50.Kapitel

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Nach einiger Zeit war ich wieder komplett bei vollem Bewusstsein.
Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich immer noch das blutgefärbte weiße Kleid trug und die tiefe Wunde, die ich mir selbst zugefügt hatte war schon wieder verschwunden.
Der Vorteil wenn man ein Engel war.
Ich hatte nun herausgefunden, dass wenn etwas in meiner Haut drinsteckte meine Haut sich nicht von selbst regenerieren konnte.
Ich vermutete, dass Dylan oder auch David mir die Flüssigkeit gegeben hatte, sodass die Wunde schneller verheilen konnte.

Ich blickte mich in dem Zimmer um, indem ich mich befand.
Ich war immer noch in diesem Raum, indem ich vor wahrscheinlich einer halben Stunde versucht hatte mich umzubringen.
Die Scherben waren alle verschwunden und ich war alleine in dem Raum.
Also konnte es nicht David gewesen sein, der mich vor meinem Tod bewahrt hatte, oder?
Ich meinte, sonst wäre er doch mit mir geflohen.
Oder Dylan hatte ihn erwischt und hatte ihm was auch immer angetan.
Nein.
Nicht dran denken Lucy.
Er lebte noch und ihm ging es gut.
Ich vergrub meinen Kopf auf meinen Knien und umklammerte meine Beine mit meinen Händen. Ein Schluchzer entrann meiner trockenen Kehle.
Und die Tränen liefen mal wieder meine Wange herunter.
Das Gefühl war mir nun so vertraut.
Doch mir wäre es lieber, wenn mir das Gefühl, dass ich glücklich war bekannt wäre.
Was ich nicht alles dafür geben würde endlich mit David wieder glücklich zu sein.
Doch es musste nun mal Höhen und Tiefen in einem Leben geben.
Es konnte nicht immer alles gut sein.
So war die Welt nicht.
Es wird immer Hass, Eifersucht und Krieg geben aber auch Glück und Liebe.
Ich konnte es fühlen.
Ich spürte förmlich, wie mein Lebensfaden, der mich am Leben hielt immer dünner wurde.
Ich würde bald sterben, bald war es soweit.
Ich zuckte zusammen, als die Tür aufging.
Bitte lass es David sein, bitte lass es David sein.
Doch wie zu erwarten gewesen war es Dylan.
Jetzt war es soweit.
Er würde mich abholen.
Er würde mich zu meinem Todesort führen.

"Ach Lucy, was machst du nur für dumme Sachen. Du wirst noch früh genug sterben keine Sorge, aber ich werde dich ausgesaugt haben und nicht, dass du dir deine Pulsadern aufgeschnitten hast und du einfach so gestorben bist."

"Bitte lass mich gehen", schluchzte ich obwohl ich wusste, dass er das niemals tun würde, aber ich musste Zeit schinden.
Jede Sekunde war wertvoll.
Er kam näher auf mich zu und kniete sich vor mich.
Er kam mir immer näher und schob einer meiner Haarsträhnen hinter mein Ohr.

"Niemals", flüsterte er in mein Ohr, " und jetzt komm, es ist bald soweit."

Ich stand langsam mit wackligen Beinen auf und klammerte mich an Dylans Arm fest, da ich nicht umkippen wollte.
Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.
Ich achtete nicht auf meine Umgebung, wieso sollte ich auch?
Nach gefühlten 5 Minuten waren wir da.
Der Ort, den ich als letztes in meinem Leben sehen werde.
Wir befanden uns in einem Garten.
Über uns leuchtete der Vollmond gespenstisch.
Ein eiskalter Schauer lief mir über meinen Rücken, ich schlang meine Arme um meinen Körper.
Ich begann leicht zu zittern, ich hatte es bald geschafft, ich würde das,was jetzt auf mich zukam einfach durchstehen und dann...
Ja was war dann?
Dann werde ich tot sein und ein paar Meter tief unter der Erde liegen.
Meine Augen füllten sich mit Tränen.
Nicht weinen.
Ich durfte keine Schwäche zeigen.
Nicht jetzt.
Nie wieder.

"W-w-wie viel Uhr h-h-haben w-w-wir?", jetzt fing ich schon an zu stottern vor Angst was passierte wohl als nächstes?
Würde ich zusammenbrechen?
Aus Angst einen Herzinfarkt erleiden?

"Es ist fünf vor Zwölf. Ich würde mal sagen wir fangen langsam mit dem Ritual an."

Er trat zu einem Tisch auf dem ein Buch lag, davor standen ein paar Kerzen, die den Tisch erleuchteten.
Dylan begann irgendetwas auf Lateinisch zu sprechen.
Ich hörte nicht hin, wieso auch?
Ich hatte damals Französisch gehabt in der Schule und nicht Latein.
Die letzten fünf Minuten meines Lebens.
David würde es nicht schaffen.
Er war zu spät viel zu spät.
Es waren gerade mal 4 Minuten vergangen und Dylan stand nun vor mir.
Naja, ich vermutete, dass es vier Minute waren, woher sollte ich das auch wissen?
"Deine letzte Minute hat begonnen Lucy, noch irgendwelche letzten Worte?"

Ich schüttelte meinen Kopf.
Wieso auch?
Wieso sollte ich ausgerechnet zu ihm etwas sagen?

"Nur noch eine halbe Minute", flüsterte er in mein Ohr.

Ich hielt es nicht mehr aus. Die Tränen strömten nur so aus meinen Augen heraus.
Ich war schwach viel zu schwach.
" 5, 4, 3, 2, ...", und anstelle der eins versenkte er seine messerscharfen Zähnen in meinem Hals.
Die Kirchenglocke schlug 12-mal.
Ich schrie vor Schmerz laut auf, als er noch tiefer seine Zähne in meiner Haut vergrub.
So einen Schmerz hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gespürt, David war ja noch einigermaßen vorsichtig gewesen, doch Dylan nahm keine Rücksicht auf mich, sein einziges Ziel war all mein Blut aus mir zu saugen.
Langsam verschwamm die Welt um mich herum, ich nahm nur noch diesen Schmerz war.
Ich dachte an David, ich versuchte mich abzulenken, er sollte das letzte sein, an das ich dachte.
Ich liebte ihn so verdammt sehr.
Er war ein Engel.
Ein wunderschöner Engel.
Diese kurze Zeit mit ihm war die Schönste in meinem ganzen Leben.
Ich hatte mich geliebt gefühlt.
Geliebt gefühlt von dem Menschen, denn ich am meisten liebte.
Doch alles Gute musste mal ein Ende haben.
Aber wieso jetzt schon?
Lebten Engel auch unendlich?
Ich vermutete es, doch erfahren werde ich es nicht, da ich nicht unendlich leben werde.
Ich hoffte, dass er gut über meinen Tod hinweg kam und glücklich wurde. Er sollte heiraten und Kinder kriegen.
Das wünschte ich ihm, da er mir so viel geschenkt hatte.
Er hatte mir sein Herz geschenkt, doch ich konnte nicht weiter darauf aufpassen.
Ich werde gleich gehen.
Die Welt verlassen, ohne diesen wundervollen Menschen, denn ich so sehr liebte.

Ich spürte es, ich konnte es fühlen.
Gleich war es soweit.
Ich fühlte mich fast leer, mein Herz schlug nur noch sehr langsam.
Ich liebe dich David, dachte ich und landete auf dem Boden.

David's P.O.V

*5 Minuten zuvor*

Wir waren gleich da, in die nächste Straße links abbiegen und dann waren wir da.
Es durfte noch nicht zu spät sein.
Wir blieben vor meinem alten Zuhause stehen, Zeit blieb keine um es genauer zu betrachten.
Ich bemühte mich erst gar nicht zu klingeln oder zu klopfen und trat die Tür ein.
Grayson dicht hinter mir.
Ich hatte mich als Kind schon in diesem Haus sooft verirrt, wie sollte ich sie jetzt dann bitte schnell finden?
Der erste Ort, an dem ich suchte war unser Gästezimmer.
Die Tür stand offen und ich trat ein, doch das Zimmer war leer, doch das Bett war ungemacht.
Sie musste in diesem Zimmer eingesperrt gewesen sein.
Doch wo war sie nun?
Und dann hörte ich es.
Einen Schrei.
Ihren Schrei.
Ich folgte diesem Schrei und sah das Schlimmste, dass ich jemals in meinem Leben gesehen hatte.
Meinen Bruder.
Mein eigener Bruder saugte sie aus.
Meinen Engel.
Mit jedem Gedanke wurde ich noch wütender.
Ich sah Dylan in die Augen, sowas würde ich nie wieder meinen Bruder nennen.
Und schon in der nächsten Sekunde hielt ich seinen Hals umklammert und drückte zu.
Er ließ sie zu Boden fallen.

"WIESO TUST DU IHR UND MIR DAS AN?"

"Aus Rache, du weißt bestimmt noch wieso."

"JA ICH WEIß, ICH HAB MICH SCHON SOOFT BEI DIR ENTSCHULDIGT DOCH DU, DU WILLST SIE UMBRINGEN.
DOCH ES WIRD SIE AUCH NICHT MEHR ZURÜCKBRINGEN SIE IST TOT."

Ich drückte noch fester zu.

" Sie ist ein Engel. Ich wollte ihr Blut haben um mächtiger zu werden und dich zu vernichten.
Doch du hast es noch geschafft, ich konnte das Ritual nicht beenden.
Doch sie", sagte er und schaute zu Lucy auf dem Boden "ist tot. Mit diesem Rest an Blut, das in ihrem Körper war, konnte sie nicht überleben, oder hörst du ihr Herz noch schlagen?"

Ich lockerte meinen Griff um seinen Hals und schlug ihm in sein Gesicht.
Grayson würde sich schon um ihn kümmern, sie war jetzt wichtiger.
Ich kniete mich zu ihr auf den Boden und hörte, ob ihr Herz noch schlug.
Doch Dylan hatte Recht.
Er hatte verdammt nochmal Recht ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen und meins brach mit jedem weiteren Gedanken, dass sie tot war.
Ich schrie in die Nacht hinaus und unzählige Tränen strömten aus meinen Augen heraus.
Sie durfte nicht tot sein.

"Ich liebe dich Lucy und das werde ich immer tun."

Entführt von einem Vampirजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें