Kapitel 40- Geklärte Fronten

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„ Wenn du willst, geh ruhig wieder hoch. Ich versuche das irgendwie zu erklären. Mach dir nicht zu viel Gedanken und weine nicht. Max ist eben ein bisschen kompliziert manchmal." Aufmunternd drückte Tim sein Kinn nach oben und wischte seine Tränen weg. Sachte drückte Tim seine Hand und ließ Stegi dann nach oben gehen. Tim schnappte sich einen Schlüssel und ging nach draußen, wo das Geschrei seines Bruders und die verzweifelten Worte seiner Mutter lauter wurden. Und dann fiel ein Satz, der Tim daran zweifeln ließ, dass es zwischen Max und Stegi so schnell wieder in Ordnung wurde. „ Mach doch was du willst, ich werde ausziehen. Du hast ja jetzt Ersatz." Die Worte schockten nicht nur ihn. Seine Mutter musste es wohl ziemlich hart treffen, denn sie sah einfach nur verletzt und unglaublich verbittet auf. „ Max wie kannst du sowas sagen? Merkst du nicht, wie sehr du Mutter versetzt? Reiß dich gefälligst zusammen. Stegi ist eine Umstellung, ja aber deswegen so ein Theater zu machen, ist unter aller. Max bitte Versuch Stegi unvoreingenommen gegenüber zu treten. Er hat niemanden außer mir. Bitte Versuch es zumindest.", sprach Tim sanft auf seinen Bruder ein und hoffte, dass er wenigstens zur Vernunft kam. Doch da war gerade nichts mehr zu machen. Max drehte sich einfach um und verschwand einfach in den Straßen. Tief seufzte seine Mutter und sah betrübt auf den Boden. Tim nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. Doch sie löste sich recht schnell von ihm und ging nach drinnen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Tim stand alleine inmitten ihres Gartens, alleine und war hin und her gerissen. Eigentlich sollte er seinem Bruder nach, aber seine Mutter und Stegi brauchten ihn mehr. Besser er ließ seinem Bruder erstmal Zeit das ganze zu verarbeiten und Zeit es zu verstehen und zu akzeptieren. Als er nach drinnen ging, hörte er seinen Vater beruhigend auf seine Mutter einreden, die kaum hörbar weinte. Da die Küchentür geschlossen war, ging er nicht davon aus, dass sie ihn gerade sehen wollten. Daher ließ er sie und machte sich auf die Suche nach Stegi. Ihn fand er wie erhofft in seinem Zimmer. Jedoch hatte er sich klein gekauert in eine Decke gekuschelt und umklammerte sein Stofftier. Tim setzte sich neben ihn, zog ihn samt der Decke auf seinen Schoß und nahm ihn in den Arm. Beruhigend streichelte er Stegi über en Rücken und murmelte immer wieder Dinge wie:„ Alles wird gut.", oder:„ Du bist nicht schuld." Bringen tat es herzlich wenig. Stegi fühlte sich immer noch unheimlich schlecht und weinte auch immer noch. Das ganz ging so lange, bis er komplett erschöpft in Tims Armen eingeschlafen war. So behutsam, wie nur irgendwie möglich legte er Stegi auf sein Bett, deckte ihn noch mal richtig zu und ließ ihn dann in Ruhe schlafen. An sich könnte er jetzt die Zeit nutzen und Max Freunde anrufen und fragen, wo er Ware und ob sie mit ihm reden könnten, doch das brauchte er gar nicht. Auf seinem Handy fand er drei verpasste anrufe. Alle von Max und alle nur wenige Minuten alt. Tim beschloss einfach zurück zu rufen und zu hoffen, dass sein Bruder einen Rat wollte und ihm nicht vorwarf, dass er ihre Familie zerstörte. Max nahm tatsächlich an. In den ersten Sekunden hörte er nichts, was schon mal darauf schließen ließ, dass er nicht all zu wütend war und ihm keine Vorwürfe machen würde. Stattdessen hörte er die kleinlaute Stimme seines Bruders, der ein vorsichtiges hey heraus brachte. Tim erwiderte es und wartete dann darauf, dass sein Bruder weiter sprach und ihm irgendwas erklärte, oder zu der Situation sagte, doch Max blieb still. Also gut. „ Max was immer ist, du kannst mit mir reden. Mum und Dad werden dich durch Stegi doch nicht weniger lieben. Es ist ne Umstellung ja, aber das kriegen wir hin. Hab ein bisschen vertrauen. Hier wird niemand ersetzt.", sprach er einfühlsam auf seinen Bruder ein, in der Hoffnung, dass er zur Vernunft kam und sich auf den weg nach Hause machte. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er nie lange böse war. Sie hatten ihn auch kalt und auf dem falschen Fuß erwischt. „ Ich..", sammelte sein Bruder sichtlich auf der Suche nach den richtigen Worten. Wirklich zu finden schien er sie allerdings nicht, was er Max seufzen entnahm. Letztendlich fand er dann doch Worte, um sich zumindest ein bisschen auszudrücken. „ Es tut mir leid. Das kam nur so... plötzlich. Ich hab nichts gegen Stegi, oder dass er bei uns wohnt. Es ist nur..." „ Du hattest einfach Angst, dass du ersetzt wirst, oder wir dich nicht mehr lieb haben?", vervollständigte Tim für ihn und lachte ungläubig auf. „ Max bitte die bist mein Bruder. Ich könnte dich nie nicht lieben. Stegi ist einfach ein guter Freund. Er wird dich weder ersetzen, noch verdrängen. Sieh ihn als fast gleichaltrigen Freund, mit dem du Mist machen kannst. Jetzt komm nach hause. Niemand ist böse auf dich.", versprach er seinen Bruder. Eine Entschuldigung und die Sache war komplett vom Tisch. Auf seine Mutter würde er vorher schon noch ein bisschen einreden. Er konnte gibt verstehen, was seinem Bruder im Moment durch den Kopf ging und das würde er ihrer Mutter schon erklären. „ Na gut. Ich komm nach Hause. Aber red bitte mit Mama. Was ich vorhin gesagt hab, ich hab es nicht so gemeint." „ Mach ich." Damit legte Tim auf und ging in die Küche, wo er seine Eltern noch vermuten könnte, jedoch waren sie nicht dort. Daher ging er zu ihrem Schlafzimmer und klopfte leise an, bevor er eintrat. Ihr Vater war wohl schon auf Arbeit gegangen, denn sie saß alleine auf dem Bett und legte Wäsche zusammen, ohne ihn zu registrieren. „ Mama?", fragte er etwas lauter, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie sah auf, erwischte sich dann verstohlen die Tränen aus dem Augen und lächelte ihn gebrochen an. Ihr machte es zu schaffen, was Max zu ihr gesagt hatte und das konnte er verstehen. Sowas war nie einfach zu ertragen, vor allem wenn es das eigene Kind war.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now