Kapitel 41

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pov.iwaizumi
Die nächsten Wochen vergingen tatsächlich wie im Flug. Oikawas OP war nun genau 6 Wochen her. Also die erste. Ein paar Tage später musste er nämlich noch ein zweites Mal operiert werden. Diese OP verlief dann aber zum Glück nach Plan. In der Zeit danach ging es Oikawa dann ziemlich beschissen. Er hatte seine ganze Hoffnung verloren jemals wieder Volleyball spielen zu können,obwohl dies ja noch nicht einmal fest stand. Die ersten zwei Wochen war er meist den ganzen Tag nur schlecht drauf und Abends kamen dann depressive Phasen. Ich hatte mir echt große Sorgen gemacht,doch der Arzt meinte das wäre ganz normal und würde dann wieder vergehen. Doch irgendwann war Oikawa mir so auf den Sack gegangen,dass ich ihn angebrüllt hatte und ihm gesagt hatte,dass er sich mit seiner scheiß schlechten Laune verpissen sollte und er nicht mehr mit mir reden solle bis er sich wieder beruhigt hatte. Zwei Tage hatte es dann gedauert,bis er sich beruhigt hatte und sich bei mir entschuldigt hatte. Schlechte Laune hatte er dann nur noch selten. Blöderweise wurden dann aber die depressiven Phasen schlimmer. Manchmal blieb er mehrer Tage einfach in seinem Bett liegen,schwänzte die Schule und stand nur auf um auf's Klo zu gehen. Da mir der Arzt da auch wieder nur gesagt hatte,dass es vergehen würde und ich mir keine Sorgen machen sollte musste ich auch wieder selbst handeln. Ich hatte Oikawa also aus dem Bett gezerrt und mit zum Training geschleppt,wovon er natürlich nichts gewusst hatte. Dem Team hatte ich vorher bescheid gesagt und alle zusammen hatten wir es geschafft ihn auch da raus zu holen. Doch da das nicht genug gewesen ist hatte ich mitbekommen,dass Oikawa sich wieder mit Yuan traf. Er hatte zwar immer gesagt er würde Spazieren gehen oder so,doch ich war ja auch nicht blöd. Spätestens ab dem Moment an dem ich ab und an wieder blaue Flecken gesehen hatte war es mir klar. Die blauen Flecken waren zwar nicht groß,doch deutlich erkennbar. Manchmal war er auch zu Yuan gegangen während ich beim Boxen war und kam dann immer erst spät wieder. Ich musste mich sehr zusammenreißen ihn nicht darauf anzusprechen,denn mir war klar,dass wenn ich dies tat,es nur im Streit eskalieren würde. Oikawa würde nämlich alles abstreiten und so konnte ich ihm ja auch nicht helfen. Deswegen blieb mir nichts anderes übrig,als zu warten bis er es mir von selbst erzählte.
Gerade waren wir wieder auf dem Weg ins Krankenhaus,da Oikawa nach 6 Wochen eine lockere Schiene bekommen sollte die er abnehmen konnte. "Oikawa? Alles gut?",erkundigte ich mich,als wir auf dem Weg zum Behandlungsraum waren. "Ja klar war nur in Gedanken",erklärte er und ich war mir nicht ganz sicher,was ihn im Moment so stresste. War es das weitere Verfahren mit seinem Knie,oder war es wegen diesem Bastard? Ich hielt ihn kurz am Arm fest,damit er stehen blieb. Er drehte sich zu mir,sodass wir einander ansehen konnten. "Du weißt,dass du immer mit mir reden kannst,oder? Egal was sein sein sollte",wollte ich wissen,da ich hoffte,dass er so irgendwann einknicken würde und mir alles erzählen würde. Doch auch dieses Mal kam ich nicht durch,denn er sagte einfach nur:"Ja klar. Mach dir keine Sorgen." Wir gingen weiter und die Besprechung mit dem Arzt dauerte heute zum Glück nicht so extrem lange. Oikawa durfte sein Knie noch immer nicht belasten,doch mit Physio sollte er schonmal anfangen,damit sich wieder Muskeln in seinem Knie aufbauen. Die ganze Zeit hatte Oikawa still daneben gesessen und schien schon wieder total in seinen Gedanken versunken,was mir sehr große Sorge bereitete. Als wir dann endlich wieder das Krankenhaus verlassen durften,war es schon 17:00Uhr. Doch vor dem Krankenhaus blieb ich stehen,da ich mit Oikawa reden wollte. Das konnte so nicht weitergehen. "Oikawa sag mir jetzt endlich was los ist",forderte ich ihn auf,während er stur weiter auf den Boden sah. "Ich bin erschöpft Iwa können wir bitte einfach nach Hause fahren?",fragte er und natürlich bejahte ich das ganze einfach. Auch wenn es mir nicht immer einfach fiel versuchte ich so viel Rücksicht auf ihn zu nehmen wie nur möglich.

pov.oikawa
Schon den ganzen Tag ließ mir der Gedanke,dass ich später zu Yuan gehen musste,keine Ruhe. Ich wollte nicht wieder zu ihm gehen,denn es hatte sich nichts geändert. Ich war einfach nur zu naiv gewesen um das zu merken. Doch wenn ich nicht zu ihm gehen würde,würde würde zu mir kommen und dann würde Iwa alles erfahren. Das darf nicht passieren. Niemals. Er wurde komplett ausflippen. Im Krankenhaus hatte ich so wenig zugehört,dass ich kaum mitbekommen hatte wie es nun weitergehen wird und das war auch Iwa aufgefallen,denn dieser erkundigte sich mehrmals,ob alles gut sei. Ich wank jedes mal einfach nur ab und sagte ihm ich sei erschöpft. Zuhause angekommen war es dann 18:00Uhr und ich musste auch schon so ziemlich direkt wieder gehen,da Yuan darauf bestanden hatte,dass wir heute Abend mit seinen Arbeitskollegen essen gingen. "Iwa ich geh nochmal ein bisschen spazieren. Ich muss den Kopf frei bekommen,also könnte ich etwas länger weg sein. Mach dir keine Sorgen",informierte ich den Braunhaarigen und machte mich fast direkt schon wieder auf den Weg,ohne auf eine Antwort von ihm zu warten. Ich "lief" ein Stück und rief mir dann ein Taxi,da ich es zu Fuß nicht schaffte bis zu Yuans Apartment zu laufen. Bei Yuan angekommen schien dieser schon zu warten. "Da bist du ja endlich. Warte du willst doch nicht im Ernst so gehen?",fing er schon direkt wieder an zu kritisieren. Augenverdrehend drehte er sich um und ging. Kurz darauf kam er mit einem weißen Hemd in der Hand zurück. "Zieh das an und beeil dich",sagte er dann und warf mir das Hemd unsanft entgegen.
Das Essen verlief eigentlich gar nicht so schlimm. Ich mochte Yuans Arbeitskollegen zwar nicht sonderlich,doch zumindest war das Essen lecker. Wir waren gerade wieder auf dem Weg zu Yuans Apartment und ich hatte mich dazu entschieden jetzt mit ihm zu reden,da er einigermaßen gute Laune zu haben schien. Ich zog mich erst einmal um und ging dann zu Yuan. "Ehm...ich wollte da über was mit dir reden",fing ich dann an und spielte nervös mit meinen Fingern. "Was ist?",wollte er wissen und klang doch wieder ziemlich genervt. Mir rutschte mein Herz in den Magen und ich würde am Liebsten einfach wegrennen. Doch ich musste das jetzt durchziehen,sonst würde sich nie etwas ändern. "Naja weißt du...du...ehm du hast mir doch versprochen du würdest dich ändern und..." "Und was? Willst du mir etwa unterstellen ich hätte mich nicht geändert?",hakte er nach und klang schon jetzt ziemlich aggresiv. "Nicht direkt. Weißt du was...ich...naja du bist schon wieder ziemlich aggressiv",versuchte ich irgendwie meinen Punkt rüberzubringen,ohne dass es sich falsch anhörte. Doch dafür war es zu spät,denn kurz darauf hatte ich auch schon eine sitzen. Ich merkte wie meine Lippe aufplatzte,denn Yuan trug noch immer seine Ringe. Zudem breitete sich ein metallischer Geschmack im Mund aus. Doch das war nur der Anfang. "Warte was hast du da gerade eben gesagt? Ich habe alles versucht was ich kann und nicht einmal das weißt du zu würdigen",fauchte er und schubste mich nach hinten,sodass ich das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem Boden landete. Als Yuan auf mich zukam versuchte ich so viel Abstand zwischen uns zu bringen wie möglich,doch lange schaffte ich dies nicht,da ich gegen eine Wand stieß. Er packte mich sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. Ich war auf einmal so wütend,dass ich einfach nicht nachdachte und einen enormen Fehler begann. Ich spuckte ihm ins Gesicht und fauchte:"Du Bastard." Er ließ mein Gesicht sofort los und wischte sich über seins. "Oh das war ein Fehler",sagte er und ziemlich direkt spürte ich wie er mich in die Seite trat. Ich krümmte mich vor Schmerzen. Ein weiterer Tritt folgte,dieses Mal in den Rücken. Weitere Tritte folgten,bis ich das Gefühl hatte alle meine Knochen seien gebrochen. Auf einmal packte er mich am Kragen. "Noch einmal so eine Aktion und ich sorge dafür,dass du den nächsten Tag nicht mehr erlebst",drohte er mir und ließ mich wieder los,während er mich nur angewidert ansah. Es tat weh. Nicht nur mein Körper,sondern einfach alles. Ich wusste,dass ganz allein ich daran Schuld war,dass ich mich in dieser Situation befand. Hätte ich ihm doch nicht wieder vertraut. Hätte ich doch einfach nicht geglaubt,dass sich irgendwas hätte ändern können. "Jetzt verpiss dich. Ich will dich hier nicht mehr sehen",sagte er im Weggehen und verschwand in seinem Büro.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich es geschafft hatte mich aufzurichten. Ich versuchte aufzustehen ohne mein Knie zu belasten,doch es war einfach nur der Horror. Ich hatte kaum Kraft in den Armen um mich mit den Krücken hochzudrücken,doch ohne diese würde ich es nicht schaffen. Ich fühlte mich in diesem Moment einfach nur so erbärmlich und Tränen fingen an meine Wangen hinunter zu laufen. Irgendwie hatte ich es dann geschafft aufzustehen und versuchte so schnell wie möglich weg von hier zu kommen. Dieses Mal rief ich mir aber kein Taxi. Ich lief einfach den ganzen Weg unter höllischen Schmerzen,doch ich hatte es auch nicht anderes verdient. Als ich dann bei Iwa ankam war es schon halb eins. So leise wie möglich betrat ich die Wohnung und ging nach oben ins Badezimmer. Mittlerweile hatte ich den dreh raus,wie man mit den Krücken Treppen laufen konnte,ohne dass es jemand mitbekam. Im Badezimmer stellte ich meine Krücken beiseite und zog mir mein Oberteil aus. Riesengroße Blutergüsse hatten sich schon in kürzester Zeit gebildet. Meine aufgeplatzte Lippe konnte ich definitiv nicht verstecken oder plausibel erklären. Ich drehte mich ein wenig und sah,dass meine komplette linke Seite von einem riesigen Bluterguss bedeckt war. Meinen Rücken konnte ich nicht richtig sehen,was wahrscheinlich auch besser so war.

pov.iwaizumi
Mittlerweile war es schon nach halb eins uns Oikawa war noch immer nicht zurück. Ich machte mir unfassbare Sorgen,denn auf meine Nachrichten hatte er auch noch nicht geantwortet. Ich entschied mich einfach duschen zu gehen und zu hoffen,dass er dann endlich wieder da sein würde. Ich nahm mir frische Klamotten aus dem Schrank und ging rüber. Doch als ich die Badezimmertür öffnete konnte ich nicht glauben was ich da sah. Vor dem Spiegel stand Oikawa welcher übersät mit Blutergüssen war und zudem auch noch eine aufgeplatzte Lippe hatte. Scheiße. Das ist meine Schuld. Wie konnte ich ihn auch wieder dahin gehen lassen? Warum konnte ich ihn schon wieder nicht beschützen? Oikawa zwang sich zu einem Lächeln,doch brach sofort in Tränen aus. Ich ließ meine Sachen achtlos auf den Boden fallen und wollte ihn in den Arm nehmen,doch er zuckte zurück. Die ganzen blauen Flecken und Blutergüsse die seinen Koprer zierten mussten ihm höllische Schmerzen bereiten. "Mensch Oikawa",sagte ich dann nur und strich ihm sanft über die Wange. "Ich...ich dachte...ich dachte er würde sich ä-ändern",schluchzte er dann und ich wollte ihn so unfassbar gerne in den Arm nehmen,doch ich wusste was für große Schmerzen ihm das bereiten würde. "Es tut mir so leid. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte dich beschützen müssen",sagte ich dann,während meine Hand noch immer auf seiner Wange lag. Oikawa schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf und versuchte seine Atmung wieder zu normalisieren. "Ich lasse dir ein heißes Bad ein das wird dir bestimmt helfen und dann können wir in aller Ruhe reden",ließ ich ihn wissen und löste mich von ihm. Um ein Gespräch würde er nun definitiv nicht mehr drum Rum kommen. Oikawa blieb einfach nur stumm im Raum stehen und als ich das Wasser eingeschaltete hatte,legte ich seinen Arm um meine Schulter und wir gingen schweigend rüber,in mein Zimmer. Dort setzte er sich auf's Bett und ich half ihm dabei seine Schiene auszuziehen. "Brauchst du sonst noch Hilfe?",wollte ich dann wissen und Oikawa schüttelte seinen Kopf. Ich half ihm dann nur noch dabei wieder ins Bad zu kommen,stellte dort das Wasser aus,verließ dieses dann wieder und schloss die Tür hinter mir. Ich machte mir so große Vorwürfe,da ich es hätte verhindern können. Ich hätte ihn davor bewahren können,doch was habe ich getan? Ich stand einfach nur daneben und habe mit angesehen wie sich das ganze noch einmal wiederholt. Wieso schaffe ich es einfach nicht ihn zu beschützen? Ihm das Leben zu bieten,dass er verdient hat?
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