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Dein PoV

Noona hat Namjoon und mich zu Mama gebracht und sie war etwas erleichtert darüber, dass wir da sind. Anscheinend hatte sie etwas Angst, das wir nicht auftauchen werden und sie alleine unter all den Leuten sein muss die sie nicht leiden können und andersrum genauso. Ich kann sie verstehen und ich würde es alleine hier wohl auch nicht aushalten. Zwanzig Minuten später, geht es auch schon mit der Beerdigung los und der Pfarrer bringt die Urne mit der Asche unseres Vaters herein. 

Die Urne wird vorne auf einer Ablage hingestellt. Nebendran ist ein großes Bild von ihm und es stehen ein paar Kerzen herum. Namjoon, Noona, Mama und ich sitzen vorne in der ersten Reihe und die Urne steht genau vor uns. Ich merke wie sich mir der Magen umdreht, als ich den Behälter sehe. Ich weiß nicht wieso, aber der Gedanke, dass darin die Asche eines Menschen drin ist... Löst in mir ein Gefühl von Unbehagen aus. Auch wenn er Tot ist.. Sitze ich ihm quasi wieder gegenüber. Es fühlt sich an, als würde er durch die Urne hindurch und direkt mich anstarren. Natürlich weiß ich, dass das nicht geht... Aber irgendwie spüre ich dennoch die Blicke auf mir.. 

Namjoon scheint das zu bemerken, denn er nimmt vorsichtig meine Hand und drückt sie leicht. Ich sehe etwas zögerlich zu ihm hoch und Namjoon lächelt mich etwas an. 
"Ganz ruhig. Mir gehts genauso.", flüstert er und streicht über meinen Handrücken. Ich nicke und versuche die Urne nicht mehr anzusehen. Der Pfarrer beginnt zu reden und stumm hören wir alle zu. Noch immer spüre ich Blicke auf mir und mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Beerdigungen sind gruselig.. Noch dazu habe ich keine guten Erfahrungen mit Friedhöfen. Aber ich denke nicht, das gleich ein Irrer im Morgenmantel die Beerdigung stürmt.. Also ich hoffe es doch. 

Der Pfarrer beendet nach einer gefühlten Jahrhundertwende, seine Rede und meine Mutter steht auf. Sie geht nach vorne und der Pfarrer macht ihr platz. Etwas neugierig sehe ich zu ihr vor. Anscheinend wird sie nun eine kleine Rede halten und ich bin gespannt was sie sagen wird. Etwas nervös nimmt sie einen Zettel heraus und beginnt zu sprechen. Sie redet darüber, dass sie lange mit ihm zusammen war und viel mit ihm erlebt hat. Das sie eine Familie gegründet haben und sie ihr bestes gegeben hat um ihn glücklich zu machen. Und das sie ihn vermissen wird und am ende bekommt sie Tränen in die Augen. Ich bin etwas enttäuscht, da sie quasi nur positives gesagt hat, wobei es alles andere als Positiv gewesen war. Es kann ja sein, das man auf Beerdigungen den Toten in Ehren halten soll... Allerdings finde ich nicht, dass man alles Positiv halten soll...

Nachdem unsere Mutter Platz genommen hat, steht Noona auf und geht ebenfalls nach vorne. Sie redet darüber, das sie nicht das beste Verhältnis zu ihrem kleinen Bruder hatte. Sie hatte es allerdings immer versucht für ihn da zu sein.. Sie meint auch, dass es weh tut zu wissen, dass ihr kleiner Bruder schon so früh gehen musste und das es ihm nun besser gehen wird, auch wenn sie am Ende für Jahre keinen Kontakt mehr hatten. Ich sehe mich etwas um und sehe, das viele der Anwesenden am weinen sind. Auch Noona ist leicht am weinen... Außer Namjoon und ich. Wir sitzen einfach nur da. Sollte ich mich jetzt schlecht fühlen..? Ich bin mir nicht sicher.. 

"Nun werden wir eine Schweige Minute für den verstorbenen Einhalten und uns an seine Taten Erinnern.", spricht der Pfarrer, doch Namjoon erhebt sich und alle, einschließlich mir, sehen ihn verwundert an. 
"Ich würde davor gerne auch noch ein paar kleine Worte über meinen Vater loswerden.", meint Namjoon kühl und steht auf. Allerdings werde ich von Namjoon mit nach vorne gezogen und ich merke, das er mich während seiner Rede brauchen wird. Stumm gehe ich mit und Namjoon hält leicht zitternd meine Hand. Alle Augen sind auf uns gerichtet und Namjoon beginnt irgendwann zu sprechen. 

"Ich weiß nicht, wie viele der hier anwesenden meinen Vater kennen beziehungsweise wussten wer er war. Er war vieles... Aber kein Vater... Er war quasi ein völlig Fremder, der mit uns unter einem Dach gelebt hat. Selbst wenn er unser Erzeuger ist, heißt es nicht gleich, dass er auch ein liebevoller und großzügiger Vater war. Deswegen hält sich meine Trauer auch in Grenzen. Jeder interpretiert einen guten Vater natürlich anders.. Jedoch stellt sich jeder einen guten Vater so vor, das er für seine Kinder da ist und sie auch so akzeptiert. Das hat er nicht getan und meine Schwester und ich sind quasi allein auf uns gestellt gewesen.", meint Namjoon und drückt meine Hand mehr. Empört schauen uns alle an und auch Noona ist sichtlich geschockt. Ich gebe Namjoon aber recht... Es musste nun mal gesagt werden. 

"Aber ich muss zugeben, dass ich doch froh bin das er sich so verhalten hat.. Denn so hat er uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Zwar hatte er sich wohl etwas anderes gewünscht, aber wir sind froh wie es gelaufen ist. Hätte er sich anders verhalten, hätten meine Schwester und ich heute ein völlig anderes Verhältnis zueinander. Es war hart mit einem Vater aufzuwachsen, der einen Tagtäglich wissen ließ, dass man eine Enttäuschung ist... Aber genau das hat mich nur noch mehr angespornt so zu sein wie ich bin und hat mich bis heute geprägt. Ich habe zwar niemals einen Vater gehabt.. Jedoch habe ich dafür eine kleine Schwester, die immer für mich da war.", spricht Namjoon weiter und lächelt mich am Ende mit leicht glasigen Augen an. 

Ich lächle ebenfalls ein wenig und nehme ihn leicht in den Arm. 
"Das einzig Traurige an der ganzen Sache ist, dass wir uns im Streit getrennt haben. Er ist gegangen ohne scheinbar zu bereuen, wie er mit seinen Kindern umgegangen ist. Er hat uns beide als Enttäuschung betitelt und es war ihm egal. Es ist natürlich Respektlos, allerdings hoffen wir, das wenigstens ein paar verstehen können, warum wir so wenig um eine Fremde Person trauern. Dennoch soll er nun in Frieden ruhen und an einem besseren Ort sein.", fügt er am Ende hinzu und danach gehen wir langsam zurück auf unsere Plätze. 
"Ich bin stolz auf euch.", flüstert unsere Mutter lächelnd mit Tränen in den Augen und Namjoon nickt nur leicht. Er wirkt etwas erleichterter und legt einen Arm um mich. Ich beneide ihn gerade einfach nur, weil er das alles wieder so einfach heraus sagen konnte. 

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Namjoon Ehrenmann. Findet ihr nicht auch? Einer musste ja mal die Wahrheit sagen. 

Bis zum nächsten Kapitel. 

My special SoulmateWhere stories live. Discover now