Kapitel 4- Frühstück

126 10 22
                                    

Wie dem auch sei, Tim zog sein Shirt aus und tausche es gegen ein weißes, wo an einem kleinen Anstecker sein Name stand. Seine Jeans durfte er anbehalten, genauso wie seine Turnschuhe. Seine Sachen verstaute er ordentlich in dem Spind, den man ihm gegeben hatte und den Schlüssel steckte er ein. Nina war in ein Gespräch verwickelt, als er die Tür öffnete. Sie lächelte dabei die ganze Zeit übers gesamte Gesicht. Tims Blick wanderte kurz zu ihrem gegenüber. Ein Junge Mitte zwanzig und ziemlich gut aussehend objektiv betrachtet. Ihr verliebtes seufzen klärte dann auch Tims letzte Zweifel, als der Junge sich verabschiedete. „ Du bist verliebt.", neckte er seine Begleitung, woraufhin sie ihm jammernd in den Arm boxte. „ Ich bin nicht verliebt. Er sieht einfach nur unglaublich gut aus.", schwärmte sie weiter. Ja ne is klar. Sie war mehr als nur verschossen in diesen Typen. Aber was mischte er sich da ein. Das ging ihn nichts an. Er war hier um zu arbeiten. Als sie bemerkte, dass sie immer noch in die Richtung starrte, in die der Typ verschwunden war und dazu noch sein wissendes grinsen, packte sie ihn am Arm und zog ihn mit sich. Zwei Türen weiter kamen sie in eine gigantische Küche, wo hektisch schon alles mögliche vorbereitet wurde. „ Die machen die Beilagen und das Mittagessen soweit fertig. Wir zwei haben Backdienst gewonnen. Heißt Hände waschen, Haarnetz auf und dann backen wir Brötchen auf. Wenn wir damit fertig sind, decken wir die Tische ein." Nina reichte ihm ein Haarnetz, welches er ohne Protest aufzog. Auch wenn es sicher dämlich aussah. Gründlich wusch er sich die Hände mit warm Wasser und Seife. Als er sich umdrehte, war sie schon wieder verschwunden. Tim beschloss zu warten. Nicht mal zehn Sekunden später kam sie mit einem riesigen Blech aus einer Tür neben ihm. Darauf befanden sich sicher hunderte Rohlinge. „ Dein Job Bleche aus dem Ofen holen, Packpapier drauf, Rohlinge verteilen, und in den Ofen tun." Nina legte ihm noch Backpapier raus und verschwand dann wieder hinter der Tür. Tim drehte sich zu dem Ofen um, den er bis jetzt nur in Bäckereien gesehen hatte und zog eines der vielen Bleche heraus. Er legte ein Stück Backpapier darauf aus und verteilte dann die Brötchen von dem großen Blech darauf. Nina stellte bereits ein zweites neben ihm ab. „ Gib ein bisschen Gas, wir haben nicht so viel Zeit.", wand sie sich an ihn und stellte den Ofen ein, sodass er schon mal vorheizen konnte. Während er sich wirklich bemühte schnell fertig zu werden, zog sie eilig ein Blech nach dem anderen heraus und stapelte sie. Kaum hatte er das erste fertig, reichte sie ihm ein neues und nahm ihm das andere ab. Tim beeilte sich wirklich so sehr es nur ging, doch als er nach drüben sah, hatte Nina gerade ebenfalls ihr erstes Blech fertig und legte zwei neue mit Backpapier aus. Wie hate sie das bitte so schnell gemacht? Gefühlte hatte sie vier Hände für Tim im Moment. Er drückte daher noch ein bisschen mehr auf die Tube. „ So und jetzt erzähl mal. Warum ausgerechnet hier ein Praktikum. Du siehst für mich eher nach Bad Boy aus und damit so Kategorie alles aber nicht das hier." Danke auch. So schlimm war es doch nicht. Nur weil er viel schwarz trug und drei Piercings hatte? „ Eigentlich bin ich eher einer dieser Mathe und IT Nerds. Ich kann aber auch gut mit Kindern und ich wollte einfach mal was machen, wo ich anderen Leuten helfen kann." „ Okay wow. Das hab ich nicht kommen sehnen. Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Aber cool. Ich hoffe in Mathe bist du schneller, als beim Brötchen auf Blechen auslegen. Wenn die n bisschen zusammen kleben, einfach liegen lassen und das nächste nehmen. Die tauen schon auf, bis du fertig bist." Da lag also der Trick. Er hatte nämlich versucht diese auseinander zu brechen. Gab halt für alles seine Tricks. Tim merkte, dass er so zumindest ein bisschen schneller wurde. „ Wie bist du eigentlich hier gelandet? Das ist jetzt nicht so ein Beruf, an den man als erstes denkt." Ohne die Schule wäre er hier schließlich auch nicht gelandet. „ Ich bin hier nie weg gegangen. Ich hab mein ganzes Leben hier drin verbracht. Meine Mutter ist bei meiner Geburt verstorben und meinen Vater hab ich nie kennengelernt. Mir hat es nichts ausgemacht. Ich kannte es nur so und ich hab es geliebt. Lass dein Mitleid hier einfach draußen. Keiner von uns braucht es und bringen tut es auch nichts. Ich hab meine Familie hier gefunden." Nina lächelte dabei so glücklich, dass er ihr wirklich glaubte, dass es ihr nichts ausmachte, keine Eltern zu haben und hier groß geworden zu sein. Wenn man selbst sowas erlebt hatte, ging man wahrscheinlich auch anders mit den Kindern hier um. Herzlich war sie auf alle Fälle. „ Weißt du, hier darf man einfach noch Kind sein, wenn man es will. Zwar darf man sich nicht seiner Verantwortung entziehen, aber du kannst kreativ sein, Spaß haben und alles mögliche mitmachen, ohne das jemand sagt du bist zu alt dafür." Das glaubte er ihr sofort. Die Kinder freuten sich eher mehr, wenn man was mit ihnen unternahm. Geschwind verteilten sie die restlichen Brötchen auf den Blechen und schoben sie dann in den Ofen. „ Fürs erste Mal nicht schlecht. Wir müssen jetzt ein bisschen Gas geben beim eindecken. Die erste stehen jetzt auf wegen der Schule, oder um Medikamente zu nehmen." Ihm wurde ein Stapel Teller in die Hand gedrückt. Tim hatte das Gewicht deutlich unterschätzt und sackte leicht in der Haltung ein. „ Nu stell dich nicht so an. Ich trag die bis zu sechs mal am Tag durch die Gegend." Nina schnappte sich derweil einen Kasten Besteck und dann begannen sie den Speiseraum einzudecken. Gerade noch so vor den ersten Jugendlichen wurden sie fertig. Auf dem Weg zurück in die Küche wurden ihm drei große Körbe in die Hand gedrückt. „ Tu da die Brötchen rein und dann ab auf den langen Tisch am Eingang. Glaub mir die Jugendlichen willst du so kurz nach dem aufstehen manchmal wirklich nicht erleben.", rief sie ihm zwinkernd.

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now