Kapitel 30- Glücklich

44 8 2
                                    

Stegi hatte eine halbe Stunde lang friedlich neben ihm gelegen und geschlafen, bevor er aufgewacht war und ihn müde angeblinzelt hatte. Stegi hatte sich dann müde an ihn gekuschelt und seinen Blick mit halb geschlossenen Augen über die Landschaft schweifen lassen. So waren sie dann eine Weile gesessen. Irgendwann hatte Tim Stegi dann wortlos etwas zu essen angeboten, was er eigentlich als Picknick hier hatte essen wollen. Stegi hatte zwar gegessen wie ein Spatz, aber es schien ihm zumindest mal zu schmecken und immerhin aß er überhaupt was. Das war besser als nichts. Stegi hatte sich dann noch ein bisschen zurück gelehnt und die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut genossen. Tims Blick blieb bei der unheimlich schönen Landschaft gefangen und nur ab und zu war er zur Kontrolle einen Blick auf Stegi. Hier war die Natur wirklich noch unberührt und unheimlich schön. Allein so eine Blumenwiese, die natürlich so wuschs und gedeihte, fand man heutzutage wohl eher selten. Dieses kleine Stück Natur war so unheimlich wertvoll. Lieber wollte er sich gar nicht ausmalen, was diesem schönen Stück Landschaft angetan wurde, wenn sich niemand mehr darum kümmerte und es zurück an die Stadt fiel. Dann würde hier bald nichts mehr von Natur zu sehen sein. Stattdessen graue Mauern und Ziegelsteine. In den Sommerferien könnten sie vielleicht noch ein paar mal herkommen, wenn Stegi das wollte. Wenn nicht mit Stegi, dann vielleicht mit Freunden, oder seiner Familie. Das wäre bestimmt schön.

Letzten Endes war Tim selbst kurz eingenickt. Nicht länger als zwanzig Minuten, bevor er von einem leisen Zwitschern geweckt wurde. Über ihnen in den Baumkronen hatte sich eine kleine Amsel nieder gelassen und sah neugierig auf sie herab. Zumindest dachte Tim das. Bis ihm bewusst wurde, dass die Amsel auf die Krümel ihres Essens starrte. Ohne sich zu hektisch zu bewegen nahm Tim den Deckel hoch und streute die Krümel in die Wiese. Die Amsel kam jetzt herunter geflogen und hopste vorsichtig auf ihn zu. In seinen Armen drehte sich Stegi um und gähnte niedlich, während er Arme und Beine von sich streckte. Sanft kraulte er Stegi durch die Haare und murmelte ein:„ Schlaf weiter kleiner." Stegis Körper verlor wieder an Spannung, aber er blinzelte ihn müde an. „ Gut geschlafen?", fragte Tim. Zum ersten Mal sah er auf Stegis Lippen ein ehrliches, glückliches Lächeln, was ihn selbst dazu brachte zu lächeln. Erneut zwitscherte es und als Tim den Kopf drehte, pickte die Amsel gerade die Körner und Krümel aus dem Gras, die er hingeworfen hatte. Sie schaute noch mal zu ihm hoch, bevor sie zwitschernd davon flog. Stegi sah ihr noch ein bisschen hinterher, bevor er wieder zu ihm sah. Stumm formten seine Lippen ein Danke, bevor er sich richtig aufsetzte, sodass er ihm gegenüber saß. „ Wenn du möchtest, können wir noch was machen, oder wir gehen. Das kannst du entscheiden." Stegi sah ihn eine Sekunden lang an, bevor er aufstand. Tim dachte schon, dass Stegi ihm so mitteilen wollte, dass er zurück wollte, doch Stegi schlug die andere Richtung ein. Ihre Sachen ließ Tim da und folgte Stegi dann. Lief hinter dem Haus zu einer kleinen Hölzernen Brücke und setzte sich auf diese. Er verstand sofort, was Stegi vorhatte, als er begann seine Schuhe auszuziehen. Tim folgte seinem Beispiel und zog sich Schuhe und Socken aus, bevor er sich setzte und die Füße ins Wasser hielt. Im vergleich zur warmen Sonne war das Wasser angenehm kühl. Das hier war besser als jedes Schwimmbad, auch wenn es nur bis zu den Knöcheln ging. Stegi ließ seine Beine baumeln und plantschte mit den Füßen ein bisschen im Wasser. Gerade wirkte Stegi wirklich unbeschwert und einfach mal glücklich. Das Wasser schwappte um Stegis Füße, wobei seine Jeans leicht nass wurde. Im vergleich zu dem, was seine Klamotten abbekamen, war das nämlich nichts. Stegi plantschte nämlich so sehr rum, dass die ganze Zeit Wasser in seine Richtung spritzte und auf seiner Hose, minimal aber auch auf seinem Oberteil landete. Allerdings wollte er nicht der Spielverderber sein und ließ Stegi weiter rum plantschen und machte sogar selbst ein bisschen mit. Erst drei Minuten später bemerkte Stegi, was er da angerichtet hatte und sah ihn erschrocken und schuldbewusst an. „ Alles gut, ist nur Wasser das trocknet wieder. Mach ruhig weiter. Erwarte aber eine Revanche, wenn du mich weiter voll spritzt.", grinste Tim. Mit voller Absicht zog Stegi seinen Fuß durchs Wasser und spritzte eine ordentliche Ladung Wasser in seine Richtung. Tim schaffte es nicht schnell genug außerhalb seiner Reichweite zu kommen, aber er rächte sich an Stegi, indem er Stegi ebenso nass spritzte. Erschrocken quiekte Stegi auf und versuchte Distanz zwischen sie zu bringen. Tim packte ihn jedoch am Handgelenk und zog ihn sanft zu sich. „ Hier geblieben Stegi. Ich tu dir doch nichts. Versuch nur mich nicht so nass zu machen. Ist zwar angenehm kühl, aber nasse Klamotten sind unangenehm." Eilig nickte Stegi und legte dann den Kopf auf seinen Schoß. So wie Stegi jetzt da lag, wirkte es ein bisschen verdreht, mit dem Kopf bei ihm und den Füßen im Wasser. Das kleine, glückliche Lächeln auf Stegis Lippen war aber schön. Ihn so zu sehen, war einfach ein schönes Gefühl.

Sie hatten beide noch ein bisschen im Wasser gespielt, bevor sie sich noch ein bisschen in der Sonne trockneten. Letzten Endes war er mit Stegi noch ein Eis essen gegangen, um ihn weiter so heiter zu sehen. Zurück mussten sie allerdings langsam, da sie zum Abendessen wieder im Heim sein sollten. Schon in der Bahn sank Stegis gute Laune und wo sie wieder vor dem Heim standen, weinte Stegi und klammerte an seiner Hand. Erstmal hatte er Stegi nur mit rein genommen und gemeldet, dass sie wieder da waren. Die meisten durften wohl beim Essen sein. Zum Essen wollte Stegi aber nicht gehen, daher hatte er etwas mitgenommen und Stegi hoch auf sein Zimmer gebracht. Stegi hatte sich direkt in sein Bett verkrochen und die Decke über seinen Kopf gezogen. Tim tat es im Herzen weh, wieder den traurigen, verlorenen Stegi zu sehen und nicht mehr den fröhlichen. Tim setzte sich zu ihm und griff unter der Decke nach Stegis Hand, um sie beruhigend zu drücken. „ Ach Stegi. Es ist doch alles gut. Der Tag hat doch so schön angefangen. Lass dich von deinen Gedanken nicht vereinnahmen."

Orphan-StexpertWhere stories live. Discover now