~Prolog~

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Als ich noch klein war, hatte ich wohl einen unschönen Unfall erlebt. Einen Unfall, was mir eine Gehirnerschütterung und drei, in unterschiedlichen Gößen, Narben verpasst hatte. Eine Narbe zierte an meine oberen rechte Stirnbereich, die andere an meine linken Brustbereich und die letzte an meine rechten Unterarm. Ich konnte sie zum Glück alle irgendwie immer wieder abdecken und man konnte sie auch nicht auf den ersten Blick erkennen. Was dies anging, hatte ich wirklich Glück gehabt, denn so musste niemand mich mit den selben Fragen bombardieren wie diese Narben entstanden waren.

Ich kann mich an diesen "schrecklichen Unfall", wie es meine Mutter immer nannte, nicht erinnern aber jedes Mal, wenn sie mir davon erzählte, weinte sie. Ich konnte mich noch erinnern, als ich sie zum ersten mal über meine Narben angesprochen hatte woher sie eigentlich her kamen, da hat sie kurz in die leere geschaut und angefangen schrecklich zu weinen. Ich könnte damals mit meinem 6-jährigen ich nicht nachvollziehen warum sie weinte aber ich war immer traurig als sie es tat.

,,Warum weinst du Mama?" hatte ich sie immer gefragt. ,,Nicht weinen, Mama. Es tut gar nicht weh." Hatte ich ihr immer gesagt. Dann hatte sie noch stärker geweint. Seit dem versuchte ich dieses Thema nicht anzusprechen aber dennoch erwischte ich immer wieder wie meine Mutter bei jeder Kleinigkeit mich nachfragte, ob es mir gut ging oder ob meine Narben wehtaten. Sie machte sich sorgen aber mich machte es traurig, dass sich sich so viel sorgen machte. Je älter ich wurde ließ diese Sorge etwas nach und irgendwann war es keine als zu ein großes Thema mehr aber eine Mutter sorgte sich immer um ihr Kind, egal wie viel Zeit vergangen war und wie alt es wurde.

Als ich meinen 15. Geburtstag feierte, bemerkte ich zum ersten Mal die Schmerzen an meine Narben. Sie zuckten erst leicht, so als würden sie sagen wollen, dass sie noch da waren und immer da sein würden. Je mehr Zeit vergingen, wurden sie mal intensiver und mal bemerkte ich die Schmerzen nicht. Ich hatte meine Eltern darauf nicht angesprochen, denn ich wusste, wenn ich es täte, dann würden sie sich noch mehr sorgen machen als ohne hin schon und das wollte ich verhindern also behielt ich es für mich bis zum heutigen Tag. Seitdem ertappte ich mich ab und zu, wie ich an Tagträume erlitt. Mal waren es kurze und mal etwas viel zu lang. Ich konnte sie sogar nicht kontrollieren, es passierte einfach. In dem Moment ließ ich meine Fantasie seinen freien lauf und meine Gedanken schweifte dann in eine Welt, die ich nicht so schnell verlassen wollte. Eine Welt, wo ich die Macht hatte, sie so zu formen wie ich es gerne hätte. Sie war ebenfalls auch einen Zufluchtsort für mich, wenn es mir nicht gut ging oder ich einfach mal ruhe von der Realität haben wollte. Dieser Ort, wurde nur für mich erschaffen und dafür war ich sehr dankbar.

Einmal sogar ging es soweit, dass ich in der realen Welt eine Person wieder traf, die eigentlich nur in meine Fantasie existieren sollte. Ich war mir nicht mal so sicher oder ob ich wieder träumte aber als ich dann erfahren hatte, wie diese Person hieß, was er beruflich machte und wie jeweils seine drei Kinder hießen, weil irgendeiner ihn das gefragt hatte, war ich mir sicher, dass es keinen Traum oder Zufall sein konnte. Zufälle gab es nicht und solche Art von Zufällen so oder so nicht. Ab da an wusste ich, dass irgendetwas nicht mit mir stimmen konnte und ob es was mit dem Unfall zu tun hatte, wusste ich erst dann als solche Ereignissen im laufe meines Lebens immer wieder passierten und die Begegnungen mit den Menschen, die ich bereits in meine Fantasie kannte, taten mir meine Narben weh und es war kein einfacher Schmerz sondern es tat höllisch weh und ich spürte sogar einen komischen brennen, die nicht sofort verschwand.
Durch meine Angst, die ich jedes Mal verspürte, habe ich mich nie getraut mich von einem Arzt kontrollieren zu lassen und ehrlich gesagt, keine würde mir meine Situation glauben schenken sondern mich direkt als psychische Kranke abstempeln und mich in eine Therapie schicken. Darauf hatte ich keine Lust und daher behielt ich es bis heute für mich. Nicht mal meine beste Freundin wusste davon. Also lebte ich weiter damit ohne zu wissen, ob es für mich einen Segen oder ein Fluch war.

Der Klang der Ewigkeit ( Bd 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt