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Ich laufe mit langsamen Schritten nachhause. Ihre Puppe ... Habe ich gerade einen großen Fehler gemacht? Ich glaube schon. Warum musste sie mich auch ansprechen? Sie hätte jeden nehmen können, also warum ich?! Gedankenverloren kippe ich beim Laufen ein wenig zu Seite. Ich spüre einen schlimmen Schmerz an meinem Arm. Mein Blick wandert dort hin. Der Drahtzaun, an dem ich vorbei gehe, hat mir den Unterarm aufgerissen. Wow, kann der Tag noch besser werden? Ich verdecke die Wunde mit meiner Strickjacke und laufe zum Krankenhaus. Rose würde sicher wütend werden, wenn ich es ausbluten lassen würde. Obwohl ich es gerade echt gern machen würde.
Als ich zur Rezeption gehe, sickert das Blut schon durch meine Strickjacke. Ich halte meine Hand darauf, damit Dana es nicht sieht. "Ist Dr. Adams gerade beschäftigt?" frage ich mit zusammen gebissen Zähnen. "Einen Moment, Kleine." sagt die Rothaarige und verschwindet kurz. Eine Weile später kommt sie mit Rose zurück. "Was gibt's denn, Lady?" Rose schaut mich fragend an und ich kremple meine Jacke nach oben, damit sie die Verletzung sieht. Sie schnappt erschrocken nach Luft. "Ist das schlimm?..." will ich wissen. "Ich glaube das muss sogar genäht werden! Dana, hol mir bitte schnell Dr. Tomoe. Was hast du denn angestellt?!" Sie nimmt mich hoch und trägt mich in einen der vielen Räume. Dort setzt sie mich auf einer Liege ab. "Es war ein Versehen, Rose." schluchze ich unschuldig. Es war doch wirklich nicht extra. Sie schaut mich etwas kritisch an, doch da kommt schon der andere Arzt in den Raum. "Mit oder ohne Narkose?" fragt er eilig. Eh, keine Ahnung. Gar nichts? "Mit Narkose ..." antworte ich ängstlich. Ich will dem doch nicht zusehen, wie der an mir rum näht. Rose macht mir zärtlich die Infusion in die Hand und zeigt mir, dass ich mich hinlegen soll. Das tue ich und schon ein paar Sekunden später schlafe ich ein.

-Rose's Sicht-
Nachdem Dr. Tomoe ihr den Unterarm zugenäht hat, bringe ich sie in ein leeres Krankenzimmer. Was hat sie nur angestellt? Ich hoffe, das war nicht mit Absicht! Sie ist noch so klein und emotional. Ich habe Angst, dass sie Depressionen oder so bekommt. Ich kenne mich zwar nur physisch aus mit dem menschlichen Körper, doch ihr sieht man an, dass viel auf ihr lastet. Warum musste meine Mutter auch unbedingt heraus finden, dass Lady so jung ist?! Dann würde ich hier jetzt sicher nicht sitzen und weinend darauf warten, dass Lady wieder aufwacht und ich sie nachhause bringen kann ... "Meine süße kleine Lolita ... Was hast du nur?..." flüstere ich und streiche, mit meiner Hand, über ihre blasse Wange.
Nach etwa einer Stunde, wacht sie endlich auf. "Rose ..." murmelt sie noch halb benebelt und streckt ihre Arme nach mir aus. Ich nehme ihre kleinen Hände in meine und lächle sie an. "Bist du richtig wach? Was ist 1+1?" teste ich sie, um zu sehen, ob sie wirklich bei sich ist. "Liebe ..." Sie öffnet schwer ihre blauen Augen. "Liebe?" wiederhole ich verwundert. "Ja, ein Mensch plus noch ein Mensch ergibt Liebe." meint sie und lächelt etwas betreten. Sie ist so süß. "Deine Art der Mathematik soll mal jemand verstehen." lache ich und nehme ihr vorsichtig die Infusion raus. "Meine Art ist eben viel schöner, als die, die man in der Schule lernt oder im Beruf verwendet." kichert sie. "Das stimmt." Ich klebe ihr ein Pflaster auf die Stelle, wo vorher die Infusion drin war und hebe sie hoch.
Mein Chef ist so nett und lässt mich früher gehen, doch dafür muss ich morgen länger arbeiten. Egal, für Lady lohnt sich alles.

Zuhause setze ich sie auf der Küchentheke ab. "Ok, bevor du mir erzählst, wie du es hinbekommen hast, deinen Arm so aufzureißen, eine kleine Frage. Hast du heute schon etwas gegessen?" Es ist mir immer noch wichtig, dass sie genug isst. Wenn ich mal nicht aufpasse, vergisst sie es einfach und isst dann den ganzen Tag über nichts. Sie schüttelt den Kopf, also fange ich an ihr ein Brot mit Nutella zu schmieren. "Dann leg mal los." sage ich dabei und warte auf ihre Erklärung. "Ich bin von der Schule nachhause gelaufen und als ich plötzlich ein wenig zur Seite gekippt bin, war da ein Drahtzaun, der mir den Arm aufgeschlitzt hat." erklärt sie mir. "Wieso bist du zur Seite gekippt?" will ich wissen und gebe ihr das Brot. Sie schaut es schweigend an. "Hast du wieder zu wenig gegessen?" Mein Ton ist streng. "Nein, ich hab gegessen, wirklich! Ich weiß doch, dass du böse wirst, wenn ich zu wenig esse ..." schluchzt sie und beißt einmal vom Brot. "Was war dann?" hacke ich nach. "Weiß nicht, ich war einfach in Gedanken versunken ..." Ihre Antwort macht mich stutzig. Ich würde zu gern wissen, was sie so beschäftigt hat, doch sie wird es mir sicher nicht sagen. "Iss das Brot auf." stöhne ich gestresst und bringe ein paar meiner Unterlagen ins Büro. "Bitte sei nicht sauer ... Es war wirklich nicht extra ..." höre ich sie aus der Küche weinen und gehe dann sofort wieder zurück. "Süße, ich bin nicht sauer. Ich mache mir einfach nur Sorgen." sage ich und nehme sie in den Arm. Sie klammert sich mit Armen und Beinen an mich und weint in meine Bluse. Ihr Brot ist dabei auf den Boden gefallen. "Ist doch gut, meine Kleine." seufze ich. Wenn ich nur wüsste, was du hast ...

Too young for you [GxG]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora