Kapitel 24 - Unter Beobachtung

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Nach dem Gespräch mit den anderen, ging ich in mein Zimmer. Ich wollte  alleine sein, da ich alles verdauen musste, was in letzter Zeit so passiert war. Ich seufzte kurz auf und ließ mich aufs Bett fallen.

Mein Leben war in letzter Zeit so kompliziert geworden, wobei ich gleichzeitig meine Orientierung vollkommen verloren hatte. Vor einigen Monaten, hatten Nelly und ich ein ganz normales Leben geführt, wo wir mit den üblichen Problemen eines Teenagers klar kommen mussten aber jetzt wusste ich ganz genau, was Probleme  wirklich bedeuteten.

Markus hatte vollkommen Recht, dies war eine ernste Lage. Schließlich ging es um unser Leben, die in Gefahr schwebte und je mehr ich daran dachte, desto mehr Angst bekam ich.

Ich stand auf, ging ans Fenster, verschränkte meine Arme vorm Brust und sah raus.

Wie schnell die Zeit vergeht, dachte ich. Vor ein paar Monaten war es noch Sommer und jetzt verließ uns auch noch der Herbst. Bald würden die Abi Prüfungen kommen und wenn ich es schaffen sollte, würde auch dann die Schule zu Ende gehen. Was mache ich dann? Würde ich studieren oder direkt eine Ausbildung anfangen? Und was würde dann passieren? Würde ich überhaupt bis dahin  von den bösen Vampiren verschont bleiben und mein Leben weiter führen? Würde ich immer noch hier wohnen und mich immer noch von der Vampirfamilie beschützen lassen?

Das sind zu viele Fragen Sunny! Willst du deinen Kopf zum explodieren bringen oder vergnügst du dich mit den Fragen, die wie Flummis in deinem Kopf herumhüpfen? 

Ich seufzte und verdrehte meine Augen. Plötzlich bemerkte ich, dass jemanden hinter einem Baum stand. Ich kneifte meine Augen kurz zusammen, damit ich besser erkennen konnte. In der Tat, da stand jemand und es sah so aus, als würde er direkt hierher schauen. Zu mir rauf.

Wer ist das?

Plötzlich klopfte jemand an die Tür und mein Herz blieb für ein paar Sekunden zum stehen und lief dann wie eine Maschine auf Hochtour.

Ich drehte mich zur Tür und hielt mich zur Sicherheit am Türklinken von dem Balkon fest, weil ich das Gefühl hatte, dass meine Beine nachgaben.

<< Herein! >>, sagte ich und guckte gleichzeitig wieder aus dem Fenster, um zu sehen, ob hinter dem Baum immer noch jemand stand aber da war niemand mehr.

Das kann doch nicht sein? Vorhin stand doch noch jemand da und jetzt?  Habe ich das nur eingebildet? Sunny, du brachst dringend Urlaub!

<< Sunny? Darf ich rein kommen? >>

Julien, der seinen Kopf durch den kleinen Spalt aus der Tür rein guckte, sah mich fragend an.

Na toll, dass auch noch!

<< Klar. >>, sagte ich und versuchte mich zu beruhigen.

Was will er überhaupt hier in mein Zimmer? Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen?

Warte Mal! Mich in Ruhe lassen?

Warum denke ich das jetzt so?

Julien trat rein und machte die Tür hinter sich zu. Als er sich wieder zu mir wand, ließ er seine Blicke durch den Raum wandern und sah mich wieder an.

<< Ist alles okey mit dir? Du siehst so aus, als hättest du einen Geist gesehen. >> Er sah mich besorgt an und machte einen Schritt in meine Richtung.

Ja, dass kannst du Laut sagen!

<< J...ja, klar! Alles okey. >>, versuchte ich glaubwürdig zu klingeln.

Julien, der seine Blicke immer noch auf mir ruhten, nickte kurz und ich wusste ganz genau, dass er mir kein Glauben schenkte.

<< Was wolltest du eigentlich? >>, fragte ich nach und versuchte das Thema zu wechseln.

<< Ach ja...Nun ich wollte noch Mal fragen wie es dir so geht. Konnte vorhin im Gespräch nicht dazu kommen. >>

<< Hmm...ja. Wie gesagt, mir gehts gut. Danke fürs fragen. >> Mehr viel mir nichts ein. Was sollte ich denn bitte ihn sagen sollen?

Nein, mir gehts miserabel, weil irgendwelche Vampire uns verfolgen und vielleicht uns noch umbringen wollen. Und nebenbei bleibt mir das Ereignis von gestern im Keller, wie ein Klammeräffchen im Gehirn hängen und hinterlassen mir ein großes Fragezeichen, wobei du dir darüber anscheinend keine Gedanken machst!

Julien sah mir mit verschränkten Armen an und setzte seinen Stirn in Falten.

<< Eins muss ich dir sagen, lügen ist nicht eine deine Stärken. >>, sagte Julien amüsierend und fing an zu grinsen.

<< Wie bitte? >>

Das gibt es doch nicht! Macht der Typ sich gerade lustig über mich?

<< Du kannst nicht lügen. Das will ich dir damit sagen. >> Er grinste noch breiter, wobei er dann anfing zu lachen.

Der macht sich also doch über mich lustig.

Plötzlichwar ich wütend.

<< Bist du mit dem Lachen endlich fertig? >>, fragte ich mit einem harten Unterton und verschränkte meine Arme vorm Brust.

Langsam erstarb Juliens Lachen und er sah mich verwirrend an, so als hätte er diese Reaktion von mir gar nicht erwartet.

<< Tut mir Leid. Ich wollte...ich hatte nie die Absicht gehabt, dich... >>

<< Ist schon gut Julien. Ist schon gut... >>, unterbrach ich ihn und drehte mich wieder zum Fenster um.

Er hatte ja Recht, lügen konnte ich wirklich besonders nicht gut. Wie denn auch, wenn meine Gefühle so stark geprägt waren?

Ja, wenn es ums Gefühle ging, war ich zu sensibel und verletztlich. Ich wünschte, ich wäre wie die meisten Menschen, mit eine harte Schale, die sich gegen solche Gefühle schützen konnten und damit keine Probleme bzw eine Last mit sich schleppen mussten.

<< Du hast Recht, ich kann wirklich nicht gut lügen. Das konnte ich nie besonders gut...>>

<< Sunny...>>

<< Ehrlich gesagt, geht es mir nicht gut Julien. Zurzeit geht es mir wirklich nicht gut, weil...weil alles so durcheinander und so kompliziert geworden ist. Ich blicke einfach nicht mehr durch. Es ist so viel passiert in letzter Zeit. Ich hatte nicht Mal die Zeit, um ein Ereignis zu verdauen, um damit klar zu kommen, mich in die Sache ein zu gewöhnen, weil schon das nächste Ereignis unterwegs ist.>>, sagte ich ruhig und schaute immer noch raus.

Plötzlich trat Julien hinter mich und  drehte mich zu sich um, damit ich ihn ansehen konnte.

<< Hey, alles wird gut. Ich weiß, dass die Lage jetzt nicht angenehm ist und das es für dich und Nelly schwer ist, dass alles zu verdauen und zu akzeptieren. Ich wünschte...ich wünschte nur dass ihr das Alles hier nie erleben müsstet. Aber eins Versprechen wir euch, wir werden nicht zu lassen, dass sie euch etwas antun. Egal wer, wir werden euch beschützen.  >>

Plötzlich kamen mir die Tränen und ich hatte nicht genug Zeit, um das zu verhindern.

<< Hey, nicht weinen. Komm her. >>

Julien zog mich noch näher an sich und umarmte mich einfach. Ich stand da wie versteinert, ohne Reaktion und das einzige was ich spürte, war Juliens Nähe, die mir gut tat. Die Tränen liefen immer noch an meine Wangen herunter, doch sie hinderten mich nicht daran, Juliens Umarmung zu erwidern. Wie ein Roboter umarmte ich Julien ebenfalls und schloss meine Augen. Ich fühlte mich so sicher, so geborgen und verstanden. Julien sagte nichts und dafür war ich ihn so Dankbar, denn man sagt ja "Manchmal braucht man keine Worte, sondern nur eine Umarmung".

Der Klang der Ewigkeit ( Bd 1)Where stories live. Discover now