Kapitel 2- Bewerbungen

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„ Du bist ja immer noch nicht weiter. Wann hast du denn wieder angefangen? Vor fünf Minuten, damit es so aussieht, als ob du zumindest was gemacht hast?", fragte sie und musterte den Text auf seinem Laptop kritisch. Wahrscheinlich war nicht mal der Anfang davon sonderlich gut. Selbst war er ja auch nicht damit zufrieden. „ Direkt nach der Schule. Kannst du mir bitte helfen?", jammerte er ein klein wenig verzweifelt. Er wollte endlich fertig werden und sich anderen Dingen widmen. Alleine konnte er das allerdings vergessen. „ Ach her je. Na dann lass uns mal schauen." Und mit einem Mal ging es dann Ruck zuck. Mit ein paar kleinen Tipps zu Formulierungen, ein paar hochsprachlicheren Worten sah das ganze schon viel besser aus. Viel geändert hatte er nicht und dennoch wirkte es plötzlich ganz anders. Dabei hatte es ihn gerade mal zwanzig Minuten gekostet das zu schreiben und an die Unternehmen anzupassen. Dafür war er jetzt fertig, wofür er unheimlich dankbar war. Während er noch schnell die E-Mails mit den Bewerbungen verschickte, war seine Mutter in der Küche verschwunden, um für sie Mittagessen zu kochen. Mit dem befreienden Gefühl endlich mal was für das Praktikum getan zu haben, machte er noch schnell seine Hausaufgaben mit. Sie hatten eh nur Mathe aufbekommen und das ging bei ihm grundsätzlich sehr schnell. Somit hatte er bis zum Essen noch ein bisschen Zeit, um sich mit Musik aufs Bett zu hauen und ein bisschen zu entspannen. Denn er hatte erstaunlich wenig Lust heute aufs Training. Lag vielleicht auch einfach daran, dass er total müde und kaputt war. Danke an ihre Lehrerin, die gestern angekündigt hatte, dass sie doch heute eine Klassenarbeit schreiben müsse, von der sie alle gewusst hatten -was keiner von ihnen getan hatte. Somit hatte er fast die gesamte Nacht heimlich mit lernen zugebracht, um noch irgendwie halbwegs gut abzuschneiden. Ein Auge zugetan hatte er dabei nicht. Wenn das seine Mutter erfahren würde, bekäme er wohl ziemlich viel Ärger. Sie war nämlich gar kein Freund davon, wenn er die Nacht nicht schlafen in seinem Bett verbrachte. Sein Vater war da nicht unbedingt lockerer. Wenn Ferien waren, war ihnen das zum Glück egal. Jetzt war es eh gelaufen und das war zu seinem Glück die für dieses Jahr gewesen. Was an sich gut war, denn so hatte er ein bisschen mehr Zeit Basketball zu trainieren und sich auf dir kommenden Spiele vorzubereiten. Viel zu schnell wurde er jedoch zum Essen gerufen und danach musste er fast sofort los, um rechtzeitig beim Training zu sein, welches ihm dann den Rest gab. Vor Müdigkeit pennte er fast ein, war unaufmerksam und reagierte deutlich zu langsam. Das waren nur die Gründe, die ihm genannt wurden, als er raus auf die Bank geschickt wurde. Kurz darauf war er dort tatsächlich für ein paar Minuten eingeschlafen. Mit dem Kopf gegen die Wand gelehnt und den Beinen lang ausgestreckt. Zwei Tage lang wenig bis gar nicht zu schlafen zerrte mehr an seinen Nerven, als er gedacht hatte und hinterließ seine Spuren. Was er er froh, wenn er endlich ins Bett fallen konnte. Er war unheimlich dankbar, als das Training offiziell für beendet erklärt wurde und er nach Hause gehen konnte. Um sein Schlafdefizit auszugleichen, war er gleich im Bett verschwunden. Etwas, was er sonst nie tat. Aber es tat ihm einfach mal gut. Was ihm allerdings ein bisschen missfiel war, dass er um vier Uhr dreißig, also eine Stunde vor seinem ersten Wecker wach wurde und einfach nicht mehr einschlafen konnte. Nach Ewigkeiten des hin und her drehens stand er schließlich doch auf und beschloss noch etwas sinnvolles zu tun, bevor er in die Schule musste. Dieses sinnvolle Bestand in erster Linie darin mal kurz in seine E-Mails zu schauen. Er erwartete nicht mal schon eine Antwort erhalten zu haben. Umso überraschter war er, als ihn doch tatsächlich eine rote eins anleuchtete. Gestern Abend noch hatte ihn das Kinderheim angeschrieben. Aufgeregt öffnete er die Mail und begann zu lesen.

Hallo Tim,
ich hoffe das du ist okay. Wir freuen uns sehr, dass du ehrliches Interesse an der Tätigkeit zeigst. Gerne darfst du dein Praktikum in unserer Einrichtung absolvieren. Du wirst in die verschiedenen Bereiche einen kurzen Einblick erhalten. Diese wären die Betreuung der Kinder, Kochen, Vermittlung und kennenlernen und wenn du magst auch auch in die Arbeit unserer Psychologen. Außer Spaß an der Arbeit mit Kindern musst du keinerlei Kenntnisse/Materialien mitbringen. Essenzen trinken gibt es bei uns. Arbeitsbeginn wäre so gegen sieben Uhr morgen und dann eine typische acht Stunden Schicht mit einer halben Stunde Pause. Melde bitte rück, ob das für dich passt.
Wir freuen uns auf dich. 
Mit freudlichen Grüßen
Julia Büchner Personalabteilung des Kinderheims Gemeinsam sind wir stark.

Er hatte also echt eine Zusage fürs Kinderheim. Vor Freude könnte er durchs Zimmer hüpfen. Er durfte wirklich sein Praktikum da machen. Sofort setzte er zu einer Antwort an, um das auf jeden Fall sicher zu haben. Denn ehrlich, er wollte da unbedingt mal eine Woche hin. Ihn hatte es dahingehend total gepackt, seit er diese Stelle gesehen hatte. Mit Kindern zu arbeiten machte ihm eigentlich immer Spaß und man tat dabei nich etwas gutes. So was in der Art konnte er sich durchaus beruflich vorstellen. Musste man mal schauen.

Hallo Julia,
die Arbeitszeiten sind für mich in Ordnung. Ich freu mich schon sehr darauf die verschiedenen Tätigkeiten kennenzulernen und mir einen Gesamteindruck von der Arbeit zu machen.
Mit freudlichen Grüßen
Tim Timolia

Nur kurz Korrektur gelesen schickte er die Mail einfach so weg. Das war doch schon mal ein guter Start in den Tag. Da konnte es ja nur noch besser werden. Hätte er zu dem Zeitpunkt allerdings bemerkt, dass es Samstag morgen war und er theoretisch noch fünf Stunden hätte schlafen können, wäre er wohl nichts so früh freiwillig aufgestanden. Wenigstens war er jetzt ausgeschlafen und halbwegs fit. Und die Zeit bis er aufstehen musste, konnte er für Sachen nutzen, bei denen seine Mutter gerne mal den Riegel vorschob. Zum Beispiel zocken, oder im Bett frühstücken. Da kamen doch einige ganz gute Ideen zusammen. Genau das setzte er jetzt in die Tat um.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now