37.Kapitel

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Mia und Sophia lagen blutverschmiert auf dem Bett, ihre Kleidung hing in Fetzen an ihren Körpern herunter. An ihren Hälsen waren Bisswunden.
Und ihre Augen waren weit aufgerissen, besser gesagt was von ihren Augen übrig geblieben war.
Jemand hatte ihnen ihre Augen herausgerissen.
Das Lacken war rot, voller Blut von den beiden.
Ich wollte am liebsten raus rennen und kotzen, doch ich musste jetzt stark bleiben.
Ich fühlte mich leer.
Als wären alle Gefühle aus mir herausgesaugt worden.
Ich empfand im ersten Moment gar nichts.
Ich stand stocksteif da, und erst da realisierte ich, dass es vielleicht noch Hoffnung gab, wenn die beiden noch atmeten.
Doch wie sollten sie, so wie sie jetzt aussahen noch leben?
Ich löste mich aus meiner Schockstarre und ich fühlte es, den tiefen Schmerzen in meinem Herzen, meine Augen die langsam nass wurden und mein Körper der anfing zu zittern.
Ich lief so schnell ich konnte auf sie zu und schluchzte.
Wer hatte ihnen so etwas angetan?
Unzählige Tränen strömten aus meinen vor Schreck geweiteten Augen und tropften auf das Bettlacken.
David stand hinter mir, denn ich spürte seine Hand an meiner Hüfte.
David trat näher ans Bett, um bei beiden den Puls zu fühlen.

"Sind sie, sind die beide tot?", fragte ich ängstlich.

Ich hatte Angst vor der Antwort.
Obwohl ich sie schon längst kannte.
Doch ich brauchte die Bestätigung.
Er nahm mich in seine starken Arme.

"Ja, sind sie."

Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und weinte sein T-Shirt voll.
Es fühlte sich so an, als wäre ein Teil meines Herzens herausgerissen worden.
Und jetzt war dort eine klaffende Wunde in meinem Herzen.
Die Tränen strömten nur so aus meinen Augen heraus, ich konnte und wollte sie nicht aufhalten.
Warum ausgerechnet meine beiden Freundinnen.
Sie waren die besten Freundinnen, die man haben konnte.
Sie trösteten mich, wenn es mir schlecht ging, mit ihnen konnte man viel Spaß haben und sie waren immer für mich da gewesen.

Flashback

Ich war nach einer Woche zum ersten Mal wieder aus dem Haus gegangen.
Mein Herz schmerzte immer noch.
Wie konnte er mir das nur antun?
Ich war gerade auf dem Weg zu Mia und Sophia.
Wir wollten uns einen schönen Filmabend mit Eis machen, sodass ich Liam wenigstens für ein paar Stunden vergessen konnte.
Ich hatte ihnen bisher nur in Kurzfassung übers Handy geschrieben was passiert war.
Gerade stand ich vor Mias Tür, die sie, nachdem ich geklingelt hatte auch sofort aufmachte.
Das erste, das sie tat war mich zu umarmen.
Ich fing an zu schluchzen und schon strömten die ersten Tränen aus meinen Augen.

"Komm erstmal rein."

Ich lief neben ihr in das kleine Wohnzimmer.
Sophia saß schon auf dem Sofa und auf dem Tisch lagen schon sehr viele Filme.
Ich setzte mich neben Sophia, die beruhigend einen Arm um mich legte.
Mia setzte sich auf die andere Seite.

" Und jetzt sagst du uns erst einmal was dieser Scheißkerl gemacht hat."

Ich begann zu erzählen und als ich geendet hatte, sahen sie mich mitleidig und hasserfüllt zugleich an.
Hasserfüllt wegen Liam.
Es tat so gut mit jemanden darüber zu reden, es fühlte sich etwas befreiend an.
Meinen Eltern musste ich das zum Glück nicht sagen, sie wussten noch nicht einmal, dass ich einen Freund hatte.
Und das war auch besser so.
Sie waren im Moment nicht zu Hause und nur Isabelle hatte es gemerkt, dass etwas mit mir los war, Emily war noch zu jung dafür.
Sie wusste, dass ich traurig war und fragte mich immer nach dem Grund, doch immer wieder sagte ich ihr : Du verstehst es nicht, ich werde es dir erklären wenn du älter bist.

"Wo wohnt dieser Scheißkerl gleich nochmal?"
"Sophia nein, aber danke."
"Ach süße. Eines Tages wirst du deinen Prinzen finden."

Sie nahmen mich beide noch einmal in ihre Arme und strichen mir beruhigend über meinen Rücken.

" Und jetzt hast du genug wertlose Tränen wegen diesem Arschloch verschwendet. Es wird Zeit, dass du wieder lachst."

Mia und Sophia gaben sich irgendein Zeichen und auf einmal fingen sie an mich zu kitzeln.
Ich war soooo kitzlig.
Ich musste einfach lachen.
Und das zum ersten Mal nach einer Woche.
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"Sch...es wird alles gut, glaub mir."
" Nein...wird es nicht.", brachte ich mit viel Kraft in der Stimme heraus, sodass man es einigermaßen verstand.
Wer tat den bitte so etwas?
Warum hatte derjenige,  wer auch immer den beiden das angetan hatte, das gemacht?
Warum brachten Menschen andere Menschen um?
Ich konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich könnte niemals einen Menschen umbringen, ich würde davon nur Alpträume bekommen und immer wieder würde sich mein Gewissen melden, was ich doch für einen großen Fehler gemacht hatte.
Und bis ich selbst Tod wäre, würde ich mir mein ganzes Leben lang Vorwürfe machen. Es mag vielleicht sein, dass andere das anders sahen, doch das war meine Meinung dazu.

Jeder Mensch hatte das Recht zu leben, sogar derjenige der Mia und Sophia umgebracht hatte, denn jeder macht einmal Fehler, und derjenige sollte lieber ins Gefängnis kommen und über seinen Fehler nachdenken, als dass er umgebracht wird.
Ich bekam fast keine Luft mehr vom vielen Weinen.
Doch ich konnte einfach nicht aufhören.
Ich löste mich langsam von David und trat neben die beiden.

"Was machen wir jetzt? Sollen wir die Polizei rufen?"
"Ja."

David holte sein Handy heraus und tippte die Nummer der Polizei ein.
Er verließ den Raum, um ungestört
reden zu können.
Ein paar Minuten später war er wieder da und sagte mir, dass die Polizei in ein paar Minuten da sein würde.
In der Zeit ging ich ins Badezimmer um mein verschmiertes Make-up wegzumachen.
Ich sah in den Spiegel und wünschte mir ich hätte es nicht getan.
Ich sah einfach nur schrecklich aus.
Meine Augen waren rot und verheult und meine Augen sahen aus wie die Augen eines Pandas.
Ich nahm mir ein Tuch und wischte mir die Schminke ab.
Danach machte ich mir noch einmal meine Haare, da sie ganz unordentlich waren.
Ein letzter Blick in den Spiegel genügte und ich sah, dass ich wieder fast normal aussah.
Ich ging wieder zu David ins Zimmer, der am Fenster stand und hinausblickte.

" David?"
"Ja?"
"Weißt du wer den beiden so etwas angetan hat?"
"Nein, leider nicht, aber ich hoffe die Polizei findet es heraus, die müssten auch gleich kommen."

Auf dem Nachttisch lag ein Blatt, was mir noch nie zuvor aufgefallen war.
Da ich wusste, dass dieses Blatt vom Mörder sein konnte und wenn ich es so anfasste die Spuren verwischen konnte, holte ich mir ein paar Lederhandschuhe aus dem Schrank.
Ich nahm das Blatt in die Hand und öffnete es langsam.
Die Farbe der Schrift war bestimmt nicht die von einem Füller, eines Buntstiftes oder was auch immer.
Es handelte sich hier um Blut.
Das schon ein bisschen verlaufen war, doch man konnte immer noch den Text darauf erkennen.
Ich las ihn laut vor, sodass es auch David hören konnte.

Das war erst der Anfang.

Ich ließ das Blatt fallen.
Nein, bitte nicht, es sollen nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben.
David stand auf einmal direkt hinter mir und hinderte mich daran umzukippen.

" Es wird alles gut, ich bin für dich da und werde dich beschützen."
"Bist du dir sicher dass alles gut wird?"
"Ich weiß es nicht."

Entführt von einem VampirWhere stories live. Discover now