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Yoongis PoV

Mit dröhnendem Schädel habe ich mich auf den Weg zurück nach Seoul gemacht. Davor hab ich mir in der nächstgelegenen Apotheke die neu verordneten Tabletten geholt. Die Sitzung mit dem Doc hat mich wieder ziemlich aufgewühlt. Ich spiele mit dem Gedanken Namjoon für heute abzusagen und vielleicht lieber Morgen zu verschieben, denn ich zweifle, ob es eine gute Idee ist, ihm so fertig entgegen zu treten. Aber dann bei dem Gedanken ihm abzusagen, fühle ich mich mies. Am Handy wirkte es so, als würde er sich freuen mich nach langem mal wieder zu sehen. Ich möchte nicht, dass er etwas falsches denkt, wobei Namjoon einer der verständnisvollsten Menschen ist, die ich kenne. Dennoch.. Ich möchte ihm das nicht ,,antun"
Komm schon Yoongi, das ist nur Namjoon und kein Vorstellungsgespräch. Du wirst dich doch wohl mit Namjoon treffen können, ohne gleich die Krise zu bekommen. Du kennst ihn und vielleicht tut dir die Ablenkung gut. Im besten Fall ist er auf nichts sauer und ihr habt ne chillige Zeit. So wie früher. Oh Gott, das wird was. 

Aber zuerst komme ich mal zuhause an. Hoffentlich verändert sich meine Laune dann. Seit ich eben am Bahnhof ausgestiegen bin, fühle ich mich komisch. Jetzt nicht, dass ich mich unsicher fühle, aber ich fühle mich Fremd und nicht wirklich zuhause. Das hatte ich die Zeit in Incheon über nicht.. Aber gut, liegt vielleicht da dran, dass ich dort bei Lisa war und ich jetzt seit gefühlten Ewigkeiten mal wieder hier bin. Ich denke, da ist ein leicht befremdliches Gefühl normal. Ich sollte mich daran jetzt nicht zu sehr an den Gedanken klammern. Ich bin zur Zeit doch sowieso ziemlich chaotisch unterwegs und mache mir über alles erdenkliche Gedanken. Das ist so anstrengend manchmal.. 
"Also echt.. Das ist zum Kotzen..", brumme ich zu mir selbst und sperre meine Haustür auf. Ich bleibe für einen Moment im Türrahmen stehen und schaue in meinen dunklen Hausflur. Es ist irgendwie betrübend da rein zu  sehen. Es ist so kühl und monoton.. Wie konnte ich so leben? Kein wunder, dass ich mich nicht wie zuhause fühle. Widerwillig betrete ich meine eigene Wohnung und fühle mich, als würde ich zu einem Fremden eindringen. Meine Tasche lasse ich im Flur stehen und nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, schreite ich Planlos durch die Räume. Ich habe die Wohnung selbst eingerichtet und überall sind meine Sachen zu sehen, die ganzen Erinnerungen von hier, hallen in meinem Kopf. Ich kenne diese vier Wände in und auswendig, dennoch fühlt sich der Ort hier fremd an. Es ist ein komisches Gefühl bei sich zu Hause zu ein, aber sich nicht wie Zuhause fühlen. Hatte ich das vorher auch? Oder war ich so abgestumpft, dass ich es gar nicht gemerkt habe? 

Es ist beklemmend hier zu sein. Bevor ich wieder nach Incheon bin, habe ich die ganzen Rollläden ein Stück herunter gelassen, sodass hier alles noch ziemlich abgedunkelt ist. Dieser Faktor ist nicht gerade bestärkend. Kopf schüttelnd klappere ich alle Zimmer ab und sorge dafür, dass etwas mehr Tageslicht in meine Wohnung gelangt. Aber wirklich besser, wird dieses beklemmende Gefühl nicht. Ich möchte immer weniger hier sein und die Aura hier erdrückt mich förmlich. Ob ich heute Nacht hier überhaupt noch einschlafen kann?
"Das ist ja fast wie in Daegu..", spreche ich meine Gedanken laut aus und lasse mich im Wohnzimmer auf meine Couch fallen. 
Ich weiß noch vor meinem Umzug nach Seoul, hatte ich in meinem Elternhaus ein ähnlich beklemmendes und unwohles  Gefühl entwickelt. Das Gefühl hatte ich schon seit ich denken konnte. Dieses Gefühl wurde mit den Jahren immer stärker, bis ich auszog. Ich dachte, ich müsste sowas nicht mehr erleben, doch mal wieder stelle ich fest, wie gerne ich mich doch irre. 

Verzweifelt aufstöhnend lege ich meine Hände auf mein Gesicht. Es kommt ein Problem nach dem andern. Kann ich nicht einmal eine Pause haben? 
Ich versuche die Gedanken irgendwie zu unterdrücken, was nur nicht so gut funktioniert wie ich es mir erhoffe. Der Stress von heute Vormittag und die steigende Stimmung hier, setzen mir immer mehr zu. Als würde ich in einer Wanne sitzen, die sich Stück für Stück mit kaltem Wasser füllt. Die erdrückende Stille wächst und das einzige was ich hören kann, ist mein eigenes schweres Schnaufen. Meine Nackenhaare stellen sich auf und beginne zu zittern. Es ist mir klar auf was das ganze hinaus läuft.. 
"Nope! Nicht mit mir! Ich bin raus!", rufe ich, während ich mich schleunigst von der Couch aufraffe und zurück zur Haustür laufe. In Windeseile habe ich meine Schuhe wieder angezogen, meine Tasche geschnappt und meine Wohnung wieder verlassen. Ist mir gerade egal wohin, Hauptsache raus hier. Auf eine Panikattacke, die übel ausgehen kann habe ich keine Lust. Besonders weil keiner da wäre, der mir helfen kann. 

My special SoulmateWhere stories live. Discover now