Akt 4, Kapitel 7

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Sich für eine Beerdigung fertig zu machen fühlt sich immer ganz anders an als jedes andere Mal, das fandest du früher schon.

Generell war der ganze Morgen ganz anders als sonst.

Alles schien träge und traurig.

Nachdem du dich angezogen hattest und runter gehen wolltest fiel dir das Notizbuch ins Auge.

Du nahmst es in die Hand und mit runter, legtest es auf dem Esszimmertisch ab.

Du machtest dir Frühstück und aßt es, als du auf die Uhr sahst bemerktest du dass du um einiges Früher fertig geworden warst als geplant und noch eine Stunde hattest bis du losfahren musstest.

Ein weiteres mal fiel dir das Notizbuch ins Auge und ein weiteres mal nahmst du es in die Hand ehe du aufstandest und aus der Krimskrams Schublade einen Stift raus hohltest.

Du wolltest weiter darin schreiben, dein Leben festhalten und andere die hier in Zukunft vielleicht lebten auch von Chrollo berichten können so wie dein Großonkel.

Vielleicht würde es diesen Leuten in Zukunft helfen zu verstehen was in ihrem Haus unerklärliches passiert so wie es dir geholfen hatte.

Wenn du Chrollo schon nicht für dein und das Wohl anderer loswerden konntest, dann war dies das was du tun konntest.

Etwa vierzig Minuten lang schriebst du das rein was bisher passiert war, sahst immerwieder mal hoch um sicher zu gehen dass du dich nicht zu sehr ins Schreiben vertieftest.

Als deine Hand begann weh zu tun und es langsam Zeit wurde los zu fahren legtest du den Stift zwischen die Seiten an denen du eine Pause mit deiner Erzählung machtest und standest auf.

Die Tür zum Gästezimmer war noch immer geschlossen und da sie normalerweise offen stand fehlte das Licht in dem kleinen Flur deutlich.

Ein wenig Zeit hattest du noch weshalb du allen Mut zusammen nahmst und auf die Tür zu gingst ehe du sie öffnetest.

Du hattest ein Dunkles zimmer erwartet, du hattest erwartet dass die Umzugskartons wieder vor die Fenster gestapelt waren aber dem war nicht so.

Die Kartons hatten sich bewegt, ja, nur standen sie auseinander gefalten in der leeren ecke zwischen Wand und Schrank gegenüber des Fensters.

Du wusstest dass du das Zimmer gestern mit zusammengetretenen und überall herumliegenden Kartons zurück gelassen hattest und du warst dir sicher den Raum nicht mehr betreten zu haben.

Chrollo musste es demnach gewesen sein, eine andere Erklärung gab es einfach nicht auch wenn sich ein Geist als Erklärung sonst nie rational anhörte.

Du gingst also wieder aus dem Gästezimmer, ließt aber die Tür hinter dir diesmal offen.

Du gingst noch einmal hoch und schnapptest dir die Kiste mit den übrig gebliebenen Sachen deines Großonkels.

Zwölf der dreizehn bilder die du damals auf dem Dachboden gefunden hattest waren auch in der Kiste gelandet, das dreizehnte wolltest du in das Notizbuch legen denn auf der Rückseite des ausgewählten Fotos befand sich das Zeichen welches auch auf Chrollos stirn vertreten war.

Du hattest das Zeichen gar nicht bemerkt als du Chrollo damals als Reflektion in deinem Fenster gesehen hattest das seine Haare, anders als auf Abirs Zeichnung, nicht zurück gegeelt waren.

Du stelltest die Kiste auf den Beifahrersitz und startetest das Auto nachdem du dich angeschnallt hattest und die Musik eingestellt war.

Du warfst einen letzten Blick zu deinem Haus als du im oberen Augenwinkel sahst, wie sich dein Schlafzimmer Fenster öffnete.

Nur kurz konntest du einen Blick auf die weißen Hände erhaschen die das Fenster von innen aufdrückten bevor sie verschwanden.

Mit Übelkeit in der Kehle fuhrst du los.

Der dichte Nebel der schon seit heute Morgen lag hatte sich seither nicht gebessert, er war sogar schlimmer geworden.

So schlimm, dass du langsamer als sonst fahren musstest, mit deinen Scheinwerfern auf höchster Stufe.

Auch überraschten dich die Regentropfen die aufeinmal auf deiner Windschutzscheibe zerschellten, dank des Nebels hattest du die grauen Wolken nicht sehen können die nun ihren inhalt Entleerten.

Mit der Zeit wurde der Regen stärker und stärker, erst als du an deinem Zielort angekommen warst wurden sie weniger bis sie kurz darauf ganz weg blieben.

Du bliebst noch einen Moment in der wärme deines Autos sitzen, du trautest dich irgendwie noch nicht so ganz auszusteigen.

Auch hier lag Nebel auf den Straßen und ließ die Kapelle des Friendhofs Gruselig wirken.

Nach einpaar Momenten hattest du dich jedoch gefasst und stiegst aus, die Kiste ließt du erstmal im Auto denn du wusstest nichtmal ob irgendwer sie überhaupt haben wollen würde.

Stumm gingst du richtung Kapelle, gingst durch die offene Tür hinein.

Am Eingang stand eine Frau.

Sie war schon älter, um die 60 oder 70, ihre Augen waren Rötlich durchs weinen.

Sie schüttelte jedem die Hand der in die Kapelle treten wollte, begrüßte die Leute dort und ließ sich deren Beileid bekunden.

Du wusstest nicht wer sie war, du kanntest weder ihren Namen noch ihr Gesicht, dennoch nahmst du ihre Hand entgegen und schütteltest sie.

,,Ihr Verlust tut mir vom Herzen leid." sagtest du und sie bedankte sich, deine Hand ließ sie jedoch nicht direkt wieder los wie sie es bei den Leuten vor dir tat was dich zum stocken brachte.

,,Ich möchte nicht unhöflich sein.." begann sie, die Vorsicht und etwas zittriges deutlich in ihrer Stimme ,,..aber in welchen Bezug standen Sie zu meinem Bruder..?"

Sie sah dir tief in die Augen aber wirkte nicht aufdringlich, eine Antwort war demnach leicht für dich gesagt.

,,Mein Name ist (Y/N) (Y/L/N), ich-" sie ließ dich jedoch nicht aussprechen ehe sie selbst wieder zu reden begann.

,,(Y/N)!" sagte sie auf einmal mit viel Freude in ihrer Stimme und legte ihre freie Hand auf deine Schulter, ihre Berührung war angenehm warm.

,,Wir haben uns so lange nicht gesehen, es ist schade dass ein wieder treffen unter solchen Umständen stattfinden muss.." sagte sie.

Du wusstest immernoch nicht wer sie war, bis auf ihre Familienangehörigkeit, du mit einem leichten Lächeln einfach kurz nicktest.

,,Ach, du erinnerst dich sicher gar nicht mehr an mich! Du warst noch ein Kleinkind als wir uns das letzte mal gesehen haben. Ich bin die Schwester von deinem Großonkel!" sie schüttelte deine Schulter einmal ehe sie deine Hand los lies, die Hand auf deiner Schulter blieb.

,,Er hat nie aufgehört von dir zu reden, du warst quasi der Kinder ersatz für ihn nachdem er raus fand er könne keine eigenen haben. Du hast uns alle damals aber ziemlich auf trapp gehalten!" sie stoppte kurz, sah hinter dich bevor sie mit einer ruhigeren Stimme weiter sprach.

,,Setz dich doch schonmal, gerne auch zu mir in die erste Reihe, und wir reden nachher weiter. Ich habe hier noch was zu tun." sie drückte deine Schulter in einem aufmunternden Muster.

Du nicktest bevor du von ihr abgingst und dich, so wie sie vorgeschlagen hatte, in die erste Reihe setztest.

gho(st)²ories (yan./obsessive chrollo x reader)Where stories live. Discover now