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Am Donnerstag Morgen holt mich Rose ab. Leider muss ich alleine mit den Krücken laufen, denn Rose meint, ich müsste das lernen. Den ganzen Weg, bis zum Krankenhaus, zittere ich vor Kälte und vor Angst mich gleich voll auf die Schnute zu legen.
Im Krankenhaus geht Rose dann ihren üblichen Pflichten nach, während ich mich zu Mrs. Wilson geselle. Sie scheint heute etwas fiter, als sonst, was mich freut. Vielleicht kann sie ja bald endlich raus hier. Eine halbe Stunde lang erzählt sie mir, wie langweilig die letzten zwei Tage ohne mich waren. Ich habe mich genauso gefühlt. Ihren Lebensgeschichten zu lauschen habe ich zu sehr vermisst in dem leisen Krankenzimmer, wo ich gestern noch lag. "Mrs. Wilson, erzählen Sie mir bitte von Dr. Adams' Mutter und ihrer Freundin." bitte ich sie. Mrs. Wilson grinst ein wenig verträumt. "Das scheint euch beide ja sehr angetan zu haben, nicht wahr?" lacht sie, worauf ich erschreckt zusammen zucke. "Sie wissen von?..." Ich bekomme nicht mal den Satz zu Ende. "Ja, aber keine Sorge. Bei mir ist euer Geheimnis sicher. Und was diese beiden betrifft ... Wie hieß sie noch gleich?... Charlotte ... Ach, ja! Charlotte Hawkins hieß das Mädchen! Sie-" Weiter kommt Mrs.Wilson nicht. Vor Entsetzen stehe ich auf, was mein Knie nicht mitmacht, sodass es weg knickt und ich auf den Boden falle. "Was hast du denn?!" fragt Mrs. Wilson verwundert und reicht mir ihre Hand, damit ich mich wieder aufs Bett setzen kann. Ich habe nun noch mehr Schmerzen im Knie, als davor schon. Doch ich beachte die Schmerzen nicht. Es kann doch nicht sein dass ... "Meine Mutter hieß Charlotte Hawkins." murmele ich abwesend. In meinem Kopf rattert es fürchterlich. "Deine Mutter? Jetzt wo du es sagst, dann kann das gut möglich sein. Die großen blauen Augen, die kleine Stupsnase, die kleine Statur ... Ja, ich glaube, sie war es wirklich." Es überrascht mich ein wenig, wie gut sie sich zurückerinnern kann.

Etwas später stolpere ich mit meinen Krücken durchs halbe Krankenhaus, um zu Rose's Büro zu kommen. Sie müsste jetzt Mittagspause haben, ich muss es ihr unbedingt erzählen! Als ich die Tür aufmache, sehe ich Rose's Mutter. Sie erblickt mich ebenso und stoppt ihre Unterhaltung mit Rose. "Na Hallo, das kleine Mädchen, dass so schlimm hustet. Wo ist denn deine Atemschutzmaske? Die solltest du hier im Krankenhaus lieber tragen." meint sie. "H-Hab sie vergessen ..." stottere ich leise, mit der Angst, etwas Falsches zu sagen. Rose sieht nun auch ziemlich nervös aus. "Sie hat Recht, komm her, ich gib dir eine Neue." versucht Rose ruhig zu sagen, aber ich höre die Panik in ihrer Stimme. Sie kramt die Maske aus einem kleinen weißen Schrank und zieht sie mir über. "Und dein Bein hast du auch kaputt bekommen. Scheinst ein echtes Glückskind zu sein." sagt Rose's Mutter und verzieht dabei ihr Gesicht. Ich nicke darauf einfach nur stumm.
Eine lange, lange, lange Ewigkeit reden die beiden noch weiter. Es kommt mir vor, wie Stunden. "Ich muss dann langsam mal wieder." sagt Rose's Mutter endlich. Sie umarmt ihre Tochter und schaut mich dann nochmal an. "Ist was?" fragt Rose, die ihren Blick bemerkt. "Nein, nein. Ich hab nur nachgedacht. Irgendwie erinnerst du mich an etwas." meint Rose's Mutter an mich gewandt. Sie schaut nachdenklich drein, verabschiedet sich und verschwindet dann aus der Tür. Rose seufzt erleichtert. Sie hebt mich hoch, worauf ich meine Krücken fallen lasse, die daraufhin zur Seite kippen, und setzt mich, wie üblich, auf ihren Schreibtisch. Ihre blasse Hand streift meine Atemschutzmaske runter. "Ich musste mich den ganzen Tag beherrschen nicht gleich bei dir und Mrs. Wilson einzustürmen, um dich zu küssen." Meine Wangen werden heiß bei ihren Worten. "Dann hast du jetzt freie Bahn." Und ein kleines Grinsen huscht über meine Lippen. Sie lächelt zufrieden, krallt sich mit ihren langen schwarz lackierten Nägeln in meinen Pulli und legt ihre Lippen auf Meine. Sofort fängt sie an, mich leidenschaftlich zu küssen, was ein Kribbeln zwischen meinen Beinen hervorruft. Reflexartig drücke ich sie zusammen. "Hast du meine Küsse die letzten Tage sehr vermisst?" ärgert Rose mich. Ich ziehe eine Schnute. "Nein, hab ich nicht." lüge ich und drehe meinen Kopf beleidigt zur Seite. "Du lügst!" Ich spüre ihren heißen Atem an meinem Ohr. "Ich weiß es." haucht sie kichernd. "Ständig ärgerst du mich." Ich schiebe sie ein Stück von mir weg. "Tut mir leid, du bist einfach zu süß." kichert sie und zieht mich wieder an sie ran. "Ich wünschte, ich könnte dich heute mit zu mir nehmen und über Nacht da haben ..." Sie gibt einen tiefen Seufzer von sich. "Warum machst du es nicht einfach?" frage ich ein wenig schüchtern und mit heißen Wangen. "Ich weiß nicht ... Glaubst du deine Eltern erlauben dir das?" Ihre dunklen Augen sind ein bisschen größer geworden und scheinen jetzt voll mit Hoffnung zu schimmern. "Tz, denen ist das egal. Und Amber sage ich, dass ich bei irgendeiner Freundin schlafe." sage ich, worauf sie süß lächelt. "Jaa, dann gehörst du nur mir!" Sie drückt mich noch fester an sich, sodass ich schon nach Luft schnappe. Aber es macht mich glücklich, dass sie sich so freut. Und irgendwie ... Möchte ich ihr gehören. Nur ihr.

Too young for you [GxG]Место, где живут истории. Откройте их для себя