Kapitel 27

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pov.oikawa
Als wir am nächsten Morgen aufwachten machten wir uns eigentlich schon direkt fertig,denn ich musste pünktlich am Flughafen sein und Iwa hatte ja darauf bestanden mich zu fahren. Wobei eigentlich war ich ihm ja schon irgendwie dankbar und auch froh,dass er mich fuhr,doch trotz allem würde es das Ganze nicht einfacher machen. Iwa war gerade fertig im Bad,also konnte ich nun rein. "Ich mach Frühstück willst du irgendwas besonderes?",wollte er noch wissen,bevor ich die Badezimmertür hinter mir schließen konnte. "Ähm...ne...ich habe nicht wirklich hunger",gab ich zu woraufhin ich von Iwa einen unzufriedenen Blick bekam. "Oikawa das wird gleich einen zwölf Stunden Flug haben du solltest zumindest eine Kleinigkeit essen",versuchte er mich daraufhin zu überreden,doch ich schüttelte nur meinen Kopf. "Im Flugzeug gibt es doch auch was zu essen und auch sonst am Flughafen",meinte ich dann nur und schloss die Badezimmertür hinter mir,da ich keine Lust auf weitere Diskussionen hatte. Ich machte mich dann also im Bad fertig,packte noch meine restlichen Sachen ein und ging dann nach unten zu Iwa. Dieser saß am Küchentisch vor einem schon leeren Teller und trank seinen Kaffee,also setzte ich mich zu ihm. Schon wieder kam dieses Gefühl in mir hoch einfach nur wegrennen zu wollen. Einfach losrennen und nie wieder aufhören. Ich wollte einfach allem was gerade passierte entkommen. Tatsächlich hatte es einen Grund warum ich unter keinen Umständen nach Amerika,zu meinen Eltern gehen wollte. Es lag nicht zwangsläufig daran,dass ich hier alle die mir wichtig waren verlassen musste,nein es war viel eher,dass ich nicht auf dauer bei meinen Eltern sein wollte. Um ehrlich zu sein hatte ich Panik davor,immens große Angst vor dem was mich dort erwarten würde. Ich hatte noch nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt,vor allem nicht zu meinem Vater und dies lag daran,dass ich in ihren Augen nicht normal,eine Enttäuschung war. Ich passte nicht in ihr perfektes Bild und dies ließen sie mich Tag für Tag spüren,wenn wir uns dann mal sahen. Ich würde dort unter solch einem riesen großen Druck stehen und ich hatte Angst,ich könnte es nicht durchhalten,zusammenbrechen. Genau das war der Punkt wo Iwa ins Spiel kam. Es ist erst einmal passiert,dass ich es nicht mehr ausgehalten habe,innerlich fast komplett zusammen gebrochen bin und genau dann Iwa war da. Ich konnte zu ihm gehen und er hatte sich um mich gekümmert,obwohl wir zu diesem Zeitpunkt gerade mal 11Jahre.
"Oikawa?",hohlte Iwa mich wieder aus meinen Gedanken und mir wurde erst jetzt klar,dass ich total abgedriftet bin. "Was hast du gesagt?",erkundigte ich mich daraufhin und versuchte die Gedanken abzuschütteln. "Alles gut?",wollte dieser wissen und hatte diese Frage wahrscheinlich schon zum wiederholten Male gestellt. "Ja klar,ich war nur in Gedanken",wank ich ab,doch Iwa kannte mich zu gut und wusste ganz genau,dass dem nicht so war. Trotz allem musste ich dieses Mal meine Fassade aufrecht erhalten. Ich hatte in den letzten Tagen schon zu viel Schwäche gezeigt,ich musste mich nun an dieses Gefühl gewöhnen,mich daran gewöhnen alles was mit Gefühlen zu tun hatte zu verdrängen,zu überspielen,denn es würde mich die nächsten Monate dauerhaft begleiten. "Ey rede mit mir solange wir noch zusammen sind. Solange du noch nicht tausende Kilometer entfernt bist und...und...",er brachte seinen Satz nicht zuende,doch nun wollte ich unbedingt wissen was er sagen wollte. "Und was?",hakte ich also nach. "Und ich dich berühren,in den Arm nehmen kann. Dir nah sein kann",beendete er seinen Satz und ich war sprachlos. Solche Worte hatte ich noch nie von Iwa gehört. Mein Herz fing auf einmal an schneller zu schlagen,als es eigentlich sollte und ich merkte wie mein Gesicht ganz warm wurde. "Ich mache mir unfassbare Sorgen,denn ich weiß was es für dich bedeutet bei deiner Familie zu sein und es macht mich verdammt nochmal verrückt zu wissen,dass ich nicht dort sein kann und für dich da sein kann,so wie ich es bisher immer war",sprach er weiter und eigentlich konnte ich ihm nur zustimmen,denn er hatte meine Gedanken einfach nur zu gut zusammenfassen können. "Ich...ich habe auch Angst davor und mache mir Sorgen. Du warst eigentlich immer an meiner Seite und jetzt...ich weiß nicht ob ich das ohne dich schaffe",gab ich zu und senkte meinen Kopf. In diesem Moment kniete sich Iwa vor mich und nahm mein Gesicht in seine Hände,sodass ich ihn ansehen musste. "Nach Weihnachten komme ich dich besuchen. Versprochen. Ich werde da sein und dir helfen,dass du da nicht ganz alleine durch musst,zumindest am Anfang. Eine Woche und dann sehen wir uns wieder. Versprochen",versicherte er mir und ich war ihm so unfassbar dankbar. Ich lehnte meine Stirn gegen seine,schloss meine Augen und flüsterte:"Danke." Ich traute mich nicht wieder meine Augen zu öffnen,denn um ehrlich zu sein hatte ich Angst vor dem,was dann passieren könnte. Vor dem was ich dann unvermeidlich sehen musste. Momente der Stille vergingen. Niemand sagte etwas. Niemand bewegte sich auch nur einen Millimeter. Es schien fast so,als würden wir nicht einmal mehr atmen. Ich merkte wie mein Herz schwer gegen meinen Brustkorb schlug,doch es schlug nicht wie sonst zu schnell,eher im Gegenteil es fühlte sich an,als würde es viel zu langsam schlagen. Ob Iwa das gleiche fühlt?
"Oikawa",brach dieser dann irgendwann die Stille mit seiner rauen,leisen Stimme und sofort breitete sich eine angenehme Gänsehaut bei mir aus. "Wir sollten uns auf den Weg zum Flughafen machen",sagte er dann woraufhin ich nur schwach nickte. Noch immer verharrte ich in dieser Position. Ich klammerte mich an alles was ich in diesem Moment noch hatte. "Oikawa",sagte er zum wiederholten Male meinen Namen. "Ich weiß",flüsterte ich daraufhin nur und entfernte mich von ihm,ließ dabei meine Augen aber noch immer geschlossen. Erst als ich merkte,dass er aufgestanden war öffnete ich meine Augen wieder. Mit einem Seufzen stand ich auf und ging nach oben,gefolgt von Iwa. Dieser nahm meine beiden Koffer,während ich anscheinend nur meine Reisetaschen tragen durfte. Wir verstauten alles in seinem Auto und setzten uns dann ebenfalls hinein. Die fahrt ging knapp eine Stunde und diese Stunde sagte niemand von uns auch nur ein einziges Wort. Das Einzige was zu hören war,war das Radio,welches leise lief. Als wir dann beim Flughafen ankamen,blieben wir beide stumm im Auto sitzen,bis Iwa sich zu mir drehte. Er sah mich für einen Moment einfach nur an. Es war ein Blick den ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Den ich vor allem nicht deuten konnte. Irgendetwas war da. Irgendetwas wollte er mir bestimmt sagen. "Oikawa ich..."
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