Kapitel 44- Kleinere Einkäufe

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Langsam kam dann auch Max die Treppe herunter geschlurft und warf ihm einem kurzen todbringenden Blick zu, bevor er sich gegenüber von Stegi nieder ließ und sich eines der Brötchen aus dem Korb nahm, den ihre Mutter gerade auf den Tisch stellte. Max hatte wirklich nicht die beste Laune und nach seiner Aktion konnte er das durchaus verstehen, aber es musste nicht sein. Vor allem musste er das nicht an ihnen raus lassen. Das war immer ein bisschen blöd bei Max, aber er hatte ihn trotzendem gerne als Bruder. Auch wenn er manchmal so unerträglich war. „ Wie wäre es mit einem guten Morgen junger Mann? Oder hab ich da in der Erziehung was vergessen?" Max murrte missmutig. Ihm passte es gar nicht, dass er jetzt angemault wurde, obwohl in seinen Augen Tim schuld an allem trug. Doch auch das war er bereits gewöhnt und er machte sich auch nichts mehr draus. In zehn Minuten hatte Max die Sache vergessen und war wieder komplett normal. Oder zumindest so normal, wie es in der Pubertät ging. „ Mein Morgen wäre schön, wenn ich erstens ausschlafen dürfte und zweitens nicht von so grauenhafter Musik begleitet geweckt worden wäre.", maulte Max und sah ihn erneut vorwurfsvoll an. Bevor Tim sich irgendwie verteidigen konnte, sprach seine Mutter auch schon. „ Tim hat von mir die Erlaubnis, dich so zu wecken. Es ist nämlich sehr effektiv, dass muss ich Tim lassen. Und du hast genug ausgeschlafen. Es ist spät und wir haben heute noch einen menge vor. Also benimm dich bitte, sonst bleibst du heute hier und bekommst Hausarrest. Hab ich mich klar ausgedrückt?" Nachdem das gesagt war, murmelte Max ein leises ja und wand sich wieder seinem Brötchen zu. Sollte Max nur. Er konnte ihm schon verzeihen mit den richtigen Worten und ein bisschen Zeit. Max war eben einfach manchmal ein bisschen drüber. Hoffentlich legte sich das, wenn Max aus der Pubertät raus war. Er hoffte es für Max. Seine Mutter legte das Thema ab und wand sich dann lächelnd an Stegi. „ So dann kommen wir mal zu dir. Wie hast du die erste Nacht hier geschlafen Stegi?", fragte seine Mutter, während sie sich ein Brötchen aufschnitt. Schon als Stegi den Blick senkte, wurde ihm klar, dass Stegi heute Nacht nicht friedlich geschlafen hatte. Ihn hatte sicher ein Albtraum geplagt und er hatte nichts gemerkt. Gerne hätte er Stegi wie damals in den Arm genommen und beruhigt. „ Ich bin zwei mal aufgewacht, wegen einem Albtraum. Aber alles in Ordnung. Ich hab genug geschlafen. In letzter Zeit hab ich das wieder öfter, aber ich weiß, woher es kommt. In ein paar Tagen legt sich das sicher wieder.", lächelte Stegi schwach und wand den Blick ab. Sanft nahm er Stegi in den Arm und drückte seinen Kopf beruhigend an sich. „ Deine Eltern, oder? Es ist jetzt knapp ein Jahr her. Ich weiß, wie sehr der Schmerz da aufflammte und das es sehr weh tut. Und auch wenn es nie ganz aufhört, wird der Schmerz weniger. Bald sind es die schönen Erinnerungen, die dich an deine Eltern erinnern.", wisperte Tim so leise, dass nur Stegi es verstand. Diese Worte waren für niemanden sonst im Raum bestimmt. Stegi nickte sanft und sah zu ihm hoch. In seinen Augen schimmerten Tränen, die Tim jetzt sanft mit dem Daumen weg wischte.

Nach dem Frühstück waren sie einkaufen gefahren. Seine Mutter hatte sich mehrmals versichert, dass Stegi die Sachen auch mochte und bat ihn auch immer wieder, dass wenn er etwas wollte, dass er es einfach in den Wagen tun sollte. Doch rein gar nichts landete von Stegis Seite im Wagen. Als sie an der Abteilung mit Süßigkeiten vorbei kamen, sah er Stegis sehnsüchtigen Blick und er lag auf einer Packung Gummibärchen. Sicher eine halbe Minute schaute Stegi sie an, sich nicht der Tatsache bewusst, dass er nicht alleine war. Dann jedoch ging Stegi betrübt weiter und senkte den Blick. Stegi war wirklich zu schüchtern, um etwas anzunehmen. Daher lief er hinter Stegi die Reihe entlang, packte die Tüte mit Gummibärchen und nahm sie mit. Wenn Stegi sich nicht traute, machte er das halt für ihn. Sie trafen beide wieder am Wagen ein und Tim warf die Tüte gut sichtbar vor Stegis Augen in den Wagen und grinste ihn dann an, als Stegi ihn völlig entgeistert ansah. Sein Blick wurde jedoch ängstlich, als er zu seine Mutter sah. Die kümmerte es gar nicht und sie schob den Wagen weiter zur Kasse. „ Was sollte das Tim. Ich kann nichts annehmen. Ich bin gerade mal einen Tag hier, ich." „ Stegi halt die Luft an.", unterbrach er Stegi leise und lächelte ihn an. „ Es ist okay. Das ist ne Packung Gummibärchen. Wie viel ist das? Ein Euro, zwei? Merkst du, worum du bittest? Das ist gar nichts und du willst nicht mal darum bitten. Deine Eltern wären Stolz, dass du so gut erzogen bist. Nimm es an. Es ist ne Kleinigkeit." Damit beendete Tim das Gespräch und half seiner Mutter den Einkauf auf dass Band zu legen. Stegi sagte während der gesamten Heimfahrt nichts mehr und schaute nur aus dem Fenster. Tim und Max halfen ihr den Einkauf einzuräumen und Stegi versuchte fast schon krampfhaft mitzuhelfen, doch sie waren schneller und wusste, wo alles stand. Somit stand Stegi fast nur rum, was ihm gar nicht gefiel. Etwas nahm seine Mutter Stegi die Unsicherheit, als sie sagte:„ Stegi bitte setz dich hin. Du musst nicht helfen. Leb dich erstmal hier ein. Dann kannst du, wenn du willst helfen. Du musst aber nicht." Knappe zehn Minuten später saßen sie erneut im Auto und fuhren in die Stadt. Sie mussten sowie noch ein bisschen was kaufen. Tim war aus vielen seiner Sachen raus gewachsen und brauchte sowieso mal wieder neue. Das war auch gleich eine gute Möglichkeit etwas für Stegi einzukaufen. Ein paar Klamotten, vielleicht Utensilien zum Malen, oder ein paar Bücher. Vielleicht konnten sie auch nach einem bequemen Stuhl und einem ordentlichen Tisch schauen. Stegi brauchte außerdem einen Schulranzen und eine Grundausstattung an Schulsachen. Das würde Stegi gar nicht gefallen, aber damit musste er klar kommen. Sie gingen zuerst neue Klamotten suchen.

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