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"Ist das ... denn schlimm?" frage ich ängstlich. Sie sieht mich sauer an. "Eigentlich ja, aber wir können das doch einfach vergessen. Wir tun so, als wäre nie etwas vorgefallen." sagt sie, ohne jegliches Gefühl in der Stimme. Sie will das alles einfach so vergessen? Ja ok, ich erinnere mich nur bruchweise daran, aber das will ich doch nicht vergessen! "Ich will das nicht vergessen ..." gebe ich murmelnd ich. Meine Augen brennen und ich habe das Gefühl, ich müsste gleich weinen. Warum heule ich jetzt?! Ich kenne Rose seit 2-3 Tagen und sie bringt mich jetzt schon durcheinander. Sie dreht sich von mir weg und seufzt. Will sie mich nicht ansehen? Ohne darüber nachzudenken tapse ich zu ihr und umarme sie. Ich drücke sie fest an mich, damit sie mich nicht wegschieben kann. "Lady, lass das." seufzt sie genervt aber ich schüttle den Kopf. "Nein, ich will nicht." protestiere ich. "Benimm dich nicht wie ein kleines Kind!" schimpft sie nun. Wie ein kleines Kind? "Das ist es doch, was dich an mir hindert ... Ich bin doch nur ein 'Kind'!" jammere ich. Ich hasse es, wenn man mich als Kind bezeichnet. Ich kann mich sehr erwachsen benehmen, im Gegensatz zu anderen in meinem Alter. Rose dreht sich wieder zu mir und drückt mich an den Schultern weg. "Ich hab dich gern, ja? Du kannst dich wahrscheinlich nicht mehr oder nur kaum daran erinnern, aber du hast fast die ganze Nacht über mit mir geredet, wie das sonst niemand mit mir gemacht hat und ich habe dich wirklich für älter gehalten. Nicht wegen deines Aussehens, sondern von deinem Verhalten her, doch kannst du dir vorstellen wie das rüber kommt, wenn eine 23 jährige mit einer 16 Jährigen zusammen ist? Die Leute würden mich für pädophil halten. Außerdem bist du jetzt meine Praktikantin und das macht es nicht gerade besser." Ich kann in ihren dunklen Augen erkennen, wie sie mit den Tränen kämpft. "Aber wenn niemand von uns weiß, kann doch nichts passieren ..." schluchze ich. Ich weiß nicht warum. Ich will sie auf keinen Fall gehen lassen. Sie ist ehrlich zu mir und nicht so wie die ganzen Tussen aus meiner Klasse, die mir sagen, dass sie mich mögen aber hinter meinem Rücken lästern. "Ich will dich nicht gehen lassen ..." hänge ich hinterher. Auf ihren roten Lippen erscheint nun ein kleines Lächeln. "Ich dich auch nicht. Das ist echt seltsam. Ich kenne dich nicht länger als 3 Tage und trotzdem fühlt es sich so an, als würde ich dich schon immer kennen." erwidert sie und nimmt mich fest in den Arm. Ihre blassen Hände, mit den schwarz lackierten Fingernägeln, streicheln über meine bunt gefärbten Haare. Jeder andere wäre jetzt sicherlich eifersüchtig auf mich, so wie sie mich an ihre Brust drückt. "Ich bekomm keine Luft." lache ich, genauso wie sie. Sie schiebt mich wieder ein Stück zurück, um mich dann langsam zu küssen. Es fühlt sich so an, als würden wir versuchen uns nicht gegenseitig kaputt zu machen. Als wir uns wieder voneinander lösen, schreckt sie ein wenig zurück. "T-tut mir leid ..." stottert sie verlegen, aber ich drücke mich fest an sie. "Wofür entschuldigst du dich? Dafür, dass du mich glücklich machst?" frage ich und schaue zu ihr hoch. Sie ist echt groß für eine Frau, während ich ein kleiner Umpalumpa bin. "Eigentlich dürfen wir das nicht ..." murmelt sie ein wenig geistesabwesend. "Eigentlich. Eigentlich darf ich auch kein Alkohol trinken, eigentlich darf ich nicht rauchen, eigentlich darf ich mich nicht ständig auf dem stillgelegten Psychiatriegelände rumtreiben. Besonders nicht um 1 Uhr nachts." kichere ich. Vielleicht bin ich ein wenig draufgängerisch, aber wenigstens hab ich Spaß dabei. "Was zur Hölle machst du da und seit wann rauchst du?!" fragt sie empört. "Keine Ahnung. Einfach mich dort aufhalten. Es ist einer dieser Orte, wo man das Gefühl hat, dass man Schreie hört. An Halloween kommen immer kleine Kinder, die ich dann erschrecke." lache ich mit dem Gedanken, wie ich mir letztes Halloween eine Zwangsjacke angezogen hatte und zwei kleinen Jungs hinterher gerannt bin. Sie lacht zwar ein bisschen, doch dann guckt sie wieder ernst. "Du hast meine Frage noch nicht beantwortet." fordert sie mich auf. Ich rolle mit Augen. "Ich rauche nur E-Zigarette." antworte ich. "Nur? Wenn du wüsstest, was da alles drin ist." seufzt sie. "Ich lebe halt mit Risiko." sage ich grinsend. "Du bist wohl der beste Beweis dafür." füge ich hinzu. "Naja, das ist eher mein Risiko und nicht deins." Sie schaut mich wieder böse an und ich bereue sofort, dass ich das gesagt habe. "Tut mir leid ..." bringe ich leise hervor. "Schon gut, lassen wir das Thema. Ich führe dich jetzt rum. Du bist schließlich nicht wegen mir hier." sagt sie jetzt wieder etwas netter. Ich nicke und zusammen spazieren wir durchs Krankenhaus. Sie erklärt mir jeden Pups. Wofür manche Geräte da sind, wie man sie benutzt, was für Risiken sie haben aber höre garnicht richtig zu. Ich sehe ihr lieber dabei zu, wie sie jedesmal lächelt, wenn sie mich anschaut und wie ihre schwarzen Augen meine Blauen fast durchbohren.
Es ist mir egal, was andere von uns denken. Ich will, dass sie bei mir bleibt, denn ich glaube sie ist die Lücke in meinem Leben, die mir gefehlt hat.

Too young for you [GxG]Onde histórias criam vida. Descubra agora