Kapitel 20

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pov.oikawa
Die nächsten eineinhalb Wochen vergingen wie im Flug und mittlerweile waren es nur noch 10Tage bis ich nach Amerika gehen würde. Wie schon die ganze letzte Woche lag ich wieder in meinem Bett,starrte die Decke an und dachte nach. Ich hatte noch immer niemandem davon erzählt,dass ich weggehen würde. Immer wieder nahm ich es mir vor,doch ich konnte es einfach nicht. Vor allem wusste ich nicht wie ich es Iwa sagen sollte ich hatte einfach zu große Angst vor seiner Reaktion. Ich wollte ihn einfach nicht verlieren,doch das schlechte Gewissen es ihm noch nicht gesagt zu haben fraß mich förmlich auf. Ich konnte ihm nicht mal mehr richtig in die Augen sehen und natürlich wusste er,dass etwas nicht stimmte. Er hatte schließlich oft genug gefragt,doch jedes Mal wich ich seinen Fragen aus. Mittlerweile lag ich schon seit Stunden wach und versuchte vergeblichst einzuschlafen,doch meine Gedanken ließen dies einfach nicht zu. Ich hatte so eine enorme Angst davor Iwa verlieren zu können,wenn ich nach Amerika ging,auch wenn es nur ein paar Monate waren,dass ich kaum mehr klar denken konnte. Ich wollte ihm gleichzeitig so nah und so fern sein wie noch nie. Ich hatte das Gefühl verrückt zu werden. All diese unkontrollierbaren Emotionen. Es war auf dauer einfach zu viel. Ich meine ich kann ja schlecht einfach verschwinden. Zwangsläufig muss ich es ihm ja irgendwie sagen,also warum bringe ich es nicht einfach hinter mich? Ich meine ich bedeute ihm doch auch was,also wird er mich doch nicht hassen. Oder? Ich meine ich komme ja wieder...und dann gehe ich wieder. Nach den Sommerferien und davon weiß er ja auch noch nichts. Scheiße ich will ihn nicht verlieren.
Kurze Zeit später muss ich eingeschlafen sein,denn irgendwann mitten in der Nacht wachte ich auf und das weil ich unfassbare Bauchschmerzen hatte. Ich versuchte wieder einzuschlafen,doch es war vergeblichst. Einerseits tat mein Bauch viel zu sehr weh und andererseits wurde mir auf einmal schlecht,sodass ich mich kurz darauf ins Badezimmer schleppe,wo ich mich direkt übergab. Ich saß eine gefühlte Ewigkeit auf dem kalten Barzimmerboden,bis ich mich wieder in mein Zimmer schleppte. Dort drehte ich erst einmal die Heizung auf das höchste,denn irgendwie war es voll kalt geworden. Ich legte mich daraufhin wieder in mein Bett und hoffte morgen wäre wieder alles gut. Doch was hatte ich eigentlich noch gehofft. Natürlich ging es mir am nächsten Morgen immer noch genau so beschissen,wenn nicht sogar schlimmer. Also entschied ich mich im Bett liegen zu bleiben,denn so konnte ich schlecht in die Schule gehen. Gerade als ich fast wieder eingeschlafen war wurde meine Tür aufgerissen. "Ey spinnst du!? Was liegst du hier noch so faul in deinem Bett?! Heute ist Schule!",fing mein Vater direkt an rumzuschreien. "Mir geht es echt beschissen. Ich kann so nicht in die Schule",erklärte ich,doch dies schien meinem Vater schlichtweg egal zu sein. "Das ist mir echt egal. Du stehst jetzt auf,machst dich fertig und gehst in die Schule. Wobei besser gesagt fahre ich dich wenn es dir ja ach so schlecht geht",machte er sich über mich lustig,bevor er mein Zimmer wieder verließ. Da ich genau wusste,dass mein Vater das ernst gemeint hatte,quälte ich mich kurz darauf aus dem Bett und schleppte mich ins Badezimmer,wo ich mich dann fertig für die Schule machte. Mein Körper fühlte sich kraftlos an und ich hatte das Gefühl,dass mein Kreislauf jeden Moment zusammenbrechen könnte. Doch zumindest war mir nicht mehr schlecht und ich hatte mich auch nicht mehr übergeben. Mit meiner Tasche über der Schulter machte ich mich dann auf den Weg nach unten. "Fertig?",wollte mein Vater wissen,welcher schon im Flur stand und auf mich wartete. Ich nickte daraufhin nur und zog mir Schuhe sowie Jacke an.
Während der ganzen Fahrt sprachen wir kein einziges Wort miteinander,bis mein Vater vor der Schule hielt. "Die brauchen mich in Tokio,also werde ich voraussichtlich bis Sonntag da bleiben. Komm gar nicht erst auf die Idee wieder Schule zu schwänzen. Hast du das verstanden?",warnte er mich und wieder nickte ich nur. Ich stieg daraufhin aus dem Auto aus und machte mich auf den Weg in die Klasse. Da ich heute ziemlich spät dran war,war so gut wie niemand mehr auf den Gängen. In der Klasse angekommen setzte ich mich auf meinen Platz neben Iwa und es dauerte einen Moment,bis sich mein Kreislauf wieder ein wenig erholt hatte. "Hey,geht's dir gut? Du siehst richtig beschissen aus",stellte Iwa sofort fest,doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich musste den Tag einfach nur irgendwie durchstehen. "Danke dafür und ja mir geht's gut. Hab nur zu wenig geschlafen",erklärte ich,was nicht einmal ganz gelogen war. Ich hatte tatsächlich nicht sonderlich viel geschlafen,aber daran lag es eher nicht,dass es mir so beschissen ging. "Oikawa lüg mich nicht an. Ich sehe doch,dass du krank bist." "Alles gut Iwa. Wirklich. Ich bin nicht krank",versuchte ich ihn zu überzeugen,doch das hätte nie im Leben funktioniert. Zum Glück kam aber in diesem Moment unsere Lehrerin,weswegen Iwa nichts mehr dazu sagen konnte. Sie fing mit dem Unterricht an und ich versuchte mich so gut es ging zu konzentrieren. "Oikawa?",sprach mich diese dann auf einmal an und ich sah zu ihr. "Könntest du bitte den Satz an der Tafel übersetzen",bat sie mich woraufhin ich aufstand. Ich musste mich kurz am Tisch abstützen,da der Schwindel wieder schlimmer wurde. Ich versuchte die Worte an der Tafel zu lesen,doch irgendwie drehte sich auf einmal alles immer mehr. "Oikawa? Geht es dir nicht gut?",erkundigte sich diese und ich wollte gerade antworten,als mir auf einmal für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Ich versuchte mich irgendwie am Tisch abzustützen,doch Iwa war schneller und hatte mich schon festgehalten. "Ich bringe ihn ins Krankenzimmer",sagte er. "Ja ich glaube das solltest du wirklich",stimmte unsere Lehrerin zu. Iwa legte daraufhin meinen einen Arm um seinen Nacken und packte mich an der Hüfte,bevor er sich auf den Weg machte. Auf dem Weg merkte ich wie er seine Hand auf meine Stirn legte. "Scheiße Oikawa du glühst ja",sagte er und klang dabei ziemlich empört. Kurz darauf kamen wir auch schon im Krankenzimmer an,wo er mir half mich auf die Liege zu legen und sich dann auf den Stuhl setzte,der daneben stand. "Was hast du dir bitte dabei gedacht so in die Schule zu gehen?",tadelte er mich. "Ich...ich...mein Vater hat gesagt ich muss",erklärte ich kleinlaut und hoffte,dass Iwa nicht allzu wütend werden würde. "Bitte was?!",rief er empört und mittlerweile hatte sich mein Kreislauf wieder so weit beruhigt,dass ich mich etwas aufsetzen konnte. "Bitte werd nicht wütend. Ich pack das schon und...",fing ich an zu reden,doch Iwa unterbrach mich sofort. "Nein tust du nicht. Ich bring dich jetzt nach Hause und wenn dein Vater irgendwas zu meckern hat,soll er sich ruhig mit mir anlegen",erklärte er und ich wusste ganz genau,dass er im Moment auf 180 war,weswegen ich es nicht für sinnvoll hielt zu diskutieren. "Du bleibst hier liegen und ich hole schnell unsere Sachen",meinte er dann und verließ das Krankenzimmer. Kurz darauf kam er mit unseren Taschen wieder und wir machten uns auf den Weg zu seinem Auto. "Wohin soll ich fahren?",wollte er dann wissen,als wir im Auto saßen. "Zu mir",beantwortete ich seine Frage,denn mein Vater sollte nicht wieder mitbekommen,dass ich bei Iwa war anstatt in der Schule. Obwohl ich nicht einmal einfach so bei ihm war.
Als wir bei mir ankamen,war auch der Schüttelfrost schlimmer geworden. "Ist dir kalt?",wollte Iwa wissen,da er wahrscheinlich gemerkt hatte,dass ich zitterte. Ich nickte daraufhin nur. In meinem Zimmer angekommen half mir Iwa mich aufs Bett zu setzten,da ich kaum mehr Kraft für irgendwas hatte und ich wäre direkt eingeschlafen wenn er nichts gesagt hätte. "Hier zieh dich erst einmal um",meinte er und legte mir einen Pulli und eine Jogginghose aufs Bett. Er fühlte daraufhin noch einmal meine Stirn und sah mich besorgt an. "Ich geh dir eine Suppe machen. Leg dich hin und schlaf ein bisschen,wenn du dich umgezogen hast",sagte er und ich nickte wieder nur. Er verließ daraufhin mein Zimmer und ich zog mich um. Kaum hatte ich mich dann in mein Bett gelegt schlief ich auch schon ein. Irgendwann wurde ich dann von Iwa geweckt,da dieser mir Suppe und irgendwelche Pillen brachte. "Iss ein bisschen was und nimm dann die Tabletten. Die werden dir helfen",erklärte er und ich tat dies. "Geht es dir mittlerweile schon besser?",wollte er dann wissen,während ich dabei war die Suppe zu essen. "Ja ein bisschen. Der Schwindel ist zumindest weg",ließ ich ihn wissen. Wir unterhielten uns noch bis ich mit der Suppe fertig war. Nachdem ich dann die Pillen genommen hatte,legte ich mich wieder hin und Iwa ging nach unten um die Küche aufzuräumen.
Als ich das nächste Mal aufwachte ging es mir tatsächlich schon um einiges besser. Ich war mir nicht sicher ob Iwa noch da war,denn mittlerweile wurde es schon langsam dunkel,also stand ich aus dem Bett auf und ging nachgucken. Tatsächlich saß Iwa im Wohnzimmer und machte irgendwas an seinem Handy. "Oh du bist noch da." "Ja klar was hattest du denn gedacht?",wollte er wissen und ich setzte mich neben ihn auf die Couch. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter,schloss für einen Moment die Augen und murmelte,sodass er es nicht hören konnte,leise:"Danke für alles." In diesem Moment musste ich wieder an Amerika denken. "Wie geht's dir?",erkundigte er sich. "Besser",meinte ich nur und mit einem Mal war das schlechte Gewissen wieder da,weil ich es ihm nib immer nicht erzählt hatte. Er saß hier und hatte keine Ahnung,dass ich nächste Woche einfach weggehen würde. Er würde es auch nicht erwarten,ich meine wieso auch. "Oikawa was ist los? Du verhältst dich jetzt schon seit längerem so komisch und ich fange langsam an mir wirklich Sorgen zu machen. Ist wieder irgendwas mit diesem Scheißkerl passiert?",versuchte er zu raten,doch ich schüttelte nur meinen Kopf. "Was ist dann los?"wiederholte er seine Frage,doch noch immer wollte ich es ihm nicht erzählen. Ich wusste es würde jetzt kein Weg mehr daran vorbei führen,doch es war nicht einfach. Ich hatte mittlerweile einen dicken Kloß im Hals und die Träne konnte ich wahrscheinlich auch nicht mehr lange zurück halten. "Ich...ich...also...ich werde nach Amerika gehen..."
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