Kapitel 75

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pov.oikawa
Ich hatte das Gefühl als würde auf einmal alles in Zeitlupe verlaufen. Ich konnte noch immer nicht ganz realisieren was gerade passiert war. Ich saß alleine hier auf dem Bett und fragte mich was ich falsch gemacht hatte. Was passiert war, damit Iwa so in die Luft gegangen war. Ich konnte es nicht verstehen. Lief das Gespräch mit seinen Eltern so schlecht? Konnten sie denn überhaupt nicht akzeptieren, dass wir zusammen waren? Warum kann Iwa da nicht mit mir drüber reden? Bereut er es doch? Ist das hier ihm doch alles zu viel? Millionen Fragen schwebten mir auf einmal durch den Kopf und ich konnte sie nicht aufhalten. Zudem konnte ich keine Einzige beantworten, was das Ganze nur noch schlimmer machte. Verdammt, was wenn ich Iwa verliere? Auf einmal bekam ich Angst, große Angst. Alleine der Gedanke Iwa zu verlieren war schon nicht auszuhalten. Ich spürte wie sich mein Herz in meiner Brust zusammen krampfte und versuchte gegen diesen beschissenen Gedanken anzukämpfen. Das kann nicht sein. Nein. Iwa hat es versprochen. Ich muss mit ihm reden. Das darf nicht passieren, das kann nicht der Grund gewesen sein. Er liebt mich. Ich redete mir diese Worte immer wieder ein und schaffte es irgendwie mich aus dem Bett zu quälen. Ganz vorsichtig und langsam schaffte ich es bis zu Tür. Ich musste einen kurzen Moment verschnaufen, da die Schmerzen immer stärker wurden. Trotz allem machte ich mich weiter auf den Weg und kam nach einer gefühlten Ewigkeit bei den Treppen an. Doch in diesem Moment kam auf einmal Iwas Mum die Treppe hochgelaufen und sah mich. "Omg Tooru, was machst du denn bitte hier? Du solltest doch im Bett liegen und ich ausruhen", sagte sie, während sie auf mich zugelaufen kam. "Ich bring dich jetzt erstmal wieder ins Bett und dann kannst du mir erzählen was passiert ist", erklärte sie, woraufhin ich nickte. Wegen meiner Rippen, bekam ich  schwer Luft und schaffte es nur im Moment kaum zu sprechen.
Nachdem Naomi mich wieder zurück ins Bett gebracht hatte, erzählte ich ihr dann was passiert war und dass ich jetzt Angst hatte Iwa zu verlieren. "Ach Tooru, da brauchst du dir absolut keine Sorgen zu machen. Enzo und ich, wir beide, akzeptieren eure Beziehung und stehen voll hinter euch. Der Grund warum Hajime so wütend ist, ist ein ganz anderer. Aber leider ist es nicht an mir dir zu erzählen was los ist. Ich habe nur gehört, dass er das Haus verlassen hat, weswegen es am besten ist wenn du einfach hier wartest. Ich habe Hajime nicht wegfahren gehört, deswegen kann ihm Mal nach ihm sehen und vielleicht mit ihm reden, wenn du das willst", erklärte sie dann. "Wenn du das machen würdest, wäre ich dir wirklich dankbar Naomi. Ich mache mir nur Sorgen, dass ihm irgendwas passieren könnte", gab ich zu, woraufhin sie verständnisvoll nickte und dann das Zimmer verließ. 

pov.naomi
Es war schwer für mich Oikawa so zu sehen, denn er erinnerte mich sehr an mich und wie ich mich am Anfang in der Beziehung mit Enzo gefühlt hatte. Er und Hajime waren sich sehr ähnlich, vor allem wenn es um die Menschen geht die sie lieben. Sie würden alles dafür tun um diese zu beschützen, sie würden sogar für sie sterben. So wie ich es Tooru versprochen hatte, machte ich mich auf den Weg nach draußen um nach Hajime zu sehen. Tatsächlich war er, wie ich es vermutet hatte, nicht weggefahren. Er saß vor der Haustür auf der Treppe und schien so in Gedanken zu sein, dass er mich gar nicht bemerkte. Ich setzte mich neben ihn und erst jetzt drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Ich entschied mich dazu erst einmal nichts zu sagen und abzuwarten, ob er mir von sich aus erzählen würde was ihm durch den Kopf ging. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare, bevor er tatsächlich zu reden begann: "Wegen mir wäre Oikawa fast gestorben. Zweimal. Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll. Ich weiß nicht wie ich ihn beschützen soll und gleichzeitig mit ihm zusammen sein kann. Ich bringe ihn doch nur noch mehr in Gefahr, wenn rauskommt, dass wir ein Paar sind. Aber ich bin ein verdammter Egoist. Ich kann Oikawa nicht verlieren, das würde ich nicht ertragen. Ich brauche ihn, aber gleichzeitig darf ich das nicht, weil ich somit sein Todesurteil unterschreibe." "Hajime du kannst absolut nichts gegen deine Gefühle für Tooru machen. Selbst wenn du ihn aus deinem Leben streichst, wirst du ihn weiterhin lieben. Du wirst euch beide dadurch nur unnötig verletzen. Glaub mir du machst schon alles was in deiner Macht steht um ihn zu beschützen, dass im Krankenhaus hätte niemand, wirklich niemand, aufhalten können. Du darfst euch nicht einfach so aufgeben", erklärte ich dann und sah ihm an, dass sich alles in ihm dagegen sträubte meinen Worten nachzugeben. "Ich kann ihn nicht beschützen, nicht so lange man weiß wie viel er mir bedeutet. Man wird auf ihn jagt machen. Ich habe mir zu viele Feinde gemacht, zu viele Leute wollen sich an mir rächen. Jetzt haben sie meinen wunden Punkt. Oikawa wird das schon verstehen, er wird es verkraften. Da bin ich mir sicher", erklärte er und ich wusste sofort was er meinte. "Nein Hajime, das wird er nicht. Alleine schon, dass du ihn da oben einfach so sitzen lassen hast, hat ihm das Herz gebrochen. Du bist alles was er noch hat, du kannst ihn nicht aufgeben. Wenn du das machen würdest, dann würdest du sein Todesurteil unterschreiben", machte ich ihm deutlich und erst jetzt schien er zu verstehen. Ich sah wie Hajime schwer schluckte, doch er blieb still und sah nur auf seine Hände. "Erinnerst du dich noch an die riesen Narbe, die ich an meinem Oberschenkel habe?", wollte ich von ihm wissen, woraufhin er nickte. "Ich habe dir nie erzählt, woher ich sie habe. Als dein Vater und ich gerademal ein halbes Jahr zusammen waren, nahm er mich mit auf einen Pokerabend. Jeder wusste, dass das mit uns beiden nichts arrangiertes war, sondern, dass wir einander wirklich liebten. Als sich der Abend dann dem Ende zuneigte, eskalierte es. Ich weiß nicht was passiert war, wer angefangen hatte, weil alles auf einmal so schnell ging. Ich saß mit den anderen Frauen an der Bar und dein Vater begann sofort nach mir zu suchen. In dem Moment griff mich irgendjemand mit einem Messer an. Da ich mittlerweile natürlich wusste, wie man sich selbst verteidigte, konnte ihn davon abbringen mich mit dem Messer, im Bauch zu treffen. Doch er hatte es geschafft mir das Messer in den Oberschenkel zu rammen und in diesem Moment kam dein Vater. Er hatte das Messer nicht gesehen und schleuderte den Mann von mir weg. Dieser ließ das Messer nicht los und so schlitzte es mir den ganzen Oberschenkel auf. Sofort war alles voller Blut und ich verlor ziemlich schnell das bewusstsein. Dein Vater gab sich die Schuld daran, dass ich fast gestorben war, da er mich in erster Linie mitgenommen hatte, aber auch, weil er das Messer nicht rechtzeitig gesehen hatte. Er dachte es wäre das einzig richtige, wenn er sich von mir fernhalten würde, weswegen er auch nicht im Krankenhaus war, als ich aufwachte. Es brach mir das Herz und ich dachte ich hätte etwas falsch gemacht. Ich dachte ich wäre nicht gut genug für ihn und gab mir die Schuld. Er wollte uns auch aufgeben, so wie du Tooru jetzt aufgeben willst. Aber ich hatte die Kraft zu kämpfen und deinem Vater klar zu machen, dass ich mir des Risikos von Anfang an bewusst war und mich trotz dessen für ihn entschieden hatte. Genau das hat Tooru dir schon einige Mal bewiesen, er ist sich des Risikos bewusst, glaub mir das. Aber er weiß genausogut wie ich es bei deinem Vater wusste, dass du ihn beschützen wirst, komme was wolle", beendete ich dann meine Geschichte. "Danke Mum. Ich glaube ich sollte gehen und mit Oikawa reden. Ihm die Situation richtig erklären und mich entschuldigen", sagte er dann und ich war froh, dass er verstanden hatte was ich versucht hatte ihm klar zu machen. "Mach das. Ich gehe noch eine Runde im Garten spazieren", ließ ich ihn wissen und er machte sich auf den Weg.

pov.oikawa
Nachdem Naomi das Zimmer verlassen hatte, fühlte es sich an als würde es eine Ewigkeit dauern bis ich endlich wieder Schritte auf dem Gang hörte. Noch immer liefen mir vereinzelt Tränen über die Wangen, aber ich hatte es geschafft mich weitestgehend zu beruhigen und als sich dann die Tür öffnete, wischte ich mir auch diese schnell weg. Ich wollte nicht, dass Iwa sah, dass ich geweint hatte. Ohne etwas zu sagen kam dieser auf mich zu und ich wusste nicht ganz was ich nun machen sollte. Als Iwa neben dem Bett zum stehen kam und mich vorsichtig in eine Umarmung zog, merkte ich schon wie mir wieder die Tränen kamen. "Es tut mir so leid Tooru. Bitte zweifel nie wieder daran, dass ich dich Liebe. Egal was passiert ich werde dich immer lieben", flüsterte er dann und schon flossen wieder die Tränen. Verdammt, ich wollte doch nicht wieder anfangen zu weinen. Ich schaffte es sehr schnell mich wieder zu beruhigen und drückte Iwa vorsichtig von mir weg. Auch wenn er sich entschuldigt hatte, bedeutete es nicht, dass das was er getan hatte okay gewesen ist. Ich wischte mir die Tränen weg und sah dann zu ihm hoch. "Weißt du, du hast mir eine Scheißangst gemacht. Ich habe gedacht, ich habe was falsch gemacht und dass du deswegen gegangen bist. Mach so etwas gefälligst nie wieder. Da ist es mir lieber du schreist mich an und lässt deine Wut an mir aus, als dass mich einfach so stehen lässt und nicht mit mir redest. Hast du das verstanden?", wollte ich dann von ihm wissen und man konnte in seinem Blick deutlich erkennen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. "Versprochen Oikawa. Ich werde dich nicht wieder so sitzen lassen. Ich wusste nur echt nicht wie ich darüber mit dir reden sollte, weil ich so wütend auf mich selbst gewesen bin und es wäre nur noch schlimmer für mich gewesen wenn ich dann auch noch dich angeschrien hätte", erklärte er und irgenfwie verstand ich noch immer nicht was los gewesen ist. "Kannst du mir jetzt bitte sagen was los ist? Was hat dich so wütend gemacht?", hakte ich dann nach. Iwa atmete ein paar Mal durch, bevor er zu sprechen begann: "Als du im Krankenhaus warst, hat jemafn versucht dich umzubringen,  deswegen hattest du einen Herzstillstand. Es war einer von den Leuten, um die ich mich in Kyoto gekümmert habe. Also einer von deren Gang", erklärte er dann und ich konnte nicht verbergen, dass mir das tatsächlich ein wenig Angst machte. "Weißt du, ich mache mir einfach nur so große Vorwürfe deswegen. Da ist so vieles was ich anders hätte machen können, ich hätte dich besser beschützen müssen und dass ich das nicht geschafft habe macht mich fertig. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte, weil das alles nur passiert ist, weil du mir so verdammt wichtig bist. Ich will dich solchen Dingen nicht aussetzen. Ich..." "Hör auf damit Iwa. Ja vielleicht hättest du etwas anders machen können, aber vielleicht auch nicht. Das sind alles nur dumme Spekulationen die jetzt sowieso sinnlos sind. Ich bin hier und ich lebe und das ist alles was zählt. Nicht was hätte sein können. Außerdem setzt du mich gar nichts aus, ich wusste von Anfang an was mich erwartet. Ich wusste von Anfang an, dass es gefährlich sein würde und trotzdem habe ich mich in dich verliebt. Genausogut weiß ich auch, dass ich damit klar komme, dass es mir das wert ist. Mir ist es egal, was ich mich dafür aussetzen muss, hauptsache du bist bei mir", unterbrach ich Iwa, denn ich wusste was er als nächstes sagen würde und das wollte ich nicht hören. "Du weißt gar nicht, wie sehr mich deine Worte erleichtern", gab er dann zu und nahm mich noch einmal in den Arm. Und du weißt gar nicht, dass du mit deinen Worten gerade alle Puzzleteile an die richtige Stelle gerückt hast.
~2021Wörter

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