

"Was ist jetzt?", fragte sie ungeduldig und tapste mit ihren Füßen unruhig auf einer Stelle hin und her. Als ich sie näher betrachtete, fielen mir ihre verstrubbelten, zu einem Dutt hoch geknoteten Haare auf, sowie die chillige rosa Jogginghose und das weite Shirt. Ich mochte ihre Art zu leben. Sobald sie von der Schule kam, zog sie sich bequeme Sachen an und gammelte den ganzen Tag im Zimmer, wenn nichts besonderes geplant war. Ich wollte mich endlich wieder mit ihr vertragen, ich vermisste sie.

"Kann ich mit dir reden?", dabei legte ich meinen besten Dackelblick auf, den ich drauf hatte. Und er schien zu wirken, denn sie drückte die Haustür weiter auf und ging ein Stück zur Seite, damit ich eintreten konnte.

"Komm rein.", und ein kleines Lächeln schummelte sich auf ihre Lippen. Zusammen gingen wir die Treppen hoch, zu ihrem Zimmer. Als wir dort ankamen, setzte ich mich wie gewohnt auf ihr Bett und schnappte mir das Kuschelkissen, welches dort immer lag. Das Kissen drückte ich in meinen Schoss und schaute sie erwartungsvoll an. So machte ich es immer, wenn ich mit ihr über ernste Sachen reden wollte.

"Diana, es tut mir leid. Ich will nicht, dass du weiterhin auf mich sauer bist."

"Aha. Aber ich seh dich immer noch mit dem Jungen rumhängen.", und wenn Blicke töten könnten, währe ich wohl mal wieder gestorben.

"Ja, das ist ein bisschen kompliziert. Du weißt, dass ich diese Wette eigentlich nicht machen wollte, aber ich konnte ja schlecht kneifen. Ich meine, ich hab einen Ruf zu verlieren. Und jetzt kann ich das aber nicht mehr, also ihn verarschen. Ich hab Yannik richtig kennen gelernt und er ist so unglaublich unschuldig und freundlich in jeder Lebenslage.", kurz holte ich Luft und schaute auf, in Dianas Gesicht. Ihr Blick war neutral und zeigte mir, dass ich wohl weiter reden sollte.

"Ich hab ihn geküsst."

"Du hast was?!", fragte sie nun doch etwas überrascht von meinem Geständnis. Ihr Mund blieb nach diesen Worten weiterhin offen. Ihre Lippen bildeten ein stummes "O" während sie nun doch neugierig näher heran rückte.

"Ja und nicht wegen der Wette, falls du nachfragen willst.", gab ich nun zum ersten mal zu. Und das komische war, dass es sich unglaublich befreiend und doch merkwürdig anfühlte. Wahrscheinlich gestand ich es mir nun auch selbst zum ersten mal ein.

"Also hast du ihn geküsst, weil du ihn magst?", fragte sie nach. Ein fieses Grinsen huschte ihr kurz über die Lippen, bevor sie sich wieder beherrschen konnte und neutrale Gesichtszüge annahm. War ja klar, dass sie direkt den richtigen Riecher haben würde.

"Ja, ich hab heute die Wette aufgelöst...", lächelte ihr kurz zu, worauf hin Diana mein Lächeln erwiderte,"...und ihn nochmal geküsst."

"Oh, dass ist so süß. Leo, dass hätte ich echt nie gedacht. Ich dachte immer du wärst stock hetero... und was ist jetzt genau bei euch? Weiß er von der Wette?"

"Jein. Ich habs geleugnet.", gestand ich ein.

"Dein ernst!? Das kann doch niemals gut gehen.", dabei boxte sie gegen meine Schulter, jedoch ohne großartig Kraft in den Schlag zu legen.

"Ich weiß. Und viel schlimmer ist jetzt, dass ich nicht weiß, wie ich das mit dem Wetteinsatz regeln soll. Wenn rauskommt, dass ich nicht der reiche Kerl bin, sondern einfach nur ein armer Hund, dann bin ich Geschichte. Ich hab das Geld nicht. Ich will nicht, dass die Leute das wissen."

Diana seufzte entrüstet und schaute mich anklagend an. Dennoch wusste ich, dass sie mich verstehen würde. Sie würde nie Mitleid zeigen, aber Verständnis eben schon. Sie wusste, dass ich der ganz normale Junge von neben an bin. Vor ihr brauchte ich mich nicht zu verstellen.

"Da hast du dich selbst rein geritten, Leo. Du bist auf die Wette eingegangen, also entweder du kriegst das Geld zusammen, oder du gewinnst die Wette doch noch und verletzt damit Yannik. Ich versteh nicht, warum es dir so wichtig ist, beliebt zu sein. Ich bin da nur durch dich rein gekommen, doch wichtig war es mir nie, dazu zu gehören.", und wo sie Recht hatte, hatte sie nun mal Recht. Diana hielt nie wirklich viel von dieser ganzen Schulhierarchie. Doch mir war es unglaublich wichtig. Vielleicht um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht so unbedeutend bin, wie es mich meine Eltern immer fühlen ließen. Als ich die Chance hatte, dazu zu gehören, ergriff ich sie und wurde innerhalb kurzer Zeit zu einem der begehrtesten Jungs der Schule.

"Ich weiß nicht was ich tun soll, Diana. Wenn ich es ihm doch bloß sagen könnte...", dabei drückte ich das Kissen ein Stück fester an mich.

"Was empfindest du denn für ihn?"

"Keine Ahnung, ich will das er mir gehört. Mehr weiß ich nicht.", gab ich mit rauer Stimme von mir.

"Du weißt schon wie komisch das klingt, oder?", dabei lachte sie hell auf und endlich wusste ich, ich hab meine beste Freundin wieder zurück. Das Mädchen, was mich von klein auf kannte, jedes meiner tiefsten Geheimnisse. Sie kannte meine Geschichte, meine Vergangenheit und damit war sie die Einzige. Und trotzdem liebte sie mich, so wie ich bin und nicht so wie ich mich gab.

"Er kommt heute Abend zu mir. Also naja, was heißt zu mir. Ich hab ihn einfach eingeladen, doch ich will nicht, dass jemand meine olle Wohnung sieht. Diana hilf mir!", quengelte ich nun schon fast kindlich. Wenn das einer aus der Schule sehen könnte, wäre ich echt geliefert.

"Mein Zimmer kriegst du nicht für deine perversen Spielchen!", schnaubte sie erbost los und streckte mir ihre Zunge entgegen. Ich schnappte mir das Kuschelkissen, welches auf meinen Schoss lag und bewarf sie damit.

Peng! Volltreffer!

"Ich hab überhaupt nichts perverses vor mit ihm, du Kuh!", rief ich einen Kampfruf aus und warf mich auf sie, um sie abzukitzeln. Unter gequälten Lachern wand sie sich unter meinen gekonnten Kitzelattacken und wimmerte gelegentlich auf.

"Hö-ör a-auf, Le-eo!", quiekte sie unter Lachanfällen.

"Na gut, aber nur wenn du mir sagst, was ich jetzt tun soll!", gab ich meine Bedingung zu diesem Deal preis. Mein Vorhaben, dass sie mir wieder verzeiht, war wohl erfolgreich aufgegangen.

"O-oka-ay!"

Schnell ließ ich von ihr ab und schaute sie erwartungsvoll an.

"Du bist so ein nerviger Freak! Ich sollte dich filmen und die Aufnahmen an der Schule verticken. Hmm... sag ihm doch einfach, dass deine Eltern Besuch haben und du lieber zu ihm willst, oder sowas in der Art.", schlug sie vor... und ja, warum war ich nicht selbst darauf gekommen, ihm eine Notlüge aufzutischen. Zwar wollte ich ihn nicht mehr anlügen... aber eine kleine Notlüge mehr oder weniger sollte ja wohl nicht tragisch sein. Ab dann werde ich nur noch ehrlich zu ihm sein... hoffentlich.



How much I am worth to youWhere stories live. Discover now