Akt 3, Kapitel 2

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Es war eine weise Entscheidung auf Frau Abriyah zu hören und noch nicht los zu fahren solange du erzähltest, die Tränen die wie ein Wasserfall aus deinen Augen liefen machten dir das sehen schwer und du warst dir sicher dich nicht auf die Straße konzentrieren hätten zu können.

Als du fertig warst mit erzählen fragte sie dich ob es noch irgendwas gäbe was passiert war, doch es gab nichts also verneintest du.

,,Auch nicht sowas?" sie hatte eine Seite in dem Notizbuch aufgeschlagen, die in der dein Großonkel von den kaputten Gegenständen erzählte denen er teils nur knapp ausweichen konnte nachdem Chrollo sie geworfen hatte.

Du schütteltest den Kopf ,,Nein".

Ihre Augenbrauen zogen sich für einen Moment zusammen bis dieser Ausdruck auch wieder verschwand.

,,Hast du dich je in Gefahr oder bedroht in dem Haus gefühlt?" fragte sie und du musstest nicht lange nachdenken um ihr eine Antwort zu geben.

,,Ja,...also teilweise. Wirklich bedroht nicht und auch nicht als ob ich jeden Moment sterben würde, aber ich habe mich oft unbehaglich gefühlt, bedrückt. Die Treppe vom Dachboden ist auf mich runter geschnellt als ich das erste mal dort hoch bin, ich konnte nur knapp ausweichen..." gabst du zu und dachtest weiter nach ob es nicht doch einen oder mehrere Momente gab in denen du dich bedroht gefühlt hattest.

Sicher, deine Nackenhaare stellten sich von Zeit zu Zeit unerklärlich auf aber Frau Abriyah hatte dir bereits erklärt dass sowas völlig normal war wenn sich ein Geist mit im Haus befand, Menschen hätten einen versteckten sechsten Sinn dafür.

Doch auch wenn sich deine Nackenhaare aufstellten fühlte es sich eher so an als ob dein Körper wirklich nur etwas spürte was deine Augen nicht wahrnehmen konnten.

Sie bemerkte wie du nach dachtest.

,,Wie geht es eigentlich deiner Großmutter?" fragte sie nachdem sie dich darum bat loszufahren.

,,Sie ist gestorben, vor einer Weile schon." gabst du als Antwort und Frau Abriyah entschuldigte sich, du versichertest ihr jedoch dass es in Ordnung sei.

Der Bahnhof war am anderen Ende der Stadt, bis zum Haus wären es also gute 30 Minuten Fahrt durch den Verkehr der unausweichlich war.

Als ihr die Hälfte der Strecke geschafft hattet fing Frau Abriyah plötzlich an zu sprechen, davor war es still.

,,(Y/N)" sagte sie und ihre Stimme klang eindringlich und vorsichtig, du warfst ihr einen kurzen Blick zu.

,,Was denkst du ist das Stärkste gefühlt auf dieser Welt?" ihr Blick war Stur auf die Straße Gerichtet, die Hände lagen ruhig in ihrem Schoß.

,,Wut?" - ,,Fast, es ist das zweit stärkste."

Nun warf sie dir einen Blick zu, dein Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen.

Als du gerade das Wort für eine zweite Chance ergreifen wolltest sprach sie weiter.

,,Liebe."

Für einen Moment war es still und du wusstest nicht ob es war weil sie die hohen Baumkronen denen ihr euch nährtet bewunderte oder ob sie ihre nächsten Worte vorsichtig Wählen wollte.

,,In einen Krieg zu ziehen wegen Blinder Wut ist gefährlich, tödlich. Doch der Tod ist nicht die Absicht. Ich bin mir sicher du hast bereits von Liebes Geschichten gehört die ein tragisches Ende haben, Romeo und Julia zum Beispiel. Weil sie im Leben nicht zusammen sein können hoffen sie dass der Tod sie vereint. Als Romeo denkt Julia sei gestorben nimmt er sich selbst das Leben, als diese Aufwacht da ihr Gift sie nicht getötet hat ist sie sogar bereit ein zweites mal den Tod zu entgegen zu gehen was sie auch tut. Beide Sterben ohne jemals die Gewissheit zu haben ob es der Tod sein wird der sie vereinen kann."

Du kanntest die Geschichte von Romeo und Julia, jeder kannte sie.

Wieso erzählte sie dir das also, worauf wollte sie hinaus?

,,Menschen sind bereit ihren Überlebenssinn, den stärksten aller Sinne, zu ignorieren weil es jemanden gibt den sie beschützen und oder haben wollen. Der Tod ist für die Liebe ein nur allzu gern bezahlter Preis, und das bewusst."

Sie machte eine Pause und du konntest sie schwer schlucken hören.

,,Auch Geister empfinden Wut, es ist nicht bewiesen aber wenn sie eine Empfindung haben, können sie auch andere besitzen. Und egal was ich dir jetzt sagen werde, lass es Chrollo nicht wissen dass du es weißt."

Ihr fuhrt in den Wald ein, den Kiesel-Sand weg entlang der durch den Herbst noch immer von Blättern geschmückt wurde.

Kalter Schweiß bildete sich auf deiner Stirn, wieso fühlte Chrollo sich auf einmal so Menschlich an ob wohl du wusstest dass er es nicht war?"

Frau Abriyah sprach weiter nachdem sie eine weitere Pause gemacht hatte die unerträglich schien, anscheinend musste sie sich sammeln.

,,Ich glaube ich weiß warum du nie ein klares Zeichen von Chrollo erhalten hast. Er wollte unentdeckt bleiben um dich so lange wie möglich im Haus zu behalten und ich fürchte dass sobald er genug Energie gesammelt hat dich nicht raus lassen wird wenn es nicht absolut nötig ist bis er sich nicht mehr ans Haus sondern an dich fesseln kann." - ,,W-was wollen Sie damit sagen?"

Du wusstest was sie sagen wollte aber du weigertest dich es wahrzunehmen solange sie es nicht selbst aussprach.

Der Schweiß auf deiner Stirn lief langsam dein Gesicht runter und es fühlte sich so an als würde dein Herz dir in die Hose rutschen.

,,Er möchte dich im Haus behalten weil er anscheinend so etwas wie Liebe für dich empfindet oder mindestens eine gewisse Zuneigung. Ich hatte bereits einen ähnlichen fall wie deinen, dieser Geist hatte sich sehr ähnlich wie Chrollo benommen."

Und da war es, das was sich wie das Ende anfühlte.

,,Und ich fürchte dass diese Liebe die Chrollo zu fühlen scheint stärker ist als dass ich viel gegen ihn Ausrichten kann."

Erneut stiegen dir Tränen in die Augen doch du blinzeltest sie weg.

,,Und was ist wenn sie nichts gegen ihn tun können, muss ich dann umziehen?" fragtest du.

Das wolltest du möglichst vermeiden.

Nicht nur weil du nicht genug Geld hattest diesen Plan überhaupt durchzusetzen sondern auch weil deine Eltern das Haus sicher verkaufen würde.

Der nächste Besitzer würde sich also dann mit Chrollo auseinander setzen müssen.

,,Das kann sein. Sollte es aber Nachmieter geben kann ich nicht dafür garantieren dass diese Chrollo überleben werden. Schon als ich dir gegenüber stand konnte ich spüren wie stark er jetzt ist und ich befürchte dass er genug Energie gesammelt hat um weitaus mehr im Haus zu manipulieren als uns beiden lieb ist. Als ich ihn das erste mal traf war er noch recht schwach und ich unerfahren aber wie es scheint nimmt seine Kraft unglaublich steil zu und ich kann dir nicht versprechen dass meine Erfahrungen dagegen ankommt."

gho(st)²ories (yan./obsessive chrollo x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt