Kapitel 60

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pov.iwaizumi
Mittlerweile waren zwei Wochen vergangen und alles hatte sich wieder einigermaßen gelegt. Zwischen Oikawa und mir war wieder alles wie vorher,doch wir hatten noch immer nicht über das ganze Heiratsding gesprochen,da er jedes Mal abgeblockt oder das Thema gewechselt hatte. Ich warf einen Blick auf mein Handy und stellte fest,dass es Mal wieder 03:00Uhr war. Wieder hatte ich eine schlaflose Nacht. Ich wusste nicht genau wann das angefangen hatte,ob es schon während unseres Streits war oder erst danach,aber seitdem konnte ich kaum noch schlafen und wenn ich es dann Mal schaffte einzuschlafen schlief ich kaum länger als drei Stunden. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und beobachtete Oikawa im schwachen Licht das durch mein Fenster schien,dieser lag neben mir und schlief friedlich. Zumindest dachte ich das,denn gerade als ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht streichen wollte schreckte er auf einmal hoch. Panisch fing er an die Decke von sich zu zerren,schaffte dies aber nicht. "Oikawa hey was ist los?",fragte ich direkt und hielt sein Handgelenk fest. "Nein lass mich los. Ich muss nachsehen. Ich...das darf nicht wirklich passiert sein",sagte er dann,woraufhin ich sein Handgelenk los ließ und ihm dabei half sich aus der Decke zu befreien,verstand aber kein Wort von dem was er sagte. "Oh mein Gott",entwich es ihm dann erleichtert und Tränen liefen seine Wangen hinunter. Mit seinen Händen umklammerte er sein rechtes Knie und mir war klar was er geträumt haben muss. "Willst du mir erzählen was du geträumt hast?",wollte ich dann wissen,da ich mir irgendwie sicher war dass er darüber reden wollte. "Ich...wir haben gegen Shiratorizawa gespielt und...und es war so knapp,dass wir gewonnen hätten. Ich...ich hätte den letzten Punkt machen können aber...aber auf einmal war mein Bein weg. Es...es war einfach weg und ich bin gefallen und...und auf einmal saß ich da alleine. Keiner war mehr da",schluchzte er. "Oikawa sieh mich an. Es ist ok. Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben,dein Bein ist noch da und keiner wird dich alleine lassen. Ich werde dich niemals alleine lassen",versicherte ich ihm und zog ihn in meine Arme. Es tat mir weh ihn so zu sehen,zu wissen,dass ihn das noch immer belastete. Ich hasste es,dass er so große Verlustängste wegen seiner Eltern hatte. Ich hasste es,dass ihm immer nur schlimme Dinge wiederfuhren. Aber was ich am meisten hasste,war dass ich in solchen Momenten immer total machtlos war. Ich konnte nichts tun,dass ihm sofort den Schmerz nahm. Ich konnte für ihn da sein,das war's aber leider auch. Ich konnte ihm nicht einfach den Schmerz nehmen,ihn auf mich übertragen oder so. Egal wie sehr ich mir das wünschte. Das Leben hatte ihn zu sehr geschädigt und das war nicht fair. Er hatte nichts falsch gemacht,er hatte das alles nicht verdient. Warum ist das Leben nicht so ein Arschloch zu mir? Ich hätte es so viel mehr verdient. Ich habe schon Schlimmes getan,Schlimmes das bestraft werden sollte. Oikawa nicht. Langsam sollte es doch reichen. Aber vielleicht ist genau das meine Strafe. Ich muss die Person die mir am meisten bedeutet leiden sehen und jedes Mal machtlos sein. Doch auch das ist nicht fair. Überhaupt nicht fair. Ziemlich schnell hatte Oikawa sich wieder beruhigt und löste sich aus der Umarmung. Er wischte sich die Tränen weg und sah mich mit einem gezwungenen Lächeln an. "Sorry dass ich dich geweckt habe. Wir sollten wieder schlafen gehen",sagte er dann und wollte sich gerade wieder hinlegen,doch ich hielt ihn am Arm fest. "Du weißt,dass egal was ist du mich immer wecken kannst oder?",wollte ich dann wissen,woraufhin Oikawa nickte. "Ich weiß. Trotzdem tut es mir leid",wiederholte er und ich ließ seinen Arm los,damit er sich hinlegen konnte. In diesem Moment entschied ich Morgen etwas für ihn zu tun. Irgendwas damit es ihm besser ging. Ich wollte ihn überraschen. Ihm eine Freude bereiten. Ich legte mich ebenfalls hin und schlief kurze Zeit später zum Glück endlich ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte war es gerademal halb neun. Vier Stunden Schlaf,waren tatsächlich mehr als ich die letzten beiden Nächte zusammen abbekommen hatte. Oikawa lag noch immer schlafend neben mir,also beschloss ich erst einmal duschen zu gehen und ihn dann erst zu wecken. Es war ja noch ziemlich früh. Ich brauchte gerademal eine halbe Stunde um mich komplett fertig zu machen und weil ich Oikawa noch etwas schlafen lassen wollte,verließ ich son leise wie möglich das Zimmer und machte mich auf den Weg in die Küche. Zum Glück war dort niemand und ich konnte mir in aller Ruhe einen Kaffee machen. Als ich damit fertig war ging ich nach draußen und setzte mich auf die Terasse. Es war ein ruhiger,entspannter Morgen und während ich meinen Kaffee trank kam mir die perfekte Idee. Ich trank meinen Kaffee schnell aus und machte mich dann auf den Weg in die Garage. Dort checkte ich dann kurz ob ich noch genug Tank bei meinem Motorrad hatte und stellte fest,dass dem nicht so war. Also ging ich mir schnell Schuhe anziehen und fuhr tanken. Als ich wieder zuhause war war es schon elf. Kaum war ich durch die Tür gekommen kam Oikawa auch schon auf mich zu. "Da bist du ja. Wo warst du bitte?",fragte er sofort und sah total besorgt aus,was schon ein bisschen süß war. "Wirst du früh genug erfahren. Jetzt geh dich fertig machen ich habe was für heute geplant",sagte ich nur,woraufhin er mich verwirrt ansah. "Willst du hier Wurzeln schlagen? Geh hoch dich fertig machen",wiederholte ich mich und dieses Mal nickte Oikawa langsam bevor er sich auf den Weg nach oben machte. Ich ging daraufhin ins Wohnzimmer um nach meiner Mum zu suchen. Tatsächlich war diese sogar dort,also teilte ich ihr direkt mit:"Oikawa und ich sind voraussichtlich den ganzen Tag weg. Ich weiß nicht wann wir heute Abend wieder kommen. Nur damit du bescheid weißt." "Klar ist ok. Nur bitte vergiss nicht das wir morgen auf die Auktion fahren und bis Sonntag dann Kyoto bleiben",erinnerte sie mich und ich hatte das tatsächlich total vergessen,oder wohl eher verdrängt. "Natürlich. Wir packen dann später noch",ließ ich sie wissen,bevor ich mich von ihr verabschiedete und nach oben zu Oikawa ging. Dieser wahr anscheinend gerade aus der Dusche gekommen denn er stand mit nassen Haaren und einem Handtuch um die Hüfte vor dem Kleiderschrank und suchte sich gerade etwas zum Anziehen raus. Er hatte mich noch nicht bemerkt,also machte ich mich auch erstmal nicht bemerkbar und blieb bei der Tür stehen. Als er dann seinen Arm ausstreckte,fiel mir etwas auf das ich bisher noch nicht gesehen hatte. "Oikawa was ist das?",wollte ich dann wissen und ging auf ihn zu. Dieser war natürlich sofort zusammengezuckt und hatte seinen Arm sofort wieder runter genommen. "Was...was meinst du?",stotterte er dann nervös. "Du weißt genau was ich meine. Was ist das an deinem Arm?",wiederholte ich meine Frage. Als dieser meine Frage nicht beantwortete griff ich nach seinem Arm und hielt diesen nach oben. Tatsächlich war es das was ich vermutet hatte. Es waren Brandnarben. Sie verteilten sich von seinem Unterarm bis auf sein Schulterblatt. Oikawa riss sich kurz darauf wieder los,machte einen Schritt zurück und drückte sich seine Klamotten gegen die Brust. "Ich will nur wissen woher sie sind? Das letzte Mal als du bei diesem Bastard warst und er dich so schlimm zugerichtet hat waren sie noch nicht da und seitdem warst du auch nicht mehr bei ihm. Also wie kommen sie da hin?",wollte ich wissen und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Oikawa schien einige Zeit mit sich zu ringen,ob er es mir erzählen sollte oder lieber nicht. "Sie sind von ihm ok. Ich...ich war danach noch einmal bei ihm. An dem Abend wo ich dich während deines Boxtrainings angerufen hatte",gab er dann zu und ich konnte es nicht glauben. "Bitte was?" "Ich will eigentlich nicht darüber reden ok? Er hat halt einfach nur gesagt,dass wenn ich nicht komme,dass er dafür Sorgen wird,dass dir etwas schlimmes passiert und dann musste ich gehen. Er hat an dem Abend versucht mich wieder... ist auch egal. Ich hab mich halt gewehrt und dann hat er mich mit dem Feuerzeug verbrannt. Ich habe ihn dann im Prinzip ausgeknockt und bin schnell mit einem Taxi wieder zu dir gefahren. Deswegen ist er an dem Abend da gewesen",erklärte Oikawa und war auch schon im Badezimmer verschwunden bevor ich überhaupt richtig realisiert hatte,was er mir gerade erzählt hatte. Als Oikawa kurz darauf perfekt gestylt aus dem Badezimmer kam,hatte er wieder sein typisches Lächeln aufgesetzt. "Iwa das ist alles halb so wild. Das ist schon eine Ewigkeit her und ich bin drüber hinweg. Es sind doch nur ein Paar Narben",sagte er dann. "Na wenn du das sagst,dann lass uns jetzt losgehen. Es ist schon zwölf",meinte ich dann und versuchte vorerst nicht an die Narben zu denken. Als ich dann mit Oikawa in die Garage ging und ihm einen Helm entgegen streckte,war dies auch erstmal aufgrund seiner lustigen Reaktion vergessen. "Nein. Du erwartest doch jetzt nicht im Ernst,dass ich mich auf diese Todesmaschine setzte? Kommt nicht in Frage",sagte Oikawa sofort,doch genau das war mein Plan. Zumindest ein Teil davon. "Komm schon Oikawa. Dir kann nichts passieren solange du dich fest hälst ich fahre schon lange genug Motorrad,also brauchst du dir da wirklich keine Sorgen zu machen. Vertrau mir bitte einfach",bat ich ihn und tatsächlich nahm er daraufhin zögerlich den Helm an. "Wenn ich sterbe dann ist das deine Schuld." "Das sowieso. Aber ich kann dir jetzt schon versichern es wird sich lohnen wenn du dich jetzt auf diese Todesmaschine setzt."
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