Kapitel 43- Schlecht gelaunt

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Das würde Max schon wecken. Bis jetzt war er immer aufgestanden, wenn er Musik abspielte. Denn er musste aufstehen, um die störend Quelle abzuschalten und das machte ihn wach. Stegi stand mit erschrockenem Blick im Flur, als er aus Max Zimmer kam. Entschuldigend lächelte er Stegi entgegen und deutete ihm in sein Zimmer zu gehen, damit sie sich bei geschlossener Tür in normaler Lautstärke unterhalten konnten. „ Sorry wenn es laut ist. Max zu wecken ist eine Sache für sich. So bekommt man ihn garantiert wach." Verstehend nickte Stegi und begann sich weiter umzuziehen. Tim wand den Blick ab, um Stegi ein bisschen Privatsphäre zu geben und drehte sich sogar um, als Stegi damit zögerte, sich seine Boxershorts auszuziehen. Nachdem Stegi zumindest mal Boxershorts und Short trug, konnte er sich wieder zu Stegi drehen. Noch immer konnte er die deutlichen Narben sehen, die der Autounfall bei Stegi verursacht hatte. Tim hatte sie das erste Mal gesehen, als er mit Stegi in Schwimmbad gegangen war. Es waren nur dünne, kleine Narben von den Glassplittern. Mehr hatte Stegi erstaunlicherer nicht getroffen. Es war schon ein Wunder, dass er es überlebt hatte und das auch nich so leicht verletzt. Die Ärzte hatten sofort darauf spekuliert operieren zu müssen. Gebrochene Rippe, gerissene Organe, innere Quetschungen, innere Blutungen. Doch Stegi hat nichts gehabt. Nur Schmitze, blaue Flecken und ein Schädelhirntrauma. Für das was hätte passieren können, war das unheimlich mild. Aber es würde Stegi ewig an diesen Tag erinnern. Er würde diese Narben immer sehen. Würde immer daran erinnert werden. Würde sie spüren und als Erinnerung bei sich tragen. Zwar hatten die Ärzte ihm in Absprache mit dem Psychologen angeboten, dass er die Narben verkleinern lassen könnte in einem minimal invasiv Eingriff, doch Stegi wollte nicht. Er sah keine Notwendigkeit darin. Wollte sie als Andenken behalten und um mit der Sache ordentlich abschließen zu können. Manchmal Gatte er das Gefühl, Stegi sah die Narben gar nicht mehr. Sie waren nur noch eine blasse Erinnerung, so wie seine Eltern. Aber Tim sah sie immer noch sehr deutlich. Ihn störte es keineswegs. Diese Narben gehörten zu Stegi und würden es immer tun. Außerdem war das Aussehen egal. Was zählte war der Charakter und Stegi war liebenswürdig und hatte ein schüchternes Herz aus Gold. Er war viel zu niedlich. Stegi zog sich nun noch Socken an und sah dann fragend zu ihm. „ Ich musste nur wieder an was denken, was ich lange verdrängt hab.", log Tim, um in Stegi keine schlimmen Erinnerungen wach zu rufen. Stegi musste nicht wissen, dass er an den Autounfall seiner Eltern dachte. Am Ende weinte er nur wieder. Immerhin war es jetzt über ein Jahr her, dass seine Eltern tot waren. Die Musik in Max Zimmer verstumme nun endlich. Also hatte er sich dazu bequemt aufzustehen und sie auszumachen. Sekunden später riss Max seine Zimmertür auf und funkelte ihn wütend an. „ Kannst du mich mal normal wecken und nicht mit nem halben Herzinfarkt? Mach das noch ein Mal und ich schwöre dir, dass ich dich so mal mitten in der Nacht aus dem Schlaf reiße. Dann sehen wir ja, wie toll das ist.", maulte Max ihn ziemlich übel gelaunt an. Wenn Max vom öffnen seiner Tür, oder einem sanften rütteln wach werden würde, konnte er das gerne tun, aber er tat es eben nicht. Das hier war schnell und unheimlich effektiv, wie man sah. Anders konnte man Max nicht wecken, also sollte er sich nicht beschweren, wenn er ihn so weckte. „ Max reg dich ab. Du musst sowieso aufstehen und normal und sanft kriegt man dich nicht wach.", gab Tim gleichgültig, fast schon gelangweilt von sich. Max könnte es sowieso nicht machen. Und wenn doch stiegen ihm ihre Eltern aufs Dach und nahmen ihm sein Handy für ne Woche weg. Ganz zu schweigen vom Hausarrest der Folgen würde. Das machte er nur einmal. Außerdem hatte seine Mutter ihm erlaubt, Max so zu wecken. „ Du bist so ein Arsch. Ich hasse dich dafür.", schrie Max und knallte die Tür hinter sich zu. Stegi war extrem zusammengezuckt bei dem Knall und sah ihn jetzt mit großen Augen an. „ Der fängt sich wieder. Sowas gibt's fast jede Woche und er erträgt mich noch. Also alles in Ordnung.", lächelte Tim entspannt. Max konnte aufbrausend werden, aber er war meist harmlos und nach ein paar Stunden, oder wenigen Tagen kam Max dann wieder an und entschuldigte sich für sein Verhalten. So kannte er seinen Bruder nunmal. Stegi musste sich da noch einfinden, doch auch er würde damit klarkommen. Meist war Max Wut eh gegen ihn gerichtet und gegen sonst keinen. „ Ich denke, dass ich mit ihm klarkomme. Tut mir leid, wenn wir nicht so gut klarkommend, aber wir akzeptieren uns denke ich früher oder später.", gab Stegi kleinlaut zurück. Tim wank ab, legte dann einen Arm um ihn und geleitete ihn vorsichtig nach unten. Ihre Mutter hatte angefangen Frühstück zu machen und er klinkte sich wortlos ein. Zwei Minuten räumte er in schweigen Sachen aus dem Kühlschrank raus und stellte sie auf den Tisch, bis ihm auffiel, dass Stegi unsicher immer noch in der Tür stand. Tim könnte sich selbst schlagen, dass er so dumm war und Stegi einfach vergessen hatte. Er deutete Stegi, dass er sich an den Tisch setzten sollte. Viel helfen konnte er eh nicht und sollte er auch nicht. Immerhin war er gerade mal einen Tag hier und kannte dich so gut wie gar nicht aus. Bis er alles hätte, dauerte es viel zu lange. Das konnten sie irgendwann mal in Ruhe angehen. Nicht allerdings jetzt. Stegi widersetzte sich seiner Stimmen Aufforderung jedoch und nahm ihm dann einfach das aus der Hand, was er gerade hielt und trug es zum Tisch. Seufzend stellte Tim alles raus und ließ es Stegi zum Tisch tragen. Seiner Mutter viel es natürlich sofort positiv auf und sie lobte Stegi dafür, dass er so hilfsbereit war. Stegi wurde rot auf den Wangen, als er das Kompliment annahm und er sah Stegi an, wie peinlich es ihm war. Gerne hatte er sich wohl verkrochen, aber das war jetzt nicht mehr.

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