Kapitel 25- Unentschlossen

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Tim hatte Stegi schlafen lassen und war kurz noch mal zu Vivi hoch gegangen. Scheinbar hatte er heute Pech, denn auch sie war gerade am schlafen. So konnte er nur einen kurzen Blick auf sie werfen und ihr Kuscheltier näher zu ihre schieben, bevor er schon wieder ging. Würde er eben bei Stegi am Bett bleiben und das tun, was er versprochen hat. Auf ihn aufzupassen. Schon als er ins Zimmer rein kam, wurde ihm bewusst, dass Stegi nachts wirklich nicht ruhig schlafen konnte. Er war keine zehn Minuten weg gewesen und Stegi hatte schon Albträume. Was genau er träumte, konnte Tim nicht sagen, aber er wand sich unruhig hin. Und er murmelte immer wieder leise Worte. Für ihn war es das erste Mal, dass er Stegis Stimme hörte. Sie war viel höher, als Tim erwartet hatte. Gerade war das aber unwichtig. Er setzte sich schnell wieder zu Stegi ans Bett und legte eine Hand an Stegis Schulter. Augenblicklich wurde er ruhiger. Die Berührung schien ihn allerdings zu wecken. Nach so kurzer Zeit konnte er noch nicht all zu tief schlafen und das hatte Tim nicht bedacht. Leider konnte Stegi sich wohl noch gut an seinen Traum erinnern, denn er fing an zu zittern und auch seine Augen glänzten wieder verdächtig. Tim konnte nicht mehr tun, als die Arme aufzuhalten und zu hoffen, dass Stegi zu ihm kam und sich beruhigen konnte. Stegi jedoch kringelte sich auf dem Bett zusammen und zog die Decke über sich. Als er probierte noch mal seine Hand an Stegis Schulter zu legen, schüttelte er ihn ab. Tim hatte das Gefühl, Stegi wolle gerade alleine sein, irgendwie aber auch nicht. Wenn Stegi seine Berührungen abwies, würde er es mit Worten probieren. „ Stegi hey ich bin für dich da. Ich pass auf dich auf. Wenn du kuscheln willst komm her. Ich kann auch verstehen, wenn du deine Ruhe haben willst. Du musst mir irgendwie mitteile, was du willst." Unter der Decke versuchte er Stegis Reaktion zu deuten. Und er meinte Stegi mit den Schultern zucken zu sehen. Klasse Antwort. Stegi wusste also selbst nicht, was er wollte. Super. Machte es ihm ja zehn mal einfacher zu entscheiden, was er tun sollte. Tim entschied sich, dass er sich einfach zu Stegi legen und einen Arm um ihn legen würde. Also legte er sich auf die Seite hinter Stegi und nahm ihn in den Arm. Stegi wehrte sich auch nicht dagegen. So lag er dann eine weile da und ließ seine Gedanken Kreisen. In den nächsten Wochen konnte er Stegi so gut wie jeden Tag besuchen kommen. In den Ferien noch genauso, wobei er da schon ein paar Zusammenfassungen schreiben wollte, mit denen er aufs Abitur lernen würde. Wenn er die für dieses Jahr nicht in den Ferien machte, würde er hintenraus wahrscheinlich wochenlang nur am Zusammenfassungen schreiben und lernen sein. Und bei so einem riesen Berg an Material, was er dann durchgehen müsste, würde er wohl gar nicht anfangen. Von der geringen Zeit, die er hatte mal ganz abgesehen. Wie er das allerdings nächstes Jahr neben der Schule mit einem genauso vollen Stundenplan und einem geringeren Zeitlimits machen wollte, wusste er nicht. Er könnte niemals täglich herkommen und dann noch so lange bleiben. Zumal er beim Basketball auch den Anschluss nicht verlieren durfte. Vielleicht an den Wochenenden, wenn er auf der Fahrt lernte und hier auch das ein oder andere tat. Dann konnte es vielleicht klappen. Wenn es nach ihm ginge, wäre er vierundzwanzig sieben für Stegi da, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit. Und sein Abi abzubrechen dafür war schon ein bisschen hart. Zumal es nur noch ein Jahr war. Danach könnte er dauerhaft für Stegi da sein. Wenn er es dann noch brauchte. Vielleicht konnte er ihn in einem Jahr so weit bringen, dass er alleine hier klar kam. Wenn's gut lief, war Stegi in einem Jahr nicht mal mehr hier. Wünschen würde er es Stegi.

Eine halbe Stunde in etwa kreisten Tims Gedanken noch um das kommende Jahr. Eigentlich hatte er erwartet, dass Stegi friedvoll eingeschlafen war. Er bewies ihm jedoch das Gegenteil, als Stegi sich unter der Decke zu ihm drehte und sich an ihn drückte. Hatte er sich wohl doch für seine Anwesenheit entschieden. Stegi klammerte sich wirklich mit allem was er hatte an ihn, was ihm zeigte, wie sehr er jemanden bei sich brauchte. Wie konnte er Stegi heute Abend hier alleine lassen? Am liebsten würde er Stegi einfach mit nach Hause nehmen. Aber Stegi jetzt hier raus zu reißen und ihn in ein neues Umfeld mit wieder fremden Leuten zu bringen, war wohl auch nicht sehr förderlich. Er musste sich dringend mal erkundigen, was er hier so für Möglichkeiten hatte. Vielleicht konnte er am Wochenende mal die ein oder andere Nacht hier bei Stegi verbringen. Das würde mit Sicherheit schon helfen. Fast als hätte jemand seine Gedanken gelesen, klopfte es an der Tür und jemand betrat den Raum. Tim erkannte Adrian wieder, wenn seine Haare jetzt auch um einiges kürzer waren. „ Mir war eigentlich klar das ich dich hier finden werde. Hallo ihr zwei. Ist bei euch alles okay?" Tim wusste schon, dass er nicht nur hier war, um sich nach Stegi zu erkundigen. Da kam noch mehr, das spürte er. „ Halbwegs. Er ist im Moment sehr anhänglich. Nicht das das schlecht wäre, aber ich glaube er hätte gerne dauerhaft jemanden um sich, mit dem er kuscheln kann." Wie um seine Aussage zu bestätigen, klammerte sich Stegi noch mal fester an ihn und wimmerte leise. „ Kann ich dich mal ganz kurz draußen unter vier Augen sprechen Tim? Keine Sorge Stegi, es wird nicht lange dauern und dann kannst du wieder mit Tim kuscheln." Sich jetzt von Stegi zu lösen würde schon schwer werden. Dabei waren es sicher keine fünf Minuten, die sie da draußen reden würden. Stegi jedoch klammerte sich verzweifelt fester an ihn und er spürte schon wieder Tränen fließen. „ Nicht doch. Alles gut, dass dauert nicht lange. Du kuschelst jetzt ein bisschen mit deinem Plüschi und ehe du dich versiehst, bin ich auch schon wieder da.", versprach er und strich Stegi noch mal beruhigend über den Kopf.

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