Akt 2, Kapitel 2

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Alleine standst du jetzt vor der Tür zum Zimmer deines Großonkels und mit etwas zitternder Hand klopftest du an die Tür bevor du eintratst.

Er saß auf einem Sessel, dem gleichen wie der den du in deinem Schlafzimmer hattest.

,,Hallo, ich bin (Y/N).." du musstest dich einmal räuspern um deine Stimme wieder zu finden, sein intensiver Blick auf dir fühlte sich verurteilend an.

,,Du erinnerst dich sicher nicht an mich-" - ,,Du bist nicht (Y/N), DAS ist (Y/N)"

Seine alten Finger streckte er nach einem Bild aus dass er von seinem Platz auf der Fensterbank herunter holte bevor er mit dem Finger auf ein Kinderfoto von dir tippte.

Du musstest lächeln.

,,Ja, das war ich mal aber ich bin groß geworden."

Er sah dich skeptisch an, scannte dich mit seinem Blick.

,,(Y/N) hat ein Muttermal-" - ,,Hier?" du zeigtest ihm das Muttermal was schon seit deiner Kindheit sowas wie ein Markenzeichen war.

,,Tatsächlich.." murmelte er und mit offenen Mund ließ er sich wieder in seinen Sessel senken.

Nachdem er sich gefasst hatte deutete er auf den freien Stuhl in seinem Zimmer und sagte dir du sollest Platz nehmen was du auch tatst.

Um ein Gespräch anzufangen fragtest du ihn ob er wissen wollen würde wo du wohntest und er bejahte, bis auf das Haus hattest du kein Thema über das du mit ihm reden konntest.

Du erzähltest ihm dass du jetzt in dieser Stadt wohntest, genauer gesagt in dem Haus was er vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert mit seiner Frau gekauft hatte.

,,Aber das ist doch toll!" rief er plötzlich und nannte den Namen deiner Großtante als er sagte dass sie sich ja sowieso so schrecklich alleine in dem Haus von Zeit zu Zeit fühlte.

Dir sank das Herz ein.

,,Es tut mir leid...aber ..sie ist vor ein paar Wochen gestorben.." du sahst runter.

,,Oh.." ertönte nur seine Stimme, sie war nun nicht mehr mit Freude und Elan gefüllt.

,,Das hatte ich ganz vergessen.." gab er zu und es war für einen Augenblick still.

,,Im Haus ist noch alles so wie damals, ich hab nur etwas von meiner Deko hier und da hingestellt" sagtest du an ihn gewandt in der Hoffnung die Stimmung etwas zu heben und es klappte.

Er erzählte dir ein paar Geschichten von der Zeit in der er selbst noch in dem Haus lebte, immer wieder fragte er ob dies und das noch dort stand wo er es in Erinnerung hatte und jedes mal bejahtest du.

Für gute 20 Minuten ging das so bis dir die Bilder einfielen die du ihm vom Dachboden mitgebracht hattest, du holtest sie hervor.

,,Hier." du gabst sie ihm.

Leise sah er sich jedes Bild kurz an und ein lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

,,Ich dachte du würdest sie vielleicht lieber haben als ich." sagtest du ihm und er bedankte sich herzlich.

,,Aber wo hast du die her?" fragte er und drehte sie um, sein Gesichts Ausdruck fiel auf einmal.

,,Ich habe die Deko die ich nicht brauchte auf den Dachboden getan und bin dabei über die Foto Kiste gestolpert" erzähltest du.

,,Was war noch in der Kiste?" fragte er, seine Stimme streng und hoch.

,,Und was ist mit der Schwarzen Truhe?!" rief er nun und sprang fast schon von seinem Sessel auf, riss dabei den Fußhocker um.

Das Gerümpel muss die Aufmerksamkeit der Pfleger*innen geweckt haben denn zwei von ihnen kamen nur kurz darauf ins Zimmer.

Nachdem die Pfleger*innen das Zimmer betraten wurde er nur noch wilder, schlug um sich und dir die Bilder entgegen.

,,Sie sollten lieber gehen" wies dich einer der beiden an und du konntest nur unter schock nicken bevor du die Bilder einsammeltest und einfach wieder einstecktest.

Immer noch unter Schock setztest du dich in dein Auto, das Lenkrad umschlosst du feste mit deinen Händen als würdest du damit eine Antwort daraus quetschen.

Du holtest tief Luft und wünschtest du könntest dir selbst erklären was gerade passiert war.

Natürlich hattest du dich über Demenz informiert und wusstest dass erkrankte Personen durch ihre plötzliche Verwirrung dazu neigten aggressiv und sensibel zu reagieren, du wolltest schließlich auch nicht unwissend einem Mann begegnen den du zuletzt im Kindesalter getroffen hattest.

Aber wieso wurde er plötzlich so aggressiv obwohl du ihm ja eigentlich eine positive Erinnerungsstütze gegeben hattest?

Was war an der Truhe so besonders dass er sich an sie erinnerte?

Hattest du etwas gesagt oder getan was ihn verärgert hat?

Dachte er vielleicht auf einmal dass du ein Einbrecher warst der in sein Haus eingebrochen war und ihm jetzt die geklauten Bilder zeigte?

Vielleicht hatte er wieder vergessen dass seine Frau verstorben war und du nun in seinem alten Haus lebtest?

Gefühlt flogen dir tausend Ausreden durch den Kopf die das geschehen erklärten, doch es waren immerhin nur ausreden denn eigentlich wusstest du was nicht stimmte.

Du hattest es bereits bemerkt als er sich die Bilder ansah, schwarze Flecken an die du dich nicht erinnern konntest bereits gesehen zu haben als du auf dem Dachboden warst.

Dein Blick wanderte zu deinem Beifahrersitz auf den du die Fotos erneut gelegt hattest.

Deine Hand zitterte etwas als du sie danach ausstrecktest und kalter Schweiß bildete sich auf deiner Stirn.

Diese Gefühl hattest du schon lange nicht mehr gespürt, pure Angst.

Als du die Bilder in der Hand hattest drehtest du sie um, kleine Spinnen waren in den Ecken aufgemalt.

Du blättertest durch die 13 Bilder wobei das letzte ein anderes Motiv zeigte, eine Rad kreuz ähnliche Zeichnung.

Gesehen hattest du so etwas noch nie, was es jedoch nur schlimmer machte.

Du warst kein aktiver Schlafwandler und auch niemand der Schlaftrunken irgendwelche Sachen kritzelte.

Und der Fakt dass sich die Zeichnung auf dem letzten Bild nicht einmal so anfühlte als hättest du es je gesehen machte es dir unmöglich diese ganze Situation zu erklären.

Dir war nach weinen zumute.

Du konntest dir nicht erklären was gerade passierte und wieso, vielleicht trieb dich das allein sein ja wirklich schon in den Wahnsinn?

Du hattest dich davor gedrückt nach Hause zu fahren, hattest Zeit in der Stadt und in deinem Auto verbracht aber du konntest deinem Zuhause nicht für immer aus dem Weg gehen.

Du musstest zurück ins Haus, so sehr du dich auch davor weigertest.

Du hattest sogar in Betracht gezogen in deinem Auto zu schlafen aber das schien dir dann doch um einiges gruseliger als in deinem eigenen Haus.

Als du dein Auto in der Einfahrt einparktest sahst du zum Fenster deines Schlafzimmers hoch, es war schon wieder offen.

Die Fotos ließt du in deinem Auto liegen und vor deiner Haustür angekommen musstest du all deinen Mut sammeln um die Tür überhaupt auf zu schließen und das Haus zu betreten.

Mit diesem Haus stimmte etwas ganz gewaltig nicht.

gho(st)²ories (yan./obsessive chrollo x reader)Where stories live. Discover now