Kapitel 31- Das machst du also, wenn du uns versetzt

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Wohl leichter gesagt als getan. Hier erinnerte ihn alles wieder daran, was passiert war. Aber allein schon das Stegi mit ihm raus gegangen war zeigte ihm, dass in Stegi noch Lebenswille steckte. Irgendwie würde er den schon in Stegi zurück bekommen. Der Anfang war ja schon mal gemacht. Vielleicht sollte er Stegi noch ein paar Minuten hier raus holen und gleich mal noch einen Psychologen mit dazu holen, damit sie das ein oder andere noch klären konnten. „ Kleiner was hältst du davon, wenn wir noch ein paar Minuten raus gehen und ein bisschen durch den Garten spazieren." Adrian würde sicher ein bisschen Zeit haben und wenn nicht, waren sicher auch noch andere Psychologen im Haus, die er bitten konnte mit rüber zu schauen. Leider machte Stegi nicht die Anstalten noch mal unter seiner Decke hervor zu kommen. Sachte streichelte er Stegi daher über den Rücken. „ Komm schon Stegilein. Hier drin drehst du doch erst recht durch. Versuch es zumindest.", probierte er Stegi noch mal umzustimmen mit ihm raus zu gehen. Natürlich musste genau jetzt jemand kommen und sein Vorhaben zunichtemachen. An der Tür klopfte es und sie wurde direkt auch geöffnet. Ein bisschen unheimlich war es schon, dass genau jetzt Adrian vor der Tür stand, nachdem er ihn hatte mit zu einem Gespräch dazu ziehen wollen. Wahrscheinlich wollte er einfach nur schauen, ob sie schon wieder da waren. „ Seid ihr schon wieder da, oder kommt ihr nicht los?", fragte er und sah zu dem Deckenberg auf dem Bett, den er gerade so fürsorglich streichelte. Er ließ Adrian erstmal ins Zimmer kommen und wartete, bis er neben ihm auf dem Stuhl platz genommen hatte, bis er eine Antwort gab. „ Wir waren schon unterwegs. Stegi war wie ausgewechselt bei unserem Ausflug. Ja man könnte sogar sagen er hatte wirklich Spaß und konnte einen Moment mal alles vergessen. Erst seit wir hier sind, verfällt er wieder in sein altes Muster. Ich wollte ihn daher noch ein bisschen dazu bewegen mit mir raus zu gehen. Nur will er nicht." Verübeln konnte er es Stegi nicht. Immerhin hatte er ihn heute schon genug Erinnerungen ausgesetzt. Vielleicht brauchte er einfach ein bisschen Ruhe. „ Na das ist doch schon mal gut. Ich nehme mal an, er redet trotzdem noch nicht. Für heute würde ich Stegi erstmal in Ruhe lassen. Ich nehm mich ihm psychologisch noch ein bisschen an und klär das ein oder andere mit ihm ab. Ich will nicht, dass Stegi überstrapaziert wird." Wollte er doch auch nicht. Würde er Stegi eben ein bisschen Ruhe geben. „ Okay dann geh ich wohl mal. Wir sehen uns morgen oder übermorgen. Je nach dem wie ich Zeit hab." Schon als er erwähnte zu gehen, fing Stegi an sich unter den Decke hervor zu graben und griff panisch nach seiner Hand. Stegi klammerte sich an seinen Arm, als hänge sein Leben davon ab. Behutsam umgriff er Stegis Hand und streichelte über seinen Handrücken. „ Ich komm wieder versprochen kleiner. Ein paar Minuten kann ich auch noch bleiben wenn du willst.", bot er an, was Stegi sofort bejahte. Also blieb er sitzen und streichelte ihm weiterhin beruhigend über den Rücken. „ Du hast wirklich ne starke Bindung zu ihm aufgebaut. Bis jetzt ist keiner so nah an ihn ran gekommen. Sei bitte weiterhin für ihn da." Natürlich würde er das sein. Stegi war ihm schließlich jetzt schon ans Herz gewachsen. Er könnte ihn nicht einfach links liegen lassen. Mit ein bisschen Geschick und Zeit konnte er Stegi seinen Lebenswillen wiedergeben. Damit er immer einen glücklichen Stegi sehen konnte, so wie heute Mittag, wo er an dem Bach mit Wasser gespielt hatte.

Es waren ein paar Tage vergangen, in denen Tim so gut wie jeden Tag bei Stegi gewesen war. Zum Leidwesen seiner Freunde. Die waren nämlich ein bisschen genervt, dass er alle Treffen mit ich hab keine Zeit, oder ich muss noch was erledigen abwimmelte. Natürlich wurden sie da misstrauisch. Mika hatte sich nach der Schule, wo er eigentlich zu Stegi fahren wollte an seine Fersen geheftet und war ihm gefolgt. So, dass er es nicht bemerkt hatte. Erst als er den kleinen Garten vor dem Kinderheim betrat, hatte er sich zu erkennen gegeben und ihn angesprochen. „ So so hier verbringst du also deine Nachmittage anstatt mit uns abzuhängen. Interessant." Tim zuckte tierisch zusammen, als er die Stimme hörte und drehte sich ruckartig um, um sich zu vergewissern, dass er nichts hiervon träumte. „ Mein Gott hast du mich erschreckt. Und überhaupt was machst du hier?" „ Schauen, was scheinbar so wichtig ist, dass du uns jedes Mal versetzt. Jetzt hab ich die Antwort. Wen hast du hier kennengelernt?" Oh nein das ging in die falsche Richtung. Klar hatte er hier Nina und Stegi kennengelernt, aber sie waren lediglich Freunde, oder zumindest sowas in der Art. Er wollte nichts von keinem der beiden. „ Niemanden Mika. Ich kümmere mich um eines der Waisenkinder. Bis jetzt hab ich zu ihm den besten Draht und ich möchte ihn einfach wieder auf die Beine helfen. Im Moment ist er eben noch sehr anhänglich und braucht Nähe und Zuneigung. Seine Eltern sind gerade mal ein paar Wochen tot. So schnell geht das einfach nicht. Immerhin hat er die letzten beiden Male schon nicht mehr geweint, wo ich gekommen bin.", klärte Tim die Lage auf um Missverständnissen vorzubeugen. Mika sah ihn einige Sekunden prüfend an, bevor sich ein grinsen auf seine Lippen schlich und er schwungvoll einen Arm um ihn legte. „ Wusste ich's doch, in dir steckt ein Softie mit nem viel zu weichen Herz. Na dann geh mal zu ihm und munter ihn ein bisschen auf. Vor morgen kannst du dich aber nicht drücken. Mino feiert und es wäre schade, wenn du fehlen würdest Tim. Tu uns den Gefallen und bleib mal einen Tag bei deinen Freunden. Dann noch nen schönen Nachmittag und viel Spaß." Mika ließ ihn los und schlenderte zurück in Richtung Bahnhof, ohne seine Antwort abzuwarten. Die Feier hatte er fast schon wieder vergessen. Aber er würde hingegen. Einen Tag schaffte Stegi mittlerweile ohne ihn. Meist hatte er da eh Gespräche mit Psychologen und Ärzten, die versuchten seine Albträume und die damit verbundenen Schlafprobleme in den Griff zu bekommen.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now