33.Kapitel

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Ich hatte keine Kraft mehr.
Ich würde es nicht packen aufzustehen und davon zu humpeln.
Und dass nur wegen meinem Bein.
Er würde mich innerhalb von ein paar Sekunden schnappen und fressen.
Ich schloss meine Augen, da ich nicht dabei zusehen wollte, wie er mich zerfleischen wird.
Kleine Tränen stahlen sich aus meinen Augen und liefen meine Wange herunter.
Sollte ich wirklich nach allem auf so eine Weise sterben?
Sollte das wirklich schon mein Ende sein?
Sollte ich einfach, weil ich davon gelaufen war so damit bestraft werden?
Ich konnte es einfach nicht glauben.
Der Werwolf heulte auf einmal schmerzvoll auf, konnte ich es riskieren zu schauen, oder wollte er genau das erreichen?
Wollte er vielleicht, dass ich ihn ansah, wenn er mir in meine Schulter biss?
Ich musste einfach schauen.
Ich hob meinen Kopf und sah, wie jemand den Werwolf gegen einen Baum warf.
Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es David war.
Er hatte mich wirklich gefunden.
Ich sah, wie er den Werwolf auf den Boden drückte.
Im nächsten Moment hatte er schon seine Zähne im Hals des Werwolfes vergraben.
Ich sah schnell weg, ich wollte das nicht mitansehen.
Nach einer kurzen Zeit spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Ich sah hoch und sah in Davids Augen.

"Ist...ist er weg?", fragte ich ängstlich.
"Ja, du brauchst keine Angst mehr zu haben."

Ich sah mich um und er war wirklich verschwunden.
Ich stand langsam auf und versuchte nicht mein Gipsbein zu belasten.
Ich hielt mich an seinen Schultern fest und drückte ihn an mich.
Ich hatte ihn so sehr vermisst.
Fragt mich nicht warum, doch in seiner Nähe fühlte ich mich wohl.
Ich weinte immer noch ein bisschen, doch ich hatte mich schon etwas beruhigt.
Der Werwolf war nicht mehr da.
Er war tot.
Nach einiger Zeit, als ich mich wieder beruhigt hatte, löste ich mich von ihm und hielt mich aber trotzdem noch an ihm fest.
Er nahm mich auf seinen Rücken und hob die beiden Krücken auf, die auf dem Boden lagen und in seiner anderen Hand nahm er meine Tasche.
Dann trug er mich zu sich nach Hause.
Auf dem Weg dorthin kuschelte ich mich noch näher an ihn und roch seinen vertrauten Duft.
Ja er war mir immer noch vertraut.
Und daran konnten diese fehlenden Erinnerungen auch nichts ändern.

"Bist du sauer auf mich, dass ich weggelaufen bin?", fragte ich ihn.

"Nein, bin ich nicht, hast du den noch Angst vor mir dass ich dir etwas antue?"
"Nein, sonst würdest du mich jetzt nicht tragen dürfen. Danke."
"Wofür? "

"Das du mich gerettet hast und mich jetzt trägst, ich glaube ich hätte nicht die Kraft dazu selbst zu laufen."

"Gerne."

"Was ist wenn ich nur die schlechten Erinnerungen zurückbekomme und nicht die guten?"
"Wirst du nicht. Ich glaube du hast schon fast alle schlechten Erinnerungen wieder zurückbekommen. Ich hab vielleicht eine Idee."
"Und die wäre?"

"Ich gehe morgen mit dir zu einem Ort wo du schon einmal warst und du von diesem Ort nur gute Erfahrungen hast."
"Okay, aber was ist wenn ich keine Erinnerungen mehr bekomme?"

"Das hast du doch bestimmt schon einmal gedacht, ich kenne dich, aber du hast danach doch noch ein paar Erinnerungen bekommen oder?"
"Ja hab ich."
"Siehst du. Wir sind gleich da."
"David?"
"Ja?"
"Warum hast du mich damals gebissen und geschlagen?"

"Weil ich überfordert war. Ich hatte dich ja entführt und ich wusste einfach nicht wie ich damit umgehen sollte.
Ich glaube das lag auch daran, dass ich dich damals noch nicht so mochte wie jetzt.
Ich habe an das Prägen erst nicht geglaubt, doch ich war trotzdem immer bei dir.
Es war, als würde ich förmlich von dir angezogen werden.
Ich konnte an nichts anderes als an dich denken.
Und ja, als du bei mir warst habe ich es gefühlt, dass ich etwas für dich empfinde, was ich noch nie zuvor empfunden hab."

"Oh aber was meinst du mit prägen?"
"Ich habe es dir schon einmal erklärt, du sollst dich am besten selbst daran erinnern."

"Okay sind wir bald da?"
"Ja."

Ich hob meinen Kopf und sah, dass wir schon vor dem Haus standen.
Er ging in das Haus, ins Wohnzimmer genauer gesagt.

"Du kannst mich jetzt herunterlassen."

Was er dann auch tat.
Er legte meine Krücken neben die Couch und meine Tasche nebendran.
Er setzte mich auf die Couch und fragte mich:" Hast du Hunger oder Durst?"

Ich nickte.
"Beides."

Er nahm meine Tasche und trug sie wahrscheinlich in sein Schlafzimmer.
Dann hörte ich, wie er in die Küche ging und ein paar Lebensmittel aus dem Kühlschrank holte.
Ich nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.
Der Bildschirm war schwarz.
Ich drückte auf Play.

Entführt von einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt