Kapitel 45- Nicht wohl

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Für Stegi schaute er hauptsächlich nach Alltagsklamotten, da er aus den meisten seiner Klamotten allmählich raus wuchs und sie ihm eindeutig zu klein wurden. Für sich selbst schaute er allerdings nur oberflächlich. Gerade Sportsachen bräuchte er dringend neue. Seine letzten langen Sporthosen hatte er sich beim Training vor zwei Wochen kaputt gerissen und in kurzen Hosen war es abends draußen eindeutige noch zu kalt. Zur Not hatte er immer noch Jogginghosen, die er erstmal anziehen konnte, wenn es sein musste und er heute nichts fand. Doch er hatte Glück etwas gleichwertiges zu finden, was auf seine Maße auch noch passte. Das war leider immer so eine Sache bei ihm. Shirts gingen meist, Pulli waren entweder in der Länge, oder an den Ärmeln problematisch und Hosen waren entweder zu kurz, oder zu lang, oder sie passten unten aber oben nicht. Noch ein Grund, warum er schoppen hasste. Wie besprochen hatte er sich mit Stegi dann wieder an der Kasse getroffen. Der kleinere hatte sich rein gar nichts ausgesucht und Tim hatte die leise Vermutung, dass Stegi das mit Absicht machte. Es konnte nicht sein, dass er in drei Läden, die so groß waren rein gar nichts gefunden hatte. Tim zahlte von seinem Taschengeld, genau wie die Das Shirt, was er noch gefunden hatte und ging dann mit Stegi in einen weiteren Laden, der eher Sachen in Stegis Größe hatte und eben jünger. Auch wenn es ihm ein wenig weh tat, zwang er Stegi sich etwas auszusuchen. Er ging mit ihm extra durch die Reihen und achtete darauf, was Stegi sich anschaute, um es dann in seiner Größe vom Stapel zu nehmen und probeweise an Stegi anzuhalten. Stegi schüttelte jedoch immer wieder den Kopf. Lediglich ein paar mal, schaute er sich selbst etwas an, legte es aber meist zurück und Tim checkte ziemlich schnell, dass Stegi viel zu sehr auf den Preis achtete. Sicher eine gute viertel Stunde redete er auf Stegi ein, bis er sich endlich ein paar einfache Shorts und zwei schlichte Shirts aussuchte und diese kurz anprobieren ging. Zusammen zahlte er dafür keine dreißig Euro, die er von seiner Mutter zugesteckt bekommen hatte, um Stegi etwas zu kaufen. Er sagte Stegi besser nicht, dass sie ihm siebzig Euro in die Hand gedrückt hatte, die er komplett hätte ausgeben können. Sonst hätte Stegi sich nur noch Schuldiger gefühlt. Das Stegi sich so schuldig fühlte, tat ihm wirklich leid, aber er wusste keinen anderen Ausweg. Stegi brauchte Klamotten die ihm passten. Um ihn nicht mehr zu stressen, ließ er Stegi gar nichts mehr aus. Ließ zu, dass er mit gesenktem Blick hinter ihm her lief und die meiste Zeit schwieg. Als sie an einem Laden mit Bastelsachen vorbei kamen, deutete er darauf, doch Stegi schüttelte sofort energisch den Kopf. Seine Lippen flehten stumm darum, dass er nicht da rein wollte und er ihm um Gottes Willen nichts kaufen sollte. Da Stegi so ängstlich war, tat er rein gar nichts und lief einfach weiter. Stegi würde schon noch lernen, damit umzugehen vermutlich hätten sie Max mitnehmen sollen. Dann hätte Stegi gesehen, dass es in seinem alter okay war, wenn die Eltern zahlten. Seine Mutter würde ihm auch noch eine Menge bezahlen, doch da er in den Ferien mehr oder minder viel arbeiten war, hatte er ein gutes Taschengeld und durch weihnachten und Geburtstag sparte er sich immer eine Menge zusammen. Es passte also schon, wenn er einige Sachen selber zahlte. Schließlich gingen sie dann in einen Bücherladen, wo Tim sein ausgeliehenes Buch zurück gab, welches er sich für das Abitur geliehen hatte und sich ein neues Buch kaufte -seit Ewigkeiten mal wieder, weil er wenigen dem Abi und dem ganzen Stress zu nichts weiter gekommen war- und Stegi fand ebenfalls eines, was er ihm einfach mit bezahlte. Protest kam recht wenig von Stegis Seite, dafür aber dreimal ein leises Danke Tim. Als sie dann wieder mit ihrer Mutter zusammen am Auto eintrafen, hatte sie sich um einen ordentlichen Schreibtisch und einen Stuhl gekümmert und war dann wohl noch in einem laden Stoffe kaufen gegangen, damit sie was nähen konnte. Allem Anschein nach dann wohl Sommerkleider. Gemeinsam gingen sie dann noch schnell ein paar Schulsachen kaufen, wogegen Stegi diesmal kein bisschen protest Einwand, weil das zwingend notwendig war und fuhren wieder nach Hause. Stegi bedankte sich auf dem Weg an die zwanzig mal dafür und wiederholte immer und immer wieder, dass es überhaupt nicht nötig gewesen wäre, doch seine Mutter blieb stur und entgegnete in betont freundlichem Ton, dass es in Ordnung sei und das nötig gewesen wäre. Außerdem bräuchte sie den Tisch selbst wieder, um ihre Näharbeiten daran fortzusetzen. Daraufhin schwieg Stegi, denn er wusste, dass es kein Argument mehr gab, was das entkräften könnte. Also genoss er die leise Musik, die im Radio spielte und sang sogar das ein oder andere Stück mit. Seine Mutter beobachtete das Ganze lächelnd im Rückspiegel und stimmte dann selbst ein. Und auch wenn Tim dieses Lied überhaupt nicht mochte, sang er einfach mit, um die gute Stimmung im Auto zu wahren. Sie kamen fast schon gut gelaunt daheim an und luden alle Sachen aus. Sie brachten den Tisch hoch in sein Zimmer und bauten ihn dann zusammen auf, während sie über seinen Lautsprecher Musik hörten, ohne jemand anderen im Haus zu stören. Ziemlich schnell waren der Tisch und der Stuhl aufgebaut und sie trugen den Nähtisch ihrer Mutter wieder in ihren kleinen Hobbyraum. Nachdem alles da stand, wo es stehen sollte, setzten sie sich mit einer Schere aufs Bett und schnitten die Schilder von den neuen Klamotten, damit sie gewaschen werden konnten. Als auch das erledigt war, kuschelte Stegi sich an ihn und wisperte ein leises:„ Danke.", über die Musik hinweg. Tim erwiderte ein stummes bitte, indem er Stegi durch die Haare fuhr. „ Was hältst du davon, wenn wir runter in den Keller gehen und mal ne Ladung Wäsche wachen? Müsste ich sowieso machen und du könntest mir dabei helfen. Ich seh ja, dass du gerne was machen willst, um dich dankbar zu zeigen. Wenn das erledigt ist, freut sich meine Mutter garantiert."

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now