Brandt Havertz 6/7

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Pov. Julian:

Kopflos rannte ich durch unser Haus und wartete auf Kais Mutter, welche eigentlich schon längst da sein wollte. Mittlerweile war der Rettungswagen bereits seit dreißig Minuten weg und ich konnte ihm nicht hinterher fahren, weil Juna sonst alleine wäre. Ich wusste einfach nicht, was los war und das machte mich schlicht und ergreifend verrückt. Ging es unseren beiden Babys gut? Hatten wir etwas falsch gemacht oder übersehen? Nervös setzte ich mich auf einen Küchenstuhl und wippte mit einem Bein auf und ab, während ich Juna in den Armen hielt und veruchte, zumindest für sie ruhig zu bleiben. Als es klingelte, sprang ich sofort aauf und öffnete die Tür. Wie erwartet, stand Kais Mutter, ebenfalls total besorgt, vor der Tür.
"Was ist passiert?", wollte ich panisch wissen und stürmte direkt ins Haus.
"Ich weiß es nicht", antwortete ich in derselben Tonlage," Ich war beim Training, als er mich angerufen hat und meinte, dass es ihm total schlecht geht und er große Schmerzen hat. Da bin ich sofort hierher gekommen und wusste mir nicht anders zu helfen als den Rettungsdienst zu rufen. Er hat sich die letzten Tage schon nicht so gut gefühlt, aber wir dachten, er hat sich einfach nur erkältet oder so."
"Oh Gott", murmelte sie.
"Es tut mir wirklich leid. Ich wollte das doch nicht", entschuldigte ich mich schuldbewusst.
"Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Du kannst doch nichts dafür", erwiderte Kais Mutter und strich einfühlsam über meinen Arm," Das Wichtigste ist jetzt, dass es Kai und den beiden Kleinen gut geht. Und deswegen lass ich jetzt auf Juna auf und du fährst hinterher ins Krankenhaus, okay?"
Nickend drückte ich Juna noch schnell einen Kuss auf die Stirn und schnappte mir dann meine Autoschlüssel.
"Melde dich wenn du etwas weißt", rief meine Schwiegermutter mir noch hinterher. "Mach ich", versprach ich, ehe ich hinter der Tür verschwand und schnellstmöglich in mein Auto stieg, um zur Klinik zu rasen.
Dort angekommen fragte ich an der Rezeption sofort nach Kai, doch man konnte mir nichts sagen außer dass ich im Wartezimmer Platz nehmen und auf weitere Informationen warten sollte. Ich konnte aber nicht still sitzen; ging immer auf und ab und kaute auf meiner Unterlippe rum. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen; immer wenn ich einen Blick auf die Uhr erhaschte, waren gerade mal fünf Minuten vergangen. Ich machte mir die größten Vorwürfe. Warum hatte ich ihn nicht schon vorher hierher gebracht? Hätte ich dann etwas verhindern können? Ging es Kai und den beiden gut?
Total in Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht, wie eine Ärztin ins Wartezimmer getreten war.
"Herr Brandt?", sprach sie mich an, woraufhin ich mich augenblicklich zu ihr umdrehte. "Ja?"
"Sie gehören zu Herrn Havertz, richtig?"
"Genau", antwortete ich," Was ist mit ihm? Geht es ihm und den Zwillingen gut?", wollte ich wissen.
"Ja, es geht ihnen den Umständen entsprechend gut", entwarnte sie. Erleichtert atmete ich aus. Ein Glück.
"Aber es gibt dennoch Komplikationen", fuhr sie fort," Ihr Freund hat eine Schwangerschaftsvergiftung. Das ist eine Anpassungsstörung des Körpers an die Schwangerschaft."
"Was?", fragte ich fassungslos.
"Bei einer Schwangerschaftsvergiftung
Hat der Körper Schwierigkeiten sich an die Veränderung während der Schwangerschaft anzupassen, weil er die Veränderungen nicht kennt. Er versucht sozusagen die Schwangerschaft abzubrechen und das Kind loszuwerden. Daher auch die Symptome wie Schmerzen im Oberbauch, hoher Blutdruck oder Schwindel und Kopfschmerzen.", führte sie ihre Erklärung weiter aus.
Perplex starte ich sie an. "Und was bedeutet das jetzt?", wollte ich von ihr wissen. Gedanklich malte ich mir schon die größten Horrorszenarien aus. Was wenn unsere Kinder das nicht überleben würden oder Kai bleibende Schäden davon tragen würde?
"Generell ist eine Schwangerschaftsvergiftung gut medikamentös zu behandeln."
"In der Regel?", hakte ich verwirrt nach.
"Nun, Ihr Freund leidet an einer eher schweren Form einer Schwangerschaftsvergiftung, hinzu kommt zum Einen dass er ein Mann ist und zum Anderen dass Sie Zwillinge erwarten."
"Und was bedeutet das?", fragte ich voller Angst um meinen Freund und meine ungeborenen Kinder.
"Wir würden ihn gerne stationär aufnehmen und versuchen, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange uns das gelingen wird, aber wir geben unser bestes. Zudem senken wir mit Medikamenten den Blutdruck."
Geschockt sah ich sie an. Hieß das, dass nicht klar war,ob unsere Babys das  ohne Schäden überleben würden?
"Bedeutet das, dass unsere Kinder in Gefahr sind?"
Die Ärztin seufzte auf.
"Das kommt darauf an, wie lange wir die Schwangerschaft aufrecht erhalten können. Jeder Tag, den die Babys nicht auf die Welt kommen, ist kostbar. Wenn sie jetzt auf Die Welt kommen würden, wäre ihre Überlebenschance nicht sehr hoch."
"Oh mein Gott", hauchte ich fassungslos. Ich konnte es einfach nicht glauben.
Diese Nachrichten waren zu viel für mich. Es könnte sein, dass wir unsere Zwillinge jetzt noch verlieren.
"Weiß.... weiß Kai schon davon?"
Die Ärztin nickte. "Ja, bevor ich zu Ihnen gegangen bin, habe ich ihn über die Diagnose informiert."
Ich nickte kurz. "Darf ich zu ihm?"
"Natürlich", lächelte sie höflich," Bitte achten Sie auch darauf, Stress und Aufregung zu vermeiden, okay?"
"Mache ich", versprach ich und verließ den Raum, nachdem sie mir noch die Zimmernummer gesagt hatte und wir uns verabschiedet hatten, um zu Kai zu gehen. Auf dem Weg dahin, rief ich mich kurz seine Mum an, um ihr die eher schlechten Neuigkeiten zu überbringen.
Sie war mindestens genauso geschockt und besorgt wie ich und versprach auch, den Rest der Familie zu informieren.
Vor Kais Zimmertür angekommen atmete ich noch einmal , er ich kurz an der Tür klopfte und dann die Klinke vorsichtig herunterdrückte.
Kai lag in einem Bett, umgeben von ein paar Geräten, die leise Geräusche und regelmäßiges Piepen von sich gaben.
Kai sah erschöpft aus, er weinte leise vor sich hin und hatte seine Arme um seinen Bauch gelegt. "Hey", kam ich langsam auf ihn zu.
Kai blickte auf und sah mich aus verweinten Augen an. "Jule", schluchzte er nahezu verzweifelt.
"Hey, ich bin da", sagte ich behutsam, nachdem ich mich auf der Bettkante niedergelassen hatte," Ich bin bei dir. Ich lasse dich nicht alleine. Versprochen."
"Was, wenn die Beiden das nicht überleben?", schluchzte er wieder.
"Das werden sie", versuchte ich ihn zu ermutigen komma während ich über seine wange strich," Sie sind stark. Genauso stark wie du."
" Ich habe Angst Jule. Warum haben wir das nicht früher bemerkt? Vielleicht stände das dann nicht so schlimm um die beiden."
" Das ist totaler Quatsch Harvy. Wir hätten es nicht früher können. Wir dachten es ist eine Erkältung und das ist auch vollkommen in Ordnung. Wir können es jetzt nicht mehr ändern und müssen jetzt alles daran setzen, dass die beiden solange wie möglich in deinem Bauch bleiben. Und das schaffen wir. Du bleibst hier und ruhst dich aus und Juna und ich kommen dich so oft wie möglich besuchen."
Kai nickte leicht, schien mit den Gedanken jedoch woanders zu sein.
"Das wird schon, mein Schatz", flüsterte ich leise, während ich sanft über seinen Bauch strich.
"Die Beidem werden gesund und munter auf Die Welt kommen, da bin ich mir sicher. Die Ärzte hier passen gut auf euch auf." Wieder nickte er.
"Und wie willst du das schaffen Jule? Du hast Training, Spiele und andere Termine. Wie willst du da rund um die Uhr auf Juna aufpassen?", äußerte der Jüngere seinen nächsten Einwand. "Deine Eltern helfen uns bestimmt und ich kann Jannis und Jascha mal fragen, ob sie Zeit haben, sich mal um sie zu kümmern wenn ich weg bin. Und zur Not nehme ich mir frei. Edin wird das verstehen", präsentierte ich meine Lösung nach kurzem Überlegen. Kai schwieg eine Weile, schien über meinen Vorschlag nachzudenken. "Okay", meinte er dann schließlich und lächelte mich leicht an.
"Danke, dass du hier bist Jule."
"Du sollst dich nicht immer bei mir bedanken, Kai. Das ist selbstverständlich."
Vorsichtig legte ich mich zu ihm ins Bett, immer darauf bedacht, dass er genug Platz hatte, und kuschelte mich an ihn.
"Ihr zwei bleibt noch in Papas Bauch, verstanden?", wandte ich mich an unsere Zwillinge," Macht uns bitte keinen Ärger."
Daraufhin erntete ich einen heftigen Tritt von einem der beiden. Leise lachte Kai auf. "Das haben die beiden verstanden.", kommentierte er. "Hoffentlich", erwiderte ich ebenfalls lachend und richtete mich wieder etwas auf, um Kai küssen zu können. "Wir schaffen das", meinte ich zwischen mehreren Küssen. "Natürlich schaffen wir das", stimmte er mir zu, während er sachte über meine Wange strich. 

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