24. Schmerz

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Auch diesmal ist es ein sehr trauriges Kapitel. Ich hoffe ihr lest es dennoch gerne und bleibt weiterhin an der Geschichte interessiert. 

Vielleicht kennt ihr das Lied "Time" aus dem Film Inception. Auch wenn es vielleicht nicht ganz so passend ist und ihr vielleicht ein anderes Lied passender zu dem Kapitel empfindet, wollte ich nur kurz Bescheid geben, dass ich dieses Lied während des Schreibens gehört hatte. Irgendwie finde ich es schön und traurig zugleich. 

Aber jetzt halte ich euch nicht länger auf und wünsche 'Spaß'...(kann man das so sagen, bei einem traurigen Part der Geschichte?)

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Yannik:


"Yannik?", hörte ich die überraschte Stimme meiner Mutter, dann ein Türknallen meinerseits, kurz darauf war es still. Das schluchzen unterdrückend ließ ich meinen Körper an der Tür herunter rutschen bis ich mich an der Tür gelehnt, auf dem Boden sitzend, wieder vorfand. Mein Herz schlug unaufhörlich gegen meine Brust, doch jeder Herzschlag brannte, drückte, zog und ließ mein Herz zerfallen anstatt mir das Gefühl zu vermitteln, es würde mich am Leben erhalten. Ich verstand nun, was es bedeutete, wenn ein Herz vor Schmerz zersplitterte, wenn es vor Trauer verblutete. Es war ein unsagbar grausamer Schmerz, wenn einem das Herz gebrochen wird. Ich wollte das Gefühl zurück, welches mich kurz zuvor noch auf Wolke Sieben schweben ließ. Ich wollte mich in Leos Arme schmiegen und mich von ihm trösten lassen, obwohl er der Grund für mein Leid war. Und dieser Widerspruch ließ mich mich selbst hassen. Ich hasste mich für meine Dummheit, für meine Naivität, für all die Lügen auf die ich reingefallen war und dass ich Kevins Worten sofort glauben schenkte, ohne sie in Frage zu stellen. Doch wie konnte ich ihm denn nicht glauben?! Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Melissa zu mir kam, wütend mit einem Becher von dem Café in der Innenstadt in der Hand. Und ich erinnerte mich an ihre Worte, als sie mir sagte, dass sie hörte, dass ich in Verbindung mit einer Wette stehen soll. Ich erinnerte mich daran, dass sie meinte, ich solle nicht so naiv sein. Ich verfluchte jede dieser Erinnerungen, denn sie taten so unsagbar weh. Sie machten wahr, was Kevin mir erzählte. Und sie machten Leos Worte, dass es keine Wette geben würde, zu einer Lüge. Er hatte mich bewusst angelogen...

"Yannik? Ist alles in Ordnung?", hörte ich meine Mutter auf der anderen Seite der Tür besorgt fragen. Ich hielt augenblicklich die Luft an, um nicht schluchzen zu müssen. Ich konnte ihr nicht antworten, ohne dabei auf zu heulen, daher wartete ich schniefend ab, bis sie wieder ging. Mehrmals rief sie nach mir und klopfte an die Tür, dann wurde es still und kurz darauf hörte ich ihre Schritte die Treppe herunter gehen. Keine Sekunde später wimmerte ich verzweifelt und zugleich erleichtert auf. Ich wollte nicht, dass sie von meinem Kummer wusste, denn sie sollte sich weder Sorgen machen, noch wissen was los war. Auch wollte ich nicht, dass sie Leo dafür verachten würde, was er getan hat, wenn sie Bescheid wissen würde. Innerlich hoffte ich immer noch auf eine Zukunft mit ihm. Ich wollte ihn nicht aufgeben müssen, dafür liebte ich ihn zu sehr. Ich blickte durch einen von Tränen verschwommenen Blick in Richtung meines Bettes. Ich musste an die Nacht denken, in der wir uns berührten. In diesen Moment würde ich alles tun. Doch kaum dachte ich diesen Gedanken zu Ende, kamen mir die Worte von Kevin in den Sinn, dass sie wetteten, dass ich alles tun würde, was Leo von mir wollen würde. Sie hatten verdammt noch mal recht! Ich war jämmerlich! Rasend vor Wut sprang ich auf und rannte zum Bett. Zornentbrannt zerwüstete ich mein Bett, schmiss die Kissen durchs Zimmer, riss das Laken mit so viel Kraft von Bett, dass es kaputt ging. Verheddert in meiner Bettdecke fiel ich aufs Bett und kam zur Ruhe. Ich wollte nicht mehr denken, ich wollte nicht mehr alle Erinnerungen in Endlosschleife hervorholen. Ich wünschte, ich könnte aufhören zu existieren und erst wieder zum Leben erwachen, wenn aller Schmerz weg wäre. Ich wollte weiterhin an Leos Seite sein, doch konnte ich ich dies sicher nicht, ohne das dieser Schmerz irgendwann verschwinden würde. 


Ich lag erschöpft und still im zerwühlten Bett, als ich ein klopfen an der Tür vernahm. Als ich ein mir bekanntes Räuspern hinter der Tür vernahm, schossen mir erneut die Tränen in die Augen und ein schluchzen entwich meiner Kehle. Leo stand dort. Und kaum wurde ich mir dessen bewusst, hörte ich die Türklinke hoch und runter rütteln. Als er wohl merkte, dass abgesperrt war, unterließ er weitere Versuche.

"Yannik?", er sollte meinen Namen nicht aussprechen, "... warum hattest du nicht gewartet? Ich dachte wir wollten zusammen zu dir gehen?". 

Er klang leicht gereizt, als wäre er wütend, dass ich ihn hab dort vergeblich warten lassen. Spöttisch musste ich auflachen, verstummte jedoch sofort wieder, als ich eine Träne über meine Wange fließen spürte. 

"Hallo?!", wurde er nun etwas unruhiger, "...willst du mich veräppeln? Rede doch mal mit mir... und mach endlich die Tür auf!"

Ein lautes Schluchzen entwich mir und erneut rüttelte Leo an der Tür.

"Hau ab!", brüllte ich in Richtung Tür und meine Stimme brach allein bei diesen zwei Worten. Konnte er nicht einfach wieder gehen? Ich ertrug es nicht, ihn hier vor meinem Zimmer zu wissen. 

"Warum? Kannst du mir mal erklären was das soll?!", während seiner Worte wurde er immer ruhiger bis er plötzlich inne hielt, "...weinst du?"

"Du hast mich angelogen!", ich sprang vom Bett auf und ging schnellen Schrittes Richtung Tür. Als er anfangen wollte zu sprechen schlug ich gegen die Tür, was ihn erschrocken verstummen ließ. 

"Bist du dumm? Wovon sprichst du? Wann hab ich gelogen?"

Völlig schockiert über seine Ahnungslosigkeit stockte mir der Atem, bis eine erneute Welle der Wut durch meinen Verstand strömte und mich völlig benebelte.

"Die ganze Zeit! Jede Sekunde, seitdem du mich das erste mal angesprochen hattest!", ich holte tief Luft, bevor ich aussprach, was ich kaum aussprechen wollte.

"...Ich war eine Wette!? Du hast mit mir nur gespielt?! War es wenigstens unterhaltsam genug?...", meine Stimme wurde leiser bis sie ganz verstummte. Ein heiseres kratzen machte sich in meinem Rachen breit und mir wurde bewusst, dass ich so laut war, dass auch meine Mum alles mitgehört haben musste. Es war alles vorbei. Leos schweigen ließ keine Hoffnung übrig, dass alles nur ein Missverständnis war. Nicht Kevin hatte gelogen, sondern Leo. Kevin war zwar ein mieser Kerl, doch Leo übertraf ihn um Längen. Innerlich konnte ich Tatjana über mich lachen hören und ihr Lachen würde wieder alle anstecken, sodass alle am Tisch belustigt über mich Witze machen könnten, wie blauäugig ich doch war. 

"Verschwinde bitte. Ich ertrag dich nicht mehr.", sprach ich nun leiser und erkannte am aufjaulenden Laut, welche von Leo kam, wie sehr ihn meine Worte trafen.

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Ich hoffe ihr seid mir nicht zu böse über diese düstere Wendung. Auch darüber, dass dieses Kapitel recht kurz ausfiel.

Ich denke jeder verspürt Schmerz auf eine andere Art und Weise und jeder vernimmt Liebeskummer anders. Aber ich bin mir sicher, dass jeder der solch eine Erfahrung bereits hinter sich hat, sich gut in dass geschriebene aus diesem Kapitel hinein versetzen kann. Auch wer bis jetzt erspart blieb von solchem Kummer, kann sich sicherlich gut vorstellen, wie es sich anfühlen muss, in solch einer Situation zu sein.

Ich hoffe ich konnte die Gefühle gut rüber bringen. 

Liebe Grüße und bis zum nächsten Kapitel,

Cylo-Hari. 

How much I am worth to youWhere stories live. Discover now