Kapitel 70

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pov.oikawa
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug und morgen war es schon soweit. Es war heilig Abend und ich freute mich echt nicht. Denn morgen würden Iwa und Lilith ihre Hochzeit verkünden und das vor allen wichtigen Familien oder so. Was also bedeutete,dass ich umgeben sein würde von Menschen die ich noch nie im meinem Leben gesehen hatte. Eine wunderschöne Vorstellung von Weihnachten. Aber eine andere Möglichkeit hatte ich nicht wirklich,denn Iwa war der einzige Mensch den ich noch hatte. Doch auch darauf konnte ich mich nicht stützen,da ich mit Iwa seit zwei Tagen kaum mehr ein Wort gewechselt hatte. Er war fast nur noch bei Lilith und wenn er dann mal hier war,hatte er sich immer total komisch verhalten,war total abweisend und naja darauf hatte ich dann auch nicht mehr so wirklich Lust. Deswegen versuchte ich es auch gar nicht erst mit ihm zu reden. Es war schon ziemlich spät,als Iwa hoch kam und das obwohl er den ganzen Tag hier gewesen ist. "Komm wir gehen spazieren",sagte er dann was mich einen Moment aus dem Konzept brachte. "Keine Lust",antwortete ich nur knapp. "Das war keine Frage. Bitte Oikawa, ich will doch nur mit dir reden",beharrte er darauf und ich hatte jetzt nicht auch noch den Nerv mich mit ihm zu streiten,also willigte ich ein. Wir zogen uns an und machten uns auf den Weg. Schweigend liefen wir eine Weile nebeneinander und eigentlich war es echt schön. Dennoch,dieses hin und her machte mich fertig. Schon seit längerem hatte ich das Gefühl,dass zwischen mir und Iwa vielleicht doch mehr war,doch dann erinnerte ich mich jedes mal wieder an die Hochzeit und daran,dass das unmöglich war. Ich würde immer nur Iwas bester Freund bleiben. Auf einmal blieb Iwa stehen und hielt mich am Handgelenk fest. Er sah mir direkt in die Augen,bevor er fragte:"Vertraust du mir?" Ich war so überrumpelt von diesem Moment,dass ich nur nicken konnte. "Ich weiß,dass ich das in den letzten Monaten schon viel zu oft gesagt habe,aber morgen ist es so weit. Morgen werde ich dir alles erklären. Ich habe gemerkt,dass du dich wieder von mir distanzierst und das ist ok,das verstehe ich,aber ich...",weiter sprach er nicht,nur noch ein seufzen war zu hören. So langsam konnte ich es aber echt nicht mehr hören. Ich verstand nicht was er mir damit sagen wollte und ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte. Was würde es ändern wenn alle von der Hochzeit wissen würden. Nichts. Rein gar nichts. Zumindest für mich nicht. Mein Herz würde er trotz allem brechen. Wobei das hatte er schon längst. Warum also sollte sich also morgen,ausgerechnet am Tag aller Tage,etwas ändern? Auf einmal fing es an zu schneien und ich wusste genau,dass ich dadurch ablenken konnte,denn ich wollte nicht mit ihm reden. Zumindest nicht darüber. "Es schneit",flüsterte ich daraufhin und ein kleiner funken Freude machte sich in mir breit. Es schneite endlich und wenn es noch kälter werden würde,würde es bedeuten,dass wir an Weihnachten Schnee haben würden. Es ware doch nicht ganz trostlos. "Wunderschön. Nicht wahr?",flüsterte Iwa ebenfalls und wir machten uns wieder auf den Weg zurück. Als wir an diesem Abend im Bett lagen schwebten so viele ungesagte Worte in der Luft,dass es nahezu unmöglich war zu schlafen. Irgendwann schaffte es ich dann zum Glück und driftete in einen leider unruhigen schlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte,fühlte ich mich einfach nur elendig. Ich hatte lange nicht mehr so schlecht geschlafen und war so oft aufgewacht wie die letzte Nacht. Am liebsten wäre ich sofort wieder eingeschlafen,doch das war nicht möglich. Wir mussten uns fertig machen,denn wir waren zum Frühstück bei Iwas Großeltern eingeladen. Kaum waren wir angekommen merkte ich schon wie extrem gestresst alle zu sein schienen. "Ich muss mal kurz auf's Klo. Bin sofort wieder da",sagte Iwa zu mir und bevor ich überhaupt reagieren konnte war er schon verschwunden. Auf einmal legte jemanden seinen Arm um mich,was mich zusammenzucken ließ. Ein raues lachen war zu hören und ich wusste sofort wer es war. "Mach dir keine Sorgen Kleiner ich bin ja auch noch da. Ich passe schon auf dich auf",flüsterte Elijah und irgendwie fühlte ich mich total unwohl. Ich hatte Angst was passieren würde,wenn Iwa das sehen würde,denn die letzen Male hatte er nicht sonderlich entspannt reagiert. "Komm mit",sagte er dann und führte mich ins Esszimmer. Wie erstarrt lief ich mit ihm und setzte mich neben ihn an den Tisch. In diesem Moment kamen Iwa und Lilith rein und schienen irgendwas wichtiges zu besprechen. Doch als er mich sah,neben Elijah hörte er sofort auf zu reden und man konnte deutlich sehen wie sich seine Kiefermuskeln anspannten. Scheiße,was mache ich denn jetzt? Am liebsten wäre ich in diesem Moment einfach weggerannt,ganz weit weg,denn ich wollte hier doch sowieso nicht sein. Nachdem sich alle gesetzt hatten,hielt Iwas Großmutter eine ansprache,doch davon bekam ich kaum etwas mit. Auch gegessen hatte ich nichts,denn ich hatte irgendwie keinen Appetit mehr. Nach dem Frühstück wollte ich eigentlich mit Iwa reden und ihm alles erklären,doch er wurde schon von Lilith mit sich gezogen. Auch alle anderen schienen etwas zu tun zu haben,denn auf einmal war ich alleine im Esszimmer. Da sich sowieso niemand für mich zu interessieren schien holte ich mir meine Jacke und ging ein wenig auf dem Grundstück spazieren. Auch wenn es sehr kalt war,der Spaziergang tat echt gut und dadurch,dass die Sonne schien fühlte ich mich auch schon um einiges besser. "Oikawa! Was sollte das vorhin?!",hörte ich auf einmal jemanden rufen und als ich mich umdrehte sah ich Iwa wütend auf mich zulaufen. "Musste das sein mit meinem Bruder? Ich habe dir doch schonmal gesagt,dass du dich von ihm fernhalten sollst",sprach er weiter als er vor mir zum Stehen kam. "Ich...ich wollte das doch gar nicht. Du warst auf einmal weg und dann hat er seinen Arm um mich gelegt und mich mit sich gezogen. Ich wusste nicht was ich machen soll",versuchte ich mich zu erklären,woraufhin Iwa aber nur schnaubte. "Glaub mir doch bitte Iwa. Ich will mich heute wirklich nicht mit dir streiten",versicherte ich ihm und musste sehr stark gegen meine Tränen ankämpfen. Als Iwa daraufhin immer noch nichts sagte,sondern mich nur ansah,wurde ich immer unruhiger. Ich wusste nicht ob er jetzt wütend war und wenn ja auf wen er wütend war und ich wollte nicht,dass er auf mich wütend war. Auf einmal machte er einen Schritt auf mich zu,was mich zurücktaumeln ließ. Ich stolperte über meine eigenen Füße,doch Iwa fing mich auf. Er sah mich weiterhin mit diesem Blick an,den ich nicht deuten konnte und sagte nichts. "Hajime Iwaizumi!!!" Ein lautes schreien ließ uns auseinanderfahren. Es war Lilith gewesen die wütend auf uns zu stampfte. "Ich kann es nicht glauben! Du weißt dass jeden Moment die anderen Gäste kommen und was machst du?! Oikawa anschnauzen nur weil du deinen Bruder bis auf den Tod nicht leiden kannst?! Ich kann es nicht glauben! Ihr beide kommt jetzt sofort mit rein ich habe immer noch kein Kleid und wenn mich jemand so sieht,dann habt ihr beiden ein riesen großes Problem",mit diesen Worten drehte sie sich um und stapfte wieder davon. Wie perplex stand ich da und verstand nicht so genau was da gerade passiert war. Hat sie uns nicht gesehen? Hat sie nicht gemerkt wie nah sich unsere Gesichter waren und dass wenn sie nicht dazwischen gekommen wäre wir uns... "Oikawa kommst du?",holte Iwa mich aus meinen Gedanken und war schon einige Schritte voraus gegangen. Ich nickte nur und folgte ihm. Eigentlich wäre ich lieber hier draußen geblieben,mit Lilith und ihrem Kleid hatte ich doch sowieso nichts zu tun. "Unsere beiden Familien kommen zum Mittagessen und heute Abend kommen dann noch ein paar andere wichtige Familien",erklärte Iwa ohne mich anzusehen. Als wir in Liliths Zimmer ankamen sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Überall Klamotten und Schuhe und man konnte kaum durch den Raum gehen ohne auf etwas drauf zu treten. "Endlich seid ihr da. Setzt euch",dirigierte Lilith uns und wir setzten uns auf die Sessel.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Lilith sich endlich entschieden hatte und ich verstand nun was Iwa manchmal meinte wenn er übers Shoppen-Gehen mit mir sprach. Kaum war Lilith fertig geworden kamen auch schon die ersten Gäste und wir mussten nach unten gehen. Der Tisch im Esszimmer war auf einmal dreimal so lang und alles war unfassbar schön geschmückt. Nun kam doch ein wenig Weihnachtsstimmung auf. Kurz darauf war das Haus auch schon voll mit Leuten und ich fing an mich ziemlich unwohl zu fühlen. Ich versuchte es so gut es ging zu überspielen,da ich Iwa damit nicht belasten wollte. Er schien sich nämlich gerade eigentlich ziemlich wohl zu fühlen. Nach dem Essen verging die Zeit irgendwie total schnell,denn auf einmal war es schon 18Uhr und immer mehr Menschen kamen. Iwa schiennun nicht mehr so entspannt zu sein. "Hey du kannst dich schonmal irgendwo hinsetzen ich komme gleich dazu",ließ Iwa mich wissen und war dann auch schon wieder verschwunden. Ich setzte mich an einen Tisch der etwas abgelegener war und konnte nicht aufhören über Lilith und Iwa nachzudenken. Er muss sie schon unfassbar gerne haben wenn ihn das hier heute Abend so nervös macht. Gerade als Iwas Großmutter mit der Ansprache anfangen wollte,kamen Iwa und Lilith und setzten sich zu mir. "Herzlich Willkommen. Ich bin froh,dass sie heute Abend alle so zahlreich erschienen sind. Wie sie vielleicht schon mitbekommen haben,haben wir sie heute aus einem bestimmten Grund hier eingeladen. Doch ich bin nicht daran ihnen davon zu erzählen,deswegen bitte ich meinen Enkel Hajime und Lilith einmal nach hier vorne zu kommen. Verkündet nun die großartigen Neuigkeiten",sie beendete ihre Rede und setzte sich wieder auf ihren Platz. Ich war nun wieder alleine und fühlte mich immer unwohler. Ich hatte irgendwie das Gefühl,dass sich eine Panikattacke anbahnte,doch versuchte dagegen anzukämpfen. Ich versuchte gegen gegen den Drang anzukämpfen,einfach aufzustehen und zu gehen. Wegrennen und das ganz weit weg. Als ich Lilith und Iwa so vor dem schönen Weihnachtsbaum stehen sah,hielt ich es kaum noch aus. Sie waren wirklich das perfekte Paar.
Iwa holte noch einmal tief Luft bevor er anfing zu sprechen. "Eine Hochzeit ist eine wirklich wunderschöne Sache. Eine Ewige Verbundenheit mit einem Menschen,die man eingeht und die auf Liebe basiert...",mehr hörte ich nicht mehr. Ich sah nur noch wie sich Iwas Lippen bewegten. Ohne zu wissen was ich tat stand ich auf und ging. Ich verließ den Raum,öffnete die Haustür und rannte. Ich wusste nicht wohin,aber ich rannte. Ich musste einfach weg. Mein Herz schmerzte so sehr,dass ich es kaum noch aushielt. Es fühlte sich an als würde es von jemanden zerdrückt werden. Tränen brannten auf meinen Wangen,während mir der kalte Wind ins Gesicht brauste. Es wurde auf einmal immer kälter und trotz dessen dass meine Lungen brannten,als würden sie in Flammen stehen konnte ich nicht aufhören zu rennen.

pov.iwaizumi
"Eine Hochzeit ist eine wirklich wunderschöne Sache. Eine Ewige Verbundenheit mit einem Menschen die man eingeht und die auf Liebe basiert und deswegen hoffe ich,dass sie mich verstehen. Uns verstehen. Eine Ehe zwischen Lilith und mir würde keineswegs auf Liebe basieren. Unsere beiden Herzen waren schon lange Zeit vor unserem ersten Treffen vergeben und deswegen werden wir entgegen aller Erwartungen nicht heiraten",kaum waren die Worte ausgesprochen fing das geflüster an. Ich sah den Blick meiner Großmutter und wusste,dass sie nicht glauben konnte was gerade passiert war. Die Leute fingen an von ihren Plätzen aufzustehen und auf uns zuzukommen,zu meinen Großeltern zu gehen. Das war unser Moment. Ich packte Liliths Handgelenk und rannte mit ihr nach oben. "Oikawa ist weg Hajime",sagte sie während wir die Treppen hinauf hechteten. "Was? Wo ist er hin?",wollte ich sofort wissen und blieb abrupt stehen. "Ich weiß es nicht. Ich habe ihn rausrennen sehen. Du musst ihn suchen",erklärte Lilith panisch und fing an die letzen Sachen in ihre Tasche zu stopfen. "Schaffst du das hier alleine?",erkundigte ich mich noch schnell und wäre am liebsten sofort losgegangen. "Ja ich schaffe das Aya wartet schon draußen auf mich,sie hat mir gerade geschrieben,dass sie angekommen ist",erklärte sie und schloss ihre Tasche. "Ist gut,schreib mir wenn ihr angekommen seid wo auch immer ihr hin fahrt. Pass auf dich auf,ich regel hier alles",meinte ich noch und nahm sie in den Arm. "Mach ich und jetzt los such Oikawa",kaum hatte sie das gesagt hatte ich auch schon ihr Zimmer verlassen. Sie kam kurz nach mir raus und so schnell es ging hatte sie das Haus verlassen. Gerade als ich meinen Autoschlüssel geholt hatte kam meine Großmutter und packte mich am Arm. "Weißt du überhaupt was du da gerade angerichtet hast?! Weißt du wie wir jetzt dastehen?! Das geht so nicht!",schrie sie,doch ich hatte jetzt wichtigeres zu tun. "Das ist mir gerade ziemlich egal. Ich muss Oikawa suchen gehen er ist verschwunden,also lass mich gefälligst los",wies ich sie an und riss mich los. "Nein das wirst du nicht. Du gehst da jetzt wieder rein und wirst dich für das verantworten was du angerichtet hast",zischte sie und packte mich wieder am Arm. "Hana lass ihn gehen",ertönte auf einmal die Stimme meines Großvaters. Widerwillig ließ mich meine Großmutter los. "Na los geh deinen Freund suchen",sagte er dann zu mir und keine 10 Sekunden später saß ich in meinem Wagen und war losgefahren. Ich hatte keinen Plan wo Oikawa sein könnte und zudem höllische Angst,dass ihm etwas schlimmes passiert sein könnte. Er war alleine,es war dunkel,kalt und er kannte sich hier überhaupt nicht aus. "Fuck!",brüllte ich und schlug gegen mein Lenkrad,nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit unterwegs gewesen bin. Doch eigentlich waren es nicht einmal 10 Minuten gewesen. Ich war schon kurz davor zurück zu fahren und einen Suchtrupp zusammen zu stellen,als ich einen Krankenwagen am Straßenrand stehen sah. Ein Auto verdeckte die Sicht,doch ich konnte die Person die auf der Trage lag gerade so erkennen. Nein. Nein. Nein. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein. Bitte lass es nicht Oikawa sein. Oder doch. Dann hätte ich ihn gefunden. Aber das würde bedeuten,dass...nein...scheiße....fuck. Meine Gedanken wirbelten umher und ich machte eine Vollbremsung. Ich sprintete aus dem Wagen und rannte auf den Krankenwagen zu. Oikawa.
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