Kapitel 36- Adoption

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Dabei merkte er gar nicht, dass Tim trotz allem immer für ihn da wäre. Stegis Antwort erwärmte ihm jedoch wirklich das Herz und ließ ihn gerührt seufzen. „ Die hab ich schon Tim. Du bist meine Familie. Deswegen will ich auch nicht adoptiert werden. Ich will bei dir bleiben. Komme was wolle. Ich folg dir überall hin.", erwiderte Stegi schüchtern und lehnte dich dann mit einem kleinen lächelnd an Tim und ließ seinen Kopf bei Tim auf der Schulter ruhen. Tim nahm ihn ganz in den Arm, da er merkte, wie kalt Stegi war und sie wohl besser wieder rein gehen sollten. Seine Antwort hatte er bekommen. Alles andere wurde mal einen Moment nebensächlich. Für Stegi schien er wichtiger zu sein, als er immer angenommen hatte und das erschwerte ihm die Abschiede fortan mit Sicherheit zunehmend. Gar nicht auszumalen, dass er Stegi heute Abend alleine lassen musste. Am liebsten hätte er Stegi mit zu sich nach Haus genommen, aber aus psychologischer Sicht durfte er Stegi immer nich nicht mit zu sich nach Hause bringen und ihm eine heile Welt vorspielen. Und das war seine Familie eigentlich, bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Sie hielten zusammen, auch wenn es hart auf hart kam und unterstützten sich auch gegenseitig. Das wurde schon als heile, intakte Familie eingegliedert und bis jetzt wusste keiner, wie Stegi darauf reagieren würde, wenn er mit einer intakten, vollständigen Familie konfrontiert wurde. Dieser Gedanke, das er für Stegi alles war, hatte Tag und Nacht durch sein Gewissen gespukt und langsam aber sicher hatte sich ein handfester Gedanke daraus geformt. Einer der Stegi hoffentlich sehr erfreuen würde. Das Gespräch, was er im Voraus mit seinen Eltern und den Psychologen geführt hatte, war ein wenig unangenehm gewesen. Seine Eltern hatten es erst für einen Witz gehalten. Als ihnen jedoch immer mehr klar geworden war, dass er es vollkommen ernst meinte, hatten sie begonnen Zweifel zu äußern. Tim konnte sich vorstellen, wie geschockt und verwirrt sie waren. Doch je mehr Tim erzählt hatte, desto mehr verstanden sie seinen Gedanken. Was nicht hieß, dass sie begeistert waren, oder keine Zweifel hatten. Es war eine Sache, ob man ein psychisch immer noch angeschlagenes Kind zu besuch hatte, oder ob es dauerhaft bleiben sollte und das wollte Tim. Stegi sollte dauerhaft bei ihnen bleiben. Überzeugt waren sie lange nicht, auch wenn Adrian ihm half gute Argumente zu finden. Zumindest ließen sie sich darauf ein, Stegi näher kennenlernen. Nicht jedoch unter dem Vorwand einer Adoption, da sonst Stegi blocken würde. Sie waren beide einzeln mitgekommen als neue Erzieher und hatten in kleinen Gruppen mit den Kindern gespielt und so auch Stegi ein bisschen kennengelernt. Sie waren immer noch skeptisch, was eine Adoption betraf, da es immerhin ein fremdes Kind war und sie ja schon Max und ihn hatten. Als sie dann aber gesehen hatten, wie anders Stegi in seiner Gegenwart war und wie wohl er sich fühlte, hatte sie das zum nachdenken angestimmt. Und als er angeboten hatte, sein Zimmer mit Stegi zu teilen, bis er ausgezogen war und er durch seinen Job anteilig Miete zahlen würde, dass das Geld am Ende des Monats reichte, hatten sie immer noch ein wenig unsicher eingewilligt Stegi zu adoptieren, wenn er wollte. Stegi hatte er noch gar nichts davon erzählt, aber es sollte auch quasi eine Überraschung für ihn sein. Zudem wollten seine Eltern sowieso erst, dass er sein schriftliches Abi schrieb, bevor Stegi zu ihnen kommen sollte, da er ihn vom lernen abhalten konnte. Somit saß er Stegi auch gar nicht in der Zeit von Ende Februar bis mitte März, da er sich aufs lernen konzentrierte und wirklich auf seine Prüfungen fokussiert war. Anfangs hatte er gedacht, es würde grauenhaft werden , so viel wissen gemischt auf einmal abrufen zu müssen, doch im Endeffekt war es nur eine verlängerte Klausur in den drei Fächern gewesen, die vergleichsweise nicht schwerer war, als die Aufgaben zur Vorbereitung. Tim war mit einem guten Gefühl aus jeder seiner Prüfungen raus gegangen und hoffte jetzt aufs beste. Da heute sein Abitur rum war und er nur noch seine Zeit mit ein paar Klausuren in der Schule sitzen würde und einer mündlichen Prüfung, hatten seine Eltern eingewilligt sich heute offiziell Stegi vorzustellen und ihn eventuell zu adoptieren. Tim war selbst unheimlich nervös, da er überhaupt nicht einschätzen konnte, wie Stegi reagieren würde, wenn seine Eltern ihn adoptieren wollten. Aber er war gewillt es herauszufinden und Stegi zu sich nach Hause zu holen. Mittlerweile stimmten nämlich auch die Psychologen zu, dass es in Ordnung wäre und es klappen könnte. Aus ihrer Sicht bestand für Stegi kein Risiko. Eine Therapie würde er dennoch weiterhin besuchen müssen, aber dazu konnte er auch weiterhin hier zu den Psychologen kommen, wenn er wollte. Tim war schon ein bisschen aufgeregt die ganze fahrt über. Fürs erste würden die Betreuer da mit Stegi reden und ihm eine mögliche Adoption schonend beibringen, bevor er sich einmischen würde. Er wollte wissen, wie Stegi wirklich reagierte, wenn ihn jemand adoptieren wollte. Trotzdem würde er in der Nähe bleiben und dem Gespräch zuhören, für den Fall das Stegi, wie eigentlich zu erwarten komplett dicht machte. Mit einem letzten aufmunternden Lächeln klopfte Adrian an der Tür und betrat gemeinsam mit seinen Eltern und einer weiteren Mitarbeiterin, die wohl den Papierkram machen würde. „ Stegi? Wir würden dir gerne jemanden vorstellen. Du wirst vielleicht adoptiert.", versuchte Adrian es vorsichtig. Er konnte nicht sehen, was Stegi tat, aber er vermutete aufgrund des Schweigens, dass er nicht sonderlich begeistert war. Stegi wurde auch recht kleinlaut in seiner Antwort, hatte jedoch die klare Absicht abweisend zu wirken und ein weiteres Gespräch zu blocken. „ Ich will aber nicht adoptiert werden. Ich will hier bei Tim bleiben. Versucht bitte nicht mehr uns zu trennen." Wie süß war das den? Stegi hatte einfach einen wirklich starken Draht zu ihm aufgebaut, um den er auch sehr froh war. Ohne den hätte er Stegi nicht wieder so hinbekommen, wie er jetzt vor ihnen stand. Gerade wegen der ganzen psychischen Probleme war dieser Draht, dieses Vertrauen auch so wichtig gewesen. Um Stegi nicht jetzt schon komplett zu verlieren, trat er die zwei Schritt ins Zimmer und beruhigte Stegi erstmal.

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