Kapitel 38

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pov.oikawa
Alles geben. Ich muss alles geben.
Ein dumpfer Knall signalisierte uns,dass es vorbei war. Der Ball hatte den Boden berührt. Etwas das beim Volleyball niemals passieren durfte. Der Schiedsrichter pfiff ab. Es war der letzte und entscheidende Punkt für diesen Tag. Die Shiratorizawa hatte gewonnen. Wir hatten verloren. All unsere Bemühungen waren umsonst. Lautes jubeln war zu hören,doch irgendwie schien es so unendlich weit entfernt. Wie kann das sein? Ich habe doch mein Bestes gegeben. Wie kann es sein,dass nicht einmal das genug war. Wieso habe ich schon wieder versagt? Ich habe versagt. Ich...das kann nicht sein. Was habe ich falsch gemacht? "Hey,wir müssen uns aufstellen",holte Iwa mich aus meinen Gedanken. Ich nickte einfach nur und sah zu den anderen. In jedem einzelnen Gesicht konnte man die pure Enttäuschung sehen. Einigen liefen sogar stumm Tränen über die Wangen. Doch mir war irgendwie nicht nach weinen zu mute. Zu sehr war ich noch wie betäubt. Konnte nicht glauben was gerade passiert war. Wollte nicht wahrhaben,dass ich so jämmerlich versagt hatte. Erst in dem Moment,als ich Ushijimas Hand schüttelte,kam ich wieder in der Wirklichkeit an. Dieses taube Gefühl verschwand auf einmal und ich spürte wie sehr mein Knie schmerzte. Ich konnte es kaum belasten. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen,während wir zu unserem Coach gingen. Dieser versuchte uns irgendwie aufzumuntern,doch es war eben nicht so einfach. Dann durften wir endlich in die Umkleide gehen. Doch lange hielt ich es nicht aus. Jeder Schritt schmerzte und ich merkte,dass irgendwas ganz und gar nicht stimmte. Niemandem war aufgefallen,dass ich kaum hinterher kam,doch das war klar gewesen. Jeder war mit sich selbst beschäftigt und dieser bitteren Niederlage. Doch Iwa fiel ziemlich schnell auf,dass ich nicht mehr neben ihm war und er drehte sich zu mir um. Er sah wie ich zu ihm humpelte und kam schnell zu mir gelaufen. "Iwa ich glaube irgendwas stimmt da nicht",sagte ich dann und versuchte die Panik in meiner Stimme zurück zu halten. Doch das schaffte ich nicht,denn ich hatte Panik. Panische Angst,dass mein Knie nun endgültig kaputt war. "Ist schon gut. Ich bring dich jetzt zur Krankenstation. Alles wird gut",versuchte Iwa mich zu beruhigen,dich Tränen fingen an unkontrolliert über meine Wangen zu laufen. Ohne nachzufragen nahm er mich hoch und trug mich den gesamten Weg. Ich protestierte nicht,da ich es wahrscheinlich eh nicht geschafft hätte. Ich merkte wie meine Hände anfingen zu zittern und versuchte dies schnell zu verstecken. "Du brauchst es nicht zu verstecken",flüsterte er mir ins Ohr,was mich aus irgendeinem Grund erröten ließ. Im Krankenzimmer setze mich Iwa auf einer der liegen ab und versuchte mir die Kniebandage auszuziehen,doch es funktionierte nicht mein Knie war zu sehr angeschwollen. Zudem tat es schon bei der kleinsten Berührung unfassbar weh. "Warum ist hier denn niemand",fluchte Iwa vor sich hin während er nach etwas zu suchen schien. Kurz darauf kam er wieder und hatte eine Schere in der Hand. Ich beobachtete ihn ganz genau und versuchte dadurch meine Panik unter Kontrolle zu bringen. "Kannst du dein Bein gerade strecken?",wollte er dann wissen. "Oikawa?",sagte er dann meinen Namen,als von mir keine Antwort kam,doch ich versuchte es. "Es...es geht nicht. Ich...ich versuch es doch",sagte ich dann panisch. Iwa schnitt sofort die Bandage auf,stand auf und kam mit einem Beutel Eis zurück. Er legte diesen sanft auf mein Knie und ich begann am ganzen Körper heftig zu zittern. Es ist vorbei. Alles ist vorbei. Mein Knie es ist kaputt. Ich habe alles kaputt gemacht. Warum muss sowas auch nur mit passieren? Ich wollte doch allen zeigen...ich wollte der Beste werden. Jetzt ist alles vorbei. Jetzt... "Oikawa beruhig dich",redete Iwa auf mich ein,doch es half nichts. Er fing daraufhin an mir durch die Haare zu fahren und lehnte seine Stirn gegen meine,während er den Eisbeutel so sanft wie möglich auf mein Knie drückte. Ich fing an immer hektischer zu atmen. "Einfach nur atmen. Atme Tooru. Ein und aus,ein und aus...",fing er an Atemübungen mit mir zu machen,doch die waren kaum mehr nötig. Ich war auf einmal total ruhig. Er hatte mich Tooru genannt. Eigentlich sollte mich dies nicht beruhigen,denn er tat dies nur,wenn er sich ebenfalls unfassbar große Sorgen um mich machte. "Ich verspreche dir,dass alles gut werden wird Tooru",sagte er dann,doch ich konnte ihm keinen Glauben schenken.
"Kühl du weiter. Ich gehe den Coach holen,der sucht uns bestimmt schon",ließ Iwa mich wissen und machte sich direkt auf den Weg. Mein Blick blieb an der Tür hängen,bis diese sich wieder öffnete und Iwa mit dem Coach reinkam. "Was ist passiert?",wollte dieser sofort wissen und kniete sich vor mich hin. "Ich bin auf mein Knie gestürzt",antwortete ich,während er mir den Eisbeutel aus der Hand nahm. "Ich werde jetzt dein Bein strecken und wieder beugen. Sobald es weh tun sollte sagst du es",erklärte er dann und hatte noch nicht einmal wirklich angefangen,da durchfuhr mein Knie schon ein unbeschreiblicher Schmerz. "Ok Oikawa ich werde jetzt nichts beschönigen. Das sieht echt nicht gut aus du musst sofort ins Krankenhaus und es röntgen lassen",sagte er dann und sah mich ernst an. Ich nickte daraufhin nur und in diesem Moment öffnete sich die Tür wieder. Iwa kam rein und hatte unsere Sachen dabei. Mir war gar nicht aufgefallen,dass er gegangen war. "Ich werde mit ihm gehen. Meine Mum müsste jeden Moment da sein",erklärte er. Der Coach verabschiedete sich von uns und wünschte mir noch gute Besserung,bevor er ging. Als ob mir das jetzt noch was bringen würde. Gute Besserung wird es bestimmt nicht geben. Iwa hob mich wieder hoch und lief mit mir zum Ausgang. Dort standen wir einige Minuten und warteten auf seine Mum. "Du kannst mich auch runter lassen. Stehen schaffe ich bestimmt noch. Nicht,dass ich dir zu schwer werde",erklärte ich. "Alles gut. So ein Federgewicht wie dich kann ich schon ein paar Minuten auf dem Arm halten",lachte Iwa nur,als wäre es das Lächerlichste was er seit langem gehört hatte. Kurz darauf hielt auch schon das Auto von seiner Mum vor uns und diese stieg sofort aus. Sie nahm Iwa unsere Taschen ab und dieser ging einmal um's Auto rum damit er mich auf den Beifahrersitz setzen konnte. Er wollte gerade die Tür schließen,doch ich hielt ihn zurück. "Ich...ich hab Schmerztabletten in der Tasche kannst du...kannst du mir sie bitte geben",bat ich diesen auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte. Mit war klar,dass er mir dazu noch eine Predigt halten würde. Doch ich brauchte gerade mehr denn je welche. Ohne ein Wort zu sagen ging dieser zum Kofferraum und kam mit meiner Pillendose und einer Flasche Wasser. Ich bedankte mich und Iwa setzte sich nach hinten. Die Fahrt ins Krankenhaus verlief schweigend und ich hatte Angst vor dem was der Arzt mir am Ende sagen würde. Ob ich wieder Volleyball spielen konnte oder ob dies nun wirklich mein letztes Spiel gewesen ist.
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