Kapitel 13- Fläschchen

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Seinen Bruder Max bekam er heute relativ schnell aus dem Bett raus. Keine zehn Minuten hatte es gedauert, da war Max auf den Beinen und warf ihn hochkant aus dem Zimmer. Mit seinen Sachen gepackt stieg er zehn Minuten später zu seiner Mutter ins Auto. Am liebsten hätte er direkt die Augen wieder zugemacht und noch ein bisschen gedöst. War nur leider nicht drin. „ Schatz schreibst du mir mal bitte ein paar Dinge auf? Du kannst dann entscheiden, ob du mit mir heute Nachmittag einkaufen gehst, oder nicht. Ich weiß, es ist früh mein Schatz, aber da musst du durch. Es ist nur die eine Woche, dann läuft alles wieder normal und du kannst ausschlafen." Er würde das hier auch jeden Tag machen, wenn es sein musste. Aber fünf Uhr war einfach unmenschlich früh. Wenn er nur alleine wäre, würde zehn vor sechs ja vollkommen ausreichen. Alleine war er eben nicht, also musste es fünf Uhr sein, auch wenn er zu der Zeit weder aufnahmefähig, noch ansprechbar war. So langsam wurde er einigermaßen wach und konnte auch wieder funktionieren. Daher schrieb er jetzt auch auf dem Handy die Dinge auf, die seine Mutter ihm nannte und schickte ihr das als Nachricht, wo sie fertig war. Viel mehr Zeit war ihm nicht geblieben, da warf seine Mutter ihn bereits raus. Noch ein bisschen müde betrat er das Haus und zog sich erstmal um. Ein bisschen verloren stand er in der Eingangshalle und sah sich um. Irgendjemand würde schon kommen und ihm sagen, was er tun konnte. Stattdessen wurde er mit einem Zettel abgespeist, den er mit seinem Namen drauf vorne an der Rezeption fand. Wenigstens handgeschrieben und von Nina.
Hey Tim.
Ich weiß, es ist n bisschen blöd, aber ich bin die nächsten zwei Tage daheim. Wir sehen uns also nicht mehr. Dabei hab ich gerade angefangen dich als Kollegen zu mögen. Aber das heißt ja nicht, dass es ein Abschied für immer ist. Hier hast du meine Telefonnummer, falls dir je langweilig sein sollte, du Hilfe beim Abi brauchst, oder aber doch über ein FSJ nachdenkst. Kannst mich aber auch einfach so anschreiben. Genieß die letzten Tage hier und bau keine scheiße.
Lg Nina
Ps du sollst den morgen für mich die Betreuung bei den Kindern übernehmen. Heißt wickeln, anziehen und Fläschchen bei den drei kleinsten. Du sollst sie schon ein paar Stunden betreuen. Wenn du Hilfe brauchst, du kannst anrufen.

Schade. Er hätte gerne noch einen Tag mit Nina gearbeitet. Mit Sicherheit war es aber nicht der letzte gewesen. Mit einer klaren Anweisung und der Freude die kleine Vivi noch mal ein paar Stunden zu betreuen ging er nach oben. Die ganzen kleinen Kinder waren wohl schon auf und draußen, da er nur noch jemanden von der Nachtschicht oben fand. „ Morgen. Klamotten liegen schon bereit, Windeln und so sind da unten drin. Lass die kleinen schlafen. Und hier." Ihm wurde ein kleines Bündel in die Arme gedrückt und dann war wer auch immer schon wieder aus dem Raum verschwunden. Natürlich erkannte er sofort, wen er da in den Armen hielt. Die kleine Vivi. Sie nuckelte friedlich an ihrem Schnuller, während ihre kleinen Knopfaugen ihn musterten. Er ging mit der kleinen nach drüben und fing an die Fläschchen für die drei kleinsten zu machen. Sicher würden auch die anderen gleich aufwachen. So zeitig, wie die kleinen im Bett waren, würde sie nicht mehr all zu lange schlafen. Das alles einhändig zu machen brachte ein paar Probleme mit sich, doch es war nichts, was sich mit ein bisschen Geduld und seinem restlichen Körper nicht lösen ließ. Vivi gab er direkt ihre Flasche, hielt sie aber weiterhin im Arm, ihr Köpfchen leicht aufrecht. Inzwischen war auch der größte der drei wach und quengelte. Da der junge schon krabbeln und etwas wackelig stehen konnte, gab er ihm die Flasche einfach in die Hand, damit er selbst trinken konnte. Ein unterdrücktes Röcheln ließ ihn den Blick wieder auf Vivi wenden. Die Arme hustete, weil sie sich wahrscheinlich verschluckt hatte. Rafael nahm ihr die Flasche ab und drehte sie in seinen Armen auf den Bauch. Sachte klopfte er ihr auf den Rücken, damit sie die Milch wieder aushusten konnte. „ Nicht so hastig kleine Maus. Schön langsam trinken.", gab er leise von sich, wohl wissend, dass keiner im Raum ihn verstand. Nachdem die Kleine nicht mehr hustete, gab er ihr das Fläschchen zurück, half ihr diesmal jedoch es zu halten. Nachdem die beiden fertig waren, setzte er Vivi kurz zurück in ihr Bettchen. Er fing an zuerst den ältesten der drei zu wickeln und anzuziehen. All zu begeistert war er von der Arbeit nicht, aber es musste auch sein. Den Jungen setzte er in ein Laufgitter, wo er ein bisschen spielen und rum krabbeln konnte. Als nächstes zog er die kleine Vivi um und wickelte sie. Im Gegensatz zu dem Junge hielt sie fast vollkommen still und lag einfach nur müde auf den Wickeltisch. Als er sie zurück an seine Brust zog, klammerte sie sich an sein Shirt. Er gab ihr den Schnuller zurück und ließ sie dann in seinen Armen liegen. Für ein paar Minuten konnte er die kleine noch in seinen Armen liegen lassen, bevor er sie zu dem anderen Jungen in das Laufgitter setzte und sie in ein paar Kissen bettete. Schließlich nahm er das dritte Nesthäkchen aus seinem Bett und wickelte es schnell, bevor er ihm die runtergekühlte Flasche in die Hände drückte. Das rumgeheule hörte auf, als er die Flasche im Mund hatte. Tim setzte den kleinen mit der Flasche zu den anderen beiden und setzte sich dann mit rein, um mit den kleinen zu spielen. Mit n paar Plüschies vor den Kindern lustige Dinge machen, Bauklötze stapeln, Grimassen ziehen und rasseln konnte er gerade noch so. Er konnte sich, bedingt dadurch das niemand da war vor den kleinen komplett zum Affen machen, ohne das es ihm peinlich wurde. Vor anderen drückte er sich dann doch eher sich lächerlich zu machen. Das konnte er einfach nicht. Er war dahingehend doch etwas zu schüchtern. Die kleinen konnten sich zum Glück nicht mehr erinnern, wenn sie groß waren.

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