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-Rose's Sicht-
Als ich aufwache, sind Milena und Lady schon weg. Die beiden müssen ja schon so früh zur Schule. Ich stehe auf, nehme eine kurze Dusche und ziehe mich an. Juliet maunzt hungrig nach Frühstück, während ich mir meine langen knotigen Haare föhne. Lady sagt immer, dass sie meine Haare liebt und trotzdem brauche ich gefühlte Stunden, um die Knoten auszukämmen. "Du bist so ein Fettsack." lache ich, als Juliet mir, immer noch maunzend, in die Küche folgt. Ich öffne eine Dose mit Katzenfutter und schütte es in ihren Napf. Danach pack ich meine Tasche, um zur Arbeit zu gehen.

Im Krankenhaus kümmere ich mich um einen jungen Mann, der noch vor ein paar Stunden einen Autounfall gebaut hatte. Er ist mit ein paar Schrammen davon gekommen, dabei war er der Geisterfahrer, der gegen das Auto einer schwangeren Frau geknallt ist. Seinetwegen hat sie ihr Kind verloren, hat mir Dana erzählt. Was sich das Schicksal wohl dabei gedacht hatte? Außerdem ist er unausstehlich. "Dass ich so eine hübsche Ärztin bekommen habe, nachdem was passiert ist." raunt er widerlich, als ich ihm Schmerzmittel bringe. "Sie können heute schon wieder nachhause, also feinden sie sich besser nicht mit mir an." erwidere ich bissig und funkle ihn böse an. "Warum so bitter? Sind Sie etwa schon vergeben und wenn ich mich an Sie ranmache, kommt ein riesiger Muskelprotz und verprügelt mich?" fragt er lachend. Nein, wohl eher eine kleine dünne Lady, die zum Monster wird, wenn jemand versucht mit mir zu flirten. Ich ignoriere ihn und gehe wieder aus dem Raum. Hoffentlich ist dieser schmierige Typ bald weg. Meine Schritte gehen ein paar Zimmer weiter zu der Frau, die Opfer des Unfalls wurde. "Wie geht es Ihnen?" frage ich lieb, als ich ins Zimmer komme und die Tür hinter mir schließe. Die Frau lächelt mich etwas betreten an. "Naja, wie soll es mir schon gehen? Heute morgen hatte ich noch mein Kind im Bauch und jetzt haben sie es rausgenommen." schluchzt sie. Ich gebe ihr eine große Packung Taschentücher. "Das war eines der unfairsten Dinge, von denen ich weiß, dass sie passiert sind." murmele ich und denke an den widerlichen Typen, den man eigentlich mit einer Axt kastrieren sollte. "Sie sehen noch sehr jung aus, haben Sie schon so viel Unfaires erlebt?" will die weißblonde Frau wissen. Ich setze mich zu ihr ans Bett. "Naja, eigentlich war ich schon immer ziemlich verwöhnt, bis jemand in mein Leben getreten ist und alles auf den Kopf gestellt hatte." kichere ich und denke an mein süßes kleines Mädchen, welches jetzt wohl gelangweilt im Unterricht sitzt. Meine Aussage bringt sie zum Lachen. "War bei mir genauso." meint sie. Hoffentlich konnte ich sie damit etwas ablenken. Die eingekehrte Ruhe wird von meinem Chef unterbrochen, der aufgebracht ins Zimmer stürmt.

-Ladys Sicht-
"Können wir Rose und Papa im Krankenhaus besuchen gehen?" fragt mich Milena, als ich sie von der Schule abhole. "Sie werden bestimmt viel zutun haben ... Mir wurde in der Schule erzählt, dass heute auf der Autobahn gleich zwei Unfälle auf einmal gebaut wurden." erzähle ich und nehme sie an die Hand, um mit ihr über die Straße zu gehen. "Aber ich hab ein ganz tolles Bild für Papa gemalt." meint sie und holt ein gefaltetes Papier aus ihrer Hosentasche. Ich öffne es und ein süßes Bild kommt mir entgegen. Es stellt ihren Vater dar, der mit einem breiten Lächeln drei Kindern in Krankenbetten Tabletten gibt. "Ok, gut. Wir bringen ihm das als Überraschung, ja?" schlage ich vor, worauf sie vor Freude in die Luft springt.

Das Krankenhaus ist heute voll mit Krankenschwester und Ärzten, die unruhig durch die Gegend huschen. Dana sitzt verzweifelt an der Rezeption und hat ein Telefongespräch nach dem anderen. "Da ist Papa!" sagt Milena, zeigend auf ihren Vater, der gerade mit einem sorgenvollen Blick in ein Krankenzimmer verschwindet. Milena lässt meine Hand los und rennt zum Zimmer. "Hey, warte!" Doch da ist sie schon rein gegangen. Ich komme ihr hinterher. Im Zimmer liegt eine weißblonde Frau im Bett, deren Gesicht vom Weinen schon ganz aufgequollen ist. An ihrem Bettende sitzt auch Rose, die uns überrascht anschaut. "Das hat mir gerade noch gefehlt!" stöhnt Milena's Vater wütend. "Wir wollten dich besuchen kommen, Papa ... Was ist passiert?" will das kleine verschreckte Mädchen wissen. "Milena, bitte geh raus. Wir reden später."
"Nein! Ich will wissen, was passiert ist!" protestiert sie. "Jean, lass sie ruhig. Im Endeffekt müssen wir es ihr erzählen." seufzt die weißblonde Frau. Ist das Milena's Mutter? "Was macht ihr überhaupt hier, Lady?" fragt mich Rose verwundert. Die Situation ist mir echt unangenehm, so wie mich jetzt alle ansehen. "Eh, also Milena wollte ihrem Vater nur ein hübsches Bild mitbringen, was sie in der Schule gemalt hatte ... Ich- tut mir leid, ich dachte mir schon, dass hier heute viel los ist ..." Mir ist mehr als unwohl. "Klingt toll. Zeig es mir doch mal, Süße." Milena holt ihr Bild raus und drückt es ihrer Mutter in die Hand. "Ich hab mir große Mühe gegeben ..." murmelt sie kleinlaut. Ihre Mutter sieht so aus, als würde sie gleich wieder weinen. Milena's Vater hingehen scheint gleich an seinem hohen Stressfaktor zu sterben. Ich tapse vorsichtig zu Rose und frage sie flüsternd, was passiert sei. "Milena's Mutter hat ihr Baby verloren ..." antwortet sie mir leise und traurig. Jetzt weiß ich auch, warum ihr Vater so aufgewühlt ist. "Du hör mal, geh wieder mit dem lieben Mädchen nachhause und heute Abend erzähle ich dir, was war. In Ordnung?" schlägt ihre Mutter vor. Milena nickt, obwohl sie nicht ganz einverstanden scheint. "Das ist übrigens Lady. Sie wohnt mit Rose neben uns." sagt sie noch. "Dann brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen, dass wir blöde Nachbarn haben." Diese Frau weiß, wie man mit Kindern umgeht und eine schwere Stimmung vertuscht. Ich halte Milena meine Hand hin und wir gehen schweigend wieder aus dem Krankenhaus.

// Wie gefällt euch das neue Cover? ^_^

Too young for you [GxG]Where stories live. Discover now