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-Ladys Sicht-
Ich gehe ins Schlafzimmer meiner Mutter und habe das geliebte Märchenbuch dabei im Arm. Meine Mutter schaut aus dem Fenster und erst als ich sie anspreche, bemerkt sie mich. "Was machst du denn hier?" Sie klingt ein wenig schockiert, doch ihr Gesichtsausdruck wendet sich dann zu einem sehnsüchtigen Lächeln. "Liest du mir was vor?" Meine Stimme klingt kindlicher, als sonst schon. Sie kommt auf mich zu und kniet sich zu mir herunter. Ihre kränklich blasse Hand streicht liebevoll über meine Wange. "Das geht leider nicht." meint sie und lächelt mich an, obwohl ich sehe, dass sie Tränen in den Augen hat. "Wieso nicht?" frage ich verwirrt. Sonst liest sie mir immer vor, wenn ich lieb danach frage. "Du musst zurück." seufzt sie nun etwas traurig. "Zurück?" wiederhole ich unwissend. "Ja, vermisst du Rose denn nicht?" Ihre Worte hallen durch meinen Kopf. Rose. "Wo ist sie?" will ich wissen. "Jedenfalls nicht hier. Wach wieder auf, Lady. Sie wartet bestimmt schon auf dich." Ihr Lächeln kehrt zurück, doch es sieht eher traurig, als glücklich aus. "Und was ist mit dir?" Ich will sie hier nicht alleine lassen. "Ich bleibe hier. Keine Sorge, wenn die Zeit reif ist, sehen auch wir uns wieder. Versprochen." Eine Träne rinnt, wie in Zeitlupe, über ihr geisterhaftes Gesicht. Sie nimmt mich noch einmal in den Arm und drückt mich dann Richtung Tür. "Wir sehen uns wieder?" Meine Stimme zweifelt. "Wir sehen uns wieder." sagt sie fest entschlossen. Ein letztes Mal lächeln wir uns an und dann gehe ich wieder durch die Tür. Das Märchenbuch fest an meinen Körper gedrückt.
Meine Augen lassen sich schwer öffnen, als wären meine Augenlider aus Blei. Ein grelles Licht blendet mich, aber nach ein paar Sekunden gewöhne ich mich daran. Ich liege in einem völlig weißen Zimmer. Um mich herum laufen zwei Krankenschwestern herum, die ständig irgendwelche Geräte checken. Schon wieder bin ich hier gelandet. Ich finde immer hier hin zurück. Zu Rose ins Krankenhaus. Der Gedanke daran lässt mich lächeln. Eine der Krankenschwester bemerkt das und kommt zu mir ans Bett. "Lady, bist du wach?" Ihre Worte schallen und ich brauche eine Weile, um sie zu begreifen. "Ja. Wo ist Rose?" frage ich. Ich will zu Rose. "Rose?" Sie scheint ihren Vornamen nicht zu kennen. "Dr. Adams." sage ich. "Dr. Adams hatte sich doch heute krank gemeldet, oder?" Sie richtet sich zur anderen Krankenschwester, die darauf nickt. "Kennst du sie?" will sie wissen. "Ja. Ich will zu ihr. Bitte." Ich kann nur schwer sprechen. Es ist sogar eher nur ein Hauchen oder Flüstern. "Ich werde mich darum kümmern. Du bleibst schön brav im Bett liegen!" warnt sie mich und verschwindet dann aus der Tür. Erst jetzt, wo die andere Krankenschwester weg ist, fällt mir auf, wie sehr mir alles schmerzt. Jedes einzelne Gelenk, jeder blaue Fleck, mein Bauch, mein Kopf und sogar meine Nase. Alles tut so weh. "Hier hast du Schmerzmittel." Die, in weiß gekleidete, Frau gibt mir ein Glas Wasser und zwei Schmerztabletten, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

-Rose's Sicht-
Die ganze Nacht saß ich im Wartezimmer, sodass ich sogar dort eingeschlafen bin. Dana rüttelt mich wach. "Hey, Sie Schlafmütze. Ihre ehemalige Praktikantin ist wach." sagt sie lächelnd. Sie ist eine der wenigen, die wissen, was zwischen mir und Lady ist. Moment, sie ist wach?! "Wirklich?!" Vor Freude fange ich an zu weinen. Sie nickt und bringt mich in das Zimmer, in dem sie liegt. Sie schluckt gerade ein paar Tabletten quälend runter und scheint gar nicht gemerkt zu haben, dass Dana und ich reingekommen sind. "Du kannst ruhig Pause machen. Dr. Adams kümmert sich jetzt um sie." meint Dana zu der mir unbekannten Krankenschwester, die dann mit ihr zusammen raus geht. Bei dem Namen Dr. Adams hat Lady aufgeschaut. Ihre unschuldigen großen blauen Augen schauen mir in die Seele und ich gebe einen tiefen Schluchzer von mir. Einfach nur vor Freude. "Du lebst." stelle ich weinend fest. Sie entgegnet mir mit einem wunderschönen Lächeln. "Ich glaube schon." Auch ihr laufen nun Tränen an den blassen Wangen hinunter und ihre Arme strecken sich nach mir aus. Ich setze mich zu ihr ans Bett und drücke sie vorsichtig an mich. Ich will ihr nicht wehtun. Eine Weile verharren wir so, doch das stört mich nicht. Ich weine glücklich in ihr T-Shirt, nehme ihren lang ersehnten Duft in mich auf und lausche ihrem Herzschlag. Es schlägt, ich bin so froh. Sie fährt mit ihren kleinen Händen durch meine tiefschwarzen Haare. "Ich konnte es dir noch gar nicht sagen." fällt mir auf. "Was denn?" will sie verwundert wissen. Ich löse mich aus ihren Armen und nehme ihr Gesicht vorsichtig in meine Hände. Sie schmiegt sich, wie eine Katze, an sie und seufzt friedlich. "Meine Mutter hat endlich eingesehen, dass man uns nicht auseinander reißen kann." schluchze und lache ich gleichzeitig. Sie macht große Augen und schaut mich damit erst verwirrt an. "Wir können zusammen bleiben?" fragt sie und ihre Hoffnung scheint wie eine Blume aufzublühen. Ich lächle und fange als Antwort an, sie sanft zu küssen. Sie erwidert meinen Kuss fröhlich schluchzend und schlingt sehnsüchtig ihre Arme um mich. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihre weichen süßlichen Lippen auf meinen vermisst habe. Wir lösen uns wieder langsam voneinander und schauen uns tief in die Augen. Blau und Schwarz. "Heißt das, dass ich jetzt erwachsen bin?" Ich lache bei ihrer Frage. "Nein. Du wirst immer ein kleines Mädchen bleiben. Mein kleines Mädchen. Meine Lolita." meine ich und streichle mit meinem Daumen ihre Wange.

// Frage an euch. Wer will, dass es weiter geht? :D Oder seid ihr mit so einem Ende zufrieden? Ich weiß nicht, was euch lieber wäre ^^

Too young for you [GxG]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن