Kapitel 46

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pov.oikawa
Auf dem Weg zur Turnhalle unterhielten Iwa und ich uns mit Akaashi und Bokuto,wobei diese die meiste Zeit fragen zu meinem Knie stellten. Ich konnte es ihnen aber auch nicht übel nehmen,ich meine wenn einem von ihnen so etwas passiert wäre,wäre ich auch total neugierig. Iwa hingegen schien es nicht so toll zu finden,da er wusste wie ungerne ich eigentlich über das Thema sprach und versuchte die beiden höflich darauf aufmerksam zu machen,dass es mit den Fragen reichte. Akaashi verstand dies ziemlich schnell,doch Bokuto hörte nicht auf,bis Akaashi ihn ganz direkt darum bat. Als wir dann in der Turnhalle ankamen,setzten Iwa und ich uns nicht auf den Boden zu den anderen,sondern auf die Bank,da dies einfacher für mich war. Während die Trainer anfingen über die nächsten Tage zu reden lehnte ich mich zu Iwa und flüsterte:"Danke für vorhin." "Kein Ding,ich weiß ja wie schwer es dir fällt darüber zu reden",wank dieser nur ab. Nachdem die Trainer fertig mit erzählen waren,sollten wir unsere Sachen in den Schlafraum bringen,da es direkt Essen gab. "Die Cafeteria ist nicht so weit entfernt,willst du vielleicht versuchen ohne Krücken zu laufen?",fragte Iwa,nachdem er unsere Taschen abgelegt hatte. Ich meine es war tatsächlich eine gute Idee,damit ich nicht aus der Übung kommen würde,aber ich war mir dennoch unsicher. "Wir können ja die Krücken mitnehmen und wenn es nicht mehr geht dann,nimmst du sie wieder",schlug Iwa vor,da er wahrscheinlich meine Unsicherheit bemerkt hatte. "Ok,dann lass es uns versuchen",willigte ich ein und gab ihm meine Krücken. Da wir mal wieder die letzten waren,war der Flur leer,was mich aber auch nicht störte. Anfangs stützte Iwa mich noch,doch etwa bei der Hälfte fing ich an alleine zu laufen. Dies Funktionierte tatsächlich auch sehr gut,bis wir das Gebäude verließen und Treppen laufen mussten. Es waren zwar nur drei Stufen,dennoch wehrte sich etwas in mir sie nicht zu gehen,es sei denn ich habe meine Krücken. "Wenn du noch nicht bereit bist ohne Hilfe die Treppen zu laufen ist das ok",ließ Iwa mich wissen und sah mich abwartend an. Doch irgendwie wollte ich es versuchen,ich wollte Iwa beweisen,dass ich es schaffen würde. "Ich...ich will es versuchen",sagte ich,doch klang dabei unsicherer als gewollt. "Ok warte kurz",wies Iwa mich an,legte die Krücken ab und ging dann die Treppe hinunter. Er stellte sich vor mich und hielt mir seine beiden Hände hin. "Nimm meine Hände. Ich stütze dich,falls du es brauchst",sagte er dann,woraufhin ich meine Hände in die seinen legte. Ich wusste nicht genau wie ich anfangen sollte,welches Bein ich zuerst bewegen sollte. Ich entschied mich dann dazu mein rechtes Bein auf die untere Stufe zu setzten. Unsicher klammerte ich mich an Iwas Hände und setzte dann andere Bein runter. Die nächsten beiden Stufen schaffte ich dann auch irgendwie und konnte es nicht glauben. "Oh mein Gott Iwa ich hab's geschafft!",rief ich ungläubig und fiel ihm um den Hals ohne darüber nachzudenken. Er legte seine Arme ebenfalls um mich und flüsterte dann:"Ich weiß. Ich bin stolz auf dich." Seine Worte ließen mich direkt erröten und als Iwa die Umarmung auf einmal beendete,war ich tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Er nahm meine Krücken und gab mir diese,da er der Meinung war,dass das für's erste reichen würde. Auf dem restlichen Weg konnte ich nicht aufhören darüber zu reden wie glücklich mich dieser Fortschritt machte und wie sehr ich hoffte,das ich bald wieder Volleyball spielen darf. Ich meine das war ja nun schon ein riesen Fortschritt,auch wenn es nur drei Stufen waren.
Nach dem Mittagessen gab es eine kurze Ruhepause,bis dann Nachmittags das Trainingsspiel anfing. Während der Pause richteten wir alle unsere Schlafplätze ein,da die anderen nach dem Training keine Lust mehr dazu hatten was ich total verstand. Dann zogen sich alle um und wir gingen zur Halle. Dort angekommen setzte ich mich direkt auf die Bank und sah den anderen zu wie sie sich aufwärmten. Die Spieler von der Fukurodani kamen dann auch nach und nach und dann fing das erste Spiel auch schon an. Man konnte deutlich erkennen,dass beide Teams sich in dem letzten halben Jahr deutlich verbessert hatten und auch mein Team hatte es geschafft mich gut zu ersetzen. Sie brauchten mich eben nicht zwangsläufig,aber das war mir auch schon vorher klar. Der erste Satz war ein Kopf an Kopf rennen,doch die Fukurodani gewann diesen leider. Im zweiten Satz sah es auch so aus,als würden sie wieder gewinnen,doch ganz knapp schafften wir es dann doch noch. Nun entschied der dritte und letzte Satz alles. Auch wenn es nur ein Trainingsspiel war,kreisten meine Gedanken nur darum dass wir gewinnen mussten. Ich fühlte mich wieder zum Frühlingsturnier zurückversetzt. Wir hatten so hart gearbeitet,doch waren trotz allem gescheitert. Ich war gescheitert und verlor dabei fast alles. Wenn es sich nicht jetzt zumindest auszahlen würde,was wären wir dann? Wofür wäre unser hartes Training dann gut gewesen? Für nichts und das würde bedeuten,dass auch ich niemals gut genug sein würde für die großen nationalen Mannschaften. Ich merkte wie meine Hände anfingen zu zittern und versuchte meine Gedanken wieder unter kontrolle zu bringen doch es war lange zu spät. Eine Panikattacke war nahezu unausweichlich. Ich musste hier weg,so schnell wie möglich. Ich umklammerte meine Krücken um das Zittern meiner Hände zu verbergen und sagte unserem Trainer bescheid,dass ich auf's Klo gehen würde,bevor ich so schnell ich konnte die Halle verließ.
Auf dem Klo angekommen versuchte ich meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und mich zu beruhigen,was besser funktionierte als gedacht. Das Zittern hatte zwar noch immer nicht aufgehört,doch ich fühlte mich nun nicht mehr so eingeengt von meinen Gedanken. Auf einmal hörte ich wie sich die Tür zum Klo öffnete und fing schnell an mir die Hände zu waschen. Es konnte nur Iwa sein der kam und wenn er meine zitternden Hände bemerkte würde er sofort wissen was los war. Ich wollte nicht,dass er sich unnötig Sorgen um mich machte,ich meine ich war ja ganz gut alleine damit zurecht gekommen. Ich sah Iwa hinter mir durch den Spiegel und setzte mein schönstes Lächeln auf. "Ist alles gut bei dir?",wollte er dann wissen,während ich anfing mir die Hände abzutrocknen. "Ja klar,was sollte denn sein?",stellte ich eine Gegenfrage. Iwa zuckte daraufhin nur mit den Schultern und sah mich weiter prüfend an. "Hör auf mich so analysierend anzugucken. Mir geht es gut und jetzt lass uns wieder zurück in die Halle gehen",sagte ich,bevor ich mir wieder meine Krücken nahm und auf Iwa zuging,welcher nicht weit von mir entfernt stand. Iwa rollte daraufhin nur mit den Augen und öffnete dann die Tür. Auf dem Weg wollte ich dann wissen wie das Spiel ausgegangen war und tatsächlich wir hatten verloren. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie viel mir das eigentlich ausmachte und wechselte schnell das Thema. Nachdem sich dann beide Teams besprochen hatten und eine kleine Pause gemacht hatten,spielten sie noch einmal drei spannende Sätze. Doch auch dieses Mal war es wieder eine Niederlage für uns und irgendwie konnte ich nicht ganz verstehen warum das niemanden so sehr zu stören schien. Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen,da ich ja nicht einmal mitgespielt hatte und hörte einfach nur nebensächlich dabei zu was der Trainer sagte. "Willst du mir jetzt endlich sagen was los ist?",ließ mich eine Stimme hochschrecken. "Hm,was soll denn los sein? Ich bin nur ein bisschen müde,also mach dir keine Sorgen Iwalein",sagte ich dann und wie automatisch war da wieder dieses Lächeln auf meinen Lippen. "Na wenn du meinst",meinte Iwa dann nur und ich wusste ganz genau,dass er nur so reagiert hatte,weil er nicht wollte,dass jemand bemerkte was für Sorgen er sich um mich machte. Für ihn war dies nämlich eine Schwäche und seine Schwächen zeigte er niemandem.
Der restliche Tag war dann sozusagen Freizeit,beziehungsweise individuelles Training. Alle trainierten während ich nur daneben saß und ab und zu den Erst und Zweitklässlern Tipps gab. Ich meine das war zwar auch meine Aufgabe als Kapitän,doch viel lieber würde ich selber ein paar Bälle spielen können. Bis zum Abendessen langweilte ich mich also die meiste Zeit und dann durften wir noch bis 10Uhr wach bleiben,weswegen ich rüber zu Akaashi und Bokuto ging. Wir hatten heute noch gar nicht so richtig die Möglichkeit gehabt zu reden,außer über mein Knie. Um 10Uhr wurde ich dann von unserem Trainer zu unseren Schlafsaal geschickt und machte mich dann noch ganz schnell Bettfertig. "Da bist du ja endlich",sagte Iwa,als ich wieder in den Schlafsaal kam. Er half mir dann dabei mich irgendwie auf mein Futon zu setzten,da ich mein Knie noch immer nicht wirklich einknicken konnte. Dann fing er an mir die Schiene auszuziehen und ich ließ ihn einfach machen. Irgendwie genoss ich es ein bisschen von ihm so umsorgt zu werden. Vor allem,da er so etwas nur selten vor anderen Menschen tat. Als wir dann fertig waren machte Yahaba das Licht aus,da er am nächsten beim Lichtschalter lag. Jeder wünschte jedem noch eine gute Nacht,bevor es ganz still wurde und einer nach dem andern einschlief. Als wir am nächsten Morgen geweckt wurden fühlte ich mich nicht ein bisschen ausgeruht. Ich hatte schlecht geschlafen und zudem auch noch einen beschissenen Albtraum gehabt. Warum konnte ich denn nicht einmal aufwachen und alles war gut. Ich wollte doch einfach nur,dass es mir wieder so gut ging wie vor der ganzen Scheiße die passiert ist. Wobei ich konnte mich ja eigentlich gar nicht mehr daran erinnern wie es mir davor ging. Davor war schon so lange her und auch da ging es mir wahrscheinlich nicht so gut. Ich meine einen beschissenen Vater hatte ich ja schon immer gehabt. Als ich mich im Raum umsah,stellte ich fest,dass niemand mehr da war außer Iwa,welcher neben mir saß und mich besorgt ansah. "Kein Grund zur Besorgnis. Ich hatte nur einen doofen Traum so wie immer. Ich bin es mittlerweile gewohnt. Lass uns einfach aufstehen und nicht drüber reden",sagte ich,bevor Iwa auch nur die Chance dazu hatte etwas zu sagen. Es war fast genauso wie gestern Abend nur das Iwa mir heute morgen die Schiene anzog und mir dann half aufzustehen,bevor er mir meine Krücken gab. Bis wir das alles getan hatten,waren auch schon einige unserer Teamkameraden wieder da. Nachdem sich Iwa unsere beiden Kulturbeutel,sowie frische Klamotten genommen hatte,gingen wir auch ins Bad. Die ganze Zeit redeten wir so gut wie gar nicht,was mir irgendwie auch nicht sonderlich gefiel,obwohl ich ja eigentlich nicht reden wollte. Meine Laune war schon jetzt sowas von im Keller und ich wusste dass dieser Tag einfach nur beschissen werden konnte.
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