Kapitel 58

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pov.iwaizumi
Drei Tage sind seit dem Abendessen bei meinen Großeltern vergangen. Drei Tage in denen Oikawa mir aus dem Weg gegangen war. Oikawa hatte seitdem auf meinem Sofa geschlafen und vielleicht drei Worte mit mir gewechselt. Mir war klar,dass er wütend war,doch mich ließ das Gefühl nicht los,dass da mehr dahinter steckte. Wobei ich ja nicht einmal so wirklich wusste was los war und wieso er so wütend auf mich war. Doch auch wenn ich mir Sorgen um ihn machte,war ich zu stolz um ihn zu fragen. Ich meine ich konnte ja auch nichts dafür,dass meine Großmutter mich zwangsverheiraten wollte. Wobei bis jetzt hatte ich nicht noch einmal mit ihr darüber gesprochen,dies würde ich heute tun müssen denn sie hatte mich zu sich bestellt. Es war einfach nur so ätzend,dass obwohl mein Großvater das Sagen hatte sie dennoch so viel,sagen wir es so,Macht hatte. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte,musste ich noch schnell Oikawa bescheid geben,denn ich konnte ja schlecht über mehrer Stunden wahrscheinlich einfach verschwinden. "Ich muss zu meiner Großmutter. Du kannst mit dem Bus in die Stadt fahren,musst ja nicht nur hier drinnen bleiben. Ich lasse dir Geld da",sagte ich dann und legte das Geld auf die Kommode neben der Tür,bevor ich durch diese schnell verschwand. Auch wenn wir im Moment irgendwie zerstritten waren,wollte ich nicht,dass er sich hier wie ein Gefangener fühlte. Ich meine ich war immerhin derjenige der ihn hierher geschleppt hatte. Fuck was hab ich eigentlich getan? Wir sind keine Woche hier und schon passiert so viel Scheiße. Ich wusste nicht genau warum,aber auf einmal hatte ich den Drang umzudrehen und mit Oikawa zu reden. Mich zu entschuldigen,ihn zu fragen was los war und warum er so überreagiert hatte. Ich wollte nicht zu meiner Großmutter und mit dieser streiten da sie nicht verstehen würde warum ich Lilith niemals heiraten könnte. "Fährst du zu deinen Großeltern?",hörte ich auf einmal die Stimme meiner Mutter hinter mir. "Jetzt tu nicht so. Auf dich und Dad bin ich genau so wütend. Wie konntet ihr das bitte zulassen? Was habt ihr euch dabei gedacht?",fuhr ich sie an. "Dir ist schon klar,dass dein Dad und ich daran nichts ändern können. Vor allem kann ich nichts machen,ich habe hier absolut nichts zu sagen. Und was denkst du warum wir damals nach Miyagi gezogen sind,ohne deine Geschwister. Wir wollten,dass du ohne dieses wie du es gerne nennst Zwangsheiratsdings aufwächst",erklärte sie,doch es war mir egal. "Ändert trotzdem nichts an der Tatsache",sagte ich daraufhin,verließ das Haus und knallte die Tür hinter mir zu. Ich ging zur Garage wo mein Motorrad stand und wusste genau,dass das das war was ich jetzt brauchte. Oikawa würde ausflippen,wenn er davon wüsste. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln,doch als mir klar wurde woran ich gerade gedacht hatte verblasste es sofort. Ich setzte meinen Helm auf und fuhr los. Sofort erfüllte mich dieses Gefühl von Freiheit und ich merkte erst jetzt wie sehr ich es eigentlich vermisst hatte.
Viel zu schnell war ich dann leider auch schon bei meiner Großmutter. Ich atmete noch einmal tief durch und schwor mir dieses Mal nicht die Fassung zu verlieren,bevor ich die schwere Holztür aufschob und rein ging. Ich machte mich direkt auf den Weg zum Büro meiner Großmutter,da diese ziemlich wahrscheinlich dort sein musste. Höflich wie ich war klopfte ich an und wartete bis diese mich hinein bat. "Du bist spät dran",begrüßte sie mich und sah nicht einmal von ihren Papieren hoch. Das ich zu spät war,war tatsächlich sogar beabsichtigt gewesen,da ich momentan so wenig Zeit wie möglich hier verbringen wollte. "Sind ja nur ein paar Minuten",meinte ich daraufhin schulterzuckend und setzte mich auf den noch freien Stuhl. Lilith war wahrscheinlich überpünktlich hier gewesen. "So ich hoffe,dass wir heute in einem einigermaßen ruhigen Rahmen darüber reden können wie es von nun an für euch weitergehen wird und was diese Verlobung eigentlich für euch bedeutet",begann meine Großmutter zu erklären und sah mich eindringlich an. Ich sagte dazu einfach nichts,da ich heute wirklich nicht den Nerv dazu hatte auch noch mit ihr zu streiten. "Also in erster Linie erwarte ich,dass ihr euch regelmäßig trefft um einander besser kennenzulernen. Das bedeutet mindestens zweimal die Woche,mir egal was ihr in dieser Zeit macht. Dann müsst ihr natürlich auch zusammen auf allen möglichen Veranstaltungen auftauchen und das natürlich als Paar. Das ist eines der wichtigsten Dinge. Ihr müsst nach außen bringen wie verbunden unsere Familien sind,damit den Leuten klar wird,dass unsere Familien sich nicht gegeneinander wenden und zusammen arbeiten. Außerdem solltet ihr oder besser gesagt du Hajime einen Verlobungsring besorgen,ich meine die Leute sollen ja keine unnötigen Fragen stellen und wenn Lilith keinen Verlobungsring hätte wäre das ja ganz schön erbärmlich",erklärte sie und ich wusste schon,dass es eine anstrengende Zeit werden würde. Am liebsten hätte ich ihr gesagt,dass sie sich ihren scheiß Verlobungsring sonst wo hinschieben soll,doch ich hielt mich zurück,stand auf und verließ das Büro ohne überhaupt noch etwas zu sagen. Ich war kaum ein paar Schritte gegangen,da hörte ich wie sich die Bürotür wieder öffnete und dann das Geräusch von Stöckelschuhen im Flur. Ich lief einfach weiter und war froh,dass Lilith mich nicht aufhielt. Auch wenn ich mich am liebsten direkt auf mein Motorrad gesetzt hätte und losgefahren wäre,ließ ich das. Das letzte Mal als ich wütend gefahren bin ging es nicht so gut aus. Ich lehnte mich an die Hauswand,schloss meine Augen und atmete durch. "Hier das hilft",sagte jemand neben mir und ich wusste,dass es nur Lilith sein konnte. Ich öffnete meine Augen und sah wie sie mir eine Packung Zigaretten hinhielt. Eigentlich rauchte ich nicht,nur ab und an mal auf Partys. Doch ich wusste ganz genau,dass Lilith recht hatte,weswegen ich mir dankend eine Zigarette nahm und mir diese von ihr anzünden ließ. Einige Zeit war es still zwischen uns bis Lilith fragte:"Alles gut bei dir? Du siehst aus,als hättest du Tagelang nicht geschlafen." Wow. So sagt man also indirekt jemandem,dass er beschissen aussieht. Aber sie hatte recht. Ich hatte seit dem Streit kaum noch geschlafen. "Wow,danke. Du kannst mir auch direkt sagen,dass ich scheiße aussehe",meinte ich dann nur,da ich nicht über die Sache reden wollte. "Du hattest Streit mit deinem Kumpel nicht wahr? An dem Abend wo ihr zum Abendessen hier wart",riet sie dann und ich war tatsächlich überrascht. "Ja aber ich will nicht drüber reden. Danke für die Zigarette",sagte ich dann und ging. Ich setzte mich auf mein Motorrad und fuhr los.
Nachdem ich einige Zeit einfach nur herumgefahren war,landete ich irgendwann in der Stadt. Eigentlich wollte ich wieder direkt nach Hause fahren,da ich nicht wollte,dass Oikawa mich hier sah. Doch dann sah ich Oikawa. Er war im Starbucks und dies nicht alleine. Meine Wut begann zu kochen und ich suchte mir sofort den nächst gelegenen Parkplatz. So konnte ich nicht mehr nach Hause fahren. Ich verstand nicht genau warum ich auf einmal so wütend war,ich meine ich müsste mir eher Sorgen machen. Fuck,warum ausgerechnet er? Warum musste er ausgerechnet mit meinem Bruder unterwegs sein? Hatte ich ihm nicht klar gemacht,dass er kein guter Umgang war? Dass er dich von ihm fernhalten musste. Scheiße. Ich hätte ihn einfach nicht alleine lassen sollen. Ich hätte wissen müssen,dass sich dieses Arschloch an Oikawa ran macht. Als ich dann beim Starbucks ankam,saßen die beiden an einem Tischen und lachten miteinander,als sich auf einmal die Hand meines Bruders auf die von Oikawa legte wurde ich nur noch wütender. Was fiel diesen Wichser denn ein? Er kannte Oikawa doch überhaupt nicht. "Oikawa wir gehen",sagte ich,als ich bei ihrem Tisch angekommen war,woraufhin mich dieser kurz überrascht ansah,bevor er seinen Blick wieder abwandte. Meinem Bruder hingegen gefiel dies,denn dieser grinste mich nur doof an. "Ich habe gesagt wir gehen",wiederholte ich und musste mich sehr zusammen reißen,nicht laut zu werden,bevor ich Oikawa am Handgelenk packte und hinter mir aus dem Café zerrte. Es war mir sowas von egal,was alle anderen gerade dachten,doch ich konnte das nicht weiter mit ansehen. Wir hatten kaum das Café verlassen,da hatte Oikawa sich schon wieder losgerissen. Ohne ein Wort mit mir zu sprechen lief er einfach an mir vorbei. "Du kannst mich nicht für immer ignorieren!",rief ich,während ich ihm hinterher lief. Auf einmal blieb er abrupt stehen und drehte sich um. "Was ist eigentlich dein scheiß Problem!",schrie er mich an. "Was mein Problem ist! Was zum Fick machst du hier mit ihm? Habe ich dir nicht gesagt,dass er kein guter Umgang ist? Dass du dich von ihm verhalten musst? Dass er ein totaler Psycho ist?!",schrie nun auch ich. "Bist du etwa eifersüchtig oder was?!",konterte Oikawa daraufhin und ich wusste nicht wieso,aber irgendwie traf es mich mehr als erwartet. Es traf mich sogar so sehr,dass ich komplette zumachte und nur noch an mich dachte und daran,dass niemand meine Schwächen erkennen kann.

TW!
"Ja klar! Worauf denn bitte? Also ganz ehrlich,worauf sollte ich denn schon eifersüchtig sein? Ich meine...Weißt du was,ich wollte dich einfach nur schützen aber ist mir doch egal wenn er dich auch vergewaltigt dann ist das eben so! Das ist ja nicht mein Problem!",schrie ich und war so wütend,dass erst gar nicht realisierte was ich gesagt hatte. Doch als Oikawa nichts mehr sagte und einfach nur da stand,sich nicht bewegte und Tränen stumm seine Wangen hinunter liefen,wurde mir klar was ich gesagt hatte. Fuck! Fuck! Fuck! Scheiße! Was hab ich...warum habe ich das gesagt? Verdammte scheiße was hab ich getan? Was hab ich getan? Ich bin so ein Idiot.


Sofort war meine ganze Wut verschwunden und ich wünschte ich könnte alles Rückgängig machen. Ich wünschte ich hätte das schon längst mit ihm geklärt und wäre nicht so stolz gewesen. Dann wäre es niemals so weit gekommen. "Scheiße...verdammt...ich...das...Oikawa es tut mir leid ich wollte das nicht..." "Weißt du was vergiss es einfach. Kann dir doch egal sein. Ich meine dann werde ich eben wieder ver...ist ja nicht so wichtig",unterbrach er mich und lief an mir vorbei. Ich wollte ihn davon abhalten,sein Handgelenk greifen,doch ich war nicht schnell genug. Ich lief ihm sofort hinterher und merkte so ziemlich direkt,dass er am ganzen Körper zitterte und beschleunigte meine Schritte. Ich hatte es gerade so noch geschafft ihn aufzufangen,bevor er auf dem Boden aufgeprallt war. Er war so kraftlos,dass er sich nicht einmal wirklich wehrte,als ich ihn gegen meine Brust drückte. "Bitte Oikawa. Es tut mir so leid. So unendlich leid. Ich wollte das nicht. Ich wollte das nicht. Bitte verzeih mir. Bitte",flehte ich,während er gegen meine Brust schluchzte. Er schien nun alles rauszulassen,was sich die letzten Tage angestaut hatte und das war ok. Ich wollte nur nicht,dass es auf diese Art dazu kam. Ich wollte ihn nicht so verletzten. Ich wollte ihn gar nicht verletzen.
Ich wusste nicht wie lange wir hier,Motten auf dem Bürgersteig,gesessen hatten,bis Oikawa sich wieder beruhigte hatte und genug Kraft aufgebracht hatte um mich wegzudrücken,doch es war bestimmt eine halbe bis dreiviertel Stunde. Die Menschen die an uns vorbeigelaufen waren,hatten zwar komisch geguckt,doch das war mir so ziemlich egal. Kaum waren wir aufgestanden,ging Oikawa auch schon. "Oikawa bitte,lass uns reden",flehte ich schon wieder woraufhin er stehen blieb. Er sagte nichts und erwiderte es auch nicht als ich seine Hand nahm und ihn fast schon hinter mir her zog ins nächste Café. Doch er sprach noch immer kein Wort mit mir und das auch nicht,nach einer dreiviertel Stunde die wir in dem Café gesessen hatten. Auch eine Stunde später sprach er noch nicht. Sein Blick war ausdruckslos und am liebsten hatte ich mich selbst erschlagen. Ich war so ein Idiot und wusste nicht wie ich das wieder gerade biegen konnte und es machte mir Angst. "Ich denke wir sollten nach Hause fahren. Ich geh zahlen",ließ ich Oikawa wissen,woraufhin auch keine Reaktion kam. Nachdem ich gezahlt hatte,rief ich einen der Bodyguards an und bat hierher zu kommen,da ich nicht wollte,dass Oikawa mit auf meinem Motorrad fahren musste. Vor allem nicht in diesen Zustand. Wieder zurück an unserem Tisch war Oikawa schon weg und im ersten Moment bekam ich Panik,doch dann sah ich,dass er schon draußen stand. "Gleich kommt ein Bodyguard und holt dich. Ich bin mit dem Motorrad hier und dachte nicht,dass du bei mir mitfahren willst",lies ich ihn wissen. Kurz darauf war auch schon ein Auto da und wir fuhren nach Hause. Oikawa im Auto ich auf dem Motorrad. Zuhause angekommen ging Oikawa direkt nach oben in mein Zimmer. "Ich werde im Gästezimmer schlafen. Du musst also nicht mehr auf der Couch schlafen. Es tut mir wirklich leid Oikawa ich wollte das alles nicht",entschuldigte ich mich noch einmal,bevor ich ein paar Klamotten in eine Sporttasche packte und nach unten ging. Zum ersten Mal seit langem warf ich einem Blick auf die Uhr und stellte fest,dass es schon 19:Uhr war. Abendessen hatten wir ziemlich sicher schon verpasst,doch das war mir egal ich hatte gar keinen Hunger. Ich ging nur schnell duschen und legte mich dann schon direkt ins Bett. Da ich definitiv noch nicht schlafen konnte,war ich einfach noch auf TikTok,in der Hoffnung es würde mich etwas ablenken. Doch es war vergebens. Es war schon nach Mitternacht und ich machte mir noch immer extreme Vorwürfe und konnte an nichts anderes denken. Auf einmal war ein leises Klopfen zu hören und meine Zimmertür öffnete sich die ganze langsam und ein total verweinter Oikawa stand im Türrahmen. "Iwa...",brachte er gerade noch so raus,bevor er anfing bitter zu schluchzen. Ohne zu zögern stand ich vom Bett auf,ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. Er weinte bitterlich gegen meine Brust und es tat mir so weh ihn so zu sehen. Zu wissen,dass ich schuld daran war. Während ich Oikawa so fest umschlungen hielg fiel mir auf,dass er meinen Pullover von gestern trug und ich wusste,dass er mich nicht ganz hasste,was mich unendlich erleichterte und mir unpassender Weise sogar ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. "Shhh. Ich bin ja da. Es tut mir so leid. Alles wird wieder gut,ich verspreche es. Ab jetzt wird wieder alles gut werden."
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