Kapitel 49- Wechsel

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Nach der Stunde Physik nutzte er die Freistunde und die Mittagspause und ging hoch ins Sekretariat, um dort abzuklären, wie sie das mit Stegi lösen wollten. Er hatte direkt Zeit beim Rektor ihrer Schule gefunden, der Tims Meinung nach sehr nett und engagiert war. Die Sachlage zu schildern hatte keine fünf Minuten gedauert. Ihr Rektor hatte aufmerksam zugehört und noch ein paar Fragen an Stegi gestellt, die er widerwillig beantwortet hatte. Wenn auch in knappen Sätzen und ziemlich unsicher. Es hatte keine fünf Minuten gedauert, da hatte ihr Rektor bereits beschlossen, es mit einem Klassenwechsel zu versuchen, wenn es in Stegis Interesse war. Der hatte schließlich auch zugestimmt, wohl weil ihm das zu viel gewesen war. Keine zwanzig Minuten später, war ihr Rektor mit Stegi zusammen auf dem Weg zu seiner neuen Klasse, um sich die letzten paar Minuten mit seinen neuen Mitschülern vertraut zu machen. Stegi hatte Tim alleine geschickt, damit er lernte mit seiner neuen Klasse klarzukommen. Schweren Herzens war Stegi mitgegangen, auch wenn er ihm ansah, dass er sich gerne an ihn geklammert hätte. Stegi sah ihm wehleidig nach und versuchte sich an ihn zu klammern, doch musste er jetzt durch. Stegi ging trotzdem mit, während er in die Aula ging, um sich dort an einen der Tische zu setzen, Mittag zu essen und noch etwas zu lernen auf seine Klausur. Knappe dreißig Minuten später kam dann mit dem Ende der sechsten Stunde ein Schwung Schüler. Darunter auch Stegi der sich zu ihm setzte und sich ganz fest an ihn drückte. Tim legte sein Essen beiseite und nahm Stegi in den Arm. „ Alles gut Stegi. So schlimm kann es doch nicht gewesen sein. Was ist denn passiert?", fragte er einfühlsam und streichelte Stegi zärtlich über den Rücken. „ Sie haben Stegi ziemlich in die Mangel genommen. An seiner Stelle wäre ich ungern gewesen. Aber ich denke sie akzeptieren ihn. Unser Lehrer hat mal ein paar Töne dazu gesagt und dann war Ruhe. Ich hab trotzdem ein bisschen Sorge um ihn. Stegi war total ängstlich." Max war nun ebenfalls hinter ihm aufgetaucht und setzte sich kurz zu ihm. Er hatte wirklich nicht erwartet, dass kleine Kinder so gemein sein können. Er hoffte sehr, dass es für Stegi in den nächsten Tagen besser wurde. Dieses ständige hin und her kostete ihn Nerven und brachte ihn aus der Ruhe. Und die Klausur heute musste gut werden. „ Alles gut Stegi. Ist doch nix passiert. Das wird schon werden. Geh jetzt erstmal mit Max heim. Ich hab noch Mittagsschule und schreib ne Klausur. Ich bin mir nicht sicher, ob du da drin sitzen darfst. Ich komm danach zu dir und dann reden wir in Ruhe." Nickend löste Stegi sich von ihm und stand auf, um mit Max mitzugehen. Er hatte ehrlich nicht erwartet, dass es so ein Drama wurde. Hoffentlich legte sich das bald. Sie hatten ja noch ein paar Wochen, wo er hier auf die Schule ging. Danach könnte er nicht mehr so einfach und schnell für Stegi da sein. Er hatte seinen Ausbildungsplatz schon, es war also fix, dass er noch daheim wohnte, aber er würde pendeln müssen und wäre nicht immer für Stegi in greifbarer Nähe. Das allein würde schon schwer genug werden. Bestimmt hatte sich das bis dahin schon eingependelt und Stegi kam super mit seiner Klasse klar. Wenn nicht würde er mal Klartext mit den Schülern reden. Da war es ihm egal, was die von ihm hielten. Er würde nie zulassen, dass Schüler einen seiner Brüder beleidigten. Komme was da wolle. Dafür würde er immer einstehen. Schließlich war er ihr großer Bruder und das nicht umsonst. „ Komm Stegi, wir gehen erstmal heim. Tim braucht wirklich Ruhe." Stegi ließ sich wortlos von Max mit ziehen und aus dem Schulgebäude führen. Er konnte wirklich nur hoffen, dass es besser wurde. Aber es war der erste Tag. Stegi war einfach ein bisschen verunsichert und die anderen reagierten nicht optimal auf seine Hintergründe. Das gab sich sicher mit der Zeit. Sie würden Stegi akzeptieren, davon ging er fest aus. Tim vertiefte sich wieder in seine Zusammenfassung und hoffte sich davon noch ein bisschen mehr bis zur Klausur zu behalten, als er bis jetzt wusste. Schneller als er es sich wünschte war die Pause um und er musste sich auf zu dem Raum machen, wo er Informatik schrieb. An sich hatte er eine schwere Klausur erwartet, als das, was er vorgelegt bekam. Das war fast schon ein Witz, den er innerhalb einer Stunde ausgefüllt und abgegeben hatte. Somit hatte er eine halbe Stunde eher Schluss, die auch mal ganz angenehm war. Er war so oder so schon viel zu lang in der Schule. Ein bisschen mehr Zeit daheim bei deiner Familie schadet ihm sicher nicht. Zumal er ab September eh weniger daheim war und somit auch weniger Zeit mit seiner Familie verbringen würde. Daheim war zumindest mal ihr Vater, der zusammen mit Stegi und Max am Küchentisch saß und gerade zu Mittag aß. „ Du bist schon daheim? Hättest du was gesagt, dann hätte ich noch gewartet." Er hatte ja selbst nicht absehen können, wann er heim kam. Es hätte auch gut erst in ner halben Stunde sein können. „ Passt schon Papa. Ich hab meine Klausur früher abgegeben und durfte gehen.", erklärte er und holte sich einen Teller und Besteck aus dem Schrank, um eine Kleinigkeit mitzuessen. Bis zum Abendessen war die Zeit dann doch wieder zu lang. „ Danke übrigens, dass du das mit Stegi geklärt hast und wir nicht extra in die Schule mussten. Ich weiß nicht, wie wir das zeitlich hinbekommen hätten." So lief das eigentlich immer ab. Auch wenn immer einer von ihnen daheim war, so fielen doch auch noch andere Aufgaben an, die zu erledigen waren. Wenn man ihnen dann auch nich Zeit schenken wollte, so blieb da nicht viel über. Deswegen waren er und Max sich auch eigentlich so nah. Denn er war fast immer daheim, wenn Max es auch war. „ Ich muss dann auch gleich los. Max du denkst dran, dass du heute Training hast. Hab mal ein Auge drauf Tim. Hab euch lieb ihr drei." Damit stand ihr Vater auf und brachte seinen Teller in die Spülmaschine. Keine Minute später ging die Haustür und sie waren wie so oft alleine.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now