Akt 4, Kapitel 2

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Nachdem du dein Auto in der Einfahrt geparkt hattest bliebst du noch etwas darin sitzen.

Die Kiste mit den Sachen deines Großonkels saß neben dir auf dem Beifahrersitz und für einen Moment starrtest du sie an und dachtest nach.

Gab es wirklich nichts was du gegen Chrollo tun konntest?

War er wirklich so stark dass man ihn nichtmehr aus dem Haus vertreiben konnte wie man ihn rein geholt hatte?

Dabei war das doch irgendwie sowas wie eine Faustregel, wie oft du das schon in Horrorfilmen gesehen und gehört hattest dass ein Geist verscheucht wurde wie er hergeholt wurde.

Wieso klappte das also jetzt nicht?

Nicht, dass du glaubtest dass alles was in Filmen passierte auch wahr war aber wenn du ein Chlichè hättest wahr werden lassen können dann wäre es das gewesen.

Mit einem Seufzen öffnetest du die Autotür, gingst zur Beifahrer Seite und nahmst die Kiste auf den Arm mit der du dann zusammen ins Haus gingst.

Du zwangst dich selbst nicht hoch zum Schlafzimmer Fenster zu sehen, du wusstest ohnehin dass es offen war aber nicht hinzusehen machte das alles etwas unechter.

Ohne auch nur etwas Zeit zu verschwenden gingst du die Treppe hoch in die zweite Etage.

Ein paar Stufen des alten Holzes knarrten laut unter deinen Füßen und du stelltest fest dass deine Sinne geschärft waren.

Nach dem ersten Tag im Haus hattest du das knarrende und quietschende Holz schon ausgeblendet aber jetzt hörtest du es wieder und es war so Ohren betäubend wie beim ersten Mal.

Du verzogst dein Gesicht doch gingst die Treppe weiter rauf.

Jetzt steckte die Truhe, die noch immer mitten im Weg lag, wie eine Nadel in deinem Kopf und du übergingst sie.

Alleine würdest du die Truhe nicht hochbekommen, alleine runter hättest du sie auch nicht gekriegt.

Aber den Karton von deinem Großonkel wolltest du wenigstens hochbringen und falls du dich wirklich dazu entscheiden würdest die Beerdigung in einpaar Tagen zu besuchen dann könntest du nochmal hoch und sie runter hohlen um sie denen zu geben die sich wirklich um ihn kümmerten.

Würdest du aber nicht gehen und sie nicht jetzt hochbringen, dann würde sie auch noch in einer Woche, einem Monat oder sogar einem Jahr irgendwo im Weg stehen und verotten, das wolltest du wirklich ungern.

Die Treppe war noch immer unten weshalb du den Karton einfach nur etwas sicherer mit einem Arm nahmst und dich mit dem anderen als Balance stütze die Treppe hoch bewegtest.

Doch plötzlich fiel es dir auf.

Es war dunkel im Dachboden, viel zu dunkel.

Du hattest die Pappe vor dem Fenster abgemacht, du warst ja sogar gestern noch dort oben und hattest selbst gesehen wie selbst bei der Abend dämmerung nich genug Licht den Raum durchflutete.

Jetzt war es helliger Tag, der Raum dürfte nicht so Pechschwarz sein wie er es jetzt gerade war.

Mit plötzlicher Vorsicht gingst du eine weitere Stufe hoch, spähtest nur mit den Augen auf den Dachboden.

Den Umrissen nach zu Urteilen,die du in der Dunkelheit ausmachen konntest nachdem sich deine Augen daran gewöhnten, waren dass die Kartons die sonst überall herumstanden systematisch vor dem Fenster aufgetürmt worden.

Die Kisten blockten das Fenster nun perfekt, kaum ein Lichtstrahl war in der Lage sich durch diese durch zu kämpfen.

Du musstest nicht lange überlegen um zu wissen was passiert war.

Während du gestern Nacht bewusstlos auf dem Boden gelegen und die Nacht dort geschlafen hattest, hatte Chrollo sich in der Dunkelheit den Dachboden präpariert.

Und du würdest ganz sicher nicht hochgehen, Abir hatte selbst gesagt dass nur Licht dich schützen könnte.

Gerade als du den ersten Schritt auf die nächste untere Stufe machen wolltest, spürtest du einen kalten Atem in deinen Nacken und das Gefühl als würde jemand mit Eiswürfeln über deine Wange fahren.

Du schriest auf und so schnell und sicher wie du konntest beeiltest du dich die Klapptreppe runter.

Als du hoch sahst konntest du im schwachen Licht der zweiten Etage die Glühbirnen hin und her schwanken sehen, aber sonst nichts.

Kurz darauf standest du wieder auf demFußhocker deines Schlafzimmers, drücktest die Treppe und dann die Tür zum Dachboden nach oben und zu.

Diesmal konntest du den Schwung den du brauchtest um einiges besser abmessen und konntest unverletzt vom Hocker runter treten.

Damit dass du die Sachen deines Großonkels, aus offensichtlichen Gründen, nicht mehr auf den Dachboden verstauen konntest war es besiegelt dass du zur Beerdigung gehen würdest.

Wenn du sagen würdest, dass du gerne hättest dass jemand der ihn besser kannte als du sich um seinen letzten Besitz kümmern würde, würde sich sicher jemand bereit erklären dir dieses Problem von den Schultern zu nehmen.

Deinen Eltern hattest du bereits Bescheid gegeben, dass nun auch dein Großonkel verstorben war.

Am Telefon teilten sie dir ihr Mitleid bei und informierten dich darüber wie spät sie morgen bei dir ankommen würden.

Der Besuch deiner Eltern war jetzt schon seit deinem Einzug vor fast einer Woche geplant und ihnen Absagen ohne dass du sie anlügen oder die Wahrheit erzählen musstest war unmöglich.

Beides war jedoch keine Option zu mal es so oder so darauf hinaus laufen würde dass sie die Wahrheit erfahren.

Du warst schließlich immernoch ihr Kind und wenn du ehrlich warst, nicht gut im Lügen.

Den Fußhocker stelltest du zurück ins Schlafzimmer, gemeinsam mit dem Karton.

Was genau du mit der Truhe machen solltest wusstest du nicht, aber irgendwas in deinem inneren sagte dir du sollest sie nicht loswerden.

Es kostete dich sicher fast 10 Minuten die Kiste von einem Ende des Flures zum anderen Ende zu schieben um sie in den Wandschrank zu verstauen.

Dort könntest du nicht mehr über sie stolpern und die Truhe mit ihrem Inhalt würde dir nur noch selten begegnen.

Aber jetzt müsstest du erstmal duschen.

Du musstest die Angst weg duschen, den Schmutz und Schweiß der sich über die letzten Tage angesammelt hatte, die Unsicherheit die sich wie eine zweite Schicht um deinen Körper gelegt hatte.

Als du nur mit einem Handtuch vor deinem Körper aus dem Bad in dein Schlafzimmer tratst, zog ein kalter Wind an deiner Haut  vorbei und automatisch wickelte du das Handtuch etwas enger um dich.

Als du das offene Fenster sahst hattest du dir erst nicht viel dabei gedacht, mittlerweile warst du daran gewöhnt das Chrollo es aus irgendeinem Grund immer wieder öffnete.

Erst als du vor deinem Wandschrank standest und eine Hand nach der einkerbung in der Tür griff, traf es dich wie ein Blitz.

Es war noch immer Hell draußen, es war erst früher Nachmittag, und als du heute Morgen rein gingst und dich umzogst war es zu.

Wie konnte er es also aufmachen?

Die Gänsehaut auf deinem Körper legte sich aber schnell wieder.

Vielleicht gab es immernoch diese Punkte von denen Abir dir erzählte, die Chrollo einfach besser Manipulieren konnte als andere im Haus.

Er hatte schließlich das Fenster auch davor immer geöffnet.

'Ja, das muss es sein. Ich bin immernoch sicher' sagtest du dir und risst mit dem Blick vom Wandschrank abgewandt dessen Tür auf wodurch du den Schatten der dadurch schnell verschwand nicht bemerktest.

gho(st)²ories (yan./obsessive chrollo x reader)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora