43.Kapitel

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Mittlerweile war er wieder gegangen.
Er hatte mein immer noch gefesseltes ich mit tausend Fragen an ihn zurückgelassen.
Die immer noch unbeantwortet waren.
Ich verstand immer noch nicht, was er von mir wollte, doch ich hoffte sehr, dass ich es sehr bald erfahren würde und David mich finden würde.
Ich brauchte David.
Ich brauchte ihn im Moment so sehr.
Ich vermisste ihn so sehr.
Ich brauchte seinen starken Arme um meinen Körper, die mich vor allem beschützten.
Ich brauchte seine Stimme, die mir versicherte, dass alles wieder gut wird.
Ich brauchte seine Hand, die beruhigend meinen Rücken hoch und runter strich.
Oh Gott wie sehr ich ihn nur brauchte und vermisste, doch er war so weit weg von mir.
Wir hatten uns doch gerade erst wieder gefunden und jetzt?!
Saß ich in einem dunklen, stinkenden Keller fest.
Ich fühlte mich einsam und traurig in diesem großen dunklen Raum.
Wenn ich nur wüsste, was Dylan von mir wollte und was der Grund war, warum er das tat.
Vielleicht konnte ich ihn ja dann besser verstehen und eine Lösung finden.
Doch er schwieg wie ein Grab.
Mein Magen fing an zu knurren und mein Hals war schon ganz trocken.
Wie lange war es her, als ich das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hatte?
Kein einziges Licht drang durch die Türöffnung.
Und es roch hier stark nach verfault.
Ich war irgendwie auch sehr froh, dass hier kein Licht war, denn ich wollte nicht sehen, um was es sich handelte.
Ich beschloss meine Augen zu schließen, da ich sowieso nichts sehen konnte.
Ich versuchte mich zu entspannen und an etwas anderes zu denken.
Doch es war schwer diesen bestialischen Geruch und dieses Hungergefühl auszublenden.
Doch ich dachte daran, wie es wäre, wenn David genau in diesem Moment die Tür öffnen würde, zu mir rennen würde und mich endlich befreien würde.
Wie er meine Fesseln schnell öffnete und mich an sich zog.
Wie sich seine Arme um meinen Körper schlossen und mich nie wieder gehen ließen.
Wie er mir sagte, wie sehr er mich vermisst hatte, wie froh er war mich gefunden zu haben und wie sehr er mich liebte.
Und dann würde er mich hier herausbringen und wir würden glücklich bis an unser, naja besser gesagt mein Lebensende leben.
Es wird uns nichts mehr Schlechtes wiederfahren und wir konnten einfach glücklich sein.
Doch es würde nicht so kommen.
Mein Leben war kein Märchen und es würde auch nie eins sein.
Die Zeit mit David war zu gut um wahr zu sein.
Aber was war, wenn David wirklich hier auftauchen würde aber mich nicht rettete?
Denn er wusste nicht, dass sein eigener Bruder meinen besten Freundinnen das angetan hatte.
Was war wenn er mich doch nicht so sehr liebte, wie seinen Bruder und auf seiner Seite stand?
Und die beiden mich dann zu Tode quälten.
Denn was war stärker Blut oder die große Liebe?
Ich dachte zumindest, dass ich die große Liebe für ihn war, denn er war ganz offensichtlich meine.
Ich konnte mir mein Leben einfach nicht mehr ohne ihn vorstellen.
Aber war ich ihm wirklich wichtiger als sein eigener Bruder?

Ich meinte, ihn kannte er schon seit 111 Jahren und mich erst vielleicht so ein halbes Jahr. Und ein halbes Jahr war für einen Vampir nichts gegen seine Unendlichkeit.

Ich merkte wie meine Augen schwerer wurden und ich schon wieder einschlief, doch nehmt es mir nicht übel, was sollte ich denn sonst machen?

Das nächste Mal, als ich wach wurde, war als die Kellertür quietschend aufging und Dylan mit einem bösen Grinsen eintrat.
Er kam mit langsamen bedrohlichen Schritten auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen.

"Na hast du dich ein bisschen erholt und eingelebt?"
Ich presste meine Lippen aufeinander.
Meine Kehle war zu trocken ich konnte und wollte einfach nicht sprechen.

"Ach Lucy, ES IST UNHÖFLICH JEMANDEN NICHT ZU ANTWORTEN", schrie er mich an und trat mir in meine Magengrube.
Ich stöhnte schmerzvoll auf, krümmte mich und übergab mich auf seine Schuhe.
Doch es war keine Nahrung, die ich da erbrochen hatte, wie denn auch?
Es war Blut.
Blut, das nun an seinen Schuhen herunterlief und auf den Boden tropfte.

"DU MISTSTÜCK."

Er wollte schon wieder auf mich eintreten, also duckte ich mich so gut es ging.

"Bitte hör auf. Bitte es tut mir leid. Nur bitte schlag oder trete mich nicht mehr. Ich mache alles, wirklich alles was du von mir verlangst, doch bitte hör auf.", flüsterte ich leise.

Meine Tränen strömten ohne Unterbrechung aus meinen Augen und tropften auf meine nackten Arme.
Sie waren kalt.
Genauso kalt wie die Person, die gerade vor mir stand.
Wie konnte ein Mensch nur so kalt und herzlos sein?
Hatte er überhaupt ein Herz?
Doch das sollte ich lieber nicht fragen, ich wollte nicht schon wieder geschlagen und getreten werden.
Er drehte sich um und hob ein Glas und eine Flasche Wasser auf, die neben ihm auf dem Boden standen.
Er schenkte in das Glas, das Mineralwasser, kniete sich vor mich und hielt es mir vor meinem Mund.
Er hob leicht meinen Kopf mit der einen Hand und mit der anderen führte er das Glas zu meinen Lippen.
Ganz leicht kippte er das Glas und ich trank das angenehm kühle Wasser.
Es tat so gut endlich wieder etwas zu trinken.
Als das Glas leer war stellte er es auf den Boden ab.
Ich sah ihn weiterhin lauernd an.
Wartend, was er als nächstes tun würde.

"Siehst du Lucy, ich kann auch nett zu dir sein."
Ich nickte nur und sagte: "Danke."

Er nickte mir nur zu und stand wieder auf.
Er lief ein paar Schritte, doch dann blieb er abrupt stehen und drehte sich zu mir um.

"Ich bin bereit dir alles zu erzählen, die ganze Geschichte warum du hier bist und was ich von dir will, aber nur wenn du endlich ein braves Mädchen bist."

Entführt von einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt