Kapitel 19

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pov.oikawa
"Nach...nach Amerika?",wiederholte ich die Worte meines Vaters,denn ich konnte nicht glauben was er gerade gesagt hatte. Nein ich wollte einfach nicht glauben was er da gerade gesagt hatte. Ich bete,dass es nur ein Witz war,dass er mir Angst machen wollte. Doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war dem nicht so. "Hast du mir etwa nicht zugehört? Ja nach Amerika",bestätigte er es noch einmal und ich hätte niemals gedacht,dass er so weit gehen würde. "Nein...nein...niemals. Ich...ich gehe nicht nach Amerika",sagte ich dann und war noch immer zu schockiert um wirklich zu realisieren was das wirklich bedeutete. "Ich habe doch gesagt,dass es keine Diskussion gibt! Du scheinst hier zu viele Freiheiten zu haben und ich werde nicht zulassen,dass du deine Chancen verbaust nach Harvard zu gehen. Deswegen kommst du mit und wirst nebenbei Kurse an der Uni besuchen um dich schonmal auf nächstes Jahr vorzubereiten",erklärte er,doch das konnte ich nicht zulassen. "Nein! Du kannst mich nicht zwingen zu gehen! Hier ist mein ganzes Leben!",schrie ich dann und mir war klar,dass man mir die Verzweiflung deutlich anmerken konnte. "Wenn du nicht mitkommst wirst du nie wieder in deinem ganzen Leben auch nur einen Volleyball anfassen dürfen und dafür werde ich höchstpersönlich sorgen",drohte er dann und traf damit meinen wunden Punkt. "Das...das kannst du mir nicht antun. Du weißt wie viel mir Volleyball bedeutet." "Doch das kann. Also solltest du lieber eine schlaue Entscheidung treffen." Ich konnte noch immer nicht glauben,dass mein Vater es geschafft hatte mich bis an den Rand der Klippe zu treiben. Egal wie ich mich nun entscheiden würde,es würde weh tun. Entweder müsste ich Iwa,den Menschen der mir auf der Welt am meisten bedeutete verlassen. Oder ich dürfte nie wieder in meinem ganzen Leben Volleyball spielen. In diesem Moment wollte ich einfach nur schreien. Es war die bisher schwerste Entscheidung die ich je treffen musste. Was...was soll ich jetzt machen? Ich kann doch nicht...ich will weder,dass das eine noch das andere passiert. Ich kann ihn nicht verlieren,aber... "Wie...wie lange?",wollte ich dann von meinem Vater wissen,konnte noch immer nicht realisieren was hier gerade passierte. Mein Kopf war auch einmal total leer gefegt. "Bis zu den Frühlingsferien. Damit du deinen Abschluss noch hier machen kannst. Wir fliegen am 19.12",ließ er mich dann wissen,bevor er ging und mich einfach so stehen ließ. Ich werde Iwa verlassen. Was habe ich...wie konnte das nur passieren? Ich...wie soll ich ihm das erzählen? Er wird mich hassen. Ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel und wusste,dass ich nun alleine war. In diesem Moment gaben meine Beine nach und ich versuchte den Sturz gar nicht erst abzufangen. Tränen fingen an meine Wangen hinunter zu laufen und ich fragte mich immer wieder wie ich Iwa das erklären sollte. Wie ich ohne ihn klarkommen sollte. Ich kann es ihm nicht erzählen. Noch nicht jetzt. Er soll mich erst hassen wenn ich in Amerika bin. Ich will noch die Zeit mit ihm genießen. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit auf dem Boden gesessen hatte,fand ich endlich die Kraft mich in mein Zimmer zu schleppen. Dort schmiss ich meine Tasche einfach in die Ecke und verkroch mich in meinem Bett. Schon wieder fing ich an zu weinen,bis ich irgendwann einschlief.
Das restliche Wochenende verbrachte ich dann in meinem Bett. Ich fragte mich immer wieder warum all diese schrecklichen Dinge nur mir passierten. Ich wäre heute am liebsten gar nicht zur Schule gegangen,doch mein Vater hätte mich wahrscheinlich gezwungen. Er hatte mittlerweile alles mit der Schule geklärt und nun war ich dran es meinem Couch mitzuteilen. Das schlimmste an der ganzen Volleyballsache war tatsächlich für mich,dass ich das Frühlingsturnier verpassen würde. Ich würde nicht mehr mit Iwa zusammen spielen können,zumindest nicht mehr in einem offiziellen Spiel. Verdammt warum tut es so weh ihn verlassen zu müssen? Ich komme doch in ein paar Monaten wieder. Ich musste nun versuchen,all das zu vergessen. Ich durfte mir nichts anmerken lassen,nicht zeigen wie scheiße es mir eigentlich ging. In der Schule angekommen wurde ich dann wie immer von meinen ganzen Fangirls umzingelt und tatsächlich würde ich selbst sie vermissen wenn ich in Amerika war,so anstrengend wie ich sie auch manchmal fand. "Ich muss los Mädels. Ich darf nicht zu spät kommen",verabschiedete ich mich,als ich Iwa sah,wie er schon auf dem Weg in de Klasse war. "Hey! Iwa! Warte auf mich!",rief ich ihm hinterher,woraufhin er sich umdrehte. "Dann beeil dich ein bisschen!",rief er nur zurück und da hatte ich ihn auch schon eingeholt. Ich schenkte ihm mein schönstes,aufgesetztes Lächeln und er sah wie immer in der Schule ziemlich genervt aus. Doch ich wusste ganz genau,dass er es eigentlich nicht war. Es war für ihn nur eben nicht einfach seine wahren Gefühle in der Öffentlichkeit zu sagen. Deswegen dachten die meisten,dass Iwa mich nicht leiden könnte,immer gemein zu mir wäre und unsere Freundschaft total einseitig wäre. Doch das stimmte nicht. "Lass dieses blöde aufgesetzt Grinsen und sag mir lieber wie es dir geht",forderte er mich auf und für einen Moment rutschte mir das Herz in die Hose. Ich dachte kurz er wüsste von Amerika,doch das war unmöglich. Er wollte es wahrscheinlich wegen der Sache mit Yuan wissen. "Mir geht es tatsächlich ausgezeichnet." Lüge. "Hat dieser Bastard sich bei dir gemeldet?",wollte er dann wissen. "Nope." Und schon wieder log ich ihn an. Yuan hatte sich Samstag und auch gestern gemeldet,doch ich hatte seine Nachrichten ignoriert. Auch wenn er sich entschuldigt hatte,war es dieses Mal nicht so einfach. In diesem Moment kamen wir auch schon in der Klasse an und somit war unser Gespräch beendet.
Der Tag heute verlief wie jeder andere und auch wenn ich noch nicht beim Training mitmachen durfte,Iwa hatte es mir verboten,ging ich hin um einerseits zuzugucken und andererseits musste ich mit dem Coach reden. Ich ging also als erster in die Halle,wo der Coach zum Glück schon auf uns wartete. "Ach hallo Oikawa schön,dass es dir wieder besser geht und du wieder zur Schule kommst",begrüßte er mich und mir war klar,dass mein Vater der Schule irgendeine Ausrede aufgetischt hatte,warum ich nicht da gewesen bin. "Oh ja mir geht es schon wieder viel besser. Ich wollte eigentlich mit ihnen über etwas wichtiges reden",ließ ich ihn wissen. "Schieß los. Was gibt's?",wollte er wissen. "Ok also ich werde für ein paar Monate nach Amerika gehen müssen,aus familiären Gründen",erklärte ich. "Und was heißt ein paar Monate?" "Ich werde voraussichtlich erst nach den Frühlingsferien wieder kommen und jetzt in den Winterferien fliegen." "Das ist natürlich ziemlich blöd,weil du dann nicht beim Frühlingstunier dabei sein wirst,aber ich hoffe trotz allem,dass sich das,was auch immer mit deiner Familie ist,klärt. Hast du es den anderen aus dem Team schon gesagt?",wollte er dann wissen und ich schüttelte meinen Kopf. "Ich würde damit gerne noch ein bisschen warten wenn das ok ist",erklärte ich,woraufhin der Coach nickte. Dann kamen auch schon die anderen und das Training fing an. Tatsächlich war es echt langweilig nichts machen zu dürfen. Ich hatte jetzt schon knapp zwei Wochen nicht mehr gespielt und so langsam wurde es echt anstrengend. Meinem Knie ging es eh schon wieder besser und deswegen entschied ich mich morgen wieder mit zu trainieren. Nach dem Training machte ich mich dann direkt auf den Weg nach Hause,denn sonst würde ich wieder Probleme mit meinem Vater bekommen. Zuhause angekommen stellte ich meine Sachen ab und ging erst einmal duschen. Als ich damit fertig war legte ich mich in mein Bett und warf einen Blick auf mein Handy. Dabei stellte ich fest,dass ich schon wieder eine Nachricht von Yuan hatte.

chat:
Yuan: Hey. Ich weiß,dass ich riesen große Scheiße gebaut habe und dass du mich jetzt wahrscheinlich hasst. Das verübel ich dir auch auch nicht,ich meine ich hasse mich selbst für das was ich dir angetan habe und es tut mir einfach nur so unendlich leid. Können wir bitte reden?
Oikawa: Lass mich in gefälligst in Ruhe.
Oikawa: Ich will nicht mit dir reden.
Yuan: Bitte Oikawa.
Yuan: Ich flehe dich an.
Yuan: Du kannst dir nicht vorstellen wie unfassbar leid mir das tut und ich will dir das alles erklären,aber nicht übers Handy.
Oikawa: Ich gehe.
Oikawa: Nach Amerika.
Yuan: Warte was?
Yuan: Verarsch mich nicht.
Oikawa: Tu ich nicht.
Oikawa: Ich gehe wirklich.
Yuan: Heißt das jetzt,dass es vorbei ist?
Oikawa: Weiß ich nicht.

Ich schaltete daraufhin mein Handy aus und legte es auf meinen Nachttisch. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich wusste nicht einmal genau wieso. War es wegen Yuan? War es wegen Amerika? War es einfach wegen meines erbärmlichen Lebens? Ich würde mal sagen es war alles. Ich hatte keine Ahnung warum ich Yuan das mit Amerika gesagt hatte. Wahrscheinlich in der Hoffnung er würde mich dann in Ruhe lassen. Ich verstand nicht warum ich es nicht komplett beendet hatte,als ich die Möglichkeit dazu hatte. Warum ich nicht jetzt einfach mein Handy nahm und mich endlich aus dieser Hölle befreite. Doch ich hatte keine Kraft mehr dazu. Ich hatte keine Kraft mehr irgendwas zu tun. Ich wollte einfach nur noch zu Iwa,ihm alles erzählen,von ihm in den Arm genommen werden. Doch das ging nicht. Ich konnte ihm von dem Ganzen nichts erzählen und das war wahrscheinlich das Schlimmste an der ganzen Situation. Doch ich durfte mich nicht beschweren,denn schließlich war ich selbst daran schuld. Tränen über Tränen liefen meine Wangen hinunter und wie auch die letzten Abende schlief ich,nach einer gefühlten Ewigkeit erschöpft ein.
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