Kapitel 1- Praktikum

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Frohes neues Jahr. Viel Gesundheit und Glück für 2023.

„ Wie ihr sicher alle schon wisst, steht nächsten Monat euer Praktikum an. Ihr habt euch sicher schon alle Gedanken gemacht, wo ihr dieses Praktikum absolvieren wollt. Das ist auch gut. Wer noch keine Idee hat, sollte sich langsam ran halten und Bewerbungen verfassen. Die Schule möchte allerdings, dass ihr noch eine Woche in einem anderen Betrieb arbeiten sollt. Ihr sollt dabei nicht unbedingt Erfahrung fürs Leben sammeln, sondern lernen Berufe wertschätzen, egal wie einfach und vielleicht auch unangenehm die Arbeit und Bezahlung ist. Ihr sollt lernen, dass es gerade solche einfachen Berufe sind, die unsere Gesellschaft grundlegend zusammenhalten. Die Schule hat euch eine Liste mit möglichen Berufen und Unternehmen bereitgestellt, die euch auf Anfrage nehmen werden. Ihr müsst nur dazu schreiben, dass ihr von hier kommt. Wenn ihr noch fragen habt, dann stellt sie jetzt. Ansonsten könnt ihr gehen." Tim nahm sich einen der Zettel die gerade rum gegeben wurden und reichte den restlichen Stapel dann weiter. Erstmal nur kurz überflog er die dort aufgelisteten Berufe. Das meiste waren soziale Berufe, bei denen er sicher einfach nur einen aussuchen musste. Er würde da schon was finden. Tim packte die Liste weg und schnappte sich dann seinen Rucksack, um nach draußen zu verschwinden. Sie hatten schließlich Wochenende und er wollte einfach nur nach Hause. Zwei seiner Freunde holten ihn ein und legten von hinten einen Arm um ihn. „ Alter die hat sie doch nicht mehr alle. Wer will denn eine Woche in solchen Berufen arbeiten. Ja sowas braucht man, aber das können die anderen machen. Dafür bin ich nicht geeignet. Ich meld mich einfach krank." Besser er sagte jetzt nicht, dass er sowas gerne machen würde. Er freute sich schon auf diese zweite zusätzliche Woche, in der er sich noch einen Beruf anschauen konnte. Ihm war da auch schon was ins Auge gestochen. „ Komm hör auf. Tim hat richtig Bock auf so soziale Berufe. Der hat da Spaß und Interesse dran. Versau ihm das nicht." Direkt hob er abwehrend die Hände und sah Tim verständnisvoll an. „ Tschuldige, aber das ist nichts für mich. Du möchtest den einzelnen helfen, ich der großen Masse mit neuen Erfindungen. Außerdem fehlt mir das nötige Feingefühl und die Geduld. Zudem mag ich deine softe Seite. Bis jetzt lässt du nur dein halb Bad Boy Punk Image raushängen." Wo Mika recht hatte. Auch wenn er immer gegen dieses Image versuchte anzukämpfen, ließen sie es ihm nicht durchgehen. Mit dem Mittelding hatte er sich mittlerweile abgefunden. Und das nur, weil er halbwegs gut aussah, angeblich in der Gruppe der super coolen war -was nur so halb stimmte, da er gerade mal mit zwei Leuten aus der Gruppe befreundet, war die echt korrekt waren. Gut die schwarzen Klamotten und zerrissenen Jeans und sein Piercings trugen zu dem Image ihr Übriges bei. Dabei redeten sie von einem Lippenpiercing und zweien am linken Ohr. Und auch sonst war er eher fröhlich und aufgeweckt, jedoch mit einer gewissen Ruhe. Zumindest beschrieben ihn seine Freunde so und er empfand das auch selbst so. Meistens zumindest. Natürlich gab es...„ Wo bist du den schon wieder mit deinen Gedanken Timi?" Fast sofort boxte er Mika für das Timi in den Arm. Er hasste es unglaublich so geahnt zu werden. Nur nannte ihn seine Freunde immer so, um ihn zu ärgern, oder in diesem Fall seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn das war leider eine seiner schlechten Eigenschaften. Oft erwischte er sich komplett in Gedanken versinken, sodass er seine Umwelt kaum mehr wahrnahm. „ Bin anwesend." „ Hab ich gemerkt. Du warst ganz weit weg. Musst du da nicht abbiegen?", fragte Mika neckend und deutete wage auf die Querstraße, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Prompt wurde Tim zart rot auf den Wangen und nuschelte ein schnelles:„ Bye.", bevor er drei Schritte zurück lief und in die Straße einbog. „ Tschüss.", riefen die anderen beiden lachend im Chor. Tim beeilte sich nach Hause zu kommen, da er sich vorgenommen hatte endlich die Bewerbungen für sein Praktikum zu schreiben. Und das sollte besser vor dem Training heute Abend passieren. Sonst war seine Eltern wieder stinksauer. Zugegeben er hatte es schon letzte Woche machen wollen, es aber dezent vergessen. Wenn er das heute nicht machte, würden sie ihm wohl mit Hausarrest und Trainingsverbot erteilen. Oder aber sie strichen ihm das Feriencamp und das wollte er lieber nicht riskieren. Kaum war er endlich daheim, setzte er sich an den Pc. Zumindest hatte er sich mal die Unternehmen rausgesucht und seinen Lebenslauf fertig. Er brauchte nur ein Anschreiben, was er dem jeweiligen Unternehmen anpassen musste. Nur fiel ihm sowas leider unheimlich schwer. Tim öffnete das Word Dokument, wo er die Unternehmen rausgesucht hatte, bei denen er sich bewerben wollte. Zusätzlich holte er sich das Blatt von der Schule raus. Jetzt hatte er Zeit sich die einzelnen Berufe ordentlich durchzulesen. Viele davon waren im Bereich Pflege. Ob nun Krankenhaus, Altenheim, Hospiz oder Ähnliches. Alles war schon irgendwo interessant, doch es war nichts dabei, was ihm direkt ins Auge sprang. Doch dann stolperte er über etwas, was ihn auf jeden Fall interessieren würde. Ausgeschrieben war eine Helfertätigkeit in einem Kinderheim. Das hatte er so gar nicht auf dem Schirm, aber er war was sinnvolles. Er hätte es wohl eher bei der Arbeit mit Kindern in einem Hospiz versucht, oder klassisch im Kindergarten. Dann musste er jetzt nur noch vier Bewerbungen schreiben. Konnte ja lustig werden. Eine halbe bis Dreiviertelstunde nahm er sich Zeit das zu schreiben. Mehr Zeit würde er wohl nicht brauchen und dann hatte er noch genug Zeit für andres. Die ersten zwei Sätze flossen förmlich aus seinen Fingern. Doch dann stockte er. Immer und immer wieder löschte er ganze Sätze, weil ihm die Formulierung nicht gefiel, oder er keine Ahnung hatte, wie er den Satz beenden sollte. Somit hockte er mit einem halben Anschreiben eineinhalb Stunden später als seine Mutter in sein Zimmer kam immer noch vor dem Pc. „ Na Schatz wie sieht's aus? Bist du fertig?" Verzweifelt sah er zu ihr auf. Klar musste er es lernen, aber er war absolut unsicher, was das anging. Er brauchte Hilfe, sonst saß er wahrscheinlich morgen noch hier.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now